Unter blauen Sonnen – Kai Hirdt
Die Posmi Diva Wintersturm hat auf Armstrongs Welt Daten erhalten, die von Sonden des Commonwealth aufgezeichnet wurden. Demnach gibt es einen sechsdimensionalen Impuls in einer Region der Galaxis Wolf-Lundmark-Melotte, dem Gucky nun nachzugehen gedenkt. Im Juli 2098 erreicht die THORA den Planeten Amboriand, der von zwei blauen Sonnen beschienen wird. Mit der TAYGETTE, einem Beiboot, nähert man sich vorsichtig der Eiswelt. Die Geschehnisse mit dem Sternensand sind allen noch im Gedächtnis. Die Ortung entdeckt in einer Eiswüste ein halutisches Schiff. Gucky geht mit einer Space-Jet auf Erkundung. Die drei Haluter Bouner Haad, Kro Ganren und Madru Bem begleiten den Ilt. Außerdem die Posmi und die Xenotechnologin Jamelle Halloran.
In der Galaxis WLM sind mehrere Haluterschiffe verloren gegangen. Das Schicksal des Haluters Bessen Quar konnte geklärt werden. Nun wird die VANNTA Troton Gors aufgefunden. In das Schiff einzudringen, erweist sich als schwierig. Eine überraschend aggressive Fauna attackiert Guckys Team sowohl außerhalb, als auch innerhalb der VANNTA. Spinnenartige Tiere verletzen sogar die Haluter. Das Team ist angespannt. Troton Gor ist nicht an Bord und die Verwüstungen im Schiff deuten auf einen Kampf hin. Außerhalb der VANNTA kann den Spuren Troton Gors gefolgt werden. Die führen zu einem weiteren Haluterschiff unter dem Eis. Es ist die KOLOTO von Sogo Tolan. Offensichtlich ist Troton Gor zu dessen Unterstützung hierhergeeilt. Doch beide Schiffe wurden von einer unbekannten Kraft zu einer harten Landung gezwungen.
In der KOLOTO finden sich ähnliche Verwüstungen wie in der VANNTA. Außerdem wird die Leiche von Sogo Tolan an Bord entdeckt. Die Stimmung im Expeditionsteam verschlechtert sich. Die Kämpfe gegen die Fauna des Planeten haben auch den Halutern zugesetzt. Insbesondere Bouner Haad zeigt sich verstärkt aggresiv. Er gerät mit der Posmi aneinander. Außerdem hat das Team noch keine konkrete Spur von dem 6-D-Impuls. Kro Ganren kehrt auf die TAYGETTE zurück, um mit dem SI-Spürer Messungen anzustellen. Schließlich führt sie das in eine andere Gegend der Eiswelt. Tief unter dem Eis liegt die BOX-11. Eines der legendären ersten Posbi-Schiffe. Inzwischen stellt sich heraus, dass Bouner Haad an einer Vergiftung leidet. Es wird ihn töten. In der BOX-11 finden sie die Leiche von Troton Gor und sein Tagebuch. Der Inhalt zeigt, dass Sogo Tolan vergiftet wurde und an einem Gegenmittel arbeitete. Troton Gor, ebenfalls vergiftet, hat die Forschungen zu einem Gegenmittel fortgesetzt.
Gucky setzt seine Hoffnungen auf diese Forschungen, um Bouner Haad helfen zu können. Aber die BOX-11 hat noch andere Geheimnisse. Guckys Team auf dem Planeten bekommt es nun mit den Kräften zu tun, die den 6-D-Impuls erzeugt haben. Als wäre das nicht genug, offenbart sich eine weitere Partei. Guckys Suche nach dem ES-Fragment wird noch komplexer.
Rezension
Im Roman der Vorwoche wurde das, oder zumindest ein, Geheimnis von Diva Wintersturm aufgedeckt. Die Robotdame gab sich bisher eher einsilbig. Kai Hirdt verpasst der Posmi nun noch mehr Profil. Sie zeigt Emotionen oder simuliert diese geschickt. Zuweilen zeigt sich Trotz und sie scheint auch das eine oder andere Mal eingeschnappt zu sein. Wenn Gucky hier nicht zu viel hineininterpretiert. Sie ist zudem nicht nur redseliger in dieser Geschichte, sie ist auch angriffslustiger. Nicht nur verbal. Damit macht sie sich bei den drei Halutern nicht sonderlich beliebt.
Auch den drei Giganten von Halut, bzw. den Vieren, denn Kai nimmt die Ereignisse von Troton Gor als Tagebucheinträge auf, verpasst der Autor die eine oder andere Gefühlsregung, die man an diesen Figuren nur selten erlebt. Die Selbstbeherrschung bekommt den einen oder anderen Knacks, ohne das eine Drangwäsche der Anlass ist. Die Haluter sind ungewöhnlich aggressiv, in der einen oder andere Szene auch so wütend, dass sie einen Kontrollverlust erleben. Und sie verspüren sogar Angst. Interessanterweise lässt der Autor in manchen Szenen die in der Vergangenheit gelebte Praxis, das Planhirn in den Vordergrund zu stellen, hier ungenutzt. Die Riesen denken ausschließlich mit ihrem Ordinärgehirn.
Nicht ganz durchschauen kann ich die Chronologie der Ereignisse. Kmossens Schattengarde ist schon „lange“ in WLM tätig. Sie hat ein Gerät aus dem Relativschirm-Projektor und dem halutischen SI-Spürer gebastelt um Mitstreiter gegen die Wiederherstellung von ES zu gewinnen. Zunächst fehlt mir der Anlass, warum die BOX-11 überhaupt auf Amboriand im Eis liegt. Was war vorher so interessant, dass hier der Raumer strandete? Die Schattengarde hat es auf den Projektor für den Relativschirm abgesehen, der nach der Hyperimpedanzerhöhung nicht mehr funktioniert. Woher weiß sie von dem Gerät? Diese Allwissen der Gegner, wie das Gespräch zwischen Protoch und Gucky hier auch schön zeigt, ist doch reichlich übertrieben. Und dann müssen auch noch die Haluterschiffe angelockt werden, damit man den SI-Spürer in die Hand bekommt. Auch hier ist viel Wissen auf Seiten des Gegners vorhanden. Das wirkt nicht alles konsistent.
Ansonsten, ich sage es gerne, bin ich für diese Art von Geschichten affin. Zwei abgestürzte Raumschiffe, zwei verschollene Kommandanten auf einem öden Eisplaneten, der seine Geheimnisse zunächst zu wahren weiß. Lediglich die ausbleibenden Schlussfolgerungen des Einsatzteams auf dem Planeten bezüglich des unbekannten Gegners fallen negativ auf. Die Konfrontation mit der Schattengarde durchzieht die Expedition wie ein roter Faden. Zuletzt noch (im Heft zuvor) dachte Gucky in jeder freien Minute an Rapach und Danou Shinshid. Die beiden befanden sich ebenfalls im Archiv und waren im Duell mit Diva Wintersturm. Die Posmi hat die dort von Sonden der Hanse abgelegten Daten ausfindig gemacht. Nun tut sich Gucky überrascht, auf Amboriand erneut auf Kmossens Schergen zu treffen, bzw. sie vorher nicht als Gegner in Erwägung zu ziehen. Das ist naiv.
Kurzweiliger Roman. Ich bin gespannt, was es mit der Kosmokarawane auf sich hat.