Ansichten zu Perry Rhodan Heft 3271

Nieuw Amsterdam – Michael Marcus Thurner

Durch das Eingreifen von Ono Wolkenfahrt gelangt Perry Rhodan an Bord der LEUCHTKRAFT, die sich getarnt in unmittelbarer Nähe der TEZEMEDIA aufhält. Für Perry Rhodan ist es nicht der erste Aufenthalt an Bord dieser speziellen kobaltblauen Walze der Kosmokraten. Der Zwergandroide hat Rhodan erklärt, dass er den Auftrag von DAN erhalten hat, ihn aufzuhalten. Die beiden Kommandanten der LEUCHTKRAFT, Soynte Abil und Vetris-Molaud haben das Bordgehirn entsprechend angewiesen. Ono Wolkenfahrt ist DAN gegenüber loyal. Die beiden Maghane hingegen lehnt er als Verantwortliche des Schiffes ab. Damit die Anwesenheit von Perry Rhodan und Antanas Lato an Bord verschleiert wird, greift der Zwergandroide zu einer ungewöhnlichen Maßnahme. Die LEUCHTKRAFT hat sich der mentalen Eigenarten des früheren Kommandanten Alaska Saedelaere angepasst. Dadurch hat der Maskenträger Autoritätsansprüche erworben. Mit Perry Rhodan und dem Wissenschaftler will Ono Wolkenfahrt ähnlich verfahren. Der Zwergandroid tastet das Mentalvermögen der beiden Männer ab. Aus den Erinnerungen der beiden Männer werden in der LEUCHTKRAFT Polyrealitäten geschaffen, in die beide Besucher eintauchen können. Sie bleiben dadurch den Maghanen verborgen, passen sich aber langsam dem Schiff an, bzw. passt sich die LEUCHTKRAFT den beiden Männern an.

Im Jahr 1978 ist Perry Rhodan an der Ostküste der ehemaligen USA als Privatjournalist tätig. Amerika wird von den Chinesen beherrscht. Insbesondere die Westküste ist in den Händen der Sinos, wie die Chinesen genannt werden. Rhodan verdient seinen Lebensunterhalt damit, dass er Artikel an den Nieuw Amsterdameser Tribune verkaufen kann. Das NAT gilt als letztes Bollwerk im Kampf um die Meinungsfreiheit in Amerika und zahlt recht gut. Als Perry Rhodan eines morgens die NAT-Pagode betritt, wird er von einem zwergwüchsigen Mann aufgehalten. Der will ihn dafür bezahlen, dass er einen Mann namens Antanas Lato findet. Der Wissenschaftler ist verschwunden. Obwohl Perry nicht an eine große Story glaubt, lässt er ein Rendezvous mit Thora sausen und beginnt mit seiner Recherche. Sie führt ihn in seine Heimatstadt Manchester. Nach vielen Begegnungen landet er im Gefängnis, weil er zwei Sinos verprügelt hat. Sein Zellengenosse ist ein geheimnisvoller Mann namens Ospan Jesbolat. Der Alte überredet Rhodan zu einem Ausbruch. Der gelingt auch und die beiden fliehen. Schließlich kann Perry Rhodan den Wissenschaftler ausfindig machen, der sich bei Geoffry Waringer versteckt hält und bahnbrechende Theorien zu anderen Realitäten und Welten erstellt hat.

Nach und nach sickert die Realität in die Polyrealität von Rhodan und Lato ein. Der geheimnisvolle Alte entpuppt sich als ein ES-Fragment. Es soll vier große Fragmente und eine unbekannte Anzahl kleinerer Fragmente geben. Rhodan erfährt von Kmossen. Dessen Versagen, weil er den Zusammenstoß der LEUCHTKRAFT mit FENERIK nicht vorhergesehen hat, ist sein Antrieb zu seinem derzeitigen Handeln. Wieder in der Realität zurück, erscheint ein Trupp Zwergandroiden. Perry Rhodan und Antanas Lato sollen zu DAN gebracht werden.

Rezension

Das Kaninchen von der LEUCHTKRAFT hatten wir schon lange nicht mehr. Ich hätte nichts dagegen gehabt, wenn es von Michael Marcus Thurner als fiktionale Figur in einer fiktionalen Serie, die einen Abstecher aus der fiktionalen Realität in eine Pararealität macht, aus dem Hut gezaubert worden wäre.

Der Autor hat sich dagegen entschieden und lässt stattdessen die Riege von Rhodans Ehefrauen und Liebschaften aufmarschieren. Das war sogar noch amüsanter als der x-te Auftritt des Kaninchens. Die Story entwickelt sich zudem anders, als es meine obige Zusammenfassung vermuten lässt. Der Autor beginnt direkt in der Pararealität des Journalisten Perry Rhodan und die Erklärung wie es dazu kam, wird erst am Romanende ausgelöst. Somit muss man sich als Leser in dieser „Was-wäre-wenn-Geschichte“ zunächst orientieren. Diese hier strotzt von Details. Der Autor erfindet eine andere Weltordnung für das Jahr 1978. Perry Rhodan befindet sich, siehe Untertitel, im Reich der Mitte. Er unterliegt darin eigenartigen Regeln des Regimes. Der Protagonist weiß nicht, dass er sich in einer anderen Realität befindet. Nur nach und nach sickert Wissen seiner anderen Existenz durch. Der Autor tobt sich aus, indem er Rhodan in einem Haus leben lässt, dessen andere Bewohner, vielmehr Bewohnerinnen, frühere Lebenspartnerinnen von ihm sind. Im Laufe der Geschichte hebt Thurner allerdings nur zwei dieser Figuren besonders hervor. Thora und Nikki Frickel werden etwas näher beleuchtet. Beides sehr gelungen, wie ich finde. Es ist immer schön, wenn ehemalige Figuren, die zu ihrer Zeit nur spärlich charakterisiert wurden, nun prägnanter und stärker hervorgehoben werden.

Die Suche nach dem Wissenschaftler Antanas Lato, die der Journalist Perry Rhodan beginnt, und die ihn auch in seine Heimatstadt führt, gibt dem Autor die Gelegenheit für zahlreiche Anspielungen auf die Serienvergangenheit. Und er gibt verschiedenen bekannten Figuren einen anderen Verlauf, als den bekannten. Siehe Deborah und Vince Tortino. Ähnlich wie Alice im Wunderland ist dieser Roman ein Werk des literarischen Nonsens. Wie es für Perry Rhodan weitergeht, wird erst im nächsten Roman geklärt. Diese Geschichte tritt auf der Stelle. Sie tut es allerdings sehr unterhaltend.


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