Willkommen in Menschenstadt – Jacqueline Mayerhofer
In der Milchstraße hat Perry Rhodan herausgefunden, dass die Angreifer zu den Androgynen gehören, die ca. 800 Jahre zuvor auf dem Flug der BASIS zur großen Leere unterwegs ausgesetzt wurden. Der Unsterbliche will mehr erfahren. Er kapert eine Langdistanz-Arche, um den nächstgelegenen Stützpunkt anzufliegen. Der ist immerhin 20 Millionen Lichtjahre entfernt. Er wird von Gucky, Marlynn Kane, Kor Chappal, Auqunn und zwei Raumsoldaten begleitet. Auf die Kontrollen des Schiffes, das sie Silberarche taufen, hat die Gruppe nur wenig Einfluss. Kane und Auqunn werden vom Schiff akzeptiert, die anderen nicht. Als das Schiff die Milchstraße verlässt, wird auf einen anderen Antrieb umgeschaltet. Das bringt alle an Bord in Gefahr. Ähnlich dem ursprünglichen Hypertrans-Progressor der RAS TSCHUBAI erzeugt auch dieser Antrieb eine Strahlung. Mit Mühe können sich die Passagiere in Kyroschlafkapseln zurückziehen. Nun sind sie dem Schiff ausgeliefert und wissen nicht, was sie am Ziel erwartet.
In (der) Menschenstadt hat die Polizistin Anbel Philips eigentlich einen freien Tag. Doch ihr Chef bittet die Ermittlerin, sich einen ungewöhnlichen Todesfall anzusehen. Am Tatort findet Philips eine Leiche mit verbrannten Kopf und Oberkörper. Der Rest des Körpers ist jedoch unversehrt. Auch die Umgebung ist nicht in Mitleidenschaft gezogen. Philips hat zunächst keine Erklärung. In Tatortnähe hält sich der pensionierte Polizist Jerome Tipton auf. Früher ein guter Ermittler, ist er ein Verschwörungstheoretiker geworden und mischt sich überall ein. Er behauptet, dass es sich um einen Fall spontaner Selbstentzündung handelt und dass es weitere derartige Fälle gibt. Anbel Philips stürzt sich in die Ermittlungsarbeit, kommt aber kaum voran. Die Obduktionsergebnisse des Opfers und auch der anderen Fälle bleiben unklar. Philips weiß sich nicht anders zu helfen und sucht Tipton auf. Sie findet ihn tot mit verbrannten Kopf und Oberkörper. Seine Wohnung ist voll von handschriftlichen Notizen mit wilden Theorien. Ein Vermerk erregt ihre Aufmerksamkeit. Ein silbernes Schiff sei auf Menschenstadts Raumhafen gelandet. Niemand kann es sehen. Nur Tipton konnte es, da ihm Stradam den Schleier fortgerissen habe. Philips lässt sich eine Live-Aufnahme des Raumhafens zeigen. Doch ein silbernes Schiff sieht sie dort nicht. Ihr fällt jedoch auf, dass ein großes Areal von 1200 Meter Durchmesser inmitten anderer Schiffe leer steht. Gleiter und Menschen machen einen Bogen darum.
Perry Rhodan erwacht und hat keine Ahnung, wo er sich befindet und wieviel Zeit verstrichen ist. Seine sechs Begleiter schlafen weiterhin und er bekommt sie nicht wach. Das Schiff steht auf einen Raumhafen und Androgyne nähern sich. Der Terraner schleicht sich von Bord, um in der Stadt Hilfe zu holen. Die Menschen, denen er begegnet benehmen sich merkwürdig. Sie nehmen ihn kaum wahr und wenden sich schnell ab, wenn er mit ihnen spricht. In einem Medocenter will er einen Arzt kontaktieren, der ihm helfen soll, die schlafenden Begleiter aus der Kryostase zu holen.
Anbel Philips ist bei der Überwachung des Areals auf Perry Rhodan aufmerksam geworden. Der ihr unbekannte Mensch ist aus dem Nichts erschienen und hat sich nach Menschenstadt begeben. Sie folgt seinen Spuren und trifft auf ihn im Medocenter. Beide mussten sich zuvor selbst verletzen oder eine Verletzung vortäuschen, um eingelassen zu werden. In der Klinik machen Philips und Rhodan eine überraschende Entdeckung. Beide nehmen ihre Umwelt anders wahr. Perry Rhodan sieht hauptsächlich Roboter in der Klinik, während die Polizistin Ärzte und menschliches Personal sieht. Rhodan beginnt zu ahnen, was mit Anbel Philips und den anderen in Menschenstadt nicht stimmt. Die beiden tun sich zusammen und suchen nach Stradam, den sie schließlich auch finden. De Polizistin lässt sich auf ein Experiment ein, denn Stradam entzieht auch ihr den Schleier. Für Anbel Philips bricht eine Welt zusammen. Sie ist ein Android, ihr Innenleben mechanisch! Die Welt, die sie wahrnimmt, wurde durch den Schleier, vielmehr einer Programmierung, beeinflusst.
Sie erfahren, dass die sechs Gefährten inzwischen aus dem Schiff geholt und in den Regierungssitz gebracht wurden. Zeit für Perry Rhodan, den Kontakt zu den Androgynen zu suchen. Anbel Philips begleitet ihn, obwohl sie schwer mit sich zu kämpfen hat. Rhodan befürchtet, dass sie, nun im Besitz der Wahrheit, von innen zerstört werden könnte. Denn das ist es, was den anderen Androiden, die Philips als Mordopfer untersuchte, widerfahren ist.
Rezension
Für die Österreicherin Jacqueline Mayerhofer ist dieser Roman, abgesehen von einer Stellaris-Story, der erste Ausflug ins Perryversum. Sie schreibt hauptsächlich in den Bereichen Science-Fiction, Fantasy und Horror. Mit diesem Mix steht sie nicht alleine. Andere Perry Rhodan-Autoren haben diese Genres ebenfalls abgedeckt.
Anders als die ersten drei Hefte der Miniserie nimmt das Titelbild dieses vierten Bandes direkten Bezug auf die Inhalte der Geschichte. Wir sehen die Protagonistin Anbel Philips, die gleich zu Beginn der Geschichte in ihren blutroten Lieblings-Trenchcoat schlüpft und auf Verbrecherjagd geht.
Die Autorin verfolgt zwei Handlungsstränge. Den der Polizistin in Menschenstadt und den von Perry Rhodan in der Silberarche und später ebenfalls der Menschenstadt. Bis sich beide begegnen und gemeinsam agieren. Dazwischen streut die Autorin einige Schnipsel aus den Notizen von Jerome Tipton. Einerseits enthalten diese Notizen sehr skurrile Gedanken, die aus der Welt eines Verschwörungstheoretikers stammen, andererseits werden darin dennoch kleine Hinweise gegeben, was es mit der Welt und der Figur Anbel Philips auf sich hat.
Denn die Welt der Polizistin wird von der Autorin nach und nach demontiert. Für diese Art von Geschichten bin ich affin. Die Thematik, dass eine Figur dazu geführt wird, die Wirklichkeit zu erkennen, ist nicht neu. Spontan fallen mir Geschichten von Philip K. Dick ein oder die Matrix-Filme. Das Hinterfragen der Realität, das die beobachtete Welt nur eine Konstruktion ist, ist immer wieder fesselnd. Jacqueline Mayerhofer hält sich nicht mit dem üblichen rhodan-typischen Vokabular auf. Nur an wenigen Stellen verwendet sie die spezifischen Begrifflichkeiten des Perryversums. Und es stört nicht. Die Technik tritt in den Hintergrund und das Schicksal der Figuren wird umso besser herausgestellt. Der Schreibstil ist leicht verständlich. Die Figuren, insbesondere Anbel Philips, sind authentisch. Die Protagonistin ist mir von Anfang an sympathisch und ich kann mit ihr mitfiebern. Insbesondere als Anbel Philips erste Erkenntnisse darüber gewinnt, dass etwas mit der Welt um sie herum nicht stimmt und sie dann auch von ihren „Kollegen“ verfolgt wird.
Als Perry Rhodan-Leser kann man die Zeichen natürlich schnell deuten. Früher als die Hauptfigur selbst weiß man als Leser, dass es sich hier um Androiden handelt. Die Demaskierung von Philips und ihrer Welt ist dennoch ziemlich ernüchternd. Der Autorin gelingt dennoch ein guter Spannungsbogen. Am Anfang ist die Gedankenwelt von Philips noch geordnet, wird von Szene zu Szene chaotischer, was mit den Notizen von Tipton zu tun hat. Und dann schleichen sich Unsicherheiten in diese Gedankenwelt ein. Und schließlich kaum zu ertragende Erkenntnisse. Gut gemacht von der Autorin auch das Szenarium darum herum. Die Einwohner der Stadt, die nun beginnen, die beiden Fremdkörper Rhodan und Philips zu jagen. Nebenbei erwähnt erfährt nun endlich der Titel der Miniserie seine Rechtfertigung.
Ich sage mal: Gelungener Einstand der Autorin in der Perry Rhodan-Serie! Für mich der bislang beste Roman der Androiden-Serie.