Ansichten zu Perry Rhodan Heft 3258

Der Zeitsalto – Uwe Anton

Nach Bergung des ES-Fragments in Morschaztas, zumindest des größten Teils, befindet sich die Flotte der Blaugoldraumer auf dem Heimflug in die Milchstraße. Atlan und Sichu Dorksteiger vertreiben sich die Zeit mit Dagor-Trainingseinheiten. Aber auch das wird bald langweilig. Der Rückflug wird ein ganzes Jahr in Anspruch nehmen. Damar Feyerlant hat immerhin eine Beschäftigung. Der Parabegabte hält den Kontakt zu den Anqha-Gehirnen, von denen es hunderte an Bord der Raumer gibt. Das vierte lebende Besatzungsmitglied, die Mrynjade Trochod, hält sich an Bord eines anderen Schiffes auf und antwortet nicht auf Kontaktanrufe Atlans. Der Arkonide zweifelt an der Gesinnung des Fledermauswesens.

Vier Millionen Lichtjahre von Gruelfin entfernt, beobachtet Damar Feyerlant vermehrt Stress bei den Anqha-Gehirnen. Zunächst ist unklar, ob der Flug dadurch beeinträchtigt wird. Tage später stirbt eines der Gehirne. Trotz Stresses hatte sich das Gehirn nicht aus dem kollektiven Bewusstsein zurückgezogen. In den Tagen danach sterben weitere Gehirne. Feyerlant befürchtet eine Exitus-Kaskade. Der Ausfall auch nur eines Schiffes wäre fatal, da das ES-Fragment auf alle verteilt ist. Der Parabegabte leitet Gegenmaßnahmen ein, um das Stresspotential zu senken, als Trochod sich mit einem Plan wieder zurückmeldet. Sie berichtet von einem Kontakt ihres Volkes zu einer Spezies, die vor langer Zeit damit begonnen hat, den Leerraum mit riesigen Stationen, die so genannten Fernste Inseln, zu erobern. Dort könnte man geeignete Gehirne finden.

Tatsächlich stoßen die Orter der Blaugoldraumer alsbald auf ein unbekanntes Schiff. Ein Kontakt kommt zustande und Atlan, der Mutant und die Mrynjade dürfen die Fernstinsel Avgoma besuchen. Die Bewohner entpuppen sich als Kopffüßler. Pentapoden mit fünf Tentakeln. Einige scheinen ihre Körper mit Implantaten versehen zu haben. Diese Wachtmechanen führen die Besucher in die Station und stellen den Kontakt zum Hohen Koloniemeister her. Der stellt sich als Pevano vor und als Vertreter der Intensivisten, einer Partei, die perspektivisch eins werden möchte mit der Fernstinsel. Ihnen gegenüber stehen die Externisten, die es von der Fernstinsel wegzieht. Den Besuchern wird ein ungewöhnlicher Vorschlag gemacht. Ihre Gehirne könnten auf der Fernstinsel verbleiben. Das hat sich Atlan eigentlich ganz anders vorgestellt.

Bei einem Festakt kommt es zu einem Attentat. Pevano scheint nicht sehr besorgt. Dafür ist es Atlan umso mehr. Trochod nimmt ohne Atlans Einverständnis nun Kontakt zu Pevano auf und scheint mit dem Koloniemeister einig. Man bekäme Gehirne im Austausch zu einem Blaugoldraumer. Damar Feyerlant nimmt Kontakt zu den Gehirnen auf und erkennt eine Bereitschaft, sich der Flotte der Blaugoldraumer anzuschließen. Atlan ist nicht überzeugt. Seiner Meinung nach stimmt hier etwas ganz und gar nicht.

Wieder soll es einen Festakt geben. Als Atlan mit seinen Begleitern den Saal betritt, kommt es erneut zu einem Anschlag. Verheerender als beim ersten Mal. Atlan fühlt sich dem Tod nahe. Seltsame Erinnerungsfetzen gehen ihm durch den Kopf. Darunter Ereignisse, die er nicht erlebt hat und die in Spaphu spielen. Plötzlich scheint die Zeit zurückgedreht. Wieder steht der Arkonide mit seinen Begleitern vor dem Festsaal.

Wer ist für den Zeitsalto verantwortlich und erhalten die Besucher die so dringend benötigten Gehirne für die Blaugoldraumer?

Rezension

Nach getaner Arbeit fliegt ein Schiff oder eine Flotte zurück in die Milchstraße. Wieder wird dies zum Anlass genommen, einen Zwischenstopp einzulegen. Einfach nur nach Hause fliegen, ohne das was passiert, gibt es in der Perry Rhodan-Serie nicht. Grundsätzlich habe ich, nicht zum ersten Mal, meine Probleme mit den geschilderten Ereignissen, die zum Kontakt mit der Station im Leerraum führten. Auf kausale Erklärungen wird in solchen Fällen verzichtet. Die Flotte der ungewöhnlichen Blaugoldraumern hat bereits mehrere Millionen Lichtjahre zurückgelegt, als ihre Steuergehirne nach und nach ausfallen. Während der Arkonide seitenweise Überlegungen anstellt, ob der von Damar gewählte Begriff einer Exitus-Kaskade gerechtfertigt sei, und zu keinem schlüssigen Ergebnis kommt, tut sich der absolute Zufall auf. Die von Trochod erwähnte Zivilisation ist exakt in genau dieser Ecke des Universums unterwegs und hat passende Gehirne an Bord. Sapperlot, sind wir etwa in Naupaum gelandet?

Zum Einstieg in die Geschichte lässt Autor Uwe Anton seinen Protagonisten Atlan eine Dagor-Trainingseinheit mit Sichu Dorksteiger absolvieren. Die Ator provoziert den Unsterblichen, in dem sie ihn als alten Mann tituliert. Atlan ist tatsächlich eingeschnappt und hat auch in der Folge gewisse Schwierigkeiten, mit der Situation, in die er gerät umzugehen. Uwe Anton setzte hauptsächlich auf die Ich-Erzählung des Arkoniden Atlan. Diese Erzählerspektive wird sehr häufig angewendet, wenn Atlan der Protagonist einer Geschichte ist. Damar Feyerlant kommt dazwischen auch in den „Genuss“, aus dieser Perspektive dargestellt zu werden. Doch zurück zu Atlan. Der „alte Mann“ schwächelte schon zu Beginn des Romans. Und mit ihm sein Extrasinn. In der ersten Romanhälfte lässt der Autor den Helden hauptsächlich grübeln. Und der Extrasinn ist ihm keine große Hilfe.

Peinlicher Höhepunkt des Logiksektors ist sein Hinweis darauf, dass der Angriff auf der Avgoma-Station nicht den Wachtmechanen gelten könnte, sondern Atlan und/oder Pevano. Sorry, dafür bedarf es keines Logiksektors. Dieses Hirnareal könnte man besser nutzen. Beim Attentat während des Empfangs überlegt Atlan, ob Damar Feyerlant, der plötzlich mit Schweißperlen auf der Stirn neben ihm steht, seine Fähigkeit gegen die Wachtmechanen eingesetzt hatte. Eine Überlegung, die ich nicht nachvollziehen konnte. Wollte der Autor eigentlich schreiben, dass der Mutant seine Fähigkeiten gegen die Attentäter eingesetzt hatte? Oder wollte der Autor schreiben, dass der Mutant die Wachtmechanen gegen die Attentäter unterstützte? Durch weitere seltsame Textstellen wurde mein Lesefluss des Öfteren unterbrochen.

Während der Autor seine Hauptfigur durchgehend über meist belanglose Beobachtungen sinnieren lässt, werden naheliegende und vor allem zeitnahe Überlegungen durch die Figuren nicht angestellt. Der Hohe Koloniemeister Pevano hat sich als Vertreter der Intensivisten vorgestellt. Also einer Partei, die perspektivisch eins werden möchte mit der Fernstinsel. Ihnen gegenüber stehen die Externisten, die es von der Fernstinsel wegzieht. Schon seltsam, dass sich niemand wundert, dass ausgerechnet von den Intensivisten eine Party für die Außenweltler geschmissen wird. Erst zum Ende des Romans hin erfährt dieser Punkt eine Aufklärung. Für meinen Geschmack ist es eine blutleere Dramaturgie, die zeitnahe Überlegungen ausspart und auf das Spannungselement des Nichterzählens setzt. Den Arkoniden interessiert auch das Motiv der Attentäter nicht. Keine einzige Frage dazu wird von den Besuchern gestellt.

Die zweite Romanhälfte geriet besser, obwohl auch darin Atlan fortwährend die gleichen Gedanken durchkaut. Inwieweit die Mrynjade den Zeitsalto durchführen kann, auch wenn sie bei dem Attentat ums Leben kam oder zumindest schwer verletzt wurde, muss noch erzählt werden. Nun aber bitte ohne weitere Unterbrechung in die Milchstraße.


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