Krieg der Diplomaten – Ben Calvin Hary
In Morschaztas spitzt sich die Lage zu. Der neue starke Mann der Panjasen, der Baschganjo Smyronosch, hat zuletzt den Galaktikern hart zugesetzt. Die Ewige Ganja hingegen hält sich noch zurück. Die Galaktiker wiederum haben zwar die Blaugoldraumer in der Hinterhand, ziehen es aber vor, in Deckung zu bleiben. Doch gerade dieses Versteckspielen scheint nun vorbei. Auf der MAGELLAN, die sich im Ortungsschutz einer planetenlosen Sonne verbirgt, beobachtet man einen Verband der Panjasen, der im System erscheint und eine Suche durchführt. Während Damar Feyerlant mit einigen Blaugoldraumern für Ablenkung sorgt, ruft Atlan Alschoran und Trochod um Hilfe an. Die schicken eine Flotte zur Unterstützung. Aber auch die Panjasen erhalten Verstärkung, als Smyronosch 500 Schiffe heranführt. Bevor es zum Kampf kommt, erscheint Viyesch und es kommt zu Verhandlungen.
Die Gespräche finden auf dem Planeten Hotroyto statt. Die Galaktiker reisen mit Atlan, Sichu Dorksteiger, Mirabelle Eden und Alschoran an. Viyesch und Smyronosch vertreten die Interessen des Ganjats. Die Positionen sind konträr und Fortschritte in den Verhandlungen sind nicht erkennbar, als ein Raumschiff der Choolks ins System einfliegt. Der Saturnraumer befördert den Diplomaten Boriak vom Volk der Tbahrg, ein Hilfsvolk THERMIOCs. Smyronosch gibt an, schon 6 Monate zuvor per Dakkarkom eine Einladung an THERMIOC versendet zu haben. Der Diplomat sondiert vorerst die Lage und bleibt an Bord seines Schiffes, der TUUM.
Alschoran wählt einen ungewöhnlichen Weg, um das Schiff heimlich zu infiltrieren. Heimlich gelangt er per Sextaferer an Bord. Die TUUM ist sehr seltsam. Vieles scheint Attrappe zu sein. Alleine die Triebwerke können das Schiff unmöglich von der MB THERMIOCS hierher getragen haben. Sein Versuch einer Übernahme Boriaks scheitert und der Ase wird betäubt. Er erwacht in einer Zelle. Derweil nimmt Boriak nun seine diplomatische Aufgabe wahr und Atlan und Viyesch kommen an Bord und geraten ebenfalls in Gefangenschaft. Alschoran durchschaut als erster den Betrug. Smyronosch hat an einem Langzeitplan gearbeitet und setzt diesen nun um. Ein Krieg scheint nicht mehr zu vermeiden.
Rezension
Irgendwie wirkt die Situation in der Kleingalaxis arg gekünstelt oder wird so zurechtkonstruiert, dass ein Showdown unausweichlich wird. Der Titel des Romans passt dazu. Krieg der Diplomaten nennt der Autor seine Geschichte. Das eine kann mit dem anderen nicht vereinbar sein. Andererseits sind die Positionen der Kontrahenten in diesem Roman auch nicht unter einem Hut zu bringen. Zu unterschiedlich sind sie. Daraus bezieht der Roman letztlich seine Spannung. Wie wird diese Kontroverse aufgelöst?
Zuletzt wurde die diplomatische Offensive Atlans noch hervorgehoben. Dem ist es gelungen, einige bislang unterdrückte Völkern Gruelfins zu animieren, sich aus dem Würgegriff der Panjasen zu lösen und sogar Schiffe nach Morschaztas zu entsenden, nachdem die Schwarzsterngrenze gefallen ist. Diese Erfolge spielen in Ben Calvin Harys Roman keine Rolle. Der Autor verschärft den Konflikt und setzt einzig auf die Kontrahenten Panjasen vs. Galaktiker. Es wäre bedauerlich, wenn der Fokus nur auf diese beiden Parteien gerichtet würde und andere Beteiligte in den Hintergrund treten müssten. Ein wenig bedauerlich finde ich auch, dass nach Monaten der Handlung in Morschaztas und in der Serie der bislang gänzlich unbekannte Smyronosch so in den Vordergrund gespült wird. Auf Seiten der Galaktiker zauberte man die Blaugoldraumer herbei. Und auf Seiten der Gegner Smyronosch.
Auch manch andere Handlungsentwicklung erschließt sich mir nicht. Da ist die Situation zu Beginn der Geschichte. Die MAGELLAN hängt mit einer Flotte Blaugoldraumer in der Korona eines Sterns herum und eine Handvoll Blaugoldraumer patrouilliert außerhalb. In dieser Lage erscheint ein kleiner Schiffsverband der Panjasen und beginnt eine Suche. Atlan und Co rätseln darüber, ob die Panjasen wissen, dass die Galaktiker sich im Schutz des Sterns verbergen. Spielt das eine Rolle? Wenn sie es wissen, wird ihre Suche, die sie kurz danach beginnen, sie bestätigen. Wenn sie es nicht wissen, wird ihre Suche ihnen die Erkenntnis bringen. Was also tun die Galaktiker? Am Anfang sind sie dem Verband der Panjasen überlegen. Eine Flucht wäre möglich und auch die richtige Entscheidung gewesen. Stattdessen soll Damar die Panjasen ablenken. Wie dumm ist das denn? Wenn die Panjasen nicht wissen, dass die MAGELLAN im System ist, können sie es jetzt vermuten. Wenn sie es wissen, werden sie bestätigt. Und von der Suche lassen sie sich eh nicht abbringen. Also läuft es von Anfang darauf hinaus, wer schneller Verstärkung heranbringt. Da dies ein Unsicherheitsfaktor ist, wäre, wie schon erwähnt, der Rückzug die richtige Entscheidung gewesen. Der Autor wollte natürlich ein anderes Ziel erreichen. Ein anderes Szenario hätte die Beteiligten aber auch an den Tisch gebracht.
Der Tisch steht auf einer panjasischen Welt. Deren Daseinszweck wird doch sehr widersprüchlich beschrieben. Es soll eine Welt der Diplomatie sein. Gleichzeitig nimmt der Planet den Status eines Gerichtshofs ein. Dort sollen Verhandlungen zwischen Sternenvölkern stattfinden. Beides passt nicht zu den Panjasen. Andere Völker werden per Statthalter unterdrückt. Diplomatie somit überflüssig. Und Verhandlungen? Auch darauf nehmen die Panjasen keine Rücksicht. Alles muss sich der Perfektion unterordnen.
Die Art und Weise, wie Alschoran aus dem Sichtfeld der Panjasen verschwinden will, um an Bord der TUUM zu gelangen, hat mich gelinde gesagt, irritiert. Eine kleine „Magenverstimmung“ und Rückkehr zur TRINIDAD hätte es auch getan. Und noch nicht mal das wäre nötig gewesen. Er hätte auch wegen einer „Recherche“ zu was auch immer an Bord gehen können. So aber wird er schwer verletzt und muss in einen Heiltank. Sehr absonderlich dieser „Einfall“ des Autors.
Ab dem Zeitpunkt, an dem Alschoran dann das fremde Schiff betritt, konnte mich die Geschichte dann wieder mehr ansprechen. Dass Smyronosch für seine Scharade ausgerechnet auf Daten aus den Geschehnissen um die Kaiserin von Therm zurückgreift, ist sicherlich nicht naheliegend. Aber geschenkt. Hier geht’s auch darum, ein paar interessante Begriffe in die Geschichte einzuwerfen. Das ist dem Autor gelungen. Sowohl Atlan als auch sein Extrasinn machen in diesem Roman Pause. Der Unsterbliche und sein Logiksektor checken nur wenig. Erst als es brennt, reagiert der Arkonide.
Eine Geschichte mit Höhen und Tiefen.