Ansichten zu Perry Rhodan Heft 3235

Mann in blauen Flammen – Michael Marcus Thurner

Seit den letzten Ereignissen um den Club der Lichtträger ist ein halbes Jahr vergangen. Der Resident der Liga, Cascard Holonder, nimmt sich eine Auszeit von den Regierungsgeschäften und will ein Konzert besuchen. In Begleitung von Posbi-Leibwächtern macht er sich auf dem Weg. Die Begegnung mit einem Bürger lässt ihn seine Pläne ändern und er besucht zuvor noch ein Museum, das seine Bilder ausstellt. Der Ertruser ist noch immer dabei, Gedanken aus seinem Unterbewusstsein zu Papier zu bringen. Seine Zeichnungen werden zu einer Kunst stilisiert. Im Museum lernt er die Kunstpsychologin Nike Erbguth kennen, die behauptet, dass sich seine Zeichnungen verändert haben und dies auf eine äußere Beeinflussung zurückzuführen sein könnte. Beide besuchen schließlich gemeinsam das Konzert. Auch die TLD-Agentin Suyemi Taeb lauscht dem Konzert, allerdings in einer Übertragung, denn sie wurde zur Bewachung von Xenia Biefang abgestellt. Plötzlich erwacht die Sachverwalterin von ES, die Mrynade Hruam.

An anderer Stelle ist der geniale Hyperphysiker Cordt Pahr in Ungnade gefallen. Er hatte einst bei der USO angeheuert und muss nun auf eine Anweisung Monkeys hin, Archivdienst leisten. Bei einem Urlaub auf seiner Heimatwelt lernt er Bo Inwersen kennen, einen geheimnisvollen Mann, der nur wenig von sich preisgibt. Inwersen scheint zu wissen, dass Pahr für die USO arbeitet. Er beeinflusst den labilen Wissenschaftler. Pahr sieht in Inwersen bald einen Bruder im Geiste. Inwersen setzt den Hyperphysiker auf ein altes Datenpaket an. Dem Entel-Kannon-Dossier. Unter dem Vorwand, sich mit Grigoroff-Projektilen zu beschäftigen, lässt sich Cordt Pahr zum Forschungsasteroiden Geidnerd versetzen. Monkey stimmt dem zu. In Wirklichkeit wertet der Wissenschaftler Dossiers aus, die sich mit dem Kardec-Schild beschäftigen, einer ultimaten Waffe der Porleyter. Die Wissenschaftler Entel und Kannon haben mehr über die Waffe zusammengetragen als offiziell bekannt ist. Cordt Pahr will einen Kardec-Schild nachbauen. Damit sein Vorhaben nicht bekannt wird, schottet er sich ab und liefert eifrig Berichte, die sein eigentliches Forschungsinteresse verschleiern. Auch vor Mord an einer Assistentin schreckt er nicht zurück.

Bo Inwersen scheint über Cordt Pahr immer im Bilde zu sein. Als der Wissenschaftler dabei ist, ein Prototyp des Kardec-Schilds zu bauen, erscheint der geheimnisvolle Mann in Begleitung einer Ara. Die Mentalphysikerin beeinflusst Cordt Pahr, so dass dieser Höchstleistungen erbringt. Auch bekommt er Drogen verabreicht. Schließlich erschafft der Hyperphysiker eine Kardec-Rüstung und legt sie an. Sie erlaubt es ihm, Wände und sogar Schutzschirme zu durchdringen und Telekinese einzusetzen. Mit Hilfe von Bo Inwersen verlässt Cordt Pahr den Asteroiden, den er anschließend zerstört.

Auf Terra ist Cascard Holonder gespannt, was die Mrynade Hruam berichten wird. In Begleitung von Nike Erbguth und der Residenzministerin für lemurische Angelegenheiten besucht er das IEME. Durch einen Sabotageakt sondert das Kleid der Residenzministerin Nano-Maschinen ab, die den Schutz des Instituts lahmlegen. Kampfroboter dringen ein und Cordt Pahr. Blaue Flammenzungen umspielen den Mann in seiner seltsamen Rüstung. Er will Xenia Biefang und Hruam entführen. Suyemi Taeb und Cascard Holonder wollen das verhindern.

Rezension

Wie auch schon in den Vorgängerromanen geschildert, bilden alte Akten und Dossiers scheinbar das Lebenselixier des Clubs der Lichtträger. Zumindest begründen seine Mitglieder einen Teil ihrer Macht auf Aufzeichnungen der Vergangenheit. Diesmal nimmt der Autor Porleyter-Technologie ins Visier und erlaubt es seinem Protagonisten einen Kardec-Schild, bzw. den Prototyp einer Kardec-Rüstung zu bauen. Tony Stark würde vor Neid erblassen! Cordt Pahrs „Blechbüchse“ kann teleportieren, lässt ihn Telekinese einsetzen und Wände und sogar Schutzschirme durchdringen. Was für ein Spaß!

Aber plausibel im Perryversum? Wohl eher nicht. Die Gadgets des Perryversums funktionieren im höherdimensionalen Bereich allesamt mit aufgeladenen Kristallen. Und bestimmte Sorten, die diese Funktionen, wie sie geschildert werden, ermöglichen könnten, stehen den Terranern nach der Hyperimpedanzerhöhung nicht zur Verfügung.

Was folgt ist das übliche Muster. Derart gerüstet, spaziert der Club der Lichtträger auf Terra ein und entführt Xenia Biefang und Hruam. Hier lässt der Autor, wie schon so häufig, an den Verantwortlichen der Liga kein gutes Haar. Die haben eigentlich den wichtigsten Fund der vergangenen Jahre, nämlich ein Mental-Depot von ES, in ihrem Gewahrsam und lassen es nur von einer jungen Agentin bewachen, statt es in einem Hochsicherheitsbereich mit einer Armee zu schützen. Zugegeben, wenn sich alle einigeln, könnten solche Geschichten nicht geschrieben werden. Dennoch, das Muster ist schon arg ausgelutscht.

Cascard Holonder als Resident ist m.E. eine Fehlbesetzung. Schön, dass es solche Karrieren im Perryversum geben kann. Aber er „passt“ einfach nicht in diese Rolle. Die Posbi-Leibwächter sind skurril. Setas Aussage zur Romantik im Leben eines Politikers war noch witzig. Aber in den Beschreibungen des Autors zu den Leibwächtern steckt auch gleich der Widerspruch. Ein Leibwächter soll eben auch die Komplexität menschlicher Interaktionen verstehen und durchdringen. Dann kann er seine Aufgabe auch wahrnehmen. Indem der Autor dies den Posbis abspricht, disqualifiziert er sie als geeignete Personenschützer.

Nun gut, der Kardec-Rüstung wird kein langes Leben beschert werden oder vielmehr ihrem Träger. Stirbt Cordt Pahr, werden seine Erkenntnisse mit ihm beerdigt. Was hängen bleibt ist, dass zu den eh nicht wenigen Verdächtigen, die für den Club der Lichtträger tätig sind, nun auch Figuren hinzukommen, die „vielleicht“, „irgendwie“ beeinflusst werden. Oder auch nicht.


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