Das Siegel des Großadministrators – Michael Marcus Thurner
Nach dem Anschlag im Solaren Haus muss sich die TLD-Agentin Suyemi Taeb erst neu orientieren. Der Kosmopsychologe Bruno Boukarina hat irgendetwas aus den Archiven entwendet und ist auf der Flucht. Taeb wird von NATHAN unterstützt. Der Flüchtende setzt sich nach Ulan Bator ab. Die Agentin kann ihn einholen und stellen. Ein Komplize erschwert die Festnahme. Die Situation verschärft sich. Der Komplize wird getötet und von Boukarina zerstrahlt, um Spuren zu beseitigen. Auch der Psychologe stirbt und vernichtet alle Beweismittel. Er spricht vorher von einem Club der Lichtträger, der alle retten wird. Vor seinem Tod setzt er noch einen Funkspruch ab. Suyemi Taeb steht mit leeren Händen da.
Mit Sascha Liebkind bekommt die Agentin einen Begleiter an die Seite gestellt. Der Angehörige der Flotte ist mit seinen Äußerungen sehr direkt und scheut auch vor großen Tieren nicht zurück. Beide erhalten den Auftrag, die Yaqana, deren Schiff nach Luna gebracht wird, zu observieren. Inzwischen steht auch fest, dass die Insektoiden in Stresssituationen eine Psi-Strahlung aussenden, die alle Wesen in ihrer Umgebung beeinflusst. Boukarina scheint diese Irreführung, wie sie die Yaqana nennen, gezielt ausgelöst zu haben. Die SCHWEIFAUGE wird in den Werftkomplex verfrachtet, in dem auch die RAS TSCHUBAI umgebaut und optimiert wird.
Auf Luna kommen Liebkind und Taeb bei ihren Nachforschungen einem Duo auf die Spur. Nording Gollokai und ein gewisser Pasch haben es bislang geschafft, unbemerkt von NATHAN ihre Aktivitäten zu entfalten. Pasch ist ein Ylant! Die beiden scheinen einen Anschlag auf die RAS TSCHUBAI durchführen zu wollen. Die TLD-Agentin erhält von NATHAN auch die Information, dass der Irrflug der Yaqana kein Zufall war. Der Initiator ist jedoch unbekannt. Im Werftkomplex kommt es zu mehreren Anschlägen. Liebkind und Taeb haben alle Hände voll zu tun. Die TLD-Agentin verfolgt Nording Gollokai auf die RAS TSCHUBAI. Taeb stellt Gollokai, als der dabei ist, ANANSI zu zerstören. Sie muss ihn ziehen lassen und entdeckt, dass sie getäuscht wurde. Auch die Anschläge auf die RAS TSCHUBAI waren nur Ablenkung. Pasch konnte im Werftkomplex das Siegel des Großadministrators entwenden. Entstanden ist es in der Zeit des Solaren Imperiums, um die Technologie der Terraner vor fremden Mächten zu schützen. Das Siegel enthält das Gehirnwellenmuster Rhodans.
Rezension
Michael Marcus Thurner setzt die Geschehnisse vom 1. Band dieser Trilogie fort. Die Agentenstory wird ausgeweitet, die Attentäter bekommen etwas mehr Profil und der Autor eröffnet mit seinen Einschüben über Ereignisse der Jahre 2432 bis 2435 alter Zeitrechnung einen nostalgischen Blick zurück in die Ära des Solaren Imperiums. Der Agentin stellt der Autor nun mit Sascha Liebkind eine Figur an die Seite, die ich so nicht erwartet habe. Zu unbedeutend erschien die Rolle der Figur, die zwar an der Entdeckung der Yaqana beteiligt war, aber sonst nur als nette aber belanglose Anekdote am Rande fungierte. Über den Einsatz in dieser Geschichte darf man eigentlich auch nicht zu sehr nachdenken. Spontan fallen einem dutzende anderer Figuren ein, die besser für eine Problemlösung der beschriebenen Art hätten herhalten können, als Liebkind. Andererseits ist die Serie voll von Liebkinds. Die Figur ist nicht auf den Mund gefallen und stellt die richtigen Fragen an der richtigen Stelle. Das ist wohl auch der Hauptzweck dieser Figur.
Auch über die Attentäter erfährt man etwas mehr. Sie rekrutieren sich, was ungewöhnlich ist, auch aus den Ylanten NATHANS. Es wird ein Club der Lichtträger ins Spiel gebracht. Und die Anschlagsziele sind gar nicht die Ziele an sich. Alles nur Ablenkung, um an das Siegel des Großadministrators zu gelangen. Das Siegel dürfte über die Jahrtausende seinen eigentlichen Zweck, nämlich dem „Schutz der terranischen Technik“ zu dienen, verloren haben. Der Gruppierung geht es wohl um das Gehirnwellenmuster von Perry Rhodan. Welche Türen damit geöffnet werden können, werden wir wohl so schnell noch nicht erfahren.
Die Gruppierung verfügt über immense Mittel und Möglichkeiten. Eines der involvierten Schiffe trägt den Namen von Guy Fawkes. Inwieweit die Anspielung ein Hinweis darauf ist, dass die Gruppierung sich aus Angehörigen des Militärs zusammensetzt, wird sich auch noch zeigen müssen. Der Plan im Plan im Plan war eigentlich unnötig. Pasch hat es bis zu diesem Zeitpunkt geschafft, der Aufmerksamkeit von NATHAN zu entgehen. Er hätte also bequem in den unterirdischen Werftbereich auch ohne Ablenkungsmanöver auf der RAS TSCHUBAI eindringen können, um das Siegel des Großadministrators zu entwenden, das nicht besonders gesichert war.
Einige Beschreibungen in Thurners Geschichte waren etwas konstruiert. Die Sicherheitskräfte inkl. TARAS schaffen es nicht, einen unter Drogen stehenden Attentäter zu paralysieren. Hier muss Suyemi Taeb persönlich ihre Haut riskieren. Zugegeben, das will man als Leser natürlich auch, dass die Hauptfiguren die entscheidenden Handlungen begehen und Fortschritte erzielen. Aber dann muss man die Situation dafür etwas anders aufbauen. Auf die Fähigkeiten von TARAS kann man sich leider auch nicht mehr verlassen. Meine Kaffeemaschine zu Hause hat mehr Eigeninitiative als diese Roboter. Die stehen eigentlich nur noch nutzlos rum oder agieren nur auf direkte Befehle. Und jeder Hinz und Kunz kann deren Programmierung ändern. Auch hier scheint der Beweggrund des Autors klar. Menschliche Handlungsträger sollen etwas bewirken. Aber dann sollte man halt die TARAS weglassen.
Die Reminiszenzen an das Solare Imperium haben mir gefallen. Zeigen sie doch einmal mehr die Schwächen des damaligen Systems. Oder der Romane. Thurner hat das sehr gut eingefangen. Der Erfolg der Terraner, ihr Aufbruch ins All, wird unter Perry Rhodan und der Clique der Unsterblichen bis aufs Messer verteidigt. Die ganze Galaxis ist der Feind. Außenpolitik? Diplomatie? Beziehungen? Entgegenkommen? Alles Fehlanzeige. Perry Rhodan war im Solaren Imperium vor allem eines nicht: Diplomat! Seine Fähigkeiten, einen Konsens herbeizuführen hat er erst nach dem Niedergang des Solaren Imperiums entwickelt. Wie ich schon an anderer Stelle schrieb, war das Beste, was der Serie je passieren durfte, der Niedergang des Imperiums. Unter Rhodan herrschte 1500 Jahre lang Stillstand. Erst danach hat sich die Menschheit weiterentwickelt. Die wenigen Zeilen, die der Autor dieser Ära in seinem Roman widmet, zeigen dies deutlich.
Wie auch schon Band 1 der Trilogie hat mich auch diese Geschichte sehr gut unterhalten!