Ansichten zu Perry Rhodan Heft 3206

Tödliches Paradies – von Leo Lukas

Die MAGELLAN hat die Schwarzsterngrenze um Morschaztas durchflogen. Ein großer Teil der Perfektionsstörer aus Fremdvölkern verlässt den Tender. Nur einige Faravanua und Cappins bleiben an Bord. Über das weitere Vorgehen gibt es zwischen Perry Rhodan und Atlan unterschiedliche Ansichten. Der Terraner will zunächst die Besatzung der MAGELLAN retten. Der Arkonide hält dagegen, dass die Panjasen dann wissen, dass der Tender nicht zerstört wurde und die Jagd auf die Terraner forcieren werden. Er will hingegen im Zentrum der Macht der Panjasen Aufklärung betreiben. Schließlich einigt man sich auf ein paralleles Vorgehen. Atlan bricht mit einem OXTORNE-Kreuzer auf, um Informationen zu den Panjasen zu sammeln. Auch Perrys Team nimmt einen OXTORNE-Kreuzer, um die Welt Ghyzarasch anzufliegen. Auf diesen Planeten wurden die Besatzungsmitglieder des Tenders deportiert.

Es ist eine paradiesische Welt. Die Besatzungsmitglieder der MAGELLAN sind auf verschiedenen Archipels untergebracht. Wer in nicht-technischen Bereichen tätig war, genießt relative Bewegungsfreiheit. Zumindest dann, wenn man sich an den verschiedenen Programmen der Panjasen zur Vervollkommnung beteiligt und sich auch sonst an die Regeln hält. Dennoch gärt der Widerstand. Die Epsalerin Saadet LeFanu möchte nicht den Rest ihres Lebens in diesem „Paradies“ verbringen. Sie wurde von ihrem Sohn getrennt, der als Pilot auf einem OXTORNE-Kreuzer tätig war. Ohne letztlich Gewissheit zu erhalten, geht sie davon aus, dass er tot ist. Sie schließt sich einer Widerstandszelle an. Doch der Sicherheitsappart der Panjasen schläft nicht. Auf der Adaptionswelt ist der Obrist Muvaron tätig. Biokybernetisch optimiert ist der Panjase ein tödlicher Gegner.

Saadet LeFanu ahnt nicht, dass ihr Sohn Ambrose LeFanu Teil eines Unternehmens Perry Rhodans ist. Er steuert den OXTORNE-Kreuzer nach Ghyzarasch. Da der Planet von starken Einheiten bewacht wird, landet Perry Rhodan maskiert mit einem Kommandounternehmen auf dem Planeten. Kann die Besatzung der MAGELLAN befreit werden?

Rezension 

Die von den Panjasen ausgeübte Diktatur der Vollkommenheit ist an und für sich mal was Neues im Perryversum. Je öfter jedoch Geschichten in diesem Umfeld stattfinden, umso offensichtlicher werden die Schwachpunkte dieser Herrschaft. Schon die ersten Beschreibungen offenbarten, trotz eines verbindlichen Punktesystems, Unvereinbarkeiten. Was schön ist, darüber gibt es auch bei den Panjasen unterschiedliche Ansichten. Leo Lukas lässt, beinahe schon beiläufig, in seiner Geschichte einen anderen Aspekt einfließen. Zwischen dem unaufhörlichen Streben nach Vollkommenheit und selbstherrlicher Koketterie liegt ein schmaler Grat. Die Folge ist ausufernde Eitelkeit bis hin zur daraus resultierenden Geschmacksverirrung. Da die Panjasen schon seit geraumer Zeit ihre Herrschaft ausüben, dürften die Andersartigkeiten unter den Panjasen zunehmen. Und damit auch die Differenzen. Wie der Autor später noch anmerkt, gibt es immanente Widersprüche im Panjasentum. Die bislang geschilderten Geschehnisse zeigen daher sehr beabsichtigt diese Widersprüche nach und nach auf. Es wird Perry Rhodans Aufgabe sein, die Hintergründe aufzudecken.

Absolut nicht folgerichtig ist der Ausgang der Wahl, vor die einige „Perfektionsstörer“ in dieser Geschichte gestellt werden. Sie können den Freitod wählen, ein Leben in Idiotie führen, oder in die Gefangenschaft zurückkehren, als wäre nichts geschehen. Ohne Ausnahme entscheiden sich die vier Figuren für den Freitod. Der Techniker im Prolog zeigte Selbsterhaltungstrieb. Dem Oxtorner und dem Überschweren am Ende des Romans unterstelle ich neben der physischen Konstitution auch eine gefestigte Psyche. Lediglich die Epsalerin war angekratzt, weil sie vom Tod ihres Sohnes ausging. In ihrem Verhalten, sich dem Widerstand anzuschließen und in ihrer Darstellung durch den Autor hätte ich ihr diese Entscheidung dennoch nicht zugetraut. Hier fehlt mir etwas, was der Autor nicht in seine Geschichte eingebaut hat. Die Aufenthaltsdauer und die Beeinflussung durch die Panjasen können noch nicht solche Entscheidungen erklären. Zwar schildert der Autor andere Gruppen, die Experimenten ausgesetzt sind und auch Perry Rhodan stößt auf eine Gruppe, die so indoktriniert wurden, dass sie das Paradies nicht mehr verlassen möchten. Aber bei den vier geschilderten Figuren sind solche rabiaten Einflussnahmen nicht erkennbar. Und auch keine subtilen. Denn sonst wären die vier nicht so aufsässig gewesen.

Die kolossalen Kennedys haben mich noch nicht beeindruckt. Die beiden sind, trotz ihres grünen Teints, noch recht farblos. Ansonsten geht es in der Geschichte hauptsächlich darum, die Widersprüche im Panjasentum aufzuzeigen. Das ist dem Autor gut gelungen. Misslungen sind ihm hingegen die Abschnitte, die sich mit der Flucht von Terranern aus dem Paradies beschäftigen. Genauer gesagt mit dem Ausgang der Flucht. Zu keiner Zeit beschreibt der Autor einen psychischen Zustand, der seine Figuren zu einer derartigen krisenhaften Zuspitzung führt, so dass sie gezielt den eigenen Tod herbeiführen. Ich bin neugierig, ob der folgende Roman dazu eine Antwort liefert.


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