Ansichten zu Perry Rhodan Heft 3168

Haus der Maghane – von Wim Vandemaan

Die LEUCHTKRAFT ist nach dem Abzug des Chaoporters in Cassiopeia zurückgeblieben. Das schwer beschädigte Kosmokratenschiff regeneriert sich. Mit an Bord geblieben ist neben Vetris-Molaud, der seinen Zellaktivator Alaska Saedelaere geliehen hat, auch Soynte Abil. Die Meisterin der Insel hat sich verpflichtet, das Schiff bis zu seiner Wiederherstellung zu schützen und soll im Gegenzug mit der MONITOR-C eines seiner Beiboote erhalten. Abil kommt mit DAN, dem Bordgehirn ins Gespräch. Zwar liegen DAN zahlreiche Berichte über die MDI vor, doch eigentlich weiß er nur wenig über die früheren Geschehnisse in Andromeda. Soynte Abil berichtet aus ihrer Zeit als Maghan.

Vor über 13000 Jahren war sie als Faktor VII Mitglied einer privilegierten Elite, die über Andromeda herrschte. Als Zellaktivatorträgerin hat sie gelernt, sich zu maskieren und unter anderer Identität zu wirken. Sie ist zu dieser Zeit als Vermittlerin, als Vhiateme, tätig und trägt den Namen Trousha Padmoon. Mit Faktor XIII, Comden Partan, hat sie eine Beziehung und kann mit ihm auch heikle Themen besprechen. Auch reden die beiden über die anderen Maghane und deren Weltbild.

Abil und Partan bekommen das Kommando über eine Flotte von 300 Schiffen. Trousha Padmoon soll als Vhiateme im Raumsektor Vranamark zwischen den Fesoasoani und den Shanuu vermitteln. Es geht um einen Streit um sehr ertragreiche Hyperkristallvorkommen. Der Maghanische Frieden ist gefährdet und die Flotte soll nötigenfalls eingreifen, wenn diplomatische Mittel versagen. Auf den Flug wird Comden Partan von einer neuen Gespielin begleitet. Eine betörend schöne Frau, die sich Allidavia Gerush nennt. Soynte Abil stellt Nachforschungen an. Das Genom der geheimnisvollen Frau ist nicht sehr tefrodisch. Sie ist Lemurerin. Erst sehr viel später hegt Abil den Verdacht, dass die Unbekannte Mirona Thetin gewesen sein könnte.

Bei den Verhandlungen auf einer Extremwelt wird Soynte Abil von einem ihrer Geheimdienstmitarbeiter gewarnt. Das Ganze ist eine Falle. Ihr Landungsschiff wird vernichtet und zusammen mit Comden Partan muss Soynte Abil ums Überleben kämpfen. Allidavia Gerush rettet die beiden Maghane und stirbt danach angeblich, während Abil und Partan auf ihr Flaggschiff zurückkehren können. Schließlich kann der Maghanische Frieden doch gewahrt werden. Zunächst trennen sich die Wege von Faktor VII und Faktor XIII. Abil lernt eine Sorgorin kennen, die Zeitnomadin Spateese. Und sie besucht die Unendliche Straße.

Rezension 

Seit dem Roman „Sternensturz“ von Christian Montillon Anfang des Jahres hat sich das Geschehen auf die Milchstraße konzentriert. Nun geht es nach Cassiopeia zurück. Diese Handlungsebene hat einige offene Themen. Der Chaoporter ist zwar weitergeflogen aber seine Hilfsvölker sind noch immer im Vorhof von Andromeda tätig. Um was zu tun? Auf der LEUCHTKRAFT ist auch Soynte Abil geblieben. Wim Vandemaan hatte schon vor längerer Zeit in einem Onlinetreffen einen Roman zur Thematik dieser geheimnisumwitterten Figur angekündigt. Das schürte natürlich Erwartungen. Ist, bzw. war sie tatsächlich eine Meisterin der Insel? Wenn ja, was hat sie in der langen Zeit getan? Und wie kann man die Frau heute einschätzen, die einst eine Galaxis beherrschte? Fragen über Fragen. Wim Vandemaan hat als Exposé-Autor wiederholt angedeutet, dass die Geschichte der MDI noch nicht zu Ende erzählt ist. Es gäbe da offene Fragen. Mit Zeno Kortin hat er sich bereits einmal an die Thematik herangewagt. Und ist gescheitert. Was auch immer Vandemaan seinerzeit mit Kortin vorhatte. Es hat nicht funktioniert und schließlich wurde die Figur sang- und klanglos aus der Serie geschrieben.

Bei der Hereinnahme der Figur Soynte Abil fährt der Autor einen anderen Kurs. Deutlich langsamer und sehr zurückhaltend wird die Figur aufgebaut. Zuerst war es nur der Name, der in einem Roman erwähnt wurde. Später kamen dann Geschichten, in denen die Figur eine Rolle spielte. Und immer war der Auftritt mit Fragezeichen versehen. Es scheint so, als würde man die Fehler, die bei Zeno Kortin gemacht wurden, nun vermeiden wollen. Kortin wurde mit viel Tamtam zurückgeholt. Der Aufbau der Figur Soynte Abil gerät gemächlicher. Allerdings so gemächlich, dass das Pendel nun, zumindest für mich, in die falsche Richtung ausschlug. Die Figur geriet zu blass.

Mit dieser Geschichte ändert sich das nun. Soynte Abil hat Profil bekommen. Nicht nur sie. Auch die Geschehnisse rund um die Meister der Insel werden beleuchtet. Wim Vandemaans Figuren in diesem Roman erleben ihre Umgebung sehr intensiv. Eindrücke werden aufgenommen, wie ein Schwamm Wasser aufsaugt. Es entstehen während der Lektüre starke Bilder in meinem Kopf. Andere Rhodan-Autoren können in einzelnen Kapiteln ähnliche Bilder vermitteln, die eine Story untermalen und Emotionen wecken. Doch in Vandemaans Geschichte erzählen die Bilder wiederum auch eigene Geschichten. Mitunter entwickeln sie ein Eigenleben. Erzählen Storys, als würde man sich beim Lesen an etwas erinnern, das man selbst vor langer Zeit erlebt hat.

Ein intensiver Roman, der wahrscheinlich aber nicht alle Leser zufriedenstellen wird. Wer glaubte, dass die Geschichte der MDI neu geschrieben wird, bekommt dazu nichts oder nur sehr wenig geliefert. Der Autor wirft ein Schlaglicht auf ein Ereignis vor 13000 Jahren. Er erweitert den Hintergrund, beschreibt die Motive Abils zu jener Zeit. Und nimmt mit der Sorgorin Spateese ein kosmisches Element mit in die Geschichte. Eine Zeitnomadin.

Ein beherrschendes Stilelement der Serie ist inzwischen, dass (fiktive) Tatsachen so dargestellt werden, dass immer noch Zweifel an deren Wahrheitsgehalt, an deren Richtigkeit bleiben. Daran ändert auch der etwas spöttische Dialog in diesem Roman nichts, wenn DAN feststellt, dass alle Geschichten wahr sind. Und Allidavia Gerush dies in der Vergangenheit auch gegenüber Soynte Abil bekräftigt. Am Ende bleibt sich der Autor daher treu, wenn er DAN attestieren lässt, dass dieser den Mitteilungen aus dem Haus der Maghane misstraut.


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