Ansichten zur Miniserie Wega Heft 11

Der Bastardprinz – von Ben Calvin Hary

Im Wegasystem hat der Wissenschaftler Kilian Gavril eine Apparatur entwickelt, um den systemumspannenden Schirm der Maccani zu durchbrechen. Ein Beiboot der MARCUS EVERSEN, die Korvette BRAHMAPUTRA, wird damit ausgerüstet. Mit Gillian Wetherby an Bord wird ein erster Versuch gestartet. Der Wellenexzenter wird gegen einige Rotationsemitter der Maccani zum Einsatz gebracht. Tatsächlich gelingt es, mehrere der Satelliten zu zerstören und für einen kurzen Moment sind die Sterne der Milchstraße zu sehen. Doch der Einsatz bleibt nicht unbemerkt. Die Maccani rücken vor und die Terraner müssen fliehen. Kurze Zeit später erscheint die DERFAAR der Blau-Nakken und repariert den angerichteten Schaden. Amildok ist doch noch nicht auf die Seite der Terraner gewechselt wie Rhodan gehofft hatte.

Die Nadelstiche, die von den Terranern gesetzt werden, rufen den Bastardprinz auf den Plan. Krakatau lebt schon länger, als es die Terraner ahnen. Als Gucky in der Vergangenheit auf Tramp mit dem Roboter Siebenbruch im Konflikt war, hat der Ilt ohne es zu ahnen, eine verhängnisvolle Geburtshilfe geleistet. Im Kampf beschädigte er Siebenbruch mit einem Strahlerschuss. Dieses Ereignis ließ die programmtechnischen Blockaden lösen und half dem Bio-Plasma zu eigenständigem Denken. Über die Jahrtausende hat Siebenbruch versucht, auch andere seiner Art zu einer eigenständigen Existenz zu verhelfen und scheiterte. Schließlich wurde er von einem anderen Roboter gefunden und es entstand der Bastardprinz.

Rezension 

Ben Calvin Hary liefert die Lebensgeschichte des Bastardprinzen. Krakatau hatte ich gleich zu Beginn der Serie im Verdacht, eher ein Roboter als ein organisches Wesen zu sein. Und dass die Roboter auf Guckys Heimatwelt etwas mit den Maccani gemein haben, hatte sich schon in den auf Tramp spielenden Romanen angedeutet. In der Historie der Figur, die in unzähligen Versuchen einen gleichartigen Gesprächspartner schaffen will, gab es zwei interessante Beschreibungen. Zum einen, dass es Gucky war, der Krakataus Entstehung eingeleitet hat. Zum anderen die Erzählung von Rhodans Landung auf Tramp aus dem Blickwinkel von Siebenbruch. Zwei schöne Ideen. Der „Adoption“ des ehemaligen Roboters durch einen anderen Roboter, dem „Herrn“, war allerdings nicht so dramatisch, wie es der Autor schildert. Natürlich soll die Identität des Herrn noch nicht verraten werden. Aber diese Fixierung auf den 12. Band der Serie ist mir zu übertrieben gestaltet. Wir haben nun also Roboter, die sich hin zu Organischen entwickelt haben. Wie die Geschichte zeigt, sind es hauptsächlich körperliche Veränderungen. Das „Gehirn“ denkt immer noch positronisch. Der, in welchem Umfang auch immer, vorhandenen Bio-Zusatz, scheint vor allem keine Moral entwickelt zu haben. Oder der „Herr“ hat dies in seinem Sinn beeinflusst. Es wäre interessant, wenn sich herausstellen würde, dass der Herr von Krakatau und den Maccani einen umgekehrten Weg gegangen ist. Ein Organischer, der Moral hatte und sich in einen Roboter verwandelt hat oder verwandelt wurde und nun vom Hass getrieben wird.

Neben den Kapiteln, die sich mit Krakataus Herkunft beschäftigen, füllt der Autor den Roman mit Aktionen rund um eine neue Waffe des Wissenschaftlers. Die Terraner schaffen zwar keinen Durchbruch aber immerhin den Abzug der Unterstützer der Maccani. Die geschilderten Raumkämpfe erinnern in Stil und Ausführung an Romane der Serie aus der Frühzeit. Wenig plausibel und eindeutig der Dramaturgie untergeordnet. Hin und wieder verliert der Autor den Überblick. Beispielsweise beim Manöver von Krakataus Schiff, das zunächst 300 Millionen Kilometer wegfliegt, dann „brutal“ die Richtung wechselt, nur 5 Kilometer von der BRAHMAPUTRA entfernt aus dem Linearraum kommt und 1 Seite später langsam in Schussreichweite gelangt. Aha. Und damit auch die Figuren ein wenig Konflikte austragen können, darf sich Gillian ein wenig mit der Kommandantin der BRAHMAPUTRA kabbeln. Das wirkte arg aufgesetzt. An einer Stelle sehen sich die Maccani auch durch ihr positronisches Denken den Terranern bei den Manövern überlegen. Als hätten die Terraner keine Positroniken, die sie unterstützen.

Schließlich bekommt der Herr des Bastardprinzen noch einen Kurzauftritt. Er hat sein kleines Schreibbüro im Übrigen neben dem von Krakatau. Das ist praktisch, als Krakatau zu ihm läuft und sein Versagen eingesteht. Davor hat der Autor aus reiner Verzweiflung, weil die Figur einfach nicht mehr hergab, Krakatau noch ein paar Gräueltaten verüben lassen. Nun kümmert sich der Herr selbst um die Angelegenheit. Warum nicht gleich so, ist das erste, was mir durch den Kopf ging. Krakatau ist einfach eine furchtbar misslungene Figur in der Miniserie. Ben Calvin Hary geht auch nochmal auf die Szene ein, als Rhodan und Wetherby die Gelegenheit hatten, Krakatau zu einem früheren Zeitpunkt auszuschalten. Rhodans Erklärung, resp. Harys Erklärung dazu ist kraftlos. Aber immerhin hat sich der Autor an der Szene probiert. Andere Gelegenheiten, den Bastardprinz zu späteren Zeitpunkten loszuwerden, werden nicht thematisiert. Dieser Gegenspieler belegt im unglaublich reichhaltigen Rhodan-Kosmos die letzte Position auf der Rangliste der Bösewichte.

Vor seinem Abflug lässt Amildok mal wieder eine Kiste fallen, aus der Bully und Gucky gekrochen kommen. Bereit zum Finale.

 

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