Die Rollende Stadt – von Ben Calvin Hary
Perry Rhodan, Reginald Bull, Gucky und Gillian Wetherby sind durch den Transmitter gegangen. Aber sie werden getrennt. Zusammen mit der Raumjägerpilotin aus der Zeit der Dritten Macht materialisiert Perry Rhodan an einem unbekannten Ort. Ein riesiger Saal nimmt sie in Empfang, und als sie ihn verlassen, geraten sie in eine fremde Welt, die sich als gigantische Kaverne entpuppt.
Zur gleichen Zeit steht Quingarts Erlösungszeremonie an. Traditionell soll die Willkommenheißerin aus dem Volk der Oigan am 9999. Tag ihr Leben beenden. Doch die Ankunft zweier Fremder unterbricht die Zeremonie. Wütend eilt Quingart zur Halle der Willkommnung. Doch die beiden Fremden haben den Ort bereits verlassen und da sich die Halle ständig an einem anderen Ort befindet, kann Quingart ihnen nicht folgen. Doch plötzlich erscheint ein dritter Fremder im Empfangstransmitter. Der Fremde stellt sich als Krakatau vor, der seine Freunde sucht. Quingart soll ihn dabei unterstützen.
Perry Rhodan und Gillian Wetherby sind inzwischen in das pralle Leben von Fementa-Oist eingetaucht. Die Stadt bewegt sich und wird deshalb als Rollende Stadt bezeichnet. Die darin lebenden Oigan sind Kängurus nicht unähnlich. Die Wesen haben einen hohen Stoffwechsel. Sie sprechen sehr schnell und sind ständig am Essen. Die beiden Besucher haben es nicht leicht, an Informationen zu kommen. Die Oigan sind zwar an Fremde gewohnt. Gleichzeitig jedoch herrschen Tabus, die es ihnen verbieten Fragen zu beantworten. Dem Unsterblichen bleibt immerhin so die Zeit, ein wenig von der Lebensgeschichte Wetherbys zu erfahren.
Es gelingt Perry Rhodan dann doch, ein Ziel zu identifizieren. Das Innenkanton soll erreicht werden. Rhodan und seine Begleiterin ahnen nicht, dass Krakatau ihnen dicht auf den Fersen ist. Ihre Wege kreuzen sich schließlich und Rhodan braucht alle Hilfe um gegen seinem Verfolger zu bestehen.
Rezension
Die Geschichte von Ben Calvin Hary wirft den Leser übergangslos in eine fremde Welt. Bevölkert von känguruartigen Wesen mit seltsamen Riten und Gebräuchen. Wetherby drückt es etwas anders aus, wenn sie bemerkt, dass die Leute hier wohl ziemlich verfressen sind. Erfreulicherweise verzichtet der Autor darauf, die Geschehnisse aus dem Auftaktband zu wiederholen. Zwei, drei Beobachtungen und Rückblicke von Perry Rhodan lässt der Autor zu und legt seiner Figur dann in den Mund, die Ereignisse einfach so zu akzeptieren. Sowas gefällt mir, wenn dem Leser auch etwas zugetraut wird. Der Roman beginnt also aus Sicht von Quingart, die sich darauf freut, ihrem Leben nach alter Tradition endlich ein Ende setzen zu dürfen.
Und wie so häufig stört unser Held durch sein Erscheinen die Abläufe gewaltig. Das erste Kapitel mit der Figur Quingart strotzt nur so von Details und von neuen Begriffen, bzw. auf eine fremdartige Kultur anwendbarer Begriffe. Beinahe schon etwas zu viel des Guten. Eine atmosphärisch dichte Story stellt sich erst nach und nach ein. Wetherbys schnoddriger Auftritt, gepaart mit Rhodans Erfahrung lässt stellenweise ein schönes Bild dieser Kultur entstehen. Das Lokalkolorit stellt sich sogar dann ein, wenn sich Quingart an der Seite von Krakatau auf die Suche nach Perry Rhodan und Gillian Wetherby macht. Denn der Jäger ist anfänglich zahm. So zahm, dass ich schon glaubte, im ersten Heft etwas überlesen zu haben. Und so überwiegen auch in diesen Passagen die Beschreibungen des fremden Ortes. Es dauert ein wenig, bis der Autor die Zügel anzieht und Krakatau auch als Bösewicht agieren lässt.
Die erwähnten Details führen an der einen oder anderen Stelle zu Widersprüchen. Hauptsächlich bezog sich das zunächst auf die Verwendung der Transmitter. Hier verwendet der Autor mal den Begriff Fiktivtransmitter und dann mal wieder Käfigtransmitter. Zur Erinnerung: Ein Fiktivtransmitter benötigt kein Empfangsgerät. Der Autor schreibt jedoch etwas anderes. Sehr amüsant empfand ich auch einige Textpassagen, die beinahe schon Paradoxien enthielten. Wer das Scherzgedicht „Dunkel war’s, der Mond schien helle …“ kennt, weiß, was ich meine. Es ist eine Abfolge widersprechender Aussagen. Nach der Ankunft im Transmitter massiert Rhodan Wetherbys Nacken. Fransen ihres lockigen Haars, pechschwarz und militärisch kurz geschnitten, verfingen sich zwischen seinen Fingerspitzen. Na so kurz sind die Haare wohl doch nicht. An anderer Stelle: Sie blieb stehen, salutierte und sah dabei auf ihre Stiefelspitzen. Wer schon mal salutiert hat, weiß, wie schwer es sein dürfte, dabei auf die eigenen Stiefelspitzen zu sehen.
Es gibt noch mehr solcher Textstellen, die mehr einem Scherzgedicht und weniger an Spannungsliteratur erinnerten. Am Ende zieht das Geschehen an. Bevor Lakramiel stirbt, verrät er Rhodan den Standort des Transmitters im hintersten Zugabteil und dass nur Quingart ihn aktivieren könnte. Darüber würde der Weg zum Innenkanton gehen. Doch diese Info vergisst Rhodan sogleich wieder. Er fragt die Willkommenheißerin nach dem Standort des Geräts, den sie nicht kennt und er schon wieder vergessen hat. Okay, die beiden haben ihn dann auch so noch gefunden. Warum Krakatau seine sensorischen Fähigkeiten erst am Ende der Geschichte einsetzt, bleibt unklar. Plötzlich kann er alle elektromagnetischen und hyperenergetischen Frequenzen scannen. Und im Sextadimband wird er fündig.
Rhodan vernimmt in seinem Kopf das homerische Gelächter von ES und einige zielgerichtete Gedanken. Wenn diese Botschaften auch an Krakatau gerichtet werden, dann lässt seine Antwort „Selbstverständlich … Vater“ Rückschluss auf seine Herkunft zu. Er muss demnach ein Geschöpf von ES sein.
Eine unterhaltsame Story mit einigen Aufs und Abs.