Ansichten zu Perry Rhodan Heft 3072

Der Ilt muss sterben! – von Leo Lukas

In Xirashos Tiefen hat Atlan eine unglaubliche Entdeckung gemacht. Dort bauen die Cairaner eine Kopie der RAS TSCHUBAI. Und zwar eine, die von einem Gefecht gezeichnet ist. Welche Absicht der Friedensbund damit verfolgt bleibt unklar. Doch Atlan setzt alles daran, die Pläne der Cairaner mit dem Nachbau zu vereiteln. Ein Überraschungsangriff der THORA hat Erfolg. Die Werft und der Nachbau der RAS TSCHUBAI werden zerstört. Die THORA wird erheblich beschädigt. Es gibt Todesopfer. Und Atlan wird verletzt.

Reginald Bull wird über die Operation informiert und um Verstärkung gebeten. Atlan bricht mit der THORA zu den Koordinaten auf, an die Gucky gebracht wurde. Der Ilt ist Gefangener einer Ausweglosen Straße in der Nähe der Sonne Shatsana im Orionnebel, 1562 Lichtjahre vom Solsystem entfernt. Dorthin sendet Bull drei Raumschiffe der MEDUSA-Klasse. An Bord eines der Schiffe ist auch der Hyperphysiker Lionel Obioma. Am Zielort angekommen, ergibt sich für Obioma die Gelegenheit, Atlan zur Ausweglosen Straße zu begleiten. Die Zeit drängt, denn die Cairaner des Straflagers haben wegen aufgetretener Unregelmäßigkeiten um Unterstützung des Friedensbundes gebeten. Einheiten der Cairaner sind auf dem Weg.

Neben Atlan und Lionel Obioma gehen die Soldatin Kiow Ho und ein TARA in den Einsatz. Sie gelangen unbemerkt auf die Ausweglose Straße. Die Verhältnisse dort sind chaotisch. Die Insassen bezeichnen die Ausweglose Straße als „Ort Irrsal“, weil das innere des Straflagers permanenten Veränderungen unterworfen wird. Vertreter eines mausähnlichen Volkes treten als Gebietsdiener auf und sind eine Art Kerkermeister und Jäger auf der Ausweglosen Straße.

Atlan sucht nach Informationen und kommt in Kontakt zu den beiden Gebietsdienern Fligglirt Kernpech und Muff. Außerdem befreit der Arkonide einen Cheborparner. Lionel Obioma schaltet die Vital-Suppressoren der Station aus. Man erhofft sich dadurch, dass Gucky dadurch wieder seine Fähigkeiten einsetzen kann. Atlan erfährt auch, dass die beiden Tomopaten auf der Suche nach Gucky sind. Ein Wettlauf beginnt. Als Gucky endlich gefunden wird, sind auch die beiden Tomopaten schon da. Ly und Genner machen trotz Atlans Intervention kurzen Prozess mit dem desorientierten Ilt. Gucky wird schwer verletzt. Atlan und sein Team töten die Tomopaten. Gucky stirbt in Atlans Armen und das Bild einer Spiralgalaxie steigt von der Leiche auf.

Rezension 

Dieser Tage wäre Walter Ernsting (Clark Darlton) 100 Jahre alt geworden. Zur bekanntesten Figur, die der Perry Rhodan-Autor mit Leben füllte, gehörte Gucky. Dass ausgerechnet nun Gucky zum 100. Geburtstag von Walter Ernsting stirbt, ist ausgeschlossen. So unsensibel sind die Perry Rhodan-Macher nicht. Der Ilt lebt also weiter. Entweder wird sein Schicksal schon im nächsten Heft geklärt oder im nächsten Zyklus. Selbst in Unkenntnis von Walter Ernstings Geburtstag hält der Roman viele Zwischentöne parat, dass man als Leser schlussfolgern darf, dass Gucky nicht tot ist. Für viele ist Gucky der Held ihrer Erinnerungen frühester Leseerlebnisse im Perryversum. Wir werden also das leise „Plopp“, mit dem sich der Ilt stets empfahl, noch zu hören bekommen.

Doch ich will natürlich auch ein paar Zeilen zum Roman von Leo Lukas schreiben. Der Autor entwickelt seine Geschichte aus der Sicht höchst unterschiedlicher Figuren. Die Figur der Fligglirt Kernpech wird mehrschichtig beschrieben. Sie ist unter ihresgleichen, also den Gebietsdienern, den Jägern und Kerkermeistern auf der Ausweglosen Straße, in Ungnade gefallen. Sie will nicht zwangsverheiratet werden. Damit weckt sie Sympathie bei mir, da sie vom Autor zunächst als bedauernswerte Figur eingeführt wird. Zu diesem Zeitpunkt war die Rolle ihres Volkes in der Station der Cairaner noch unbekannt. Dann lässt Leo Lukas seine Figur die eine oder andere zynische Bemerkung über die Gefangenen machen. Bevor die Sympathie-Punkte wieder verloren gingen, bekommt Fligglirt dank ihres Vetters Muff Kenntnis über ihre wahre Herkunft und kann sich zudem Atlan anschließen. Der „wortgewandte“ Vetter, freilich nur in Gedanken, bzw. auf Papier und Fligglirt gaben schon ein seltsames Bild ab in diesem Roman.

Reginald Bull ist eine weitere Figur, die aus der Distanz des Ephelegon-Systems den Geschehnissen folgt. Seine Reaktionen zu Guckys Tod sind so banal geschrieben, dass man alleine daraus den Tod des Ilts verneinen muss. Die dritte wesentliche Figur im Roman ist Lionel Obioma. An ihm zelebriert Leo Lukas ein bekanntes Muster. Wie nehmen Personen, die das erste Mal mit einem Unsterblichen konfrontiert werden, diese Kultfiguren wahr?

Die beiden Tomopaten spielen diesmal keine Rolle, außer der, dass sie Gucky in Stücke hacken durften. Die Dialoge sind rätselhaft und die Motive von Ly und Genner nach wie vor auch. Bleibt noch Atlan. Diese Figur begleitet Leo Lukas intensiver und verknüpft das Auftreten des Arkoniden aber mit ungewohnt vielen Technikbeschreibungen. Dazu rekapitulierte der Autor zusätzlich hinlänglich bekannte Sachverhalte in einer Ausführlichkeit, dass sie den Lesefluss störten. Manche dieser „Abhandlungen“ gerieten gewollt oder ungewollt schräg. Beispielsweise wenn Fligglirt und Vetter Muff darüber fachsimpeln, wie ein mit Deflektor geschützter Gleiter dennoch entdeckt werden kann. Der Autor wendet fast durchgehend eine dozierende Sprache in den Dialogen an. Dieser instruierende Stil steht in einem merkwürdigen Kontrast zum schrecklichen Höhepunkt des Romans und ist daher ein weiteres Indiz dafür, den Tod Guckys als absurd herauszukehren.

Ohne den Abgang des Ilts wäre der Roman als „ganz nett“ zu bezeichnen mit einigen humorvollen Einlagen, die insbesondere die Beschreibungen der Gebietsdiener betrafen. Der Tod des Ilts geht beinahe unter in diesem Roman, der sich in den Lug und Trug der Cairaner einreiht, wie der Nachbau der RAS TSCHUBAI, die Ägidenwelt und zuletzt die genetische Kopie von Atlans Enkelin.

Persönlich hege ich die Hoffnung, dass der Ilt für einige Zeit aus der Serie geschrieben wurde. Und vielleicht schaffen es die Autoren diesmal, ihn mit einer stärkeren Charakterisierung zurückkehren zu lassen. Eine, die weniger auf Albernheit beruht. Einen starken Gucky konnten wir im Thez-Zyklus bewundern. Reduziert in seinen Para-Kräften aber mit starker Persönlichkeit. Aus mir unbekannten Gründen wurde das später zurückgedreht. Nun wäre erneut die Chance da, aus dem Ilt noch was zu machen. Wenn nicht in diesem Zyklus, dann vielleicht im nächsten.

 

Beitrag veröffentlicht

in

von

Schlagwörter:


Kommentare

Schreibe einen Kommentar