Ansichten zu Perry Rhodan Heft 3013

Zielpunkt Ephelegon – von Uwe Anton

Nach beinahe fünf Jahrhunderten begegnen sich Perry Rhodan und Reginald Bull wieder. Doch eigentlich ist diese lange Zeit nur für den Residenten der LFG vergangen. Als sich die Freunde in den Armen liegen spürt Perry Rhodan, dass er sich kaum in die Situation seines Wegbegleiters aus den Tagen der Dritten Macht versetzen kann. Rhodan erfährt ein bisschen aus der Zeit, die er verloren hat. Die Symptome des Weltenbrands traten in Teilgebieten der Milchstraße noch Jahrhunderte lang auf. Im Jahr 1614 NGZ trat das Raptus-Ereignis ein. Terra und Luna verschwanden und wurden durch den Planeten Iya und dem Mond Vira ersetzt. Im 17. Jahrhundert traten die Ladhonischen Scharen auf und später die Cairaner. Ende des 18. Jahrhunderts kam es zum Posizid. Nach Aussage Bulls hat angeblich das Volk der Aarus daran Schuld. Die Wurme der Aarus haben danach die Milchstraße verlassen. Das Solsystem ist von den Cairanern abgeriegelt, das Projekt von San ist tot. Die Laren haben sich zurückgezogen und sind mit sich selbst beschäftigt. Das nächstgelegene Sternenportal auf den Weg von der Milchstraße in die Larengalaxis wurde zerstört. Icho Tolot ist stellvertretender Resident und Opiter Quint der Chef des NDE.

Gongolis soll auf Wunsch Bulls verschoben werden. So gewinnt man Zeit, damit die THORA, das Flaggschiff des Residenten, vor den Cairanern eintreffen kann. Auf dem Flug zur neuen Position wird der Antrieb sabotiert. Bei der Untersuchung des Sabotageakts wird deutlich, dass es jemand auf Perry Rhodan abgesehen hat. Der tritt nach wie vor unter seiner Tarnidentität Leo Tibo auf. Nur die scheint nichts mehr wert zu sein. Der Attentäter muss zur Strecke gebracht werden und Perry Rhodan und Reginald Bull müssen Gongolis verlassen haben, bevor die Cairaner eintreffen.

Rezension 

Ein Zyklus dauert hundert Hefte. In diesen hundert Heften passiert eine Menge. Mit dem Jubiläumsband am Anfang werden die Leser angefüttert. Dann folgt die Durststrecke. Dann werden die Häppchen gereicht und am Ende die Lösung garniert. Dieser Roman zählt offensichtlich zu den Häppchen. Im Untertitel wird versprochen, dass der Terraner (Perry Rhodan) einen alten Freund trifft und mehr über die neue Liga erfährt. Uwe Anton stand vor der Aufgabe, den Lesern den Mund wässrig zu machen aber gleichzeitig nicht zu viel auszuplaudern, denn zu einem späteren Zeitpunkt im Zyklus sollen ja weitere Häppchen gereicht werden. Dieses Unterfangen, einerseits glaubwürdige und nachvollziehbare Gefühle und Reaktionen bei den eingesetzten Figuren zu beschreiben und anderseits nicht zu viel zu verraten, gelang nur teilweise. Auf viele Fragen gibt es keine Antworten. Entweder, weil die Fragen erst gar nicht gestellt werden, und dass, obwohl sie auf der Hand liegen, oder die Antworten werden schlicht verweigert. Etwa was den „Raub“ von Erde und Mond angeht oder die Entstehung des Mythos Erde. Denn dafür hätten lt. O-Ton Rhodan fünf Jahrhunderte nicht gereicht. Tatsächlich waren es noch nicht mal fünf Jahrhunderte, sondern gerade mal 250 Jahre, denn der Posizid trat Ende des 18. Jahrhunderts auf. Und was passierte dann? Wie ging man damit um?

Zur Mitte des Romans legt der Autor seinen Protagonisten Perry Rhodan die Schlussfolgerung in den Mund, dass sich Reginald Bull verändert hat. Und Rhodan sich nicht sicher sei, ob ihm dieser Wandel gefiel. Dieses Fazit zu diesem Zeitpunkt des Romans kam sehr überraschend. Außer der kurzen Szene zuvor, als Bully wegen der anrückenden Cairaner Gongolis verlassen wollte und den Hôte damit im Schlamassel zurücklassen bereit war, gab es keinen anderen Beweggrund zu diesem Urteil. Oder der Autor hat es nicht verstanden, etwaige Verdachtsmomente so zu formulieren, dass ich als Leser sie erkennen konnte. Seit den Tagen, als der ZA von Reginald Bull chaotarchisch geprägt wurde, halten die Autoren das Thema auf Sparflamme, dass sich dadurch Bull verändert haben könnte oder er beeinflusst wird. Sollte das Thema in diesem Zyklus erneut aufgegriffen werden, dann wurde es hier eher ungeschickt eingebaut. Zumal die Gedankenwelt Perry Rhodans, vom Autor in der Ich-Perspektive vorangetrieben, anschließend auch noch den einen oder anderen Widerspruch enthielt. Dazu kam, dass sich der Held viele Gedanken über seine Tarnung machte und wer in seiner Umgebung sie durchschaut haben könnte. Seltsamerweise geht der Autor dabei nicht ein einziges Mal auf das Gerät ein, das in Perry Rhodan eingedrungen ist und an einen unbekannten Empfänger Impulse sendet. Auch nicht, als Rhodan den Vitalimpuls-Tarner anlegt. Die Unterdrückung der Vitalimpulse macht keinen Sinn, wenn ein anderes Gerät im Rhodans Körper sendet.

Hätte der Autor Reginald Bull in der Ich-Form erzählen lassen, dann hätte der alte Freund sich mehr wundern müssen über den zurückgekehrten Rhodan, der offensichtlich von allen guten Geistern verlassen scheint.

Die Geschehnisse mit dem Attentäter sprachen mich auch nicht an. Man hat in zwei Romanen zuvor ein Duo gefährlicher Kopfgeldjäger aufgebaut, die in diesem Roman hin- und wieder namentlich erwähnt werden. Statt sich auf die Suche nach diesen Leuten zu machen, rückt eine unbekannte Figur in den Blickpunkt des Hôte, von Reginald Bull, Perry Rhodan und ein paar mehr Leuten. Auf diesen kleinen Mann wird eine unglaubliche Hetzjagd veranstaltet und alles andere dem untergeordnet. Diese Story war lahm, da sie nur einem einzigen Zweck diente. Alles zu verzögern. Dass am Ende die Super THORA offensichtlich mit einem Trick von den Kopfgeldjägern geentert wurde, lässt das Geschehen vorher erst recht schlecht aussehen.

Am Ende bin ich enttäuscht. Den technischen Daten der THORA und dem kleinen Scharmützel mit den Ladhonenraumern wird beinahe mehr Raum eingeräumt als dem persönlichen Gespräch zwischen Perry und Bully. Und damit hinterlässt der Roman einen faden Eindruck bei mir.


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