Ansichten zu Perry Rhodan Heft 2994

Engel und Maschinen – von Wim Vandemaan – Handlung:
Der Schiffsverband, bestehend aus dem Dolan JASON, dem Ultraschlachtschiff LUGIA SCINAGRA und dem ferronischen Frachter NEÈFOR, ist am 22. Mai 1552 NGZ per Sonnentransmitter zum Ecloos-Trio in der Kleingalaxis Draco gesprungen. Das Khaydsystem mit dem Planeten Sanhaba wurde entdeckt und Opiter Quint und Ernst Ellert nähern sich mit dem Dolan der Stadt Aures. Als sie um Landeerlaubnis bitten, meldet sich über Normalfunk eine Stimme in Interkosmo, die ihnen die Landung gewährt, sofern ein gewisser Handel zustande kommt. 22 Kilometer von Aures entfernt landet der Dolan auf dem einzigen und ansonsten leeren Raumhafen. Homunk will sie nicht begleiten, also steigen Opiter Quint und Ernst Ellert alleine aus. Ein Terraner, der sich als Curd Lincoln vorstellt, begrüßt sie. Gegen ein paar Schachteln Zigaretten spielt Lincoln den Fremdenführer. Zur Stadt müssen sie zu Fuß gehen. Besuchern wird die Benutzung höherstehender Technik, wie die Gravo-Paks der SERUNS, nicht gestattet. Andererseits haben die Besucher nun ausreichend Zeit, sich mit Lincoln zu unterhalten.
Lincoln wurde von Delorian auf der Erde im Jahre 1904 aufgelesen. Dem Tode nahe, sollte er dem Bund der Sternwürdigen beitreten. Später stellte sich heraus, dass nicht alle Geretteten für sternwürdig befunden wurden. Der Weg über die einzige Straße vom Raumhafen zur Stadt führt die Besucher an Liegenschaften der Stadt Aures vorbei. Dem Wald der Werkzeugmacher und die Ebene der Späher. Lincoln kennt Adam von Aures nicht, gibt aber den Hinweis auf ein Stadtarchiv. Dort will Quint hin. Der Weg führt in die Stadt, wobei sie eine weitere Liegenschaft, den Strand, auslassen. Der Fremdenführer ist auch den Zeitgefährten nie begegnet, die einer viel älteren Schicht der Stadt angehören und so alt wie die Zeit selbst sein sollen. Lincoln benennt die Angehörigen der Anachronistischen Patrouille als mögliche Nachkommen. Diese Burschen sieht man selten und gesprächig wären sie auch nicht. Und auch mit Aures selbst könne man nicht sprechen. Die Stadt schläft.
In einem Café sollen sich die Besucher stärken. Vorher entdecken sie eine Statue aus dem nicht natürlich vorkommenden Roentgenium. Es wird künstlich stabilisiert. Auf einer Tafel stehen die techno-mahdischen Losungen. Eine Altersbestimmung ist schwierig und liegt zwischen 5000 und 200.000 Jahren. Im Café angekommen, demonstriert Aures seine Macht, indem sie sich für kurze Zeit in alles Mögliche verwandelt. Ellert ist beeindruckt und Quint fürchtet um seinen Begleiter, der mehr und mehr von der Stadt vereinnahmt zu werden droht. Der TLD-Agent möchte das Meer sehen. Am Strand liegen technische Geräte, die angespült und auf geheimnisvolle Weise wohl auch repariert werden und wieder verschwinden. Quint erkennt, dass der Ozean ebenfalls aus Nanogenten besteht. Möglicherweise sind in noch tiefere Schichten des Planeten weitere Megatonnen an Nanogenten eingelagert. Ein unfassbares Reservoir. Und auch Lincoln ist eigentlich tot. Nanogenten haben seine Organe ersetzt. Die Stadt hat ihn erhalten.
Quint und Ellert erfahren, wo Shanda Sarmotte und Toufec sind. Sie liegen auf dem Friedhof. Ein Mann, der aussieht wie Adam von Aures, pflegt das Grab der beiden. Er stellt sich als Usher Lightfoot vor. Shanda ist seine Mutter. Und auch die Mutter von Adam. Pazuzu war der Vater Lightfoots. Adam von Aures ist aus dem Erbgut Sarmottes und einer künstlichen DNS, die von Pazuzu synthetisiert und mit DNS von Toufec versetzt wurde, entstanden. Adam besitzt zudem einen Vorrat an Nanogenten. Adam und Usher sind somit Halbbrüder. Die Baupläne lieferte Aures. Doch ohne eigenes Bewusstsein wären es nur Puppen, Phänogestalten. Es sind biomorphe Überlebensassistenten. Als Taylwit zur Verfügung gestellt. Hochwertige Prothesen, wie Quint konstatiert. Shanda Sarmotte starb bei der Geburt Adams am 02. Februar 1528 NGZ. Lightfoot lässt offen, wie das geschah und wer die Schuld daran trägt.
Quint und Ellert suchen nun das Stadtarchiv auf, das sie nur mit einem Schlüssel aus dem Wald der Werkzeugmacher öffnen können. Im Archiv erhalten Quint und Ellert Einsicht in die Entwicklung Adam von Aures. Vor beinahe 50.000 Jahren haben sich bei einem Besuch auf der Erde mehrere Nanogentenschwärme von der TOLBA, dem Schiff Delorians, gelöst. Diese Nanogentenschwärme erweckten die Leiche eines Menschen zum Leben und erkundeten die Welt. Der Schwarm, der nun einen Körper hatte, erlangte Bewusstsein und nannte sich Lightfoot. Er erlebte die Menschheit von Anfang an, bis zur Dritten Macht und dem Solaren Imperium. Schließlich verfolgte er eigene Pläne. Er will der Befreier vom Tod werden. Der Erlöser vom Leid. Der Techno-Mahdi. Er gründete die Organisation und über Jahrzehnte rekrutierte er Anhänger. Dann, eines Tages, erreicht Adam von Aures die Erde. Er verschmilzt mit Lightfoot, der das nicht verhindern kann und übernimmt dessen Erinnerungen aber nicht dessen Ideen. Adam will nicht menschliches Leid durch Technik lindern. Denn das Leben taugt nicht als Träger eines dauerhaften Bewusstseins. Dies muss von Maschinen erzeugt und getragen werden. Adam lässt Lightfoot nach Aures zurückkehren.
Quint und Ellert reden nochmals mit Lightfoot. Sie erfahren die Schwachstelle Adams. Wie schon Delorian, kann auch Adam keine Vitalenergiestrahlung vertragen. Seine Nanogenten werden destabilisiert. Quint und Ellert kehren zu JASON zurück. Dort erfahren sie, dass auch Homunk kurzzeitig den Dolan verlassen hatte. Aures hatte dem Androiden angeboten, seine fehlenden Gliedmaßen zu ersetzen. Doch Homunk hat das Angebot wegen eines nicht zu akzeptierenden Preises abgelehnt.
Sie verlassen Sanhaba und erörtern, inwieweit ein ZA, beispielsweise von Vetris-Molaud entwendet, gegen Adam von Aures einzusetzen sei. Quint erstellt einen Bericht. Sobald sie wieder durch den Sonnentransmitter geflogen sind, sollen die Erkenntnisse ins Solsystem übertragen werden.

 

Rezension:
Es ist schon eine Weile her, dass wir von Opiter Quint und seinen Begleitern lesen konnten. Sie wurden von Wim Vandemaan in 2958 eingesetzt. Zwischenzeitlich fand die Gruppe um den TLD-Agenten nochmals Erwähnung, als es darum ging den zurückgekehrten Atlan auf den Stand der Dinge zu bringen. Danach brach die Gruppe zur Suche nach der Stadt Aures auf. Und nun setzt der gleiche Autor diese Geschichte fort.
Die Gruppe ist kleiner geworden. Wim Vandemaan hat die USO-Agentin, ihren Begleiter und die Zeitforscherin abmustern lassen. Nur noch Quint und Ellert. Das reichte auch. Mehr Figuren, die eh nur Randerscheinungen in der Geschichte waren, hat es nicht gebraucht. Anfangs dachte ich noch, dass der Autor die Reduzierung der Figuren wegen Shanda Sarmotte und Toufec vornahm und er für das Duo, das zuletzt im Atopenzyklus im Einsatz war, etwas Raum benötigte. Das zerschlug sich sehr schnell. Den Raum nutzte der Autor nicht für diese Protagonisten sondern auf andere Weise. Und Vandemaan begräbt die beiden Figuren nicht nur sprichwörtlich. Die beiden liegen auf dem Friedhof von Aures. Ich erinnere mich noch sehr gut an den Roman von Richard Dübell, der Toufec in die Handlung brachte. Der Berber bildete mit Shanda Sarmotte ein interessantes Duo. Die Erforschung des Schwarzen Palastes auf Luna war das letzte Abenteuer, bevor sie beim Auffinden der MDI-Statue Kortins einen letzten Kurzauftritt spendiert bekamen. Nun hat der Exposé-Autor entschieden, die beiden aus der Serie zu schreiben. Das ist in Ordnung. Ein wenig Schade finde ich nur, wie es geschah.
Ich schrieb, dass die Figuren nur nebensächlich in dieser Geschichte waren. Der Star war Aures oder vielmehr, wie die Stadt von Wim Vandemaan in Szene gesetzt wurde. Wie viele andere Romane dieses Autors, hat mich auch diese Geschichte in ihren Bann gezogen. Die Beschreibungen enthielten eine Magie, der ich mich nicht entziehen konnte. Vieles in diesem Roman blieb bis zum Ende geheimnisvoll und vieldeutig. Wobei es aber dennoch einige Geschehnisse gab, auf die der Autor endgültige Antworten gab. Siehe den Tod von Sarmotte und Toufec. Der Begriff Taylwit fällt. Damit ist auch eine Verbindung zur schönen Familie Keraetes hergestellt. Das Aggregat Etain sah sich selbst als Taylwit. Und wir wissen nun, dass das sehr hochwertige Prothesen der Stadt Aures sind. Fragt sich nur, wer diese Prothesen trägt.
Eine kleine Kritik, die den Lesegenuss aber nicht schmälerte, muss ich dennoch loswerden. Wim Vandemaan liefert eine Erklärung zu dem Wirken des Techno-Mahdis auf der Erde. Doch es ist eine „nachträgliche“ Begründung. Mir ist klar, dass die Dinge im Perryversum kleine Anfänge haben und Zusammenhänge sich erst sehr viel später offenbaren. Dennoch fehlte es mir bei der Entwicklung des Handlungselements Techno-Mahdi an einer begleitenden Darstellung der „Größe“ dieser Idee. Diese Größe wird erst mit den Erkenntnissen Quints und Ellerts zum Wirken Lightfoots auf der Erde ersichtlich. Aber es wirkt auf mich etwas gezwungen. Als Leser habe ich die Wirkung des Techno-Mahdi hinterfragt und die überraschenden Erfolge der Gruppierung in diesem Zyklus in Zweifel gezogen. Meine Zweifel werden durch die nachgereichten Erklärungen geradezu zertrümmert. Der Kernspruch lautet: Seht her, der Techno-Mahdi hatte 50.000 Jahre Zeit an Entwicklung und Jahrzehnte an der Umsetzung von Ideen. Die Menschheit hatte nie eine Chance. Ich frage mich, wie lange diese Idee im Kopf des Autors existierte, die Nanogenten bereits vor so langer Zeit auf die Erde zu schicken. Vor oder nach den ersten Erwähnungen des Techno-Mahdis und der Auseinandersetzung der Leser mit diesem Handlungselement?
Alles in allem jedoch ein klasse Roman mit phantastischen Einfällen. Die Geschichte war kurzweilig und der Autor zeigte einmal mehr sein Faible für ungewöhnliche Handlungsorte und absonderliche Situationen.
 

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