Ansichten zu Perry Rhodan Heft 2977

Die Kokon-Direktive – von Michelle Stern – Handlung:
Im Solsystem leiden die Menschen unter der erhöhten Sensibilität, die der Hyperlicht-Effekt mit sich bringt. Die Nachrichtenlage ist verworren. Die Menschen wissen nicht mehr, wem sie vertrauen können. Zahlreiche Bewohner des Solsystems sind jedoch immer weniger von den Aktionen des Techno-Mahdi überzeugt und fordern die Freilassung der Geiseln an Bord der LORETTA-Tender, die den Schutzschirm um das System aufrechterhalten.
Die Regierung um Hekéner Sharoun startet die Kokon-Direktive. Die Rückeroberung der Tender wird von Reginald Bull geleitet. Er wird von Gucky begleitet. Und der Mutant Kaleb Barasi geht mit an Bord der GOUBAR NANDESE, einem Raumschiff der JUPITER-Klasse. Barasi ist ein Spiegelteleporter. Er kann eine Projektion seiner selbst an einen anderen Ort schicken. Sein Abbild kann auch Paratronschirme durchdringen und am Ziel sehen, riechen, hören und sprechen.
Bull und seine Begleiter verfolgen zunächst zwei Pläne. Mit vorsichtigen Beschuss der Tender sollen Messwerte erhalten werden, ob der Techno-Mahdi die Schutzschirme modifiziert hat. Außerdem sollen die Messungen Daten liefern, wie der Beschuss die Tender lahmlegt, ohne sie zu zerstören. Die Geiseln sollen nicht gefährdet werden. Je Tender sind das 1200 Personen. Gucky und Kaleb Barasi sollen parallel dazu einen Kontakt zu einem Anhänger des Techno-Mahdi aufnehmen. Der Geheimdienst ist sicher, das Lephart Yutong an Bord von LORETTA-108 ein Zweifler an den Methoden der Gruppierung ist. Der Tender wird von Lima Portomessa kommandiert. Sie ist stolz auf ihre Aufgabe und überzeugt, das richtige zu tun.
Der noch unerfahrene Spiegelteleporter profitiert von Guckys Erfahrung, als sie sich das erste Mal auf LORETTA-108 begeben. Nachdem sie sich überzeugt haben, dass es den Geiseln verhältnismäßig gut geht, belauschen sie ein Gespräch zwischen Yutong und Portomessa. Danach ist Barasi sicher, dass Yutong ihr Mann ist.
Die beiden Mutanten besuchen nach einer Pause erneut den Tender. Zur gleichen Zeit hält Tango Burosch, ein Mitglied des Wohlfahrtrats, eine Rede. Er behauptet, dass die Superintelligenz ES vor ihrem Rückzug ein Strafprogramm initiiert hat. Mit dem Tod von Bostich wurde ein Peinigungsprogramm gestartet. Wahrscheinlich könnten nur ZA-Träger das Programm aufheben und so ihre Macht weiter festigen. Im Übrigen sind die Auswirkungen des Peinigungsprogramms in der Milchstraße weit größer als im Solsystem. Der TERRANOVA-Schirm bietet Schutz.
Gucky und Kaleb Barasi nehmen Kontakt zu Lephart Yutong auf. Der Wissenschaftler will über den Vorschlag einer Kooperation nachdenken. Lima Portomessa ist es nicht entgangen, dass Yutong Besuch bekommen hat. Sie stellt den Zweifler zur Rede. Und wird überrascht. Yutong will gar nicht überlaufen. Er hat damit gerechnet, dass ein Psi-Begabter Kontakt zu ihm aufnimmt. Er will die beiden Mutanten fangen. Nun ist es Portomessa, die Zweifel hat. Gucky könnte bei der Aktion sterben und sie will keinen Krieg im Solsystem, wenn die Situation eskalieren sollte. Auf LORETTA-97 hat man inzwischen den Beschuss der Liga-Schiffe analysiert und sieht Gefahr. Die Flotte will die Tender ihrer Energiequelle berauben und die Zapfanlagen beschädigen. Jedoch so, dass sie reparabel sind.
Yutongs Parafalle schnappt zu. Mit viel Glück können sich die beiden Mutanten jedoch retten. Nun greift Bulls Plan B. Der Beschuss führt zum Erfolg. Etliche Tender fallen aus. Dann geschieht jedoch das Unfassbare. LORETTA-97 schaltet während des Beschusses den Schutzschirm ab und wird zerstört. 1200 Menschen sterben.

 

Rezension:
Michelle Sterns Roman beschäftigt sich mit Gegenmaßnahmen. Es geht gegen den Techno-Mahdi. Endlich möchte man sagen. Zur Dominanz der Gruppe um Adam von Aures und der Plausibilität der Schilderungen hatte ich schon einiges geschrieben.
Und auch in diesem Roman wird die Autorin nicht müde, dieser Überlegenheit, diesem Schreckensszenario noch das eine oder andere Element hinzuzufügen. Bereits aus den letzten Romanen war zu erfahren, dass ganzen Raumschiffsbesatzungen nicht zu trauen ist, bzw. aufwändig nach Anhängern des Techno-Mahdi in den Raumschiffen der Flotte gesucht werden muss. Wohlgemerkt in tausenden, vielleicht zehntausenden Schiffen. Nun werden die LORETTA-Tender genannt, die allesamt unter Kontrolle des Techno-Mahdi stehen. Dazu die vollständige Kontrolle der Medien, der Netzwerke, der Positroniken.
Das erdrückende Übergewicht der Kontrolle war wohl aus Autorensicht dramaturgisch notwendig, um Gegenmaßnahmen lange Zeit nicht zuzulassen. Nun rächt sich dieser nicht zu Ende gedachte und in weiten Bereichen unglaubhaft geschilderte Handlungsstrang. Die geschilderte Kontrolle lässt sich eben nicht mit einer Handvoll Anhänger realisieren. Es sind tausende, wohl eher zehntausende Menschen, die aktiv an diesem Plan mitwirkten. Umso unwahrscheinlicher ist es, dass Staat und Gesellschaft sich derart haben vorführen lassen. Alleine diese enorme Zahl an Verschwörern macht das Szenario unglaubwürdig.
Das geht nur, wenn wesentliche Institutionen von Staat und Gesellschaft fehlen. Wenn keine Transparenz herrscht und die Ordnung versagt. Und tatsächlich baut die Handlung im Solsystem genau darauf auf. Was es allerdings nicht besser macht. Eine geeinte Menschheit, so lautet der Tenor zu Beginn eines jeden Zyklus. Nun, von Einigkeit sind die Terraner so weit entfernt, wie zur Gründung der Dritten Macht. Und wie gesagt, es fehlen auch wichtige Institutionen, die präventiv tätig werden könnten.
Es gibt keine Gewaltenteilung, bzw. werden nur Ansätze einer solchen geschildert. Es gibt die Regierung, den Geheimdienst (der vollständig versagt hat) und die Flotte. Die Regierung besteht aus Repräsentanten diverser Fachbereiche. Andere Institutionen, wie z.B. Parlamente oder Vertretungen anderer Art, spielen keine Rolle. Auch wesentliche Elemente der Exekutive fehlen. Wie beispielsweise die Polizei. Die Judikative glänzt in der Welt von Perry Rhodan mit Abwesenheit. Außer im Atopenzyklus natürlich, aber da war es eine fremde Rechtsprechung. Wesentliche behördliche Einrichtungen wie z.B. Staatsanwälte, gibt es auch nicht.
Anders ausgedrückt: In der Welt, in der Perry Rhodan spielt, gibt es nur die Feuerwehr. Sie springt dann ein, wenn es brennt. Zellaktivatorträger gehören zur Feuerwehr. Klar, das sind die Helden, derentwegen wir Leser die Serie lesen. Es wäre dennoch schön, wenn die Schilderungen einer zukünftigen Gesellschaft nicht so einseitig wären, wie es momentan der Fall ist.
Immerhin werden nun erste Ansätze geschildert, wie man dem Techno-Mahdi begegnen kann. Und auch in seinen Reihen gibt es Zweifler. Es werden Anhänger geschildert, die selbst hintergangen wurden oder die nicht alle Pläne Adam von Aures kannten. Die für dumm verkauften Terraner werden nun durch die für die dumm verkauften Anhänger des Techno-Mahdi ersetzt. Die Geschichte wird dadurch nicht viel besser aber sie bewegt sich immerhin.

Beitrag veröffentlicht

in

von

Schlagwörter:


Kommentare

Schreibe einen Kommentar