Ansichten zu Perry Rhodan Olymp Heft 6

Olymp in Aufruhr – von Olaf Brill

Die geheimnisvolle Derin Paca hat Piri Harper und Frank Sulu ins Vergnügungsviertel Sin Sin geführt. Dort werden sie von mehreren Bewaffneten umringt. Derin Paca kann die Situation beruhigen. Sie identifiziert sich gegenüber den Männern und will von ihnen zu einer bestimmten Person geführt werden. Zwei Männer übernehmen diese Aufgabe und führen die drei Widerständler über Umwege zum Yoshiwara, einem bekannten Etablissement. Im inneren des Vergnügungspalastes treffen Paca, Harper und Sulu auf den Mann, der sie unterstützen soll.

Im Kaiserpalast von Olymp ist die Laune des Argyris auf einem Tiefpunkt. Der Handel auf der Freihandelswelt ist durch die Blockade der Tefroder zum Erliegen gekommen. Der Niedergang der Wirtschaft nimmt bedrohliche Ausmaße an. Seine Wut lässt der Kaiser an den Mitarbeitern seines Führungsstabes aus. Was seinem engsten Vertrauten, Talin Buff, sehr gefällt. Denn dadurch ist der Rospaner aus der Schusslinie. Ghenaria Clarres, die Pressesprecherin, hat indes medienwirksames Material zusammengestellt, das die Wiederaufnahme der Warenlieferungen zeigt, die vor allem die ärmeren Randgebiete von Trade City erreichen und den Kaiser in ein gutes Licht stellen. Die Tefroder haben zwar die Warenlieferungen von außerhalb erlaubt, aber die eigenen Schiffe Olymps werden nach wie vor festgehalten und dürfen nicht starten. Auch die Schiffe der wichtigsten Handelspartner dürfen den Planeten nicht verlassen. Beryn Mogaw muss unbedingt die Blockade beenden, bevor die Handelspartner aktiv werden. Es kommt anders. Die Vertreter der großen Handelspartner erscheinen zu einer Audienz. Allerdings kann Mogaw seinen Hals aus der Schlinge ziehen, indem er den Besuchern Lügen auftischt, ihnen neue Verträge und Gewinne verspricht.

Doch nun muss der Kaiser die Tefroder dazu bringen, die Blockade zu beenden. Onara Gholad ist nicht zu sprechen. Stattdessen gerät der Argyris an Falk Anrin, dem stellvertretenden Kommandanten der SHEONA. Der Tefroder lässt den Kaiser wenig diplomatisch abblitzen. Auch der Versuch des Kaisers, mit Vetris-Molaud sprechen zu wollen, scheitert am Widerstand Anrins. Der Tefroder lügt den Kaiser zudem an. Er behauptet, dass ein neuer Botschafter bereits auf dem Weg nach Olymp sei. Beryn Mogaw ist sauer. Wenn die Tefroder nicht bald die Blockade beenden und die Verträge unterzeichnen, können sie den Beitritt zum Tamanium vergessen.

Der Mann, von dem sich Derin Paca Hilfe gegen den Kaiser erhofft, ist den Olympern bekannt. Es ist Ram Nanuku. Der Eigentümer des Yoshiwara ist ein Guru und ein Wirtschaftsunternehmer. Seine Philosophie ist einfach. Der Einzelne soll jeden anderen dem ihm gebührenden Platz im Universum gewähren. Und dabei dennoch die eigenen Interessen im Blick haben. Und die darf man, nötigenfalls mit Nachdruck, durchsetzen. Nanuku soll nach Pacas Ideen die Leitfigur gegen den Kaiser sein. Der so Umworbene lehnt freundlich ab. Natürlich lehnt auch er den Kaiser ab. Und der Beitritt zum Tamanium wäre für ihn geschäftlich eine Katastrophe. Sein Plan ist, jemanden aus dem System zu schmuggeln, um die LFG zu informieren. Doch die anderen sind damit nicht einverstanden. Es sollen die Olymper selbst sein, die die Situation klären sollen. Der Stolz der Olymper verlangt es so. Es bedarf aber Personen, wie Indrè Capablanca und Martynas Deborin, denen die Olymper vertrauen. Der Guru soll die Massen anheizen, bis der Ruf nach dem alten Kaiserpaar immer lauter wird.

An Bord der SHEONA beginnt Falk Anrin damit, die Besatzung auszuspionieren. Er belauscht deren Gespräche und macht sich seine Gedanken. Obwohl er Vertreter von Gholad ist, hat Anrin von den Zusammenhängen keine Ahnung. Er kennt die Bedeutung der Shoziden-Box nicht, er weiß nicht was seine Kommandantin gerade macht, er kennt Ypheris Bogyr nicht und ist ansonsten relativ ahnungslos. Da kommt Onara Gholad zurück. Sie lässt sich unterrichten und will die Dinge beschleunigen. Ein Diplomat des Schiffes soll zum Kaiser gehen und mit diesem den Vertrag Punkt für Punkt durchgehen. Wenn der neue Botschafter eintrifft, der tatsächlich auf dem Weg ist, soll der Vertrag unterschriftsreif sein.

An Bord der SHEONA und auf ganz Olymp empfängt man eine Sendung. Der Guru wendet sich ans Volk. Auf dem Höhepunkt seiner Rede ruft er die Olymper auf, auf die Straße zu gehen, um Onara Gholad zu zeigen, dass die Entscheidung von 1518 NGZ, sich für den Verbleib in der LFG zu entscheiden, nach wie vor Bestand hat. Außerdem kündigt er zusammen mit Piri Harper an, ein Amtsenthebungsverfahren gegen den Kaiser in die Wege leiten zu wollen.

Onara Gholad beeindruckt das wenig. Sie tätigt einen Funkspruch. Gesprächspartner ist ihr Vater. Demirius Gholad lässt sich unterrichten. Über Dorksteiger, über Rhodan und darüber, dass auch Ypheris Bogyr gefangen wurde. Sobald der Mutaktor in Onaras Händen ist, wird sie den Gefangenen zu ihm bringen. Ihr Vater ist von der Nachricht, Bogyr sei in ihren Händen, elektrisiert. Onara verlangt von ihrem Vater, dass der Tod des Botschafters im Tamanium nicht bekannt werden darf. Sie erläutert nochmal, warum es notwendig war, dass sie Zogef Rabild ermordet hat. Denn damit sollte Ypheris Bogyr aus der Reserve gelockt werden. Und konnte gefangengenommen werden.

Rezension

Der erste Roman der Reihe, der sich weitgehend auf nur einen Schauplatz konzentriert. Mit Olaf Brill steigt der letzte Autor des Sextetts ein. Die Hefte 7 bis 12 werden von den Autoren der ersten sechs Hefte geschrieben werden. Soviel sei verraten.

Auf den Roman von Olaf Brill habe ich mich besonders gefreut. Mir sagt der Humor zu, den der Autor in den Comics der Alligatorfarm in seinen Texten zeigt. Und auch sein erster Roman zu Perry Rhodan in der Mini-Serie Terminus ist mir noch gut in Erinnerung. In „Finale für Arcane 2“ (Heft 8) konnte Olaf Brill schon mal ein Ausrufezeichen setzen. Der Alleingang des Agenten Zitarra war für mich das Highlight des Romans. Als sehr gut gelungen empfand ich die Szene, als Zitarra es endlich in den Magnetzug geschafft hat und Olaf Brill diesen Moment der Ruhe, der Stille, gekonnt vermittelt.

Olaf Brill steigt mit dem sechsten Band an einer Stelle in Olymp ein, in der die Fronten weitgehend abgesteckt sind. An den anderen Schauplätzen tut sich nichts und der Autor konzentriert sich ganz auf Olymp. Der Einstieg in die Geschichte lässt sich mit einem Wort ausdrücken. Klasse!

Aus Sicht von Piri Harper schildert der Autor die Anfangsszenen, als die Aktivisten von Bewaffneten eingekreist werden. Tolle Beschreibungen mit unterschwelligen Humor. Neckisch, aber nicht kindisch oder gar albern. Mein Lieblingssatz: „… Pacas Bewegung war so bedächtig und geschmeidig, dass der Narbengesichtige davon absah, den Finger zu krümmen und die schöne Prinzessin zu Sternenstaub zu zerstrahlen.“

Die Szenen im Anschluss zeigen viel olympisches Lokalorit. Als dann der geheimnisvolle Unterstützer der Aktivisten seinen Auftritt hat, hielt sich die Überraschung bei mir allerdings in Grenzen. Die Figur wurde im Vorgängerroman einmal erwähnt, weil sie in Holo-Werbebotschaften zu sehen war. Dass der Auftritt des Gurus auch sonst bei mir keinen nachhaltigen Eindruck hinterließ, hat verschiedene Gründe. Die Figur der Derin Paca wurde mehr oder weniger beiläufig eingeführt. Von dieser Figur wird nun eine weitere Figur, der Guru, mehr oder weniger beiläufig eingeführt. Das macht wenig Eindruck. Mit Piri Harper und Frank Sulu, den Aktivisten der ersten Stunde, hatten sich die Autoren viel Mühe gemacht und sie aufwändig charakterisiert. Nun wird Derin Paca als geheimnisvolle Prinzessin gezeigt, die, ohne dass dies plausibel erläutert wurde, die Aktivisten Harper und Sulu an die Hand nimmt. Ja, sie hat versprochen, sie in den Palast zu bringen. Aber nun werden diverse Zwischenstationen eingebaut und die beiden einzigen Figuren mit Hintergrund, Harper und Sulu, geraten zu Statisten.

Das Gebaren des Kaisers bringt nichts Neues. Auch hier kann der Autor viele nette Beschreibungen platzieren, ohne dass allerdings ein Funke auf mich, den Leser, überspringt. In den Szenen wird nur ein Status quo verwaltet.

Auch an anderer Stelle geht es nur darum, einen erreichten Stand zu verwalten. Es werden Figuren eingeführt, an Hand derer bereits bekannte Sachverhalte aus nur minimal anderem Blickwinkel betrachtet und beschrieben werden. Der stellvertretende Kommandant des tefrodischen Schiffes beispielsweise. Die Figur war schon nur mäßig interessant, als sie dem Kaiser Paroli bietet. Aber sie verliert durch die etwas ideenlose Handlungen an Bord der SHEONA. Mit Rückkehr von Onara Gholad dient Falk Anrin dann nur noch dazu, darüber den Leser auf einen bestimmten Status quo hinzuweisen.

Nochmal zurück zum Guru. Ein Guru und Wirtschaftsunternehmer? Gut, warum nicht. Einer, der lästigen Konkurrenten entgegentritt, der Expansionsdrang zeigt. Meinetwegen. Eine Philosophie, jedem Lebewesen im Universum den gebührenden Platz zu gewähren und die eigenen Interessen nicht zu vergessen und mit dem nötigen Nachdruck durchzusetzen, ist für mich keine (besondere) Philosophie. Sie ist Alltag.

Letztlich zeigt auch der Guru eine Tendenz zum Statisten. Harper und Sulu werden von der Prinzessin (Tochter von Indrè Capablanca und Martynas Deborin?) aufgegabelt, die gabelt den Guru auf und der macht den Vorschlag mit dem alten Kaiserpaar. Da sind wir wieder bei Band 2. Dort gab es den Vorschlag schon mal. Wie war das doch gleich mit dem Status quo?

Schön, weil längst überfällig, dass Olaf Brill auf die Identität der Olymper eingeht, wie sich das Volk selbst sieht. Welchen Traditionen es folgt, für welche Ideale sie kämpfen. In den ersten Heften war wenig bis gar nichts davon zu lesen, wie sich die Olymper sehen und warum ausgerechnet da die Mini-Serie spielt.

Auch Onara Gholad tritt auf der Stelle. Da nützt es auch nicht, wenn sie mit wehendem Haar und stahlharten Blick durchs Raumschiff tobt. Passiert ist nichts. Doch halt. Ganz am Ende kommt doch noch Bewegung in den Status quo dieser Figur. Sie bringt ihren Vater ins Spiel. Der hat ein Interesse an Ypheris Bogyr, der ein wenig in der Geschichte der letzten Hefte verlorengegangen schien. Und wir wissen nun, dass Onara Gholad den Botschafter höchstpersönlich getötet hat. Das korrespondiert nicht ganz mit dem Verhalten, das die Kommandantin in Innensicht im ersten Heft zeigte. Aber da ging es wohl eher darum, dem Leser dieses Geheimnis nicht zu schnell zu präsentieren.

Wie die anderen Olymp-Hefte zeigt sich auch dieser Roman effektmäßig zurückhaltend. Er hat Atmosphäre aber keinen Zündstoff. Gegenüber seinen Beitrag in Terminus glaube ich zu erkennen, dass Olaf Brill in Sprache und Stil zugelegt hat. Seine Figuren wirken nun lebendiger, auch wenn mir nicht alle Figuren zusagen.


Beitrag veröffentlicht

in

von

Schlagwörter:


Kommentare

Schreibe einen Kommentar