Ansichten zu Perry Rhodan Olymp Heft 3

Im Auftrag des Kaisers – von Madeleine Puljic

Perry Rhodan kommt wieder zu Bewusstsein. Sein Einsatzanzug ist weg, er trägt eine einfache Kombination mit der angestrickten Nummer 1233. Sein Gefängnis ist kahl und lässt kaum Rückschlüsse auf seinen Aufenthaltsort zu. Kaum hat sich Rhodan etwas erholt, spürt er einen Einstich am Hals und wird wieder bewusstlos. Als er erneut zu sich kommt, sieht er sich einer Befragung ausgesetzt. Er kann die Personen, die ihn verhören, nicht erkennen. Und die Fragen zum Botschafter, zur Box und für wen er arbeitet, kann Rhodan nicht beantworten. Er wird in seine Zelle geschafft und erneut bewusstlos. Als er wieder zu sich kommt, plagen ihn Durst und Hunger. Die Drogen, die Rhodan verabreicht wurden, werden auch vom Zellaktivator nur langsam abgebaut. Dann tut sich Überraschendes. Ein weiterer Mann wird zu ihm in die Zelle geschickt. Es ist Ypheris Bogyr.

Auf Olymp ist Kaiser Beryn Mogaw von den Demonstrationen, die sich immer stärker gegen seine Person richten, genervt. Er lässt die Sicherheitskräfte gegen die Demonstranten vorgehen und die Proteste auflösen. Unter den Protestierenden in den Randbezirken hat sich auch die Mediantin Piri Harper gemischt. Aufgrund der Schäden an ihrer Individualpositronik, die sie bei der ersten Demonstration davongetragen hat, kann sie ihre Berichte und Aufnahmen nicht mehr live senden. Sie zeichnet jedoch alles auf, was sie sieht. Und in den Randbezirken von Trade City ist die Versorgung zusammengebrochen. Selbst die Grundversorgung mit Lebensmitteln läuft nicht mehr. Die Geschäfte sind geschlossen und die Menschen verzweifelt. Harpers nächstes Ziel ist eine der Produktionsstätten im Industriegebiet. Sie schleicht sich in eine der Hallen und sieht Unglaubliches. Die Lager sind voll von Waren, die jedoch nicht ausgeliefert werden. Die Maschinen in der Produktion darüber laufen im Leerlauf. Das Material, das sie verarbeiten sollen, vergammelt. Bei einer weiteren Demonstration versucht die Sprecherin des Palastes, die Menge zu beruhigen. Harper reicht es. Mit Frank Sulus Hilfe lädt sie ihre Beweise in die öffentlichen Netze.

Der Argyris muss sich nun auch mit seinen Handelspartnern auseinandersetzen. Die Blockade der Tefroder kommt ihm und Olymp immer teurer zu stehen. Er fordert Onara Gholad auf der SHEONA dazu auf, die Schiffe abzuziehen. Er hat das Verbrechen an dem Botschafter nicht begangen. Die Tefroderin fordert im Gegenzug den Kaiser auf, ihr den Mörder auszuliefern. Ypheris Bogyr. Und der Kaiser soll ihr die Shoziden-Box übergeben. Mogaw hat keine Ahnung, wie er das bewerkstelligen soll. Doch der Rospaner in seinen Diensten, Talin Buff, weiß Rat. Eine Welt des Olymp-Komplexes in der Nähe von Shoraz wird angewiesen, ein Schiff zur Museumswelt zu schicken, dort den Spion und die ominöse Box zu holen und nach Olymp zu bringen.

Derweil plant auch Sichu Dorksteiger den Rückweg nach Shoraz. Sie will Perry Rhodan suchen. Während Gucky als Eingreifreserve auf der ETSI bleibt, fliegt die Ator mit dem Shift zur Museumswelt. Dja Dibaba, Karim Balthasar und Milena Jovanotti, eine Funk- und Ortungsspezialistin, unterstützen sie. Problemlos können sie den Blockadering unbemerkt durchfliegen. Auf Shoraz erkunden Dorksteiger und Dibaba die Ausgrabungsstätte. Überall lungern tefrodische Soldaten herum. Da die Ator zum Forschungsteam gehörte, fällt sie zunächst nicht weiter auf. Als sie dann doch mit Tefrodern aneinandergerät, tauchen plötzlich Olymper auf, die die Tefroder entwaffnen und mitnehmen. Mit Sonden sucht Sichu nach ihren Mann. Umsonst. Rhodan scheint nicht mehr auf Shoraz zu sein.

Der Unsterbliche ist inzwischen in seiner Zelle mit dem vermeintlichen TLD-Agenten Ypheris Bogyr konfrontiert. Die Situation ist unklar. Ist Ypheris Bogyr Gefangener? Gehört er zu den Tefrodern und soll Rhodan nur vorgaukeln, ein Gefangener zu sein? Oder gehört Ypheris Bogyr einer anderen Fraktion an? Nach einigem Hin- und Her verrät Rhodan seine Identität und erntet nur ein Lachen. TLD-Agent scheint Ypheris Bogyr jedenfalls nicht zu sein. Sonst müsste er Rhodan kennen.

Auf Olymp glaubt Beryn Mogaw nun etwas gegen Onara Gholad in der Hand zu haben. Die Tefroder, die seine Leute auf Shoraz gefangen nahmen, sind nach Olymp gebracht worden. Die Kommandantin der SHEONA zeigt sich unbeeindruckt, als er ihr diese Nachricht bei einem Abendessen serviert. Sie will die Soldaten nicht und würde sie sowieso exekutieren lassen, weil sie versagt haben. Zurück auf ihrem Schiff lässt sich Onara Gholad über Funk informieren. Sie weiß, welche prominente Geisel sie in ihrer Hand hat. Perry Rhodan.

Auf Olymp eskaliert die Situation weiter. Die Beweise, die Harper gesendet hat, lockt wieder unzählige Protestierende auf die Straßen. Dort sind mittlerweile auch tefrodische Soldaten im Einsatz. Und die gehen mit Gewalt gegen Olymper vor. Mogaw gerät immer mehr unter Druck. Seine Pressesprecherin greift ihn nun ebenfalls an. Immerhin beeindrucken den Kaiser die Bilder von den jüngsten Demonstrationen. Während die Pressesprecherin die Versorgung der Bevölkerung als wichtigstes Ziel sieht, will er sich um die Tefroder kümmern.

In seiner Zelle wird Rhodan aus Ypheris Bogyr nicht schlau. Da öffnet sich die Tür ein weiteres Mal. Eine Frau, die ebenfalls eine Gefängniskombination trägt, Nummer 107, betritt den Raum. Sie begrüßt Rhodan als Frischfleisch.

Rezension

Die beiden ersten Bände haben gezeigt, dass sich Olymp eher an Neuleser richtet. Sie sollen mit der Mini-Serie ins Perry Rhodan-Universum einsteigen können. In der EA erscheint diese Woche Heft 2947. Diese Zahl flößt Respekt ein. Und neben der schier unglaublich hohen Nummer ist es auch die Komplexität, die einem potentiellen Neuleser zu schaffen macht. Olymp ist da einfacher gestrickt. Und das ist nicht alleine dem Umstand geschuldet, dass für die Geschichte nur 12 Romane zur Verfügung stehen. Den Autoren ist es gelegen, die Leser nicht zu überfordern. Jeder Roman enthält einen Rückblick. Die Anteile am „Was bisher geschah“ sind umfangreich und werden deutlich gesetzt. Und der Leser wird aus dem Hier und Heute abgeholt. Die Handlungen stellen allseits bekannte Elemente in den Vordergrund. Demonstrationen auf Olymp, Ladengeschäfte, die Versorgung mit Lebensmitteln, eine Produktionsstätte, eine archäologische Ausgrabungsstätte, etc.

Dazu kommen weitere bekannte, nachvollziehbare Elemente. Der Unmut gegen „die da oben“, der Einsatz von Wasserwerfern bei der Demo, die Schilderungen krasser Gegensätze, wie sich eben der „einfache“ Bürger vorstellt, wie die Reichen leben. In Saus und Braus. Der Abenteureranteil der Geschichte wird auf Shoraz bedient. Und auch der zeichnet sich durch Einfachheit aus. Ein altes Volk, seit Millionen Jahren verschwunden oder ausgestorben, hat Artefakte gehortet. An einem davon, der Shoziden-Box, sind verschiedene Parteien interessiert.

Der dritte Band der Mini-Serie, verfasst von Madeleine Puljic, bewegt sich in dem gleichen Fahrwasser, wie die ersten beiden Bände. Wir erleben Olymp aus zwei Blickwinkeln. Dem des Kaisers, und dem der Mediantin Piri Harper. Dann ist da noch Perry Rhodan. Und die dritte Handlungsebene wird von Sichu Dorksteiger besetzt.

Für die Autorin Madeleine Puljic ist es der erste Roman, der im klassischen Perryversum angesiedelt ist. Sie schreibt bisher für NEO. Das Umfeld in diesem dritten Band kommt ihr sicherlich entgegen. Es gibt nur minimalistischen Technikeinsatz in dieser Geschichte. Sie muss die ETSI nicht beschreiben, nicht den Shift, nicht die tefrodischen Schiffe, nicht irgendwelche Gerätschaften etc. Ein paar Drohnen auf Olymp, ein Transmitterdurchgang, eine Handvoll Sonden, die nach Perry suchen. Das wars.

Die Autorin setzt die Schwerpunkte auf dem Figurenhandeln. Und lässt ihre Protagonisten, allen voran Perry Rhodan, sich viele Gedanken machen. Aber fast alle Figuren sind Opfer der Umstände und können daher eines nicht tun. Nämlich den bislang aufgeworfenen Geheimnissen aktiv auf dem Grund gehen. Es gibt also keine neuen Erkenntnisse zu den Shoziden, zur Box, zu Ypheris Bogyr, zu den Motiven der Tefroder usw.

Das fällt zunächst aber gar nicht so auf. Die Autorin hat die Geschichte im Griff. Sie bewegt sich in dem Terrain der klassischen Serie, als würde sie seit Jahren dafür schreiben. Die Figuren machen die Geschichte lebendig. Tatsächlich sind ihre Figuren sehr plastisch. Und ich bin beeindruckt, wie sie insbesondere Perry Rhodan dargestellt hat. Erst nach der Hälfte des Romans und zusehends dem Ende zu, vermisste ich dann doch das Corpus Delicti. Ein bisschen mehr über die Box zu erfahren, hätte die Geschichte angereichert.

Wie gesagt, punktet Madeleine Puljic mit den Figuren. Da ist der tonnenförmige Kerl mit Armen, die aussehen, als hätte er seine Fitnessgewichte nicht gestemmt, sondern einfach unter die Haut geschoben. Da ist Piri Harper, die den Dingen auf Olymp auf den Grund geht. Auch der Kaiser bekommt ein bisschen mehr Format. Aber nicht sehr viel mehr. Er ist weiterhin eine Figur, die aus den Umständen, wie sie in der EA im letzten Zyklus beschrieben wurden, unmöglich in diese Position hätte gelangen dürfen. Aber hier schlägt wieder die auf „Einfachheit“ angelegte Serie den komplexen Bruder. Die Frage muss gestattet sein. Wo waren die Frank Sulus, die Piri Harpers in den vergangenen 28 Jahren? Das ist nur einer der Gründe, warum mir das Szenario mit dem aktuellen Argyris nicht gefällt.

Der bisher eher einfältige, allenfalls mit Bauernschläue brillierende Talin Buff zeigt nun ein Wissen und eine Finesse, die man ihm nicht zugetraut hat. Mal sehen, was der Rospaner sonst noch so kann.

Bei der Figur Perry Rhodan stand die Autorin vor der Herausforderung, den Unsterblichen bar jeder Ausrüstung und abgeschnitten von jeder Hilfe in Gefangenschaft zu beschreiben. Das hätte schnell langatmig werden können. Tat es jedoch nicht. Madeleine Puljic fand immer wieder Ansätze, der Handlungsebene Rhodan trotz minimalistischer Aktionen Leben einzuhauchen. Die Situation ist nicht unbekannt. Perry Rhodan ist nicht das erste Mal in Gefangenschaft, wird nicht das erste Mal gequält. Aber die Autorin schafft es, diesem eigentlich bekannten Szenario Originalität zu verpassen.

Mein Fazit: Effektmäßig bietet die Geschichte zu wenig. Der Roman hat mehr Stil als Substanz. Aber dieser Stil, dieser Schreibstil, überzeugt. Die Geschichte war gut zu lesen.


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