Ansichten zu Perry Rhodan Heft 2917

Reginald Bulls Rückkehr – von Hubert Haensel – Handlung:

Im Jahre 1544 NGZ lebt Reginald Bull zusammen mit seiner Frau Toio Zindher in der Stadt Pha Gashapar, auch genannt die Stadt Allerorten. Genauer gesagt im Stadtteil Carpenseen, dessen kosmische Koordinaten den beiden Galaktikern unbekannt sind. Reginald Bull ist wegen seines chaotarchisch geprägten Zellaktivators bislang nicht nach Terra zurückgekehrt. Und auch seine Gefährtin Toio Zindher dürfte auf Terra aufgrund der Tötung von Ronald Tekener wohl nicht gern gesehen sein. Pha Gashapar leidet unter der dys-chronen Scherung der Universen. Die Technik fällt immer häufiger aus. Insbesondere die Übergänge zwischen den Stadtteilen sind gestört. Doch momentan hat Reginald Bull andere Sorgen. Toio erwartet ihr gemeinsames Kind und die Geburt ist schwierig. Robotische Helfer sollten eigentlich unterstützen, doch Bull kann sie nicht erreichen. Eine Nachbarin, das Reptilienwesen Makkia, wird zur Hebamme. Töchterchen Shinae wird geboren und Icho Tolot gratuliert den Eltern.

Sieben Jahre später lebt die kleine Familie auf Krynn, dem vierten Planeten des Gosenasystems, im Randbereich des Neuen Tamaniums. Die beiden Galaktiker haben Tarnidentitäten angenommen und sind Bürger der Stadt Kamaluc. Unweit der Siedlung gibt es ein aufgegebenes Kloster einer Jülziish-Sekte. Die Tefroder wissen nicht, dass sich im Inneren des Klosters ein Zugang zur Stadt Allerorten verbirgt. Eigentlich wollte die Familie nach Andro-Gamma gelangen und ist stattdessen auf Krynn gelandet. Icho Tolot ist ebenfalls dabei. Nur versteckt sich der Haluter in den Wäldern um das Kloster. Dort hat er sich in einer Höhle eingerichtet und besorgt sich hin- und wieder Apparaturen aus dem Kloster.

Die siebenjährige Shinae ist ein aufgewecktes Kind. Sie weiß, dass ihre Eltern nicht die sind, für die sie sich ausgeben. Nach und nach füttern Reginald und Toio ihre Tochter mit dem notwendigen Wissen, immer darauf bedacht, dass sie das Gehörte für sich behält. Die für tot gehaltene Mutantin aus dem Einflussbereich von Vetris-Molaud darf nicht publik werden und auch ein Terraner ist im Tamanium ungern gesehen. Krynn ist so abgeschieden, dass die galaktischen Nachrichten dort nur eine untergeordnete Rolle spielen. Dennoch dringen die Ereignisse um die Sonnenleuchtfeuer, derentwegen Perry Rhodan mit einem Fernraumschiff aufbricht, auch zur Tefroder-Welt. Reginald Bull hat ein schlechtes Gewissen, sich nach seiner Rückkehr in die Milchstraße nicht bei seinen Freunden gemeldet zu haben. Sein chaotarchisch geprägter ZA beschäftigt ihn zusehends. Er hat Albträume und sieht seine Tochter gefährdet. Und auch Toio Zindher hat Albträume. Etwas braut sich zusammen.

Es kommt zu einem merkwürdigen Naturphänomen. Nager aus allen Gegenden des Planeten drängen zum Meer, als würden sie vor etwas fliehen. Bull und Zindher mutmaßen, dass Bestrebungen im Gange sein könnten, die hiesige Breviatur abzutrennen. Bull nimmt seine Tochter mit, um das zu untersuchen. Shinae besitzt als in der Stadt geborene ein ewiges Passepartout. Und sie hat einen Identor von Quick Silver erhalten, mit dem sie übt, andere Identitäten anzunehmen. Zusammen mit Tolot suchen sie das Hanen-Kloster auf.

Der Wächter der Brevizone verweigert Bull und Tolot den Zugang. Ihre Passepartouts würden demnächst ungültig werden. Plötzlich tauchen zwei Roboter auf, die Bull und Tolot angreifen. Eine alte Jülziish namens Mutru erscheint, die sich als Klosterwächterin bezeichnet. Sie hat vor Jahren das Eintreffen der kleinen Gruppe Galaktiker beobachtet. Bull und Tolot können sie beruhigen. Da wird Shinae von etwas in den Finger gestochen. Tolot erkennt ein winziges Raumschiff, das er zunächst für ein Modell hält, bis es anfängt zu wachsen.

Über Krynn taucht ein Haluterschiff auf, das auf keine Funkanrufe der Wachschiffe reagiert. Es wird abgeschossen. An der Aufschlagstelle werden zwei tote Haluter gefunden, die erschlagen wurden. Bull und Tolot finden heraus, dass es einen dritten Haluter an Bord gab. Dieser dritte Haluter wird bald von Tefrodern gestellt. Zum Entsetzen von Tolot und Bull läuft der Haluter Amok und richtet ein Blutbad unter den Sicherheitskräften an. Er bewegt sich zur Siedlung, wo sich Toio und Shinae aufhalten. Die Vitaltelepathin erkennt, dass der Haluter irgendwie auf die Zellaktivatoren von Bull und Tolot reagiert. Tolot kann den fremden Haluter überwältigen. Sein Name ist Fagur Ord. Er sagt, dass er krank sei und in die Unumkehrbarkeit stürze. Dann kommt es zur Strukturumwandlung. Toio sieht keine Vitalität mehr in dem Haluter. Er ist tot.

Die Familie zieht sich ins Hanen-Kloster zurück. Im Gosenasystem sind tefrodische Kriegsschiffe eingetroffen. Über Funk wird nach Tagen eine Botschaft verbreitet. Es sind die Gemeni, die das zweite Pacische Rhizom im Gosenasystem gepflanzt haben. Den Spross SHINAE.

Der Tamaron gibt den Befehl, Krynn zu evakuieren. Es ist der 13. Juli 1551 NGZ. In fünf Tagen soll die Evakuierung abgeschlossen sein. Reginald Bull fragt sich, ob es klug war, Allerorten verlassen zu haben.

 

Rezension:

Mit Reginald Bull kehrt eine meiner Lieblingsfiguren in die aktuelle Handlung zurück. Und findet in Autor Hubert Haensel einen würdigen Schilderer seiner Abenteuer.

Mit Reginald Bull und Toio Zindher schickt Hubert Haensel zwei sehr unterschiedliche Helden in ein Abenteuer. Der Terraner ist, wie ich finde, die menschlichste aller Hauptfiguren der Serie. In der Serienvergangenheit war Reginald Bull als Stellvertreter Perry Rhodans festgelegt und es hat Jahrtausende und tausende von Heften gebraucht, bis er sich aus dieser Rolle lösen konnte. Der Figur fehlt das kosmische Flair, das Atlan, Rhodan oder Saedelaere umgibt. Aber das ist auch gut so. Wenn Hubert Haensel in diesem Roman seinen Helden als Allesmonteur und als Inhaber einer Werkstatt beschreibt, drückt das genau das aus, was Bull ist. Trotz Unsterblichkeit ist der Terraner Pragmatiker geblieben.

Toio Zindher scheint das genaue Gegenteil. Die Mutantin und Agentin der Tefroder hat gegen Zellaktivatorträger gekämpft und einen von ihnen, Ronald Tekener, getötet. Es ist ein Balanceakt, den Hubert Haensel hier vollbringen musste. Er muss die Mörderin einer beliebten Serienfigur als Sympathieträgerin zurückbringen. Aus meiner Sicht ist das gelungen. Und dabei verschweigt der Autor keineswegs die Ereignisse oder versucht sie zu beschönigen. Er findet Argumente, die die Beziehung Bulls zu Zindher erklären. Abgesehen davon tut eine starke weilbliche Hauptfigur der Serie gut. Und – nebenbei bemerkt – über die Jahrtausende gesehen, ist keiner der Unsterblichen frei von Schuld.

Bulls Selbstzweifel hat der Autor gut eingefangen. Er leistet sich dabei nur kleine Schwächen. Ein wenig zu häufig verfällt seine Figur in Gedanken, die sich mit der chaotarchischen Prägung seines Chips beschäftigen und den mutmaßlichen Auswirkungen. Dabei sind keine Symptome erkennbar. Seine Angst, nach Terra zurückzukehren, lässt sich alleine damit nicht erklären. Auch nicht damit, was seine Frau getan hat, die einen aus der Riege der Unsterblichen getötet hat. Bull und Zindher sind beide nicht perfekt. Das macht sie menschlich und deshalb interessant.

Die Gedanken zu einem chaotarchisch geprägten ZA greifen m.E. zu kurz. Ich hätte erwartet, dass eine Figur, die eine so immense Lebenserfahrung hat, auch über das Offensichtliche nachdenkt. Wenn chaotarchisch geprägte ZA ein Problem sein sollten, dann müssen kosmokratisch geprägte ZA es auch sein. Und da die Hohen Mächte ambivalent geschildert werden, kann beides, chaotarchisch oder kosmokratisch, gut oder schlecht für die Träger sein. Es täte mich überraschen, wenn sich Bulls Wesen verändern würde. Denn dann wäre auch einer Änderung von Rhodan und Atlan Tür und Tor geöffnet. Ich hoffe, dass die Autoren diesen Weg nicht beschreiten.

Shinae fängt der Autor gut ein. Am Romanende werden allerdings der Siebenjährigen Sätze in den Mund gelegt, die so mancher Erwachsener nicht zusammenbekommt, da sie viel Empathie voraussetzt. Beispielsweise als sie bemerkt, dass ihr Vater so entspannt lächelt und sie ihn fragt, ob er gute Neuigkeiten hat.

Die Geschichte mit der Ungültigkeit von Bulls Passepartout habe ich nicht ganz verstanden. Es war ja das besondere an seinem chaotarchisch geprägten ZA, der dadurch zu einem ewigen Passepartout aufgewertet wurde. So stand es in 2749.

Fazit: Die vielschichtigen Protagonisten wussten in einer unterhaltsamen Geschichte zu überzeugen. Mehr davon!

 


Beitrag veröffentlicht

in

von

Schlagwörter:


Kommentare

Schreibe einen Kommentar