Ansichten zu Perry Rhodan Terminus Heft 5

Im Sonnenpalast – von Dietmar Schmidt

Am 14. November 3430 verlässt die CART RUDO mit Perry Rhodan, Gucky, Alaska Saedelaere, Galbraith Deighton, Renier Bievre, Juki Leann und Darren Zitarra das Solsystem über die Temporalschleuse. Ziel des Schiffes ist das System von Boscyks Stern. Der Kaiser von Olymp, Anson Argyris, empfängt seine Besucher und lässt sich von den bisherigen Ereignissen berichten. Dabei werden von Deighton auch nachrichtendienstliche Erkenntnisse vorgetragen, die beunruhigend sind. Offenbar verschwinden auf solaren Welten seit geraumer Zeit tausende von Humanoiden, die nicht in das übliche Schema von Vermisstenfällen passen. Auch auf Olymp, auf Terra und sogar Nosmo sind Menschen verschwunden. Rhodan bildet zwei Teams, die diesen Vorkommnissen auf den Grund gehen sollen. SolAb-Agenten haben zudem herausgefunden, dass es in der Positronik des Sonnenpalasts auf Nosmo einen Datenbankbereich gibt, der sich dem Zugriff entzieht. Wenn es gelänge, diesen Bereich aufzuklären, dann könnte man diese Information benutzen, um eine Koalition mit dem Imperator einzugehen. Denn es ist zu vermuten, dass diese Erkenntnisse etwas mit der Unterwanderung des Imperiums zu tun haben. Diese Unterwanderung hatte Zeitspringer Zitarra bei seinen Ausflügen in die Vergangenheit feststellen müssen.

Unter dem Kommando von Alaska Saedelaere sollen die beiden Zeitspringer nach Nosmo fliegen, in den Sonnenpalast eindringen, die Informationen erbeuten und entkommen. Rhodan, Gucky und die anderen wollen indes auf Olymp der Angelegenheit mit den Vermissten nachgehen. Saedelaere bekommt von Rhodan noch den Auftrag, bei Verrat durch die Zeitspringer, seine Maske abzunehmen und die Agenten dadurch zu töten. Erschwerend für die Mission auf Nosmo kommt hinzu, dass nur ein schmaler Zeitrahmen zur Verfügung steht. Zwar ist das Intervall der Zeitsprünge von Leann und Zitarra gleich geblieben, aber die Sprünge in die Zeit werden wieder länger, wie Bievre feststellen muss. Beide Agenten machen noch vor dem Einsatz einen Zeitsprung, der eine Stunde in die Zukunft, bzw. in die Vergangenheit geht. Als Zitarra sich dabei selbst begegnet, fallen er und sein Zeitdouble in Ohnmacht. Während des Einsatzes auf Nosmo muss eine solche Situation vermieden werden.

Eine Springerwalze bringt das Team noch Nosmo. An Bord sind zwei hochmoderne terranische Space-Jets, die als Trojanisches Pferd dienen. Angeblich hat der Springer-Kapitän, der insgeheim für die SolAb arbeitet, die Raumschiffe für Dabrifa besorgt. Das Geschenk wird angenommen. An Bord gut versteckt sind Saedelaere und die Zeitspringer. Das Team muss zahlreiche Hürden nehmen, um in den Sonnenpalast einzudringen, der so heißt, weil er von hunderten künstlicher Sonnen angeleuchtet wird. Die verursachen aber auch Störstrahlungen, die das Team ausnutzt, dann einen See mit Dinosauriern durchquert und mit einer gewissen Kaltschnäuzigkeit in den Palast eindringt. Zeitweise verlässt das Team das Glück, denn sie bekommen zunächst keinen Zugang zu einer Positronik und müssen zudem in ihrer Maske als Angehörige der Palasttruppen an einer Feier zu Ehren des Imperators teilnehmen und stundenlang stillstehen.

Endlich erhalten sie Zugang zu einem unverschlossenen Raum mit Zugang zur Positronik. Während sich Juki Leann an die Arbeit macht entdeckt ihr Kollege im Wandschrank den Grund für den unverschlossenen Raum. Er findet den verprügelten und gefesselten Techniker des Raums. Plötzlich setzt wieder der Zeitsprung ein. Zitarra gerät in die Vergangenheit, überrascht dort den Techniker, den er überwältigt und die Tür für sein später kommendes Ich öffnet. Juki Leann reist in die Zukunft und hat dort die notwendigen Daten bereits gesammelt und auf Speichern abgelegt, die das Team nach einer Stunde nur noch aufnehmen muss.

Das Einsatzteam entert die Space-Jet, jagt ein Transformgeschoss von innen gegen den Schutzschirm des Palasts, der daraufhin eine Lücke bekommt, die sie zur Flucht nutzen. Trotz der Abwehrflotte um Nosmo gelingt die Flucht in den Linearraum. Später werden sie von der Springerwalze wieder aufgenommen.

Rezension

Für Autor Dietmar Schmidt ist dieser Roman, wenn ich mich nicht täusche, die erste größere Perry Rhodan-Publikation. Bislang trat Dietmar Schmidt als Autor von Stellaris-Geschichten in Erscheinung.

Die Geschichte um den Sonnenpalast entwickelte sich gemächlich. Es beginnt damit, dass die Emotionautin der CART RUDO den Befehl ihres Kommandanten erhält, das Schiff über die Temporalschleuse aus dem Solsystem zu fliegen. Als die CART RUDO den Transmitter durchflogen hatte und im System von Boscyks Stern materialisierte, war man schon auf Seite 11. Die Beschreibungen, die Arbeit der Besatzung, das Bedienen von Kippschaltern, die Flugmanöver, dazu ein paar technische und wissenschaftliche Ausführungen, einige Rückblenden und nicht zuletzt etwas von dem typischen altbackenen Humor der 60er-Jahre-Hefte benötigten doch ihren Raum.

Auch danach dachte der Autor keineswegs daran das Tempo zu steigern. Anson Argyris tritt auf und lässt sich zunächst über die Ereignisse im Solsystem unterrichten. Diese Wiederholungen füllten weitere Seiten, so dass ein Drittel des Romans um war, bevor die Geschehnisse etwas an Fahrt aufnahmen. Auf Nosmo muss das Team etliche Schwierigkeiten meistern, bevor sie erstmals ernsthaft in Gefahr geraten, entdeckt oder getötet zu werden. Da waren mehr als zwei Drittel der Geschichte schon vorbei. Die Textstelle, als ich das erste Mal sowas wie Spannung aufkommen sah, war allerdings ganz gut gemacht. Das Team wird von einen Raubsaurier bedroht. Bei der Diskussion, welches Abwehrmittel, das man mitführt, das geeignetste sei, kam noch keine Spannung auf. Das war schon beinahe komisch, wie sich die Agenten und der Maskenträger in Ruhe unterhielten. Aber dann setzen sie einen aufgezeichneten Jagdruf eines noch größeren Sauriers ein, der den Angreifer in die Flucht schlägt. Saedelaere lässt den Ruf dreimal erschallen. Der vierte kommt dann tatsächlich von einem Tier, das einen Rivalen vermutet und nun erst recht angreift. Hier kam tatsächlich erstmals Spannung bei mir auf.

Einmal im Palast war der Moment verflogen. Das Team ist erfolgreich und kann den Kordon hunderter oder tausender Raumschiffe um Nosmo problemlos mit der Space-Jet durchbrechen und mit den erbeuteten Daten fliehen.

Obwohl mir der Aufbau der Geschichte eine Spur zu gemächlich war, kann der Autor auf den ersten Seiten mit seinem Schreibstil bei mir punkten. Ich kam gut in die Geschichte rein. Die seltsamen Witze der Zentralebesatzung hätten nicht sein müssen und erinnerten mich ein wenig an Mentro Kosums Schüttelreime. Generell hatte ich jedoch Probleme mit den Inhalten und dem Gerüst des Romans.

Die ersten vier Romane der Miniserie beschäftigen sich mit den Zeitspringern, die durch ihre Gabe einer Verschwörung auf die Spur kommen. Diese Gabe ist auch ein Fluch, denn sie gefährdet das Solsystem. Also müssen die Zeitspringer raus. Da von der Verschwörung auch das Imperium Dabrifa betroffen ist, käme der Imperator als möglicher Koalitionspartner in Frage. Das Problem bestand nun darin, einen Anlass zu finden, den Imperator ins „Spiel“ zu bringen. Plötzlich und völlig überraschend für mich als Leser zaubert Deighton eine Auswertung von Daten aus dem Hut, die besagt, dass auf den Welten der Terraner und Terraner-Abkömmlinge seit geraumer Zeit tausende von Menschen spurlos verschwunden sind. Siganesen der SolAb, die im Sonnenpalast Dabrifas eingedrungen sind, entdecken einen blinden Bereich in der dortigen Positronik. Das Team wird zusammengestellt, wobei ausgerechnet die drei Agenten dort eindringen sollen, die am unerfahrensten und am wenigsten loyal einzustufen sind. Mit diesem Aufbau und Motiv hatte ich so meine Probleme. Es wäre besser gewesen, das Motiv der verschwundenen Menschen schon in den ersten Romanen zu erwähnen. Jetzt wirkt es irgendwie arg konstruiert, auch wenn es offensichtlich ein wichtiger Teil der Zyklusstory ist.

Das Einschmuggeln mit Hilfe des Trojanischen Pferdes ist gut durchdacht gewesen. Merkwürdig natürlich, dass der „bestgeschützte“ Palast der Galaxis durch Atomsonnen bestrahlt wird, die derart hohe Störstrahlung abgeben, dass Agenten mit Deflektoren ungehindert einen kilometerweiten Platz überwinden können. Und die gezeigte Kaltschnäuzigkeit von Zitarra beim Überwinden der letzten Sperre war auch seltsam. Dem Personal, das Futtertiere zu den Sauriern treibt, wird Tierquälerei vorgeworfen?

Und warum glauben die Siganesen oder die SolAb, dass Dabrifa von dem blinden Bereich der Datenbank keine Ahnung hat? Vielleicht sind es gerade besonders geschützte Daten des Imperators. Und warum geht man davon aus, dass man mit den Informationen über den Bereich, selbst wenn man keine Daten daraus entschlüsseln kann, zu Dabrifa gehen kann, um den Imperator damit von einer Verschwörung zu überzeugen?

Fazit: Der Autor kann in Sprache und Stil überzeugen. Der Aufbau mit dem aus dem Hut gezauberten Einsatzmotiv hat mich weniger überzeugt.


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