Das Goldene Reich – von Michael Marcus Thurner – Handlung:
Nach mehrmonatigen Flug erreicht die RAS TSCHUBAI am 26. September 1551 NGZ die Galaxis NGC 4622. Hundertelf Millionen Lichtjahre von der Milchstraße entfernt legt das Schiff einen Zwischenstopp ein paar tausend Lichtjahre vor der Galaxis ein, um den letzten Kurs, den die Leuchtfeuer gewiesen haben, zu berechnen.
Nur kurze Zeit später geht ein Funkspruch ein. Ein humanoides Wesen meldet sich und drückt seine Freude darüber aus, dass Perry Rhodan den Weg nach Sevcooris gefunden hat. Der Fremde stellt sich als Saaperid vom Volk der Thoogondu vor. Sein Volk ist für die Ordnung und Zufriedenheit in Sevcooris zuständig. Die Gäste aus der ehemaligen Mächtigkeitsballung des Wanderers sind hochwillkommen, insbesondere Rhodan, den Saaperid als den Verantwortlichen für die Flucht des Wanderers bezeichnet.
Die RAS TSCHUBAI wird zum Planeten Thooalon eingeladen. Dort soll auch Puoshoor erscheinen. Puoshoor ist der Ghuogondu des Goldenen Reiches und der Sohn des Garanten. Der Garant ist der Herrscher des Goldenen Reiches und trägt den Titel Gondu.
Perry Rhodan lässt die BJO BREISKOLL mit Farye Sepheroa-Rhodan zurück. Eskortiert von einer kleinen Flotte unterschiedlicher Schiffstypen fliegt die RAS TSCHUBAI nach Thooalon. Die Pentasphärenraumer der Thoogondu sind beeindruckende Konstruktionen. Die GARANT-Klasse besteht aus 5 Kugeln aneinandergereiht, wobei die mittlere Zelle 1500m, die beiden danebenliegenden je 2000m und die äußeren je 1000m Durchmesser aufweisen. Transitionstriebwerke, die Lokatoren, treiben die Schiffe an.
Thooalon liegt 51.000 Lichtjahre vom Zentrum Sevcooris entfernt. Das System zeigt sich ohne Wachflotte und nur wenigen Wachforts. Mit mehreren Begleitern, darunter Sichu, Gucky, Lua und Vogel, landet Perry Rhodan auf dem Hauptkontinent. Die drei Ertruser-Drillinge Abcus, Betranc und Cyselius Gothwerth bilden den Geleitschutz. Auf dem Raumhafen der Stadt Goenetki wird den Besuchern ein Empfang zuteil und Rhodan als Erbe des Wanderers begrüßt. Saaperid gibt ein paar weitere Auskünfte. Das Goldene Reich, auch Gondunat genannt, umfasst 80.000 besiedelte Sonnensysteme. Es gibt weitere Völker, die von den Thoogondu beraten werden.
Nach dem Empfang erhalten die Besucher einen Rundflug über Goenetki und werden anschließend in einem Hotel einquartiert. Rhodan wird von Gucky wegteleportiert, da die Suiten abgehört werden. Der Ilt bezeichnet das Gondunat als Hegemonialmacht. Die anderen Völker akzeptieren diesen Status quo aber nicht allen gefällt es. Es gibt Ärger über die Überheblichkeit der Thoogondu. Thooalon ist nicht die Heimatwelt der Thoogondu. Die Koordinaten des Zentralsystems sind geheim. Eine große Raumflotte und die Paladischen Welten kontrollieren das Reich. Auf diesen Welten regieren Statthalter, die Mentoren. Hin und wieder hält der Gondu Hof auf den Paladischen Welten.
Am Abend gibt es ein Bankett. Danach zieht sich Perry Rhodan mit Sichu auf die RAS TSCHUBAI zurück, während weitere Besatzungsmitglieder den Planeten besuchen, darunter auch Karim Balthasar. Der Autist besitzt außergewöhnliche Fähigkeiten im Bereich der Spionage und hackt einen Computer, eine Neurotronik auf Thooalon. Er kann eine Unmenge an Daten erbeuten und seinen Eingriff verschleiern. Die wichtigste Information, der er sofort über Gucky an Rhodan weitergibt ist die, dass die Thoogondu ursprünglich aus der Milchstraße stammen. Sie sind das Vertriebene Volk.
Am 29. September trifft Rhodan den Nuntius Praanor, der den Unsterblichen auf den Besuch des Ghuogondu vorbereiten soll. Während des Gesprächs wird ein Zwischenfall gemeldet. Ein Thoogondu wurde ermordet und Vogel Ziellos und der Kosmopsychologe Ben Jello nach kurzer Flucht als Mörder identifiziert und festgenommen. Perry Rhodan kann es nicht glauben und begibt sich auf die Suche nach der Wahrheit. Der Tat soll ein Streit vorausgegangen sein. Vogel und Ben können sich an nichts erinnern.
Zunächst glätten sich etwas die Wogen, da nun der Ghuogondu Puoshoor eingetroffen ist. Die Thoogondu zeigen sich über die politischen Verhältnisse der Milchstraße gut informiert. Bei einem gemeinsamen Auftritt mit dem Sohn des Herrschers tritt Perry Rhodan auf die Euphoriebremse. Während Puoshoor nach dem Abzug des Wanderers eine Aufbruchsstimmung unter seinesgleichen erzeugt, betont Rhodan die engen Bande, die die Völker der Milchstraße zum Wanderer hatten. Er sieht sich momentan in der Phase der Neuorientierung. Da kommt die Nachricht herein, dass es einen Befreiungsversuch gegeben hat. Gucky und Lua sind dabei ebenfalls gefangen worden.
Der Ghuogondu teilt Rhodan mit, dass die vier Gefangenen in ein Weltraumgefängnis, einem Scuul, transportiert würden. Puoshoor sieht in Gucky einen Verräter und versucht Rhodan mit diesem Gedanken zu beeinflussen. Puoshoor betont noch einmal, dass sein Volk einst ebenfalls vom Wanderer freundlich angeschaut wurde, bevor es zum verlorenen Volk wurde. Während Perry Rhodan die RAS TSCHUBAI anweist, nichts zu unternehmen, erhält er einen Rafferspruch seiner Enkelin. Sie wird sich an die Fersen der Gefangenen heften.
Rezension:
In seinem Blog äußert sich der Autor Michael Marcus Thurner mit ein paar Gedanken zu Romanen eines Zyklusauftakts. Sie müssen
- Einsteigerfreundlich sein, denn es beginnt ein neuer Handlungsabschnitt
- Rätsel enthalten, die den Leser locken und verlocken
- Spannung bieten
- „einfach“ geschrieben sein. Altleser dürfen nicht durch Banalitäten oder Wiederholungen vergrault, Neu- und Wiedereinsteiger nicht durch einen Info-Overkill überfordert werden
- eine Geschichte enthalten
Der Autor sah es als seine Aufgabe, die mit 2900 entsperrte Tür zu diesem Zyklus mit seinem Anschlussband einen Spaltbreit weit zu öffnen.
Letzteres tut Michael Marcus Thurner. Die Ankunft der RAS TSCHUBAI und ihrer Besatzung an einem nie vorher besuchten Handlungsort machten es notwendig eine Vielzahl an Informationen in diesem Roman unterzubringen. Das Auftreten Saaperids vom Volk der Thoogondu stellte bereits das erste Rätsel dar. Woher wusste der Fremde vom Erscheinungsort der RAS TSCHUBAI. Statt naheliegende Interpretationen zu suchen, wird allerdings Misstrauen gesät. Gibt es vielleicht jemand an Bord des terranischen Schiffes, der mit den Fremden unter einer Decke steckt?
In der Folge erschlägt der Autor den Leser mit immer neuen Informationen. Da die immer neuen Raumschiffe, Völker und einzelne Wesen aber nicht durch eine Geschichte vorgestellt wurden, blieb, zumindest bei mir, kaum etwas davon im Gedächtnis haften. Die Geschichte, die sein Band enthalten soll, beginnt Michael Thurner eigentlich erst mit dem vermeintlichen Mord auf Seite 44. Erst hier bekommen die Beteiligten, nämlich Opfer, Täter, Polizisten, Angehörige und andere Figuren mehr Tiefe.
In den ersten dreiviertel des Romans wurde ich etwas eingelullt. Die Vielzahl an Informationen einer fremden Galaxis, nie zuvor gesehenen Völkern, Planeten, Technologien, Kulturen, usw. waren ohne Geschichte etwas langweilig. Trotz kleinerer erster Zweifel, die der Autor seiner Hauptfigur Perry Rhodan, aus dessen Perspektive er das Geschehen zumeist beschreibt, in den Kopf setzt. Ich erwartete irgendwann das Platzen einer Bombe. Aber das passierte nicht. Der Mord und die ganze Art und Weise wie der Autor dieses Ereignis beschreibt, hinterlässt bei mir ein unbefriedigendes Gefühl. Einerseits war ich froh, dass nun etwas Schwung in die Geschichte kam, andererseits missfiel mir die Darstellung der Hauptperson Perry Rhodan und die Gestaltung der Aufklärung zu den Ereignissen. Rhodan hätte, gerade bei den Vorschusslorbeeren, die er bei den Thoogondu bekommt, durchaus ein härteres Auftreten an den Tag legen können. Zuviel Diplomatie für meinen Geschmack. Rhodan der Zauderer will ich nicht lesen. Und die Aufklärung? Die findet kaum statt. Ein paar Gespräche werden geführt. Technologisch scheint sich auch niemand die Mühe zu machen, dem Geschehen auf dem Grund gehen zu wollen.
In einen Erstkontakt einen Fallstrick einzubauen, ist jetzt nicht gerade eine epochale Idee. Das ungelenke Auftreten der Galaktiker nach Bekanntwerden der Vorwürfe schien nur dem Zweck zu dienen, den nächsten Roman vorzubereiten. Das geriet leider zu plump.
Der Roman war dennoch gut zu lesen. Allerdings hätte er deutlich besser werden können. Der Autor betont für den Erstkontakt, wie das Gespräch zwischen Rhodan und Saaperid von Xenopsychologen und Linguisten analysiert würde. Hier wären mal ein paar Ansichten aus deren Perspektive interessant gewesen. Thurner konzentriert sich dann doch alleine auf das Bauchgefühl des Unsterblichen. Und auch Rhodans Begleiter dürfen zwar mit auf den Planeten, haben aber kaum eigene Erfahrungen machen dürfen, zumindest keine, die der Autor in seine Geschichte einbaut. Alle wesentlichen Informationen erhält der Leser fast ausschließlich über die Hauptfigur.
Nur zu Beginn des Romans und auch später noch, als die Geschichte schon weiter vorrangeschritten ist, bekommen wir Einblicke in das Innenleben anderer Besatzungsmitglieder. Und zwar genau derer, die im Auftaktband 2900 eingeführt wurden. Aus deren Perspektive erleben wir ihr Erwachen und das Erwachen des Schiffes nach dem Hypertransflug, die Aufnahme des Bordbetriebes und ein paar Einblicke in das Privatleben. Da aber diese Geschichtchen insgesamt alle das Gleiche beschreiben, wäre etwas Abwechslung mit einer tatsächlich wahrgenommenen beruflichen Tätigkeit, z.B. eines Analysten für Fremdwesen, vom Vorteil gewesen.
Einzige Ausnahme bildet der Autist. Hier steigt der Autor etwas tiefer in die Welt dieses Menschen ein und zeigt zumindest Ansätze, wie Karim Balthasar mit seiner psychischen Erkrankung lebt. Seinen sozialen Umgang, seine Kommunikation und sich wiederholende Verhaltensweisen und Interessen.
Diese Figur könnte interessant werden, leider vermochte der Autor die besonderen Fähigkeiten von Karim Balthasar nicht adäquat auszudrücken. Der Autor bleibt beim Einsatz seiner Figur beim Überwinden der Neurotronik oberflächlich. Thurner kann „die Welt“ des Autisten nicht annähernd so interessant vermitteln, wie es wünschenswert gewesen wäre. Aber vielleicht gelingt dies einem anderen Autor. Es sind noch 98 Hefte bis Zyklusende.
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