Ansichten zu Perry Rhodan Heft 2886

pr_2886Der Schwarze Sternensturm – von Michael Marcus Thurner – Handlung:

Eines der Besatzungsmitglieder der RAS TSCHUBAI hat den Mutanten, dem das Schiff seinen Namen verdankt, als Vorfahre gehabt. Col Tschubai übt die Tätigkeit eines Medienwarts aus. Aber auch privat ist er sehr an Medien interessiert, die seinen beruflichen Alltag bestimmen. Als er vom Fragment eines verschollenen Filmes erfährt, ist er Feuer und Flamme, die Datei zu bekommen. Noch dazu, als er herausbekommt, dass Ras Tschubai etwas mit diesem Film zu tun hatte.

In der Zentrale des Riesenschiffes laufen derweil andere Überlegungen. Nach einer kontrovers geführten Diskussion entscheidet Sergio Kakulkan zugunsten der Tiuphoren in das Gefecht einzugreifen. Die RAS TSCHUBAI verlässt den Ortungsschutz der Sonne Lichtfahne A und greift die Gyanli-Flotte an. Obwohl das terranische Schiff mit seinen Beibooten schnell Erfolge erzielt, zeigen die Gyanli wenig Respekt. Ein zum Wrack geschossener Gyanli-Raumer wird geentert. Col Tschubai soll mit seiner Spezialausbildung die geborgenen Daten entschlüsseln und analysieren. Er stößt auf das Tagebuch des Gyanli Shuramorv und vertieft sich darin. Col Tschubai ängstigt die grenzenlose Überheblichkeit, die selbst die privaten Einträge Shuramorvs zeigt.

An Bord der RAS TSCHUBAI werden gefangene Gyanli in einem Hangar gesperrt. Auch hier zeigen diese Wesen keinerlei Angst. Noch bevor Verhöre beginnen können, kommt es im Hangar zu einer Explosion. Die Schiffsführung analysiert das Bildmaterial und die Wissenschaftler kommen zu dem Schluss, dass ein winziges Schwarzes Loch an Bord erzeugt wurde, das dann zu den verherrenden Schäden geführt hat. Die Gyanli selbst scheinen geschützt gewesen zu sein und sind nun im Schiff unterwegs. Noch an weiteren Orten der TSCHUBAI tritt ein Schwarzes Loch auf. Schnell ist der Begriff vom Schwarzen Sternensturm geprägt. Die Schutzschirme versagen und weitere Invasionskräfte kommen über eine unbekannte Transmittertechnologie an Bord. Außerdem können die Roboter der Gyanli Transmitterfelder aufbauen und erlauben damit den eingedrungenen Feindkräften jeden Ort an Bord zu erreichen. Sergio Kakulkan lehnt eine Flucht ab und die Aagenfelt-Barriere würde zu viel Energie beanspruchen. Die RAS TSCHUBAI wird von Gyanli-Schiffen eingekesselt.

Col Tschubai erfährt durch die Daten auch von einem Gyanli namens Onodaurd, der wohl der Anführer jener Truppen ist, die gerade die RAS TSCHUBAI entern. Er informiert die Schiffsführung über seine Erkenntnisse. Doch alle Versuche, diesen speziellen Gyanli zu fangen, scheitern. Er ist wie ein Geist. Die Invasoren erobern immer weitere Teile des Schiffes. Kakulkan beschließt schließlich die Evakuierung. Die ausgeschleusten MARS-Kreuzer, die bislang die Gyanli-Flotte auf Distanz gehalten haben, sollen andocken und so viele Besatzungsmitglieder wie möglich an Bord nehmen. Gucky beteiligt sich an der Suche nach Onodaurd, kann aber nichts ausrichten. Während Col Tschubai sein Schiff, die RALPH SIKERON verpasst, wird der Plan, den Onodaurd verfolgt, endlich deutlich. Er will an ANANSI. Die beiden Betreuer der Semitronik versetzen ANANSI in den Vakuumschlaf. Onodaurd tötet Zanabazar und Culsander.

Die MARS-Kreuzer verlassen die RAS TSCHUBAI. Dabei wird die RALPH SIKERON vernichtet. Kakulkan kapituliert und schickt zu Verhandlungen Jawna Togoya. Die Posbi wird jedoch von Onodaurd getötet. Als Onodaurd die Zentrale einnimmt, tötet er auch Sergio Kakulkan. Während Col Tschubai zu anderen Besatzungsmitgliedern stößt und sich Widerstand formiert, ist auch außerhalb des Schiffes Hilfe unterwegs. Perry Rhodan musste hilflos mit ansehen, wie die RAS TSCHUBAI eingenommen wird. Mit der ODYSSEUS will er getarnt in das Schiff eindringen.

 

Rezension:

Eine schwer zu verdauende Geschichte, die Michael Marcus Thurner mit dem Schwarzen Sternensturm abliefert. Die Handlung selbst überrascht nicht. Seit Zyklusbeginn sehen wir sowohl das Team Rhodan, als auch die Besatzung der RAS TSCHUBAI, von kleinen Ausnahmen abgesehen, auf der Siegerstraße. Der Roman letzte Woche, als mit Klavtaud oder Pushaitis ein sehr mächtiges Wesen in den Reihen der Gyanli aktiv wurde, hat gezeigt, dass die Despoten Orpleyds noch nicht alle Karten aufgedeckt haben. Von daher war es nur noch eine Frage der Zeit, bis dem Vorstoß der Terraner der erste Dämpfer versetzt wurde.

Dramaturgisch macht die Geschichte im Zykluskontext also alles richtig. Und auch mit der Charakterisierung der Figuren kann Michael Marcus Thurner überzeugen. Als Filmfan war ich von Col Tschubai und dessen Jagd auf ein altes Filmfragment sofort angetan. Auch die Erzählperspektive überzeugte. Die Figur wird wie ein Spielball an die Brennpunkte des Geschehens geworfen. Die Reaktionen und Gefühle, die der Autor Col Tschubai mitgibt, sind einerseits intensiv, andererseits bewusst distanziert. Als Leser spüre ich ein wenig von der Ohnmacht, die Col Tschubai empfindet, wenn er mal hier, mal dorthin geschickt wird, und immer nur so viel Information bekommt, wie es gerade braucht, um das Ziel zu erreichen. Eine weitere Ablenkung vom Hauptgeschehen boten die Analysen von Col Tschubai. Mit Shuramorvs Tagebucheinträgen gelingt dem Autor eine weitere Facette der Despoten Orpleyds aufzuzeigen.

Auch anderen Besatzungsmitgliedern des Riesenschiffs kann der Autor Leben einhauchen. Von anderen hingegen müssen wir uns verabschieden. Jawna Togoya war zuletzt kaum noch in Erscheinung getreten, dennoch war sie eine wichtige Vertreterin der neuen Posbis. Auch Kommandant Sergio Kakulkan ist ein Opfer von Michael Marcus Thurner geworden. Kakulkan war, trotz der herausgestellten Position, in allen bisherigen Romanen schlecht charakterisiert worden. Nur ein einziges Mal hat diese Figur mehr Tiefe bekommen. Das war in der Kurzgeschichte „Das Grab in Ogygia“ von Uwe Anton, die im Rahmen von Band 2 der Perry Rhodan-Storys erschienen ist.

Damit die Dramaturgie dieses Romans passte, musste Thurner allerdings einige Verrenkungen machen. Durch die Bank sind alle Autoren immer gut darin, einen überlegenen Feind zu schildern. Gleichzeitig tun sie sich schwer, wenn es darum geht, dass die geliebten Figuren auch mal eine Niederlage einstecken müssen. Zu einer Zeit, als die Überlegenheit des Gegners, gesteuert durch den geheimnisvollen Onodaurd noch nicht abzusehen war, bereiteten mehrere Fehler der Terraner die kommende Niederlage vor.

Der Kommandant beginnt die sich anbahnende Katastrophe mit einem unverzeihlichen Fehler. Noch während der Schlacht lässt er kleinere Einheiten, bis herab zu Space-Jet und Shift (!) ausschleusen, die dann, kaum verwunderlich, höchst attraktive Ziele für die Gyanli-Raumer darstellten. Bei allem Mitgefühl, das die Terraner für die geschundenen Tiuphoren empfinden, aber die Bergung von Opfern beginnt „hinterher“ und nicht „während“ der Schlacht. Beim zweiten Fehler, den der Autor begeht, habe ich als Leser genauso verdattert geschaut, wie der Medienwart Tschubai. Der wird gleichzeitig mit Raumlandetruppen an Bord eines Feindschiffs eingesetzt! Das ganze Manöver läuft schief. Paradoxerweise werden später, als die Gyanli an Bord der RAS TSCHUBAI wüten, die zivilen Kräfte aufgefordert, in ihren Kabinen zu bleiben. Die dritte Szene, die mir einen der unverzeihlichen Flüche entlockte, war die, als Thurner beschrieb, wie der Schwarze Sternenschwarm schwere Schäden an Bord der RAS TSCHUBAI hinterlässt und die hochwertigen Schutzschirme versagen. Niemand, außer Togoya, zieht die älteste Handlungsweise in einer Schlacht in Betracht, die da lautet: Rückzug! Kakulkan, resp. Thurner, lässt das nicht zu. Es gibt noch mehr zu bemängeln, aber dabei belasse ich es mal.

In seinem Blog schreibt Michael Marcus Thurner über die Arbeit zu diesem Roman u.a.: „Dennoch habe ich Szenen zu verantworten, für die ich vermutlich ziemliche Schelte und Vorwürfe zu hören bekommen werde.“ Stimmt, mein Vorwurf lautet, für die Zielerreichung über das notwendige Maß an Dummheit hinaus, das unsere Helden meist in solchen Geschichten zeigen, noch ein gutes Stück weiter gegangen zu sein. Hier war nichts zu gewinnen. Das Ziel dieses Romans war klar. Auf den Weg dorthin hat sich der Österreicher nicht mit Ruhm bekleckert.

 


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