Palast der Gedanken – von Michael Marcus Thurner
Im Mai 1402 NGZ ist Thornton da Ariga fast am Ziel seiner Träume. Seit Jahren arbeitet das Oberhaupt des Khasurn Ariga daran, die Macht im Kristallimperium zu übernehmen. Bostich hält da Ariga für schwach. Der Imperator setzt sich seiner Ansicht nach zu sehr für andere Völker ein und ist zudem von der LFT abhängig. Thornton da Ariga baut auf Ariga im Wartok-System heimlich eine Flotte, mit der er das Kristallimperium herausfordern will. Tausende Getreue des Ariga-Khasurn sind auf den Welten des Imperiums unterwegs, um Verbündete für den Aufstand zu gewinnen. Auch im persönlichen Umfeld überlässt da Ariga nichts dem Zufall. Aus seinem genetischen Material hat er sich von Aras drei bezaubernde Töchter züchten lassen, die er skrupellos für seine Machenschaften einsetzt. Und in seinem Leibwächter, dem Naat Leonarduuhl, hat er einen treuen Begleiter. Nur seine Zuchttochter Soivah bereitet ihm ein wenig Sorge. Obwohl ihr zu neugierige Gedanken genetisch eigentlich nicht möglich sein sollen, hinterfragt seine jüngste Tochter immer öfter seine Entscheidungen.
Am 01.Juni 1402 NGZ ist Atlan da Gonozal im Auftrag des Galaktikum auf Arkon 1 tätig. Er wirbt um die Optimierung des Arkon-Terra-Transits. Der Unsterbliche hat auf der Kristallwelt keinen einfachen Stand. Gewisse Kreise behindern seine Tätigkeiten. Doch Atlan lässt sich von der Bürokratie nicht abschrecken und kann Erfolge erzielen. Und da er lange nicht mehr in der Heimat war, kehrt er nicht auf sein Raumschiff zurück, sondern wandert mit leichtem Gepäck über die Kogruk-Hochebene zu den Khasurnen der da Gonozals. In einem Landhotel macht Atlan am Abend Rast. Plötzlich verändert sich seine Wahrnehmung, alles wird dunkel.
Einige Zeit später erwacht Atlan in einem seltsamen Raum. Regale mit Büchern erregen seine Aufmerksamkeit. Es sind zumeist Reiseberichte und sie sind in seiner Handschrift geschrieben. Atlan erkennt, an welchem Ort er erwacht ist. Er steckte in sich selbst fest. Atlan wandert durch den Palast seiner Gedanken aber er kann keinen Ausgang finden. In einem Zimmer trifft Atlan auf eine fremde Frau, die ihm bekannt vorkommt. Die Frau zeigt sich kühl und bar jeglicher Regung. Atlan fühlt sich schwach und verletzlich in ihrer Nähe. Die Frau behauptet, den Palast aus den Erinnerungen Atlan errichtet zu haben. Schließlich erkennt Atlan, mit wem er es zu tun hat. Es ist sein Extrasinn, der eine weibliche Gestalt gewählt hat, um ihn zu verwirren. Ihm ist ein unheimlicher Gegner erwachsen.
Der Extrasinn hat sich verändert, hat eine Entwicklung gemacht, die Atlan nicht versteht. Und der Extrasinn, der sich Amaltheia nennt, beherrscht den gemeinsamen Körper. In einem gesicherten Bereich des Gedankenpalasts entdeckt Atlan die Räume Amaltheias. Dort hat sich eine fremde Macht eingenistet, der geheimnisvolle Auftraggeber des Extrasinns. Atlan kann nichts unternehmen, nur beobachten. Er bekommt mit, dass er in einer Krankenstation behandelt wird, weil sein Körper im Koma lag. Nach der Entlassung trifft sich Amaltheia mit Bostich, der ebenfalls verändert ist. Atlan bekommt das Kommando über die GOS’MIRTAN. Seine eiskalten Befehle erregen an Bord Aufmerksamkeit aber auch viel Bewunderung. Misstrauisch sind nur wenige, darunter Locust da Adnan, der Atlan von früher kennt. Atlan lässt Perry Rhodan, Gucky und Sahira Saedelaere gefangen setzen. Das Schiff fliegt ins Wartok-System, um gegen Aufständische vorzugehen.
Thornton da Ariga sieht den großen Tag gekommen. Er bietet alles gegen die GOS’MIRTAN auf. Doch gegen das kampfstarke Trägerschiff des Imperiums sind seine Einheiten machtlos. Als Thornton da Ariga sich absetzen will, wird er von seiner Zuchttochter Soivah und seinem Leibwächter Leonarduuhl hintergangen und getötet. An Bord der GOS’MIRTAN kommt es indessen zu einer Meuterei, die von Locust da Adnan angezettelt wird. In dem entstehenden Chaos gelingt es Atlan, den Körper für kurze Zeit zu übernehmen. Er veranlasst, dass Rhodan und die anderen Gefangenen freigelassen werden und zur ATLANTIS zurückkehren können. Die ATLANTIS entkommt, bevor der Extrasinn den Körper wieder übernimmt. Amaltheia rächt sich und nimmt Atlan die Erinnerungen.
Rezension
Als großer Fan der BBC-Serie Sherlock war es für mich ein großes Vergnügen, als ich erkannte, welches Thema den Schwerpunkt der Geschichte von Michael Marcus Thurner bildete. Der Gedächtnispalast oder der Palast der Gedanken spielt in mehreren Episoden der englischen Serie eine Rolle. Und in der Episode „Sein letzter Schwur“ zeigt sich auch Sherlocks Gegner Magnussen mit dieser Technik, wichtige Fakten abzuspeichern und wiederzufinden, sehr vertraut. Die visuelle Umsetzung hatte mich beeindruckt.
Der Roman von Michael Marcus Thurner hat mich nicht weniger beeindruckt. Die Art und Weise, wie der Autor in den Palast der Gedanken einführt, wie er den Gegner Atlans aufbaut, wie er das Duell dieser Geister in Szene setzt, das war einfach mitreißend geschrieben. In seinem Blog schreibt der Autor, dass er noch sehr viel mehr Ideen gehabt hätte, die er aber nicht unterbringen konnte. Im Heftroman müsse man fokussiert schreiben. Speziell bei dieser Thematik hätte ich mir allzu gerne eine ausschweifende Erzählung gewünscht.
Die Geschichte springt zunächst ein paar Tage in die Vergangenheit, etwa 2 Wochen vor den Ereignissen in Heft 3. Und auch die Hauptfigur Atlan wird von Autor Michael Marcus Thurner ein paar Tage vor dem Impuls in Szene gesetzt. Der Arkonide hält sich auf der Kristallwelt auf. Der Unsterbliche führt für das Galaktikum Gespräche auf Arkon und als ich schon fürchtete, die angesprochene Bürokratie am Hofe würde von Thurner zu breit gestaltet werden, ändert der Autor die Richtung und führt den Unsterblichen zurück an seinen Ursprung. Die kurze Wanderung, die Atlan unternimmt, war beschwingt geschrieben, als hätte der Autor ein Gläschen jenes Weines in der Hand gehabt, dessen Anbaugebiet seine Hauptfigur auf seiner Reise durchquerte.
Schnörkellos dann auch der Übergang. Atlan wird vom Impuls getroffen und findet sich in sich selbst wieder. Die Beschreibungen in der Gedankenwelt sind Thurner ausgezeichnet gelungen. Das ist einer dieser Romane, die wirklich Bilder in meinem Kopf haben entstehen lassen.
Auch die Nebenhandlung um Thornton da Ariga und seinen Machtphantasien überzeugt, auch wenn die genetische Manipulation zurzeit in der Serie eine Inflation erlebt. Diese Art von genetischer Aufprägung, die das Oberhaupt des Khasurn bei seinen Zuchttöchtern hat anwenden lassen, ist schon sehr widerwärtig. Letztlich lässt der Autor aber doch der Natur seinen Lauf. Ganz so abwegig sind die geschilderten Zuchttöchter übrigens nicht. Im Februar 2016 haben britische Forscher die Erlaubnis erhalten, gesunde Embryonen genetisch zu verändern.
Fazit: Bislang bester Roman der Arkon-Serie und eine großartige Umsetzung der Idee mit dem Palast der Gedanken.
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