Entscheidung im Sterngewerk – von Michael Nagula – Handlung:
Seit der Eroberung der CHUVANC, bei der Bostichs Flaggschiff GOS’TUSSAN II schwere Schäden davontrug, ist ein halbes Jahr vergangen. Es ist Anfang Juni 1518 NGZ und der Arkonidenraumer verbirgt sich im Ortungsschutz der Sonne Choina. Die Reparaturen dauern an, nicht zuletzt auch deshalb, weil die Ersatzteile mühselig herangeschafft werden müssen. Unterstützung bekommt die GOS’TUSSAN II von den Achoiniden, die den Planeten Achoin bevölkern. Diese Kolonial-Arkoniden haben das Achoin’Tussan gegründet und streben nach wirtschaftlicher Macht. Sie haben kaum Raumschiffe aber unterhalten ein umfangreiches Transmitternetz, das von den Streckenbauern betreut wird.
Gaumarol da Bostich pflegt insbesondere gute Kontakte unter einer Scheinidentität mit dem stellvertretenden Außenminister Luelu du Hospard. Der Ex-Imperator hat nach wie vor auch mit seinem Körper zu kämpfen. Der Haluterarm und die Veränderungen durch das sich bildende neuronale Gewebe behindern ihn. Bei einem Tauchgang auf Achoin wird Bostich von einer einheimischen Spezies attackiert. Wie in einer Traumsequenz erlebt Bostich, wie sein Körper gegen die Angreifer vorgeht.
An Bord der GOS’TUSSAN II ist die stellvertretende Kommandantin Thaora da Quertamagin des Wartens müde. Endlich kehrt Bostich wieder an Bord zurück. Der Aktivatorträger hat einen Plan, den Thaora schlicht für verrückt hält. Bostich möchte die Tiuphoren als Verbündete gegen das Atopische Tribunal gewinnen. Und Thaora da Quertamagin soll den Kontakt zu den Invasoren herstellen. Widerwillig übernimmt Thaora diese Aufgabe. Sie stößt auf ein Sterngewerk, das nach einem Angriff von 7 Sterngewerken auf den Planeten Olphern zurückgeblieben ist. Olphern mit 5 Milliarden Lemurerabkömmlingen wurde vollständig entvölkert. Thaora fliegt mit einem leichten Kreuzer das Sterngewerk XISHULOCA unter dem Kommando von Accveryn Yunc an. Der Caradocc ist guter Laune. Er bekommt bald einen männlichen Nachkommen und die Banner-Kampagne auf Olphern hat dem Banner gut 100.000 Seelen verschafft. Er nimmt die Einladung von Thaora da Quertamagin an.
Auf Achoin erfährt Bostich indessen von einem Geheimnis der Achoiniden. Auf Achoin gibt es eine Planetenintelligenz, die von den Achoiniden stetig unterdrückt wird. Die ethischen Bedenken wischt Bostich beiseite und gerade als der Imperator des Achoin’Tussan weitere Forderungen an Bostich stellt, fliegt die XISHULOCA in das System ein.
Eine gemischte Truppe aus Arkoniden, Katsugos und achoinidischen Streckenbauern geht an Bord des Sterngewerks. Mit dabei auch Bostich und Luelu du Hospard. Noch im Hangar muss der Unsterbliche erkennen, dass ein Pakt mit den Tiuphoren illusorisch ist. Nach einem kurzen Gefecht geraten alle Besucher in Gefangenschaft der Tiuphoren. Bostich selbst wurde von einer eigenmächtigen Reaktion seines Körpers vor einer Verletzung bewahrt. Sein Körper hat sich versteinert. Nach und nach kommt Bostich dahinter, dass die Planetenintelligenz von Achoin seinen Körper beeinflusst. Er kann sich befreien und stößt zu seiner Überraschung auf Luelu du Hospard, der sich ebenfalls befreien konnte. Der Achoinide entpuppt sich als Jaj. Der Gestaltwandler similiert einen Oxtorner und gemeinsam mit Bostich befreit er die anderen Gefangenen, bevor sie das Sterngewerk von innen heraus vernichten und Accveryn Yunc gefangen nehmen. Mit Hilfe der Streckenbauer, die in ihren Körpern technische Implantate zum Bau eines Transmitters verborgen hatten, gelingt die Flucht von der XISHULOCA.
Da die Achoiniden die Rache der Tiuphoren befürchten, evakuieren sie den Planeten über Transmitter. Die Planetenintelligenz bejubelt ihren Plan, die Gegner gegeneinander ausgespielt zu haben. Luelu du Hospard meldet sich bei Bostich. Der Jaj stellt sich als Marshall Gysnain vor. Er und alle anderen Jaj verlassen die Milchstraße. Die Ekpyrosis zeichnet sich am Horizont ab, der Weltenbrand ist nicht mehr fern. Die Jaj wollen sich nicht in den Untergang ziehen lassen. Die GOS’TUSSAN II verlässt das System. Bostich muss ein Kristallimperium wiederherstellen.
Rezension:
Band 2733 war der letzte Roman von Michael Nagula. Auch damals war Bostich einer seiner Figuren. Der Arkonide spielte jedoch kaum eine Rolle damals. Die Verletzung, die zum Verlust seines Armes führte, ließ es nicht zu, dass der Autor seinerzeit mehr mit dieser Figur anstellen konnte. Nun, 110 Hefte später, hat Bostich einen neuen Arm und avanciert zur Hauptperson von Michael Nagulas Roman. Der frühere Imperator, der gerne auch mal über Leichen geht, zeigt auch in diesem Roman Härte. Die Veränderungen, die Bostich in den zurückliegenden Romanen erfuhr, werden von Michael Nagula zunächst nicht konsequent weitergeführt. Waren es zuletzt die neuronalen Knoten und Geflechte, die den Arkoniden zu bestimmen drohten und Stimmen, die er neben dem Extrasinn zu hören glaubte, ist in dieser Geschichte in der ersten Romanhälfte davon kaum etwas übrig geblieben. Es fehlte an einer folgerichtigen Fortsetzung des begonnenen Wandels der Figur.
Erst in der zweiten Hälfte der Geschichte geht Nagula stärker auf die inneren Probleme dieser Figur ein. Nun wird es kompliziert. Bostich hat nicht nur einen Haluterarm, er hat auch einen Logiksektor und durch die Bildung neuronalem Gewebes scheint sich ein weiteres Bewusstsein in ihm zu bilden. Und darauf packt der Autor jetzt auch noch den Einfluss der Planetenintelligenz. Sorry, aber dieses Szenario war einfach zu weit hergeholt, zu übertrieben, um akzeptiert zu werden.
Vor allem ist der Autor fein raus. Egal, was Bostich tut, er kann immer behaupten, das war der Einfluss vom Extrasinn, den Halutergenen oder der Planetenintelligenz. Tun wir mal so, als hätte sich Bostich charakterlich nicht verändert. Dann gibt es eine Szene im Roman von Michael Nagula, die es so nicht geben darf, wenn man Bostich in gewohnter Weise gezeichnet hätte. Imperator Esseniel du Psadim verweigert Bostich den Handschlag. Der Unsterbliche zeigt darauf keine Reaktion. Normalerweise das Todesurteil für Esseniel du Psadim. Aber in diesem Roman?
Weg von Bostich und hin zur Geschichte. Die Inhalte machen es dem Leser wirklich schwer. Der mächtigste Mann der Galaxis versteckt sich also ein halbes Jahr mit seinem Schiff bei einer unbedeutenden Arkonidenkolonie und wartet darauf, dass diese Rückständigen sein Schiff reparieren. In der Zwischenzeit sucht der Ex-Imperator nach Verbündeten gegen das Atopische Tribunal. Er findet aber keine. Wir erinnern uns. Das Atopische Tribunal hält die ganze Galaxis im Würgegriff. Die Tefroder haben sich mit den Richtern arrangiert. Und Bostich findet keine Verbündeten? Schon mal bei der USO gefragt, der Liga, ähem, den Arkoniden? Nicht diese Rückständigen, ich meine die „richtigen“ Arkoniden.
Und dann, aus heiterem Himmel, will sich Bostich auch noch mit den Tiuphoren verbünden. Den Teufel mit dem Beelzebub austreiben. Michael Nagula war sich der schwierigen Vorgaben aus dem Exposé durchaus bewusst. Mit diesen Elementen war es schwer, Sympathie beim Leser zu wecken. Also stellt er dem Leser zumindest eine Figur an die Seite, mit der man mitfühlen konnte. Die stellvertretende Kommandantin der GOS’TUSSAN II war des Wartens müde geworden und konnte dem Vorschlag Bostichs ebenfalls nichts abgewinnen. Nun hatte man zwar als Leser das Gefühl, mit seiner Antipathie nicht ganz alleine zu stehen, aber leider wurde die Geschichte dadurch auch nicht besser.
Allerdings gab es da die vage Hoffnung, dass Bostich gar nicht die Tiuphoren als Verbündete wollte, sondern einen ganz anderen Plan verfolgte. Ich quälte mich also weiter durch diesen Roman, klammerte mich an diesen Gedanken, dass da vielleicht mehr dahinter stehen könnte und wurde umso brutaler enttäuscht. Denn da war nichts, kein Plan, keine Idee, rein gar nichts. Bostich kommt zu dem Schluss, dass er die Tiuphoren falsch eingeschätzt hat. Ach ja? Die Geschichte sprach mich nun noch weniger an. Noch nie hatte ich so lange mit einem Roman zu kämpfen. Am Freitagnachmittag angefangen, quälte ich mich zum bitteren Ende bis Sonntagabend.
Zum Schluss noch eine Rechnung. 7 Sterngewerke vernichten in einem Monat einen Planeten mit 5 Milliarden Lebewesen. Wie viele Planeten mit wie vielen Bewohnern vernichten dann 20.000 Sterngewerke in der gleichen Zeit?
Antwort: 2857 Planeten mit 14,285 Billionen Bewohnern.
Unrealistisch? Mitnichten. Eines haben die Autoren in den vergangenen Romanen gebetsmühlenartig heruntergebetet. Die Tiuphoren hassen zwei Dinge, nämlich erstens Planeten und zweitens tatenlos rumsitzen. Und wenn gar andere Sterngewerke eine erfolgreiche Banner-Kampagne durchziehen, sind sie erst recht angestachelt, es besser zu machen.
Der kleine Nebensatz in Michael Nagulas Roman mit dem Untergang einer Welt zeigt also nur einen winzigen, gleichwohl schrecklichen Blick auf die von den Autoren losgetretene Katastrophe. Tatsächlich sind in Band 2843 mehrere tausend Zivilisationen der Milchstraße vernichtet worden! Warum sich also vor dem Weltenbrand fürchten? Schlimmer als jetzt kann es auch nicht mehr kommen!
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