Der Gegner in mir – von Marc A. Herren – Handlung:
Die beiden Geniferen Lua Virtanen und Vogel Ziellos werden vom Tolocesten Vor der Atomwacht in den Sektor T gebracht. Der Pilot der Technoklause will mit ihnen durch die Synkavernen in die Introversen Gefilde vorstoßen, um dort dem zerstörerischen Treiben der Pioniere ein Ende zu setzen. Der Toloceste gibt nur rätselhafte Auskünfte auf die Fragen seiner Passagiere. Er bezeichnet Lua als Geborene des ANC. Im Inneren der Synkavernen kann sich Lua auf die seltsamen Verhältnisse rasch einstellen. Mehr noch, sie kann nicht nur über das Dimensionsgarn Blicke in unterschiedliche Bereiche der ATLANC werfen, sie kann die Fäden sogar manipulieren. Allerdings kommt sie nicht in Kontakt zu anderen Besatzungsmitgliedern. Stattdessen meldet sich das ANC und heißt sie als seine Tochter willkommen.
Auf Andrabasch hat sich Atlan mit dem Pensor geeinigt. Der Arkonide hat den gefundenen Zellaktivator an sich genommen und besteigt zusammen mit dem Pensor ein altertümliches Gefährt, das sie an die Oberfläche bringen soll. Der Pensor ist dabei weiterhin in seinem merkwürdigen Gestänge auf einer Holzscheibe fixiert. Das Gesicht der 3-Meter-Gestalt kann Atlan nach wie vor nicht richtig sehen. Auch weiteren Fragen Atlans zur vom Pensor erläuterten Sicht des Kosmos weicht der Fremde aus. Atlan hängt einer Äußerung des Pensors besonders nach. Demnach könnte er Thez schon einmal nahe gewesen sein.
Atlan erkennt, dass der Pensor in allen vier Realitäten der WEYD’SHAN nur einmal existiert. Unterwegs holen sie Shukard und die beiden Cüünen Gosgad Hehrer von Trynn und Amtum Hehre von Orbagosd ab. Der Genifer steht unter dem Einfluss des Balgs und alle Versuche Shukards, seine Freunde zu warnen, werden von dem Symbionten vereitelt. Atlan kommt das Verhalten seines jugendlichen Begleiters dennoch seltsam vor und er behält ihn im Auge, nicht zuletzt auch deshalb weil der Pensor bemerkt, dass Shukard einen Schatten mit sich trägt. Beim Aufstieg mit dem Fluggerät des Pensors zur Oberfläche kann Atlan den Balg überlisten. Die Haut des Richters löst sich von Shukard und Atlan schleudert den Balg über Bord.
Auf der ATLANC erfährt Lua, dass das ANC Einfluss auf ihre Gen-Architektur genommen hat und sie mit einer speziellen Gen-Sequenz ausgestattet wurde. Diese Gene sind nun aktiv und gestatten es ihr, die Klon-Armee der Pioniere aufzuspüren. Als die Sternenwaag-Armee angreift, kann Lua den Angriff zurückschlagen. Sie gibt sich als die wahre Tochter der Synkavernen zu erkennen und handelt mit Arthemia Sternenwaag einen Vertrag aus. Wenn die ATLANC in die Jenzeitigen Lande weiterfliegt, werden alle Besatzungsmitglieder das Richterschiff verlassen müssen, um auf Andrabasch zu siedeln. Die Pioniere dürfen in den Synkavernen bleiben. Die Übergänge zu den Introversen Gefilden werden von Lua von außen verschlossen. Für die Pioniere geht damit der Traum von der Infiniten Reise in Erfüllung. Guineva Sternenwaag ist die einzige Pionierin, die nicht in den Introversen Gefilden bleibt.
Lua Virtanen schließt die Übergänge und bereitet dann die anderen Besatzungsmitglieder auf die Evakuierung der ATLANC vor. Natürlich stößt sie auf Widerstand. Letztlich stimmen jedoch alle der Räumung zu. Container aus tt-Progenitoren nehmen die Habseligkeiten der Bewohner auf. Die Raumstation ANNDRIM dockt an und nimmt die Bewohner der ATLANC an Bord. Auch Atlan ist inzwischen zur ATLANC zurückgekehrt. Selbst die Tolocesten verlassen das Richterschiff und wechseln zu einer KATAPULT-Station. Nur noch ein Wesen bleibt neben Atlan und dem Pensor an Bord der ATLANC. Vogel Ziellos soll laut ANC die Fähigkeit haben, der Zehrzone durch Schlaf zu widerstehen. Vogel nimmt Abschied von Lua und wird zusätzlich in Kälteschlaf versetzt.
Der Pensor übernimmt die Steuerung und manövriert die ATLANC in die Mitte der Ringwelt Andrabasch. Der Toloceste Wenndann Wesenlos aktiviert das KATAPULT und versetzt das Richterschiff in die Transgressionszone des Limbus, in den Übergangsbereich zu den Jenzeitigen Landen.
Rezension:
Der abschließende Roman des Fünfer-Blocks um die Abenteuer Atlans bringt die Haupthandlungsfigur wieder einen Schritt näher an das Zyklusziel. Und wie ich schon zu Band 2830 vermutete, diente der Handlungsstrang um Lua Virtanen und Vogel Ziellos tatsächlich dazu, die Besatzung der ATLANC auf Andrabasch zurückzulassen. Atlan wird alleine in die Jenzeitigen Lande vorstoßen, so er sie denn tatsächlich erreichen sollte. Die Aufgabe von Vogel Ziellos bleibt noch abzuwarten.
Als Atlan in Band 970 als der Auserwählte in die Bereiche jenseits der Materiequellen vorstoßen sollte, war schon damals klar, dass Normalsterbliche wohl keinen Zugang zu derartigen Gefilden bekommen werden. Zu damaliger Zeit hatte Perry Rhodan arg daran zu knappern, das nicht er gehen durfte. Der Terraner hatte die größenwahnsinnige Vorstellung, gegenüber den Kosmokraten die Interessen der Menschheit, welche auch immer das sein sollten, vertreten zu müssen. Nun ist es erneut Atlan, der in Bereiche vorstoßen soll, die außerhalb menschlicher und arkonidischer Vorstellungskraft liegen. Er will mit Thez ein Gespräch führen, lässt Marc A. Herren beiläufig einfließen. An der Stelle muss aus Lesersicht mal hinterfragt werden, ob wir von Atlans Aufenthalt in den Jenzeitigen Landen, sollte er, ich wiederhole mich, tatsächlich dort ankommen, überhaupt etwas zu lesen bekommen. Denn der Autor schrieb im Roman der letzten Woche auch, dass selbst die Kosmokraten Thez nicht verstehen könnten. Den Dialog, den Atlan anstrebt, werden wir mutmaßlich gar nicht erleben.
Doch zurück zum aktuellen Roman. Marc Herren bringt mit der Handlung um Lua Virtanen einen epischen Plan zu einem Ende. Episch deshalb, weil eine Handlungszeit von über 700 Jahren diesem Handlungsstrang um die Nachfahren der Besatzung der RAS TSCHUBAI zugrunde liegt. Episch auch, weil die ein vorläufiges Ende auf Andrabasch finden und damit wieder einmal Terraner oder Transterraner an einem fremdartigen Ort siedeln. Für eine noch stärkere Wirkung hätten die Romane zum Flug der ATLANC noch weiter auseinandergezogen werden und in größeren zeitlichen Abständen erscheinen müssen. Allerdings hätte dann der Zyklus darunter gelitten. Die 700 Jahre Flug sind sicherlich eine große Idee gewesen, in der Umsetzung kann diese Idee nicht vollständig überzeugen, da der Fortgang der Handlung eine raschere Abfolge von Ereignissen erforderlich machte. Der Autor nimmt diesen Umstand mit Humor. Angesichts der Dampfraupenbadewanne, mit der die WEYD’SHAN verlassen werden soll, nörgelt Atlans Logiksektor an der bevorstehenden längeren Reise. Später als die Rotoren ausgeklappt werden, ist es wieder Atlans Extrasinn, der sich freut, dass die Reise nun schneller vorangeht. Addiert man zu beiden Einwänden die 700 Jahre dazu, dürfte es Atlan egal gewesen sein!
Leider bleibt auch einiges unklar, bzw. werden Chancen verpasst. Unklar bleibt die Aussage Luas, wonach die ATLANC bei der Rückkehr aus den Jenzeitigen Landen nicht nach Andrabasch zurückkehren würde. Woher bezieht sie das Wissen oder habe ich entsprechende Textstellen aus vorherigen Romanen überlesen oder wieder vergessen? Warum die Tolocesten die ATLANC verlassen müssen, wird auch nicht erläutert. Bislang waren die Lampionköpfe für den Betrieb des Schiffes unersetzlich. Jetzt nicht mehr? Nach wie vor bleibt auch der Einsatz des zweiten Zellaktivators unverständlich. Den hätte Atlan nur gebraucht, wenn er den Weiterflug durch die Zehrzone genommen hätte. Davon hatte ihm der Konfigurator abgeraten, da Atlans Zellaktivator ausbrennen würde. Aus dem gleichen Grund schickt man nun die Besatzung nach Andrabasch. Sie würden die Auswirkungen der Zehrzone nicht überstehen. Tatsächlich durchfliegt die ATLANC aber nicht die Zehrzone, sondern wird vom KATAPULT in den Limbus befördert. Denn dafür hat Atlan ja den Pensor geholt. Dessen Lizenz macht die Abkürzung erst möglich. Ohne Lizenz wäre der Flug durch die Zehrzone erforderlich geworden.
Schade auch, dass Marc Herren dem Zusammentreffen mit dem Pensor und ersten Einblicken in das neue Kosmologie Modell der Serie keinen weiteren Knaller folgen lässt. Hier folgt die Serie zu offensichtlich den bekannten Mustern. Die Hauptfigur hinterfragt zu keiner Zeit die Motive des Pensors oder dessen Herkunft. Natürlich ist dies weniger dem Autor als vielmehr den Exposé-Autoren anzulasten, die bestimmen, wie viel Zyklushintergrundwissen ein einzelner Roman aufnehmen darf.
Mit fünf Heften, darunter zwei, die sich mit Atlans Wanderungen durchs Hochgebirge befassen, ist der Block zu breit angelegt gewesen. Der Roman 2831 kann voll überzeugen, im Abschlussband kann der Autor den Spannungsbogen nicht mehr so hoch halten. Zwar scheint Atlan wieder einen Schritt voranzukommen, dennoch fehlt dem letzten Band ein echter Cliffhanger.
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