Der Pensor – von Marc A. Herren – Handlung:
An Bord des Richterschiffs WEYD’SHAN werden Atlan, Shukard und die beiden Cüünen Gosgad Hehrer von Trynn und Amtum Hehre von Orbagosd von den Cherrenped’shan in eine andere Realität des Schiffes geführt. Die neue Realität wird von einfachen Robotern und ebenfalls von Cherrenped’shan bevölkert, die sich mit Reparaturen des Schiffes beschäftigen. Die Stelzenwürmer zeigen sich zunächst feindselig. Atlan kann die Wesen jedoch zu einem Handel bewegen. Er und seine Gefährten helfen bei den Instandsetzungen und werden im Gegenzug zum Pensor gebracht.
In dieser Realität der WEYD’SHAN wurde das Schiff von den Manipulatoren der Synchronie angegriffen und beschädigt. Aufzeichnungen zur wahren Natur der Manipulatoren kann Atlan nicht erhalten, er bekommt aber das Versprechen, dass er nach getaner Arbeit mehr Wissen zu den Fauthen erhalten kann. Atlan lässt sich zudem von den Cüünen deren Zeitrechnung erläutern. Andrabasch liegt ein Stück weit nach dem Ende des Universums in einer raumzeitlichen Ausstülpung, in der es noch Zeit gibt. Die Jenzeitigen Lande liegen jenseits der Zeit in der Nacht des Universums. Die permanente Nacht ist der letzte Abschnitt der Zeitrechnung der Technoscouts. Ab 150 Milliarden Jahre gibt es keine Zeit mehr und die permanente Nacht bricht an. Die Cüünen teilen die 150 Milliarden Jahre in 14 Abschnitte, beginnend mit dem Tagesanbruch, dem Anfang des Universums. Sie selbst stammen aus der Mittagsdämmerung des Universums, etwa zwischen 40 und 50 Milliarden Jahre nach Beginn. Nachdem Atlan und seine Gefährten die Bedingungen der Cherrenped’shan erfüllt haben, will Atlan nun mehr zu den Fauthen erfahren. Zu seiner Überraschung soll es ihm ermöglicht werden, mit einem Fauthen zu sprechen.
An Bord der ATLANC hat indessen Guineva Sternenwaag beobachtet, wie der Toloceste Vor der Atomwacht zusammen mit Lua Virtanen und Vogel Ziellos in die Synkavernen eingedrungen ist. Sie wäre gerne dabei gewesen, wurde jedoch vom Tolocesten abgelehnt. Die Sprecherin der Pioniere wendet sich stattdessen den Meuterern zu, die weiter daran arbeiten die Schnittstellen zu den Introversen Gefilden zu zerstören. Die CyboGen-Transterranerin sieht keine andere Möglichkeit und greift die Meuterer an. Ihr Angriff wird abgewehrt, ihr Schlitten und ihre Rüstung schwer geschädigt. Überall in den Introversen Gefilden machen sich die Auswirkungen der Sabotageakte bemerkbar. Die über Jahrhunderte entstandenen Lebensräume brechen zusammen. Guineva bekommt von anderen Pionieren keine Unterstützung. Sie trifft jedoch auf die Sudpurun Anh und Bahr. Mit deren Hilfe kann sie in ein Gen-Labor einbrechen. Sie stellt entsetzt fest, dass von ihr eine Armee von Kopien erstellt wurde. Als sie auf die Sternenwaag-Armee trifft, ist ihr Entsetzen noch größer. Sie trifft dort auf ihre tot geglaubte Elter Arthemia Sternenwaag.
In der WEYD’SHAN wird Atlan zum Rest eines Fauthen geführt. Es ist eine riesige mehrere Meter große Hand, die wie versteinert in einer Halle liegt. Daneben steht ein Atopischer Synaptor, den Atlan aus den Erzählungen Rhodans kennt. Er betritt das Gerät und kommt in mentalen Kontakt zu einem Fauth. Atlan erfährt, dass ein Agent der Manipulatoren an Bord der WEYD’SHAN ist. Er soll ihn aufhalten. Es ist der Balg. Als Belohnung darf sich Atlan einen Zellaktivator nehmen und bekommt den Lagerort mitgeteilt. Atlan erfährt auch, dass nicht alle Aktivatoren das Leben verlängern. Er macht sich mit seinen Gefährten auf dem Weg in die Lagerhalle. Er will dem Tesqiren, der den Balg trägt, eine Falle stellen. Am Ziel findet Atlan zwei Zellaktivatoren, jeweils in Form einer kleinen 6 cm hohen Sanduhr. Tatsächlich taucht auch Veyqen auf. Der Tesqire schnappt sich einen der Aktivatoren und legt ihn an. Atlan hat ihn jedoch reingelegt. Der Aktivator nimmt das Leben des Tesqiren, der zu Staub zerfällt. Auch der Balg wird ausgeschaltet. Der Erste Reparateur der Cherrenped’shan führt Atlan zum Pensor. Von allen unbemerkt hat der Balg die Angriffe jedoch überlebt. Er übernimmt Shukard und wartet auf die Rückkehr Atlans.
Der Unsterbliche trifft den Pensor, der sich als drei Meter großer Humanoide zeigt, dessen Gesicht durch einen Helm nur vage zu erkennen ist. Atlan geht aufs Ganze und bittet um Unterstützung für die Reise in die Jenzeitigen Lande. Er benötigt die Lizenz. Der Pensor erkennt Atlans Berechtigung an, weil er definitiv hinter … wohl den Materiequellen war. Atlan will mit Thez sprechen. Der Pensor ist amüsiert und da Atlan nichts über Thez weiß, will er mit dem Arkoniden ein wenig über das ihm vertraute Universum reden. Der Einfachheit halber werden nicht zählbare Dimensionen aus dem Spiel gelassen. Das Universum präsentiert sich als zweidimensionale Scheibe von begrenzter Größe. Von der Mitte zum Rand benötigt man eine bestimmte Zeit. Und von diesem Punkt über die Mitte zum gegenüberliegenden Rand benötigt man die doppelte Zeit. In der Mitte der Weltenscheibe benötigt man hingegen keine Zeit oder alle Zeit. Nun würde jemand oder etwas in der Mitte der Weltenscheibe einen runden Turm, also ein dreidimensionales Gebäude bauen. Die zweidimensionalen Bewohner der Weltenscheibe würden das Gebäude jedoch nur als Kreis wahrnehmen. Sie können ihn umrunden, seinen Umfang und Durchmesser errechnen. Ließe man die zweidimensionalen Bewohner in den Turm, würden sie erkennen, dass er innen wie ihre Weltenscheibe ist, rund und begrenzt, nur sehr viel kleiner. Würde man nun die zweidimensionalen Bewohner in die erste Etage versetzen, würden sie den Übergang nicht bemerken. Sie würden wieder auf eine kleine begrenzte Welt treffen.
Der Turm steht für eine Materiequelle! Eine Materiesenke wäre demnach ein Schacht. Beide reichen in den dreidimensionalen Raum, den der Pensor als Hinterland bezeichnet. Wie passen nun Kosmokraten ins Bild, will Atlan erfahren. Sie sind Beobachter, Bewohner und gleichzeitig Hausmeister des Turmes. Ihre Sorge gilt dem Turm, der höher werden soll und sie in den dreidimensionalen Raum trägt. Sie wollen wissen, ob es andere Türme gibt im grenzenlosen Hinterland. Türme aus dieser Weltenscheibe oder anderen Weltenscheiben. Irgendwann haben sie tatsächlich einen anderen Turm entdeckt. Aus dem Material ihres Turmes bauen sie ein Schiff und fliegen los. Ihr Fahrzeug bleibt jedoch immer Turm, sie selbst bleiben immer Turm, so wie sie selbst das Fahrzeug sind. Auf ihre Weise sind Kosmokraten Materiequellen, die wiederum unlösbar mit ihren Fundamenten, den Superintelligenzen, verbunden sind.
Atlan will wissen, was mit den Türmen passiert, wenn die Weltenscheibe endet, da sie nicht ewig existiert. Möglich, dass der Turm wegtreibt oder stürzt oder die Reisenden ihre Reise fortsetzen, nur auf andere Weise. Sie sind Leben und unterliegen Wandlungen. Möglich, dass es weitere Wandlungen gibt. Kosmokraten wie auch Chaotarchen leben noch sehr fern vom Horizont des GESETZES. Thez hingegen ist dem Horizont ein Stück näher als Kosmokraten oder Chaotarchen. Er ist so weit voraus, dass Kosmokraten Probleme hätten, ihn zu verstehen.
An dieser Stelle unterbricht der Pensor seine Erklärungen. Er gibt die WEYD’SHAN in die Hände der Cherrenped’shan und will mit Atlan zur ATLANC wechseln,
Rezension:
Wie ungleich doch zyklusrelevante Inhalte in den Romanen verteilt sind! Mit Hubert Haensels Beitrag von letzter Woche hatte ich meine liebe Not. Es ging nicht voran, bzw. abwärts. Wir erinnern uns, die Fahrstuhlfahrt, die nicht enden wollte. Und endlich in der WEYD’SHAN angekommen, lief es auch dort nicht gerade rund.
Marc A. Herren setzt zunächst die letzten Erlebnisse der Reisegruppe Atlan nahtlos fort. Nicht nur der Handlungsverlauf, auch der Schreibstil ähnelte dem der letzten Geschichten. Der Arkonide gelangt mit seinen Gefährten mal wieder in eine andere Realität des Richterschiffs. Wie erwartet benehmen sich die Cherrenped’shan dort auch nicht anders als im letzten Roman. Marc Herren lässt den Arkoniden allen Ernstes die Toiletten auf der WEYD’SHAN instand setzen! Den anderen Figuren ergeht es kaum besser. Sie verrichten Handlangerdienste an Bord eines Richterschiffs.
Und dann plötzlich nimmt die Handlung Fahrt auf. Atlan bekommt die Besuchserlaubnis beim Pensor. Zuvor soll ihm nicht nur Wissen über die Fauthen zuteilwerden, nein, er wird sogar Gelegenheit bekommen, mit einem Fauthen zu sprechen! Diese Ankündigungen ließen mein Leserherz höher schlagen. Aber ich war auch misstrauisch. In der Perry Rhodan-Serie kommt es meistens anders und zweitens als man denkt!
Zunächst tut Herren natürlich das, was alle Autoren in einer solchen Situation tun. Er wechselt die Handlungsebene. Es geht zurück auf die ATLANC und nicht etwa zu den Geniferen sondern zu Guineva Sternenwaag. Diese schillernde Figur hatte Herren schon im Unsteten Turm im Einsatz. Die Aktion, die Herren seine Protagonistin durchziehen lässt, erschien überhastet. Allerdings lässt Marc Herren in dieses erste Kapitel mit Guineva Sternenwaag einige Textzeilen aus dem Gedicht „Der Rabe“ von Edgar Allen Poe einfließen. Schon als Jugendlicher konnte ich mich für Poe begeistern. Seine Gedichte und Romane übten damals eine ganz eigentümliche Faszination auf mich aus.
Und urplötzlich war sie wieder da, diese Verzauberung durch einige wenige Zeilen, die der Rhodan-Autor in seine Geschichte einbaut. Die Handlungsebene Sternenwaag schlug mich auf einmal in ihren Bann und das alles wegen Edgar Allen Poe! Es ist schon merkwürdig, welche Gefühle freigesetzt werden, nur weil ich mich an ein Gedicht erinnere, das ich zuletzt vor 30 Jahren gelesen habe.
Und auch die zweite Handlungsebene konnte überzeugen. Das Kosmologie-Modell der Serie ist 40 Jahre oder älter. Die lang angekündigte Auffrischung fällt interessant aus. Man merkt den Erläuterungen an, dass sich die Macher der Serie da viele Gedanken gemacht haben. Für eine Bewertung ist es sicherlich zu früh. Man sollte dem neuen Modell Gelegenheit geben, sich zu entwickeln.
Dass die Legenden der Cüünen tatsächlich einen wahren Kern haben, kann Atlan prompt in Erfahrung bringen, als er den Pensor auf Thez anspricht. Die Cüünen haben Thez als den Landesherrn der Jenzeitigen Lande bezeichnet. Während die Fauthen das sind, was aus den Vögten der Ländereien von Thez in den Jenzeitigen Landen geworden ist.
Das neue Kosmologie-Modell scheint nicht so starr zu sein, wie das alte Zwiebelschalenmodell, das für manche Elemente der Serie keinen Rahmen zu bilden schien. Indem man dem Leben ermöglicht, alle Wandlungen zu vollziehen und nicht mehr von starren Evolutionsstufen spricht, wird genug Raum für die nächsten 40 Jahre geschaffen. Die Andeutung, dass Thez ein Stück weiter als Kosmokraten und Chaotarchen sei, ist geschickt in Szene gesetzt worden. Es hätte keinen Sinn gemacht, eine weitere Stufe über den Kosmokraten oder Chaotarchen anzusiedeln. Mit dem Kniff der Verbundenheit der bekannten höheren Lebensarten und deren Wandlungsfähigkeit haben die Autoren Thez gleichwohl einen bestimmten Status zugewiesen, ihn jedoch nicht enteilen lassen. Ich bin sehr gespannt, wie es weitergeht!
Der Roman war klasse!
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