Ansichten zu Perry Rhodan Heft 2810

Brückenkopf Laudhgast – von Uwe Anton – Handlung:

Seit der Vernichtung der GALBRAITH DEIGHTON V ist etwa ein Monat vergangen. Ende April 1518 NGZ bekommt Anna Patoman das Kommando über einen Neubau der Flotte. Die GALBRAITH DEIGHTON VI ist wieder ein Schiff der SATURN-Klasse. Um den Viren der Tiuphoren im Notfall nicht erneut hilflos ausgeliefert zu sein, wurden zwei autarke positronische Redundanzsysteme installiert. SLEEPER I und SLEEPER II löschen nach erfolgter Authentifizierung ihre Spuren aus dem eigentlichen LPV und werden nur dann aktiv, wenn Viren die Kontrolle über den Bordrechner der GAL übernehmen sollten.

Obwohl zwei Planeten angegriffen wurden und die Flotte von 200 Einheiten gegen die Schiffe der Invasoren aus dem Zeitriss im Gefecht schwere Verluste hinnehmen musste, gibt es unter der Besatzung Stimmen, die den Einsatz der Tiuphorenwacht für stark übertrieben halten.

Bei den Tiuphoren macht sich indessen der Caradocc über das weitere Vorgehen Gedanken. Sechs Wochen haben seine Techniker für die Anpassung an die aktuellen physikalischen Rahmenbedingungen prognostiziert. Nach vier Wochen Wartens wird Accoshai langsam ungeduldig. Auch aus der Vergangenheit hat er bislang keine Antworten auf seine Anfrage nach Verstärkung erhalten. Er sucht das Orakel auf, dem es gelingt, das Sextadim-Banner seines Schiffes mit dem eines anderen Sterngewerks der Vergangenheit zu koppeln. 10 Tage würde es noch dauern, bis die erste Welle von 20.000 Sterngewerken durch den Zeitriss kommen, erhält Accoshai zur Auskunft. Eine erste Hundertschaft kann jedoch früher eintreffen. Der Caradocc ist zufrieden und will ein nahegelegenes Sonnensystem erforschen und sichern.

Dort ahnt man noch nichts von der drohenden Gefahr. Auf den Planeten Laudhgast haben sich vor 50.000 Jahren Lemurer geflüchtet. Ein halutisches Schiff hatte den Mond des Planeten zerstört. Durch die Gesteinsbrocken, die immer wieder auf Laudhgast niedergehen, konnte sich eine Zivilisation nicht ungestört entwickeln. Doch seit einigen Hundert Jahren ist kein Einschlag mehr verzeichnet worden. Die Bevölkerung findet sich bei bevorstehenden Einschlägen zum Beten zusammen. Das Effektbeten, wie sie es bezeichnen, kann die Einschläge verhindern. Der junge Laudhgast Ciphrian Pescrud zweifelt an diesem Ritual. Seiner Meinung nach steckt mehr dahinter. Er ahnt nicht, wie Recht er hat. Nachkommen der Galactic Guardians leben ebenfalls auf dem Planeten und haben alte Technologien der Lemurer instandgesetzt, die die Einschläge der Trümmer verhindern. Zu den Eingeweihten zählt der Ratsmeister der Stadt Shanaya. Der Taman Oleksis Samoanoa ist zudem der Vater von Skoo, der Freundin von Ciphrian.

Als wieder ein Einschlag durch Effektbeten verhindert wurde, tauchen plötzlich fremde Raumschiffe über den Planeten auf. Die Tiuphoren landen unter dem Kommando von Rutan Argroncc auf Laudhgast. Der Tiuphore ist enttäuscht. Die Bevölkerung ist primitiv, hat gerade erst gelernt Metall zu gießen und besitzt keine hochstehende Kommunikation. Die Elektrizität steht erst am Anfang. Um doch noch zu einem Kriegskunststück zu gelangen, gibt der Tiuphore vor, von den Huldgeistern geschickt worden zu sein. Er spielt die Bevölkerung gegeneinander aus und lässt Kämpfe zwischen den Anbetern der Huldgeister und der Notgeister austragen. Auch seine Kämpfer mischen mit, indem sie Einheimische jagen und mit bloßen Händen töten.

Oleksis Samoanoa erkennt die Absichten der Invasoren. Da er ihren unverschlüsselten Funk abhört, weiß er auch, dass die Tiuphoren sogar Verstärkung erwarten. Der Taman versucht so viele Menschen wie möglich in die unterirdischen Anlagen der Lemurer zu retten. Er kann auch seine in Not geratene Tochter und Ciphrian retten. Rutan Argroncc kommt allerdings schnell dahinter, dass sich unter den Einwohnern auch solche aufhalten, die höherstehende Technologien einsetzen.

Der Taman sieht nur eine Chance. Er muss einen Hilferuf an die LFT absetzen. Mit seiner Tochter und Ciphrian flieht er mit einem kleinen Beiboot in das Trümmerfeld um Laudhgast. Mit einem geschickten Ablenkungsmanöver kann er die Tiuphoren auf Distanz halten. Die Flüchtenden können die KALLACTER erreichen, ein altes lemurisches Schiff, das von den Leuten um Oleksis Samoanoa funktionstüchtig gemacht wurde. Nach einigen Lichtjahren ist die Flucht zu Ende. Ein Hilferuf wird abgesetzt. Ein Sternspringer entdeckt sie, aber auch die Tiuphorenwacht hat den Notruf empfangen und erscheint rechtzeitig, um die KALLACTER zu bergen.

 

Rezension:

Nach Band 2801 lässt sich Uwe Anton für seinen zweiten Beitrag zum „Tiuphorenzyklus“ erneut einiges einfallen. Pardon, ich meine natürlich den Zyklus „Die Jenseitigen Lande“! Erneut Pardon, gemeint sind natürlich die „Jenzeitigen Lande“. Obwohl der Begriff „Jenseitig“ die bisherigen Romane doch wohl besser trifft. Schließlich haben die Invasoren gute Kontakte zum Jenseits, können mit den Ahnen kommunizieren und haben darüber sogar eine Standleitung in die Vergangenheit!

In Band 2801 baute Uwe Anton das exotische Volk der Chemebochavi in seine Geschichte ein. Nun sind die Laudhgast diejenigen, die unter den Tiuphoren zu leiden haben. Die Nachfahren der Lemurer kommen nicht ganz so fremd daher, haben aber mit den Geistern, die sie anbeten, ohne es zu ahnen eine Gemeinsamkeit mit den Tiuphoren. Umso verwunderlicher, dass Rutan Argroncc diesem Völkchen nicht mehr Respekt entgegenbringt.

Stattdessen macht er sich einen Spaß und lässt die arme Planetenbevölkerung gegeneinander kämpfen. Seine eigenen Leute dürfen dann die Überlebenden oder Flüchtenden mit bloßen Händen töten. Mit diesen Beschreibungen der Tiuphoren erlangen die Invasoren unter Uwe Anton einen neuen Tiefpunkt. Von der in den bisherigen Romanen ach so hoch gehaltenen Kriegskunst (was für ein schreckliches Wort) und choreographierten Kämpfen sind die Tiuphoren in diesem Roman elendig weit entfernt. Es stellt sich nur die Frage, ob dies vom Autor so beabsichtigt war?

Auch bei einem zweiten Element des Romans bin ich unsicher, ob dies wohlüberlegt war. Es geht um die geschilderten Abwehrmaßnahmen gegen einen erneuten Virenangriff der Tiuphoren auf die positronischen Systeme der GALBRAITH DEIGHTON VI. Abgesehen davon, welchen Sinn es macht, wenn nur das Flaggschiff auf diese Weise geschützt wird. Sollten die anderen verbliebenen 180 Schiffe nämlich übernommen werden und sich gegen die GAL wenden, sehe es düster aus.

Backup-Systeme der geschilderten Art, SLEEPER I und II wirken selbst in der Realzeit antiquarisch. Hier fehlt es der Geschichte eindeutig sowohl an der Science als auch an der Fiction. Die technischen Ideen der Autoren zu einer fortschrittlichen Computertechnologie beschränken sich auf wenige spekulative Ansätze. Seit Anbeginn der Serie ist die Architektur der verwendeten Computer weitgehend unverändert geblieben. Die Positroniken der Serie unterscheiden sich von Computern der realen Welt nur darin, dass sie Positronen statt Elektronen verwenden. Diese Idee geht zudem auf Issac Asimov zurück.

Mit der Syntronik gab es Computer, in denen mit hyperenergetischen Strukturfeldern die bekannten Funktionen von Prozessoren und Speichern auf 5D-Ebene nachgebildet wurden. Mit der Einführung der Hyperimpedenz kamen wieder Positroniken zum Einsatz, die manchmal auch biologische Zusätze bekamen, sog. Bio-Positroniken, wobei unklar bleibt, welche Aufgabe dem „Bio“ in einer Bio-Positronik zukommt.

Nun haben die Autoren eine Gefahr für Positroniken erdacht. Die Indoktrinatoren der Tiuphoren durchdringen Schutzschirme und übernehmen positronisch gesteuerte Schiffssysteme. Abgesehen davon, dass ein Backup-System immer sinnvoll ist (Sicherung der Speicherinhalte), würden SLEEPER I und II, sobald sie aktiv werden, ebenfalls befallen werden. Darüber hinaus schützt diese Maßnahme auch nur den Zentralverbund, sollte sie überhaupt funktionieren. Wie im letzten Roman zu lesen war, hatten sich Küchengeräte, Hygieneartikel und anderes Gerät aber auch gegen die Besatzung gewandt, abgesehen von den Robotern, den Antigravschächten usw.

Hier erwarte ich von einem SF-Autor einfach ein bisschen mehr, als nur auf die Idee zu verfallen, ein Redundanzsystem einzuführen. Das ist fantasielos!

Gleich zu Beginn seiner Geschichte redet der Autor mal wieder die Bedrohung herunter. Da gibt es also Stimmen, die den Einsatz der Tiuphorenwacht für stark übertrieben halten. Das ist schon merkwürdig. Ich hätte ja noch Stimmen verstanden, die den Einsatz für stark untertrieben halten, denn immerhin haben zwei gewaltige fremde Raumschiffe innerhalb kürzester Zeit mehrere Planeten überfallen. Die Statements, die hier verbreitet werden, passen aber ins übliche Schema. Wohl wissend, dass der Einsatz der Tiuphorenwacht angesichts der Ressourcen des Galaktikums lächerlich erscheint, wird zunächst eben jener Einsatz sogar in Frage gestellt. Dann kann man wieder etwas an Ressourcen hinzuaddieren und schon liest es sich so, dass da etwas getan wird!

Der Roman war durchwachsen. Er enthielt durchaus Elemente, die zu überzeugen wussten. Dazu zählen die Schilderungen der Ereignisse aus Sicht des jungen Laudhgast Ciphrian Pescrud. Auch die Flucht vom Planeten und die Irreführungen der Tiuphoren hat der Autor gut in Szene gesetzt. Daneben aber gab es auch Inhalte, die einfach wenig durchdacht waren und die Geschichte insgesamt abwerteten. Das sind die Darstellungen der Tiuphoren auf Laudhgast, die den roten Faden vermissen lassen. Und schließlich die Ideenlosigkeit mit den Schutzmaßnahmen gegen Computerviren.

 


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