Ansichten zu Perry Rhodan Heft 2808

Tiuphorenwacht – von Marc A. Herren – Handlung:

Die Kommandantin der GALBRAITH DEIGHTON V, Anna Patoman, bekommt Mitte Januar 1518 NGZ eine neue Aufgabe. Sie soll die drei Tiuphorenschiffe ausfindig machen, die durch den Zeitriss kamen. Seit den Angriffen auf das Swaft-System sind die Tiuphoren untergetaucht. 200 Schiffe werden zusammen mit der GALBRAITH DEIGHTON V die Tiuphorenwacht bilden. Darunter sind 130 voll automatisierte EPRIK-Raumer, die von der Arkonidin Heydaran Albragin gesteuert werden sollen und die deshalb den Beinamen Robotregentin erhalten hat. Auch der USO-Spezialist Pino Gunnyveda wird hinzugezogen. Zur gleichen Zeit wird auch eine wissenschaftliche Flotte zusammengestellt, die vom Algustraner Professor Armand Sentaire geleitet wird. Einer der Wissenschaftler in Sentaires Team ist Taran Nesser, der frühere Ehepartner von Anna Patoman. Vor 50 Jahren hatte sie sich von Nesser getrennt. Er hatte unethische Experimente durchgeführt und dabei unerlaubt eine Eizelle seiner Frau verwendet. Seinem eigenen eingebrachten Genmaterial hatte Nesser noch eine fremde Prägung beigemischt und daraus einen Menschen geschaffen. Nun wird Anna vermutlich auf Taran Nesser treffen und seinem Sohn Troy, der besondere Fähigkeiten haben soll.

An Bord der SCHRÖDINGER untersucht man den Zeitriss in der Nähe Olymps. Die meisten Versuche bringen keine Erkenntnisse. Erst als der terranische Parawissenschaftler Taran Nesser seinen Sohn Troy einsetzt, werden erste Erkenntnisse gewonnen. Troy kann sich mit Hilfe des Ki in Pararealitäten versetzen und erkennt, dass der Zeitriss eine Einbahnstraße ist. Man kann nur aus der Vergangenheit in die Zukunft reisen, nicht jedoch zurück.

Während die Wissenschaftler weiter versuchen, dem Phänomen des Zeitrisses auf den Grund zu gehen, sucht die Tiuphorenwacht nach Hinweisen zum Verbleib der drei fremden Schiffe. Bis Ende März 1518 verläuft die Suche ergebnislos. Schließlich bringen neue Suchkriterien und ein verfeinertes Auswahlverfahren die Schiffe der Tiuphorenwacht auf die richtige Spur. Sie führt ins Pharyxsystem zum Planeten Vaar. Der Forschungsraumer TZADHÜ ist seit einiger Zeit überfällig. Als das Schiff schließlich auftaucht und Kontakt zu Vaar aufnimmt, wird das Gespräch von der GALBRAITH DEIGHTON V aufgezeichnet und analysiert. Herauskommt, dass der Kommandant der TZADHÜ immensen Druck ausgesetzt ist. Patoman schickt dem Diskusraumer, der Kurs auf Vaar nimmt, ein Beiboot hinterher.

Kaum hat die TZADHÜ auf dem Raumhafen Pozalin Port aufgesetzt, greifen die Tiuphoren, die sich an Bord versteckt hatten, den Planeten an. Regierungsmitglieder werden getötet oder entführt. Gleichzeitig materialisieren die drei Sterngewerke in der Nähe von Vaar und schalten die Raumforts und die wenigen Schiffe der planetaren Verteidigung, darunter 20 Onryonenschiffe, aus. Die Tiuphoren erbeuten die Ordische Stele und verankern sie am Bug der PRUITENTIU neben dem Sextadim-Banner. Die 201 Schiffe der Tiuphorenwacht greifen nun die Sterngewerke und deren Sternspringer an. Obwohl Anna Patoman es verboten hat, nähern sich Taran Nesser und sein Sohn in einer Kleinst-Space-Jet dem Kampfgeschehen. Die Tiuphorenwacht erleidet Verluste. Die Sterngewerke können, das zeigt die Analyse des Angriffs, nur durch bestimmte Mengen an Energie in Gefahr gebracht werden.

Patoman lässt den Angriff intensivieren und scheinbar führt dies zum Erfolg, denn eines der Sterngewerke zeigt ein merkwürdiges Verhalten. Nur kurze Zeit später zerstören heftige Explosionen das Tiuphorenschiff. Ein mentaler Impuls lähmt die Besatzungen der kämpfenden Schiffe. Die anderen Tiuphorenschiffe entkommen. Die Ordische Stele scheint der Auslöser für die Vernichtung gewesen zu sein. Anna Patoman trifft sich mit Troy. Er bestätigt diese Vermutung. Mit seinen besonderen Fähigkeiten hat er beobachtet, dass der Bug des Tiuphorenschiffs und die Stele in eine Wechselwirkung geraten sind. Anna erfährt auch, dass die fremde DNS-Information, die Taran Nesser für Troy verwendet hat, von Sato Ambush stammt. Troy verlässt Anna, um sich auf die Suche nach seinem ersten Vater zu machen.

Die beiden verbliebenen Sterngewerke nehmen Kontakt mit der Vergangenheit auf. Das Sterngewerk MORRCROI erhält detaillierte Informationen aus der Zukunft zur Hyperimpedanz. Accoshai benötigt eine tiuphorische Flotte. Auch erhofft sich der Tomcca-Caradocc mehr Informationen, von den bei der Schlacht gefallenen Tiuphoren. Diese werden nach drei Tagen vom Catiuphat aufgenommen.

 

Rezension:

Das Tiuphorenthema wird regelrecht ausgeschlachtet, auch nächste Woche geht’s mit dem Thema weiter. Berücksichtigt man die Ankündigungen, dann werden die Tiuphoren auch noch im übernächsten Heft 2810 eine Rolle spielen. In 2811 könnte dann ein anders Thema vorherrschend sein, bevor der angekündigte Minizyklus von vier Heften ab 2812 startet, der sich mit einer alternativen Zeitlinie zu beschäftigen scheint.

Möglicherweise wird es also erst ab 2816 dann etwas zum eigentlichen Zyklus um die Jenzeitigen Lande zu lesen geben. Dieser Aufbau ist ungewöhnlich, was zunächst gut ist, weil er eben anders ist als in anderen Zyklen gehandhabt. Dennoch sollte man das Tiuphorenthema nicht auf die Spitze treiben. Die Bemerkungen, die Autor Marc A. Herren auf Seite 57 des vorliegenden Romans zum Catiuphat und dessen materiellen Träger macht, lassen vermuten, dass aber noch mehr hinter den Tiuphoren steckt. Dennoch streckt sich das Thema schon viel zu lange und es gibt genügend andere offene Handlungsfäden, die endlich fortgeführt werden sollten.

Während also der Zyklusaufbau überraschen kann, sieht es mit dem vorliegenden Roman von Marc A. Herren anders aus. Auch wenn ich diesen Satz in letzter Zeit häufig verwendet habe, möchte ich festhalten, dass der Roman, trotz der Tiuphoren, einen gewissen Unterhaltungswert besaß aber in Teilbereichen doch enttäuschte. Mit der Rückblende auf die Geschehnisse von vor 50 Jahren setzt der Autor zunächst einen guten Einstieg und für seine Hauptfigur Anna Patoman bedeutet dieser Ausflug in die Vergangenheit gleichzeitig etwas mehr Tiefgang und barg Potential für die weiteren Auftritte und Aktionen der Figur. In dem, was die Forschungen an Menschen im Jahre 1518 NGZ, bzw. 1468 ethisch zulässig macht, bleibt der Autor etwas schwammig. Er spricht von Schlupflöchern, die es Taran Nesser erlaubt hätten, seine Experimente voranzutreiben. Tatsächlich ist die Herkunft oder vielmehr die Art und Weise, wie Nesser an eine Eizelle von Anna Patoman gelangt ist, schon fragwürdig, denn er hat sie ihr wohl ohne deren Einverständnis einfach geraubt. Und auf die Aspekte bei der Verwendung genetischen Materials toter Menschen geht der Autor gar nicht ein.

Mit der Hereinnahme der Figur Pino Gunnyveda konnte ich gar nichts anfangen. Da ging es mir wie Anna Patoman. Man musste ihn einfach ertragen. Als Leo Lukas letzte Woche Gunnyveda einsetzte, da erschien mir die Figur als Veralberung der Agentenfiguren des letzten Zyklus. Nun zeigt sich Gunnyveda bei Herren tatsächlich als waschechter USO-Agent. Wenn schon, dann hätte man den Schwebestatus, wie ihn Leo Lukas für diese Figur angewandt hat, beibehalten sollen.

Kommen wir nun zu den wesentlichen Schwächen des Romans. Dass er nicht überraschen konnte, habe ich schon geschrieben. Und das der neue Gegner wie immer von den Autoren „stark“ geschrieben wird, ist auch keine Überraschung. Und dass Marc Herren auch versucht Gründe zu finden, warum die Terraner/Galaktiker mal wieder schlecht dastehen, ist zwar schön aber die Textstellen dazu konnten nicht recht überzeugen.

Der Autor wird nicht müde zu betonen, dass die Suche nach drei Schiffen in einer nach hunderten von Milliarden Sonnen zählenden Galaxis der berühmten Suche nach der Nadel im Heuhaufen gleicht. Also ersinnt er eine Idee, wie man die Schiffe dennoch finden kann. Man nehme alle Meldungen von Schiffsbewegungen in der gesamten Galaxis und untersuche sie auf Abweichungen. Nach Durchforsten des Datenberges bleiben fünf (!) mutmaßliche Angriffsziele über und die Tiuphorenwacht wählt davon das richtige Ziel aus. Anders ausgedrückt, der Autor ersetzt die hoffnungslose Suche nach der Nadel im Heuhaufen einfach durch eine erfolgreiche Suche in einem anderen Heuhaufen der gleichen Größe.

In hohem Maße unverständlich bleiben die darauf folgenden Handlungen der Verantwortlichen der Tiuphorenwacht. Man vermutete, dass die Tiuphoren wieder ein Schiff kapern könnten. Und schließlich hat man dieses Schiff auch tatsächlich gefunden, auch wenn der Erfolg etwas konstruiert daherkam. Mit dieser Erkenntnis und mit dem Wissen im Hinterkopf, wie die Tiuphoren im Swaft-System vorgegangen sind, macht Anna Patoman das, was alle Galaktiker am Anfang eines Zyklus tun. Sie macht nichts oder das falsche.

In diesem Fall schickt sie der TZADHÜ ein Beiboot hinterher. Wozu? Wenn Tiuphoren an Bord des Diskusraumers sind, wie man vermutet, was soll da ein einzelnes Beiboot ausrichten? Was für eine Aufgabe hat das Beiboot überhaupt? Wenn die drei Sterngewerke parallel zum erwarteten Angriff auf Vaar aus dem Hyperraum kommen, wie sie es im Swaftsystem taten, warum hält dann Anna Patoman ihre Flotte auf Distanz? Warum werden die Onryonen im System nicht gewarnt? Es drängen sich noch weitere Fragen auf, letztlich ist es jedoch so, dass das Ergebnis des Romans im Exposé vorgegeben war. Der Autor hätte den Weg dorthin jedoch anderes gestalten müssen. Stattdessen greift er zum sattsam bekannten Muster und setzt dem Nimbus der Unbesiegbarkeit eines neuen Gegners einmal mehr ein Denkmal.

Zwei Szenen im Roman verheißen nichts Gutes für die GALBRAITH DEIGHTON V und ihre Besatzung. Vermutlich wurde sie von Indoktrinatoren der Tiuphoren getroffen. Das dritte Schiff, auf den Accoshai mit seinen zwei Sterngewerken wartet, könnte die GAL sein.

Fazit: Während der Zyklus im Aufbau überrascht, bot der Roman nur Alltagskost.


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