Perry Rhodan Tag in Osnabrück der PRFZ

Mit den Worten „Ein Traum wird wahr“ beginnt das Vorwort des Con-Buches zum 1. Perry Rhodan Tag in Osnabrück. Zehn Jahre sind zwischen dem ersten Gedanken und der endgültigen Ausrichtung dieses Tages vergangen.

Das Warten hat sich gelohnt. Das Orga-Team mit André Boyens, Herbert Keßel, Rainer Giesecke, Nils Hirseland, Rolf Kiessling, Rüdiger Schäfer und Peter Scharle hat einen erfolgreichen Con-Tag auf die Beine gestellt. Die Zahl der Besucher kann ich schlecht schätzen, da sich die Fans auf mehrere Örtlichkeiten verteilt haben und etliche Programmpunkte parallel liefen. Der Große Saal war zeitweise gut gefüllt. 80 Fans oder mehr haben dann einzelne Vorträge verfolgt. Erst am späten Abend haben sich die Reihen gelichtet.

Ich bin am Samstagmorgen mit dem Zug angereist und kam gegen 11:00 Uhr an. Somit habe ich die Eröffnung und die ersten Programme verpasst. Die Veranstaltung fand im Haus der Jugend statt, was sich als gute Wahl erwies. Es standen mehrere Räume auf zwei Ebenen mit kurzen Wegen zur Verfügung, dazwischen ein Foyer mit etlichen Sitzgruppen, wo man auch Getränke und einen Imbiss bekam.

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Gleichwohl mir das schriftstellerische Talent fehlt habe ich den Programmpunkt „Wie man eine verdammt gute STELLARIS-Story schreibt“ besucht. Okay, die Teilnahme der Fans hielt sich etwas in Grenzen, schließlich ist es nicht jedermanns Sache, vor ein paar Dutzend Kritikern seine Ideen zu präsentieren. Wim Vandemaan (unten links im Bild) konnte aber den angehenden Autoren wertvolle Tipps geben und anhand diverser Beispiele aus anderen Storys zeigen, worauf es ankommt. U.a. verwies der PR-Autor auf eine kurze Sequenz aus dem Roman 2700 von Andreas Eschbach. Perry Rhodan verabschiedet sich nach einem Gleiterflug von dem jungen Piloten, indem er kurz auf das Gleiterdach klopft. In der Realität haben sicherlich schon viele zur Verabschiedung auf ein Autodach geklopft. Eschbach transportiert lediglich eine winzige Aktion in die Zukunft und macht damit seine Geschichte lebendiger.

Etwas zu kurz kamen Wims Mitstreiter auf dem Podium. Gerhard Huber, Michelle Stern und Dieter Bohn lauschten Wims Ausführungen aber ebenso andächtig, wie die anderen Fans im Saal.

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Als weiteren Programmpunkt habe ich „Lesetante trifft Leseonkel“ besucht. Arndt Ellmer unterhielt sich mit Michelle Stern. Nach ein paar Blicken auf den Wandel, den die Leserzuschriften im Laufe der Zeit genommen haben, wurde das Thema dann schnell verlassen und Arndt Ellmer erzählte ein paar Anekdoten, z.B. über Figuren, die er in die Serie geschrieben hat und die nicht im Exposé vorkamen. Oder seine Beiträge zu anderen Serien außerhalb des Perryversums. Auch ging Arndt darauf ein, warum er längere Zeit nicht geschrieben hat. Persönliche und gesundheitliche Probleme waren das. Aber nun schreibt er wieder.

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„Wie ein Perry-Comic entsteht“ war ebenfalls ein sehr kurzweiliger Vortrag von Das Maikel (unten rechts im Bild) und Kai Hirdt. Das Maikel zeigte anhand eines Beispiels einer Piet Rawland Geschichte die Entstehung eines Comics. Wobei er seine eigene Arbeitsweise, die sich von anderen Zeichnern unterscheidet, vorgestellt hat. Nächstes Jahr soll es dann übrigens endlich weiter gehen mit den Perry-Comics, die dann in Album-Form erscheinen sollen.

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„Aktuelles aus dem Perryversum“ bestritten dann Wim Vandemaan, Michelle Stern und Arndt Ellmer gemeinsam. Eine kleine aber feine „Elefantenrunde“, die da zusammenkam. Die Autoren hielten sich erst gar nicht mit dem Versuch auf, das Thema alleine zu bestreiten, sondern ließen von Beginn an Fragen zu, die dann auch zahlreich kamen. Leider erinnere ich mich nicht mehr an alle Themen. Im Anschluss konnte ich Wim Vandemaan aber im Foyer nochmals zu einzelnen Aussagen, die er gemacht hat, noch das eine oder andere Detail entlocken. Zur Zykluslänge angesprochen, wollte der Exposé-Autor nicht alles offenlegen. Er ist ein Gegner von Resetknöpfen. Er und Christoph (Christian Montillon) wollen Geschichten schreiben, die sich überschneiden und die an die üblichen Zyklusgrenzen nicht gebunden seien. Er ließ offen, ob uns die Jenzeitigen Lande oder die Atopen über Band 2899 hinaus noch beschäftigen werden. Auf das übliche Muster angesprochen, dass am Zyklusbeginn immer ein Invasor auftritt, dem unsere Helden entgegentreten müssen und nach und nach aufdecken, was sich dahinter verbirgt, hat Wim auch Stellung bezogen. Er findet es hochinteressant, diese Geschichte immer wieder mit unterschiedlichsten Ideen und Methoden zu erzählen. Die Idee des Hetos der Sieben hält Wim Vandemaan stellvertretend für seinen Protagonisten Perry Rhodan, für eine geniale Sache. Sie müsste von Perry Rhodan nur mit anderen Methoden, als seinerzeit das Konzil, umgesetzt werden. Im Foyer hatte ich dann Gelegenheit, den Bezug zum Projekt von San herzustellen. Ich finde es überaus ambitioniert, eine solche präventive Idee, im Zyklusaufbau umzusetzen. Schließlich ist es „einfacher“, die Helden den anfänglich unbekannten Feind nach und nach enthüllen zu lassen, als sie einen planvollen Aufbau gegen zukünftige Bedrohungen umsetzen zu lassen. Wim will das Projekt von San auf jeden Fall verfolgen.

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Interessant auch noch Wims Ausführungen zu den Meistern der Insel und warum sie wieder in die Geschichte genommen wurden. Als er den MDI-Zyklus las, war er begeistert. Allerdings hat er sich stets die Frage gestellt, wie es eigentlich den Terranern gelingen konnte, die MDI zu schlagen. Die MDI hatten mit zahllosen Hilfsvölkern und 20.000 Jahren Vorsprung eine hochindustrialisierte Galaxis aufgebaut, mit Multiduplikatoren und anderem Gerät. Die Terraner hätten scheitern müssen. Wim ist der Meinung, dass die Geschichte um die MDI einfach zu viele Fragen offenlässt. Indem er es einem MDI gestattet hat, sich dem Untergang zu entziehen, will er die seiner Meinung nach offenen Fragen beantworten.

Wim ging auch auf die Leserkritik zum Vorgehen Rhodans und Bostichs bei der Eroberung des Richterschiffs ein. Wir erinnern uns: Bostich feuert eine Waffe auf den Naatplaneten ab, die nur von Richter Chuv gestoppt werden kann. Erscheint der Atope nicht im System, werden 4 Milliarden Wesen sterben!

Wims Stellungnahme dazu ist aus meiner Sicht schwach geraten. Zuerst spielt er die mögliche Anzahl an Opfern herunter. Mehrere Millionen, als ob es dadurch besser wäre und greift tief in die Serienhistorie, um Beispiele anzuführen, die Rhodan auch nicht zimperlich zeigten. Leider verpasst Wim meiner Meinung nach die Überleitung dazu, dass sich nämlich Rhodan entwickelt hat. Schließlich betont Wim, dass Bostich ganz sicher eine Möglichkeit gehabt hat, die Waffe zu stoppen. Er hätte nur Rhodan nichts davon erzählt. Auch hier greift die Argumentation des Autors m.E. zu kurz. Rhodan hätte dem Plan des Arkoniden nicht zustimmen dürfen, eben weil er nichts von einem Hintertürchen wusste und daher davon ausgehen musste, dass der Plan zahlreichen Wesen das Leben kosten könne.

Wims Stellungnahme zu diesem Thema ist allerdings der einzige Kritikpunkt, den ich habe. Ansonsten ist es genial, wie Wim unterschiedlichen Themen neue Blickwinkel gibt. Und noch ein letzter Punkt zum kosmischen Überbau der Serie. Wim hat deutlich gemacht, dass er auf den höheren Ebenen des Zwiebelschalenmodells Möglichkeiten sieht, SI, Materiequelle/-senke und Kosmokraten/Chaotarchen weitere Aspekte hinzuzufügen, bzw. die Zwischenräume, sprich Entwicklungsmöglichkeiten, anders zu definieren.

 

Dann habe ich noch als bekennender Nicht-Neo-Leser der Elefantenrunde zum NEOversum gelauscht. Kai Hirdt, Herrmann Ritter, Dennis Mathiak und Michelle Stern (im Bild unten von links nach rechts) plauderten über NEO, den Expokratenwechsel und den Beiträgen der anwesenden Autoren. Inwieweit sich die Exposés von Frank Borsch zu denen seiner Nachfolger unterscheiden, wann Crest denn nun endlich stirbt, wann Posbis auftreten oder die Blues oder welchen Titel NEO 200 bekommen soll, sind nur einige der Stichpunkte, die von den vier Autoren angerissen wurden und die mir in Erinnerung geblieben sind.

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Der letzte größere Programmpunkt war dann dem Fandom selbst gewidmet. „Das Perry Rhodan Fandom im Wandel“ wurde von Aktiven diskutiert. Zwei Themen wurden angegangen. Einmal der besagte Wandel (Stichwort Neue Medien etc.) und zweitens die Frage, wie jüngere Fans fürs Fandom aktiviert werden könnten.

Inzwischen hatten sich die Reihen der anderen Aktiven (oder Passiven?) im Saal allerdings dann doch gelichtet, so dass nur noch etwa 25-30 Gäste den Diskutierenden (unten im Bild von links nach rechts: Nils Hirseland, Klaus-Dieter Ludwig, Herrmann Ritter, Herbert Keßel und Joachim Kutzner) folgen wollten. Die übliche Frage nach dem Alter des Publikums ergab, dass nur 1 Person im Saal unter 30 war. Alle anderen waren über 40, die meisten über 50.

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Das veranlasste Herrmann Ritter im späteren Verlauf der Diskussion, die nicht so richtig zum Kern der Problematik vorstoßen wollte, die Aussage zu tätigen, dass ihn die Fan-Treffen an Klassentreffen erinnern würden.

Andere Vergleiche der Diskussionsrunde hinkten dagegen. Mit Comic-Treffs, inspiriert vom Marveluniverum, kann und wird Perry Rhodan nicht verglichen werden können. Die Beschäftigung mit dem Wandel und wie schwer es ist, einen Club zu leiten und Fanzines herauszugeben, etc. haben die fünf Fans zwar Mitgefühl ausgelöst aber Ideen oder gar Lösungen, dem Wandel entgegenzuwirken, gab es keine. Ein Fan im Publikum hat es auf den Punkt gebracht. Wir sollten akzeptieren, dass es so ist. Das PR-Fandom stirbt aus.

Der Frage oder vielmehr der Lösung, wie jüngere Fans aktiviert werden können, wurde sich noch viel weniger genähert. M.E. wurde die falsche Frage gestellt. Um nämlich jüngere Leser aktivieren zu können, müssen erstmal jüngere Leser überhaupt das Produkt Perry Rhodan konsumieren. Nur Mutmaßungen derart, dass E-Books von Jüngeren konsumiert würden, helfen da nicht weiter. Was fehlt sind Zahlen, wie und ob überhaupt das Produkt Perry Rhodan (auch mit NEO) in den vergangenen Jahren jüngere Leser angezogen hat. Erst wenn dazu Material vorliegt, lässt sich überhaupt darüber nachdenken, diese Gruppe fürs Fandom zu gewinnen.

Fazit: Mir hat es Spaß gemacht. Ein gut organisierter, abwechslungsreicher Tag, den die „alten Herren“ da auf die Beine gestellt haben. 2017 wollen sie übrigens den nächsten Perry-Rhodan-Tag veranstalten.

 


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