Ansichten zu Perry Rhodan Stardust Heft 11

Verwehendes Leben – von Roman Schleifer

Im Stardust-System steht die Auseinandersetzung mit den Truppen des Generex unmittelbar bevor. Alle Schiffe der Stardust-Union sind zurückgerufen worden. Am Rande des Systems materialisieren Amöbenraumschiffe. Perry Rhodan weilt im Flottenhauptquartier und Eritrea Kush kommandiert die Flotte von der STRADUST III aus. Alle Versuche, den Überrangcode, der im Jaroca-System die Amöbenraumer für kurze Zeit außer Gefecht gesetzt hatte, erneut anzuwenden, sind gescheitert. Und die Berechnung eines neuen Codes kann von den Positroniken nicht geleistet werden. Perry Rhodan sucht verzweifelt nach einem Ausweg. Die Flotte wird die Amöbenschiffe nicht aufhalten können. Die Verluste wären immens. Erste Rufe werden laut, den Schutz nur für Aveda aufrechtzuerhalten und die anderen Welten des Systems zu vernachlässigen. Auch Evakuierungen werden in Erwägung gezogen. Die Stimmung in der Bevölkerung ist aufgeheizt. Die Virenbedrohung verursacht vielerorts Panik.

Der Unsterbliche schlägt den Verantwortlichen schließlich einen Plan vor. Die Amöbenraumer sollen zu Atochthon gelockt werden. Der Mond des 13. Planeten Poseidon hat reiche Vorkommen von Hyperkristallen. Wie schon zuvor auf anderen Planeten beobachtet, würden die Amöbenraumer ihre Virenfähren dort landen, um die Kristalle abzubauen und in die eigene Substanz zu integrieren. Rhodans Plan sieht vor, dass ein Einsatzkommando auf Atochthon die Virenfähren mit Nanosonden infiziert. Die Fähren bringen die Nanosonden zurück auf die Amöbenschiffe. In den Amöbenschiffen sind auch noch Eritreas Mikrosonden aktiv. Beim Einsatz der Admiralin sind 90 Prozent der internen Kommunikation der Amöbenschiffe entschlüsselt worden. Die Nanosonden sollen die restlichen 10 Prozent entschlüsseln. Anschließend sollen die Daten an die Flotte gegeben werden. Mit Hilfe der entschlüsselten Kommunikation sollen in die bislang undurchdringlichen Scherbenschirme der Amöbenraumer Strukturlücken geschaltet werden.

Rhodans Plan wird umgesetzt. Professor Kulon Suurpanos, ein Spezialist für die Entschlüsselung von Datenmengen wird für die Aktion angeworben. Auch der wegen Mordes im Gefängnis sitzende Pilot Alan Ghedi macht mit. Der letzte im Bunde ist der Techniker Yarron Odac, den Rhodan bei seinem unfreiwilligen Ausflug auf die MASTER OF PUPPETS kennengelernt hat. Mit einer umgerüsteten Space-Jet, die keine Hypersignale ausstrahlt, begibt sich das Team nach Atochthon.

Unterdessen hat sich auch Anthur im Stardust-System eingefunden. Die Funkanrufe ignoriert er. Der Gefolgsmann des Generex schmiedet eigene Pläne. Er will nicht länger vom Generex abhängig sein. Sobald dieser ihn von der letzten Krankheit geheilt hat, will Anthur seinen Gebieter töten. Während Anthur den Angriff auf das Stardust-System plant, gewährt er den Schiffen den Hyperkristallabbau auf Atochthon.

Der Space-Jet AJFA ist die Landung auf dem Mond geglückt. Mit etwas Schwierigkeiten werden die Nanosonden in den Amöbenraumer platziert. Während die Entschlüsselung der Daten noch läuft, brechen die Amöbenraumer zum Angriff auf. Virenbomben werden auf den Stardust-Welten abgeworfen. Die Flotte kann das nicht verhindern. Schließlich dringen die Schiffe Anthurs nach Aveda vor. Eritrea versucht Anthur von seinem Vorhaben abzubringen, scheitert jedoch. Die Nanosondenaktion scheint gescheitert, da die Amöbenraumer nach wie vor nicht beeinflusst werden können. Anthur landet in der Nähe der Felsennadel. Er fordert Eritrea, die sich ihm entgegenstellt, dazu auf, Rhodan zu töten. Dann würde er ihr das Gegenmittel zur Virusinfektion aushändigen. Zuvor hat er sich als ihren Sohn, als Jannik Bannard, demaskiert. In dem Moment gelingt schließlich dem Einsatzteam auf Atochthon, einen Fehler im Ablauf der Aktion zu korrigieren. Die Amöbenraumer ziehen sich zurück. Anthur verliert den Kontakt zu den Schiffen. Der Generex gibt Anthur den Befehl, Rhodan, der auch hinzugekommen ist, zu töten. Mehrere Soldaten, die Rhodan begleiten, strecken Anthur mit Schüssen nieder. Als Eritrea den Sterbenden in die Arme nimmt, bringt der Generex den Körper Anthurs zur Explosion.

Rezension

Roman Schleifer leitet mit seinem Roman den Showdown im Stardust-System ein. Die Geschichte verfolgt als Haupthandlungsthema den Plan Perry Rhodans, die Amöbenraumer, die für die Ausbringung des tödlichen HMI-Virus verantwortlich sind, nun selbst mit einer Art Viren zu infizieren. Winzige Nanosonden sollen die interne Kommunikation der Amöbenraumer knacken, damit die Schiffe beeinflusst werden können.

Für dieses Vorhaben verfolgt der Autor zunächst drei Nebenhandlungsstränge, die sich mit der Rekrutierung der „Freiwilligen“ beschäftigen, bis diese in das Hauptthema zusammengeführt werden. Rhodan selbst ist auch nur Nebenfigur. Von ihm stammt der Plan aber ansonsten ist der Unsterbliche mal nicht im Mittelpunkt. Eritrea Kush tritt ebenfalls kaum in Erscheinung. Wenn sie es doch tut, dann mit den sattsam bekannten Wutausbrüchen. Nur zum Ende hin, als Anthur sich als ihr Sohn zu erkennen gibt, hat die Admiralin noch einen längeren Auftritt. Ob es ihr letzter ist, wird in 2 Wochen entschieden. Ansonsten streut der Autor noch ein paar Raumgefechte ein, die den Abwehrkampf der unterlegenen Stardust-Flotte zeigen.

In den Raumschlachten zeigt der Autor einiges an Erfindungsgeist. Jedenfalls bekommt der Leser einige Operationen angeboten, die es im Perry-Rhodan-Kosmos so bislang noch nicht zu lesen gab.

Kommen wir zu den Figuren. Anthurs Ende bereits in Heft 11 kommt überraschend. Zumal es in Heft 10 und auch in dieser Geschichte einige Andeutungen zu einer anderen Entwicklung dieser Figur gab. Letztlich bleibt Anthur dann aber doch nur größenwahnsinnig. Weniger überrascht hat seine Demaskierung als Eritreas Sohn. Ein völlig Unbekannter wäre sowieso nicht in Frage gekommen. Der Abgang hätte etwas mehr Dramatik verdient gehabt. Zuerst fordert Anthur seine Mutter auf, Rhodan zu töten. Dann fordert der Generex Anthur auf, Rhodan zu töten. Und schließlich wird der ungeliebte Sohn einfach erschossen. Das letzte Gespräch zwischen Mutter und Sohn brachte keine neuen Erkenntnisse. Überhaupt war dieser Dialog zwischen Mutter und Sohn, wie andere auch, stellenweise sehr flach. Immer dann, wenn es zaghafte Versuche zu ausdruckstärkeren, anspruchsvolleren Gesprächen gab, baut der Autor einen Satz ein, der diese Ansätze wieder zunichtemachte. Im Gespräch zwischen Eritrea und Anthur war das der (gedachte) Satz von Kush: „Vermutlich hat er die Einstellung von seiner Großmutter!“

Wäre es eine humorvolle Geschichte gewesen, dann hätte ich mir bei diesem Satz vor Lachen brüllend auf die Schenkel gehauen. Leider war die Geschichte eher ernster Natur. Da blieb mir nur noch ein gequältes Stöhnen.

Zu Rhodan hatte ich schon ausgeführt, dass der Unsterbliche nur Randfigur war. Und das war mal ganz angenehm. Die Entscheidung, ihn nicht mit nach Atochthon fliegen zu lassen, ist richtig gewesen. Auch zu den anderen Figuren lässt sich einiges sagen. Als Eritrea Kush den Piloten Alan Ghedi aus dem Gefängnis holt, damit dieser die Space-Jet steuert, entrang sich mir ein weiteres gequältes Stöhnen. Dieser Plot war arg abgestanden. Die Nebenhandlung mit dem Professor, seinem schwer kranken Lebensgefährten und den Prüflingen schien zunächst überhaupt nicht in die Geschichte zu passen. Sie wirkte unnötig kompliziert und entwickelte ihren Stellenwert in der Geschichte nur zögerlich.

Wie schon zuvor bei der Rekrutierung des Piloten, wird auch die Figur des Professors nur mittels Erpressung aktiv. Auch der Ara-Mediker, wir erinnern uns, folgte nicht etwa einer Berufung sondern dem schnöden Mammon. Immerhin wird es nun deutlicher, was die neue Menschheit ausmacht. Die Stardust-Terraner handeln nicht aus idealistischen Motiven heraus, sondern nur dann wenn etwas dabei herausspringt. Wobei die Motive Kulon Suurpanos vom Autor in der Geschichte mal so und mal so dargestellt werden. Auf ihn wird erst Druck ausgeübt, den er gerne zurückgibt. Einige Kapitel weiter wird daraus nur noch ein Schuldgefühl gegenüber dem Lebenspartner, dessen Zustand er verschuldet hat und nun wieder gutmachen will. Tatsächlich soll es nun ein Liebesbeweis sein. Aber im weiteren Verlauf der Geschichte zeigt die Figur doch die eine oder andere Unart.

Tatsächlich hat auch Roman Schleifer das Thema Idealismus in einem Gespräch zwischen Yarron Odac und dem Piloten der Mission verarbeitet und später, als die Mission zu scheitern drohte, erneut zum Zankapfel der drei Figuren gemacht. Insgesamt bleibt das Thema unbefriedigend gelöst. Die Figuren hätten eine stärkere Trennung ihrer Gesinnung gebraucht und daraus folgend wären die Konflikte auch deutlicher in Erscheinung getreten.

Wie schon in einigen Romanen des Stardust-Zyklus auch, zeigt diese Geschichte viele Details, die häufig jedoch unpassend wirkten. Von der terranischen Alltagswelt möchte man viel mehr erfahren. Allerdings nur dann, wenn es zur Situation passt. Hier passte es nicht immer. In der geschilderten Atmosphäre von Angst, Hilflosigkeit, Wut und Trauer sollten die Charaktere, ihre Gefühle und Handlungen im Vordergrund stehen und nicht die genaue Zusammensetzung der Drinks, die sie in Krisensitzungen konsumieren oder die Funktion irgendeines technischen Gimmicks. Mit solchen Elementen untergräbt der Autor das Spannungselement.

Ich bin nun gespannt, wie Uwe Anton das Thema zu einem Ende bringt.


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