Allianz der Verlorenen – von Rüdiger Schäfer
Der Schwere Kreuzer ZUMA, ein Schiff der Stardust-Union, ist beim Rettungseinsatz auf einer Kolonialwelt mit dem HMI-Virus verseucht worden. Zu den Trägern der tödlichen Krankheit gehört auch der Bordingenieur Assant Delgo. Der Stardust-Terraner pflegt kaum soziale Kontakte und die psychischen Auswirkungen der Infektion machen ihm zu schaffen. Die vom Ara Varrim-Ga übermittelten Informationen zu Aufbaupräparaten haben die Krankheit nicht besiegen können. Den Infizierten bleiben nur wenige Wochen.
Die FUNKENREGEN und andere Schiffe der Stardust-Union haben das Jar-System mit dem Planeten Jaroca und der Rüstungswelt Tark erreicht. Tark wird von ca. 50 Amöbenschiffen abgeschirmt. Während die terranischen Schiffe für eine Ablenkung sorgen wollen, wird Rhodan mit Soldaten und STARA-Kampfrobotern auf Jaroca landen und dort den Transmitter benutzen, mit dem Anthur nach Tark geflohen ist. Mit etwas Glück besteht die Verbindung noch. Auf Tark will man die Rüstungsanlagen sabotieren und vielleicht etwas zum Assimilator herausfinden, den Varrim-Ga benötigt, um ein Heilmittel zu entwickeln.
Außerdem schickt der Ara mit Genehmigung von Kush etliche Freiwillige an Bord von Space-Jets. Die Infizierten stammen von verschiedenen Schiffen und der Mediker möchte beobachten, wie sich das Virus verhält, das sich aufgrund des Assimilators an verschiedene Bedingungen angepasst hat. Zu den Freiwilligen gehört auch Assant Delgo von der ZUMA. Er freundet sich mit der Botanikerin Erin Tomaris an.
Unterdessen ist Anthur an Bord eines Amöbenschiffs in der Nähe des Stardust-Systems unterwegs. Für den Generex macht der ehemalige TALIN-Jäger Experimente mit den Howa-Netzen. Der Generex möchte diese seltsamen Wesen später nutzen. Anthur verfolgt auch die Trivid-Sendungen der Stardust-Terraner. Tatsächlich wird er durch die Sendungen in seinen Gefühlen unsicher. Da meldet sich der Generex bei ihm. Seine mentale Präsenz ist so stark, dass sie Anthur Schmerzen bereitet. Der Generex zwingt Anthur wieder auf seine Linie. Nachdem sein Auftrag beendet ist, soll er zurück ins Jar-System fliegen und die terranischen Schiffe dort vernichten.
Perry Rhodan ist unterdessen dank der Ablenkung der Flotte auf Jaroca gelandet. Die Soldaten können den Transmitter erreichen und ohne Probleme nach Tark springen. Sie landen in einer riesigen leeren Halle. Auch viele angrenzende Bezirke sind völlig leer. Endlich wird eine Schaltzentrale gefunden. Die Daten lassen erahnen, dass es einen stark gesicherten Steuerknoten auf Tark gibt. In einer weiteren Halle werden tausende in Behältern schlafende primitive Jaroca angetroffen. Per Funk teilt Rhodan die Erkenntnisse an die Flotte mit. Die Verbindung ist sehr schlecht. Dann greifen gut ausgerüstete Pseudo-Jaroc an. Die mitgebrachten mobilen Transmitter funktionieren nicht. Rhodans Trupp sitzt fest.
Die Flotte unter dem Kommando von Eritrea Kush bekommt indessen Probleme mit den Amöbenraumern. Etliche Schlachtkreuzer sind bereits vernichtet und auch die letzten Schiffe sind auf ein Manöver des Feindes hereingefallen und wehrlos. Da gelingt die Entschlüsselung des letzten Funkspruchs von Mehul Tondesi. Mit einem Überrangcode kann man die Amöbenschiffe für kurze Zeit lähmen. Die Flotte kann sich zurückziehen. Einen Rettungseinsatz für Rhodan lehnt Kush ab.
Assant Delgo kann die anderen Freiwilligen in den Space-Jets zu einem Selbstmordkommando überreden. Sie stürzen sich auf Tark über der Lenkzentrale und bringen die Space-Jets zur Explosion. Der Schirm um Tark wird kurzzeitig gestört, so dass Rhodan und die anderen per Transmitter entkommen können. Trotz des Rückschlags planen der Generex und Anthur die nächsten Schritte. Die Anlagen auf Tark sind zwar schwer beschädigt aber sie können repariert werden.
Varrim-Ga hat inzwischen aus den Daten der Freiwilligen ein neues Mittel entwickelt, dass die Übertragung des Virus hemmen soll. Kush meldet sich freiwillig für den Test. Von Aveda trifft ein Funkspruch ein. Alle Schiffe sollen wegen des bevorstehenden Angriffs ins Stardust-System zurückkehren.
Rezension
Rüdiger Schäfer beginnt seinen 3. Beitrag zum Stardust-Mini-Zyklus mit der Sicht auf die Geschehnisse aus der Perspektive des kleinen Mannes. Die Figur des Bordingenieurs Assant Delgo war wirklich sehr einfach gestrickt und bediente zahlreiche Klischees. Nichtsdestotrotz gibt der Autor seiner Figur Delgo auch etliche nachvollziehbare Gedanken mit auf dem Weg. Im weiteren Handlungsverlauf war dann die Beziehung der Figur zu Erin zu seicht und zu vorhersehbar.
Anthurs Kontakt zum Generex geriet stellenweise unfreiwillig komisch. Der Generex, der in der Vergangenheit und in der Gegenwart für unvorstellbare Gräueltaten verantwortlich ist, äußert sein Bedauern über Anthurs Gefühle. Selbst wenn es nur Floskeln waren, die da geäußert wurden, sie wirkten an der Stelle deplatziert. Mit den Gefühlen der Figur Anthur selbst kann man leben. Vielleicht ist dies die Vorbereitung für Band 12, wenn alle Stricke reißen und sich Anthur letztlich gegen seinen Herrn stellt.
Die Ausbreitung des Virus beschränkt sich trotz des dramatischen Titels eigentlich nur auf wenige Schiffe der Stardust-Union. Nämlich die Schiffe, die an Hilfsmaßnahmen auf den verseuchten Kolonialwelten beteiligt waren. Warum keine Nichtinfizierten Soldaten zum Einsatz kamen, bleibt unbekannt. Natürlich kann man mutmaßen, dass die Flotte sich auf die Sicherung des Stardust-Systems konzentriert. Andererseits steht ein Massengenozid von unvorstellbaren Ausmaßen bevor. Da wäre etwas mehr an Unterstützung angebracht gewesen.
Spannung kam zu keiner Zeit auf. Selbst Rhodans Einsatz auf Tark geriet merkwürdig distanziert. Manche Entwicklungen, bzw. Überlegungen Rhodans auf Tark haben sich mir als Leser nicht erschlossen. Man entdeckt die primitiven Jaroc von Jaroca, die der Generex als Soldaten missbrauchen will. Rhodan mutmaßt, dass die eigentlichen Zuchtsoldaten, die Pseudo-Jaroc, die lange Zeit von 180.000 Jahren nicht überstanden haben. Dabei hat die Flotte doch mehrmals Kontakt zu den Pseudo-Jaroc gehabt und Rhodan selbst auch. Und nur ein paar Zeilen weiter greifen Pseudo-Jaroc an und darüber wundert sich Rhodan dann nicht mehr?
Auffallend ist auch, dass viele Aktionen, bzw. die begleitenden Dialoge zwischen den Protagonisten häufig im Streit enden und mit den entsprechenden Gefühlsausdrücken von Wut, Ärger, Enttäuschung etc. ausgeschmückt werden. Das geriet sehr nervig. Auf der einen Seite sind diese Reaktionen verständlich, auf der anderen Seite schafft es der Autor nicht, diese Gefühlsausbrüche adäquat einzusetzen. Insbesondere die Figur Eritrea Kush ist nur noch mit unkontrollierten Empörungen an der Handlung beteiligt. Überhaupt tut es weh zu sehen, wie Eritrea Kush von Schäfer und seinen Mitautoren in diesem Zyklus regelrecht kaputtgeschrieben wird.
Es gibt Ansätze des Autors zu moralischen Verhalten seiner Figuren. Beispielsweise der Schutz unschuldiger Jaroc auf Tark oder Bedenken bei der Nutzung von Gefangenen zur Suche nach einem Heilmittel. Auch die Freiwilligen, die der Ara unter den Stardust-Terranern nutzen möchte, sind hier anzuführen. Alles in allem geraten Schäfers Textpassagen dazu sehr kurz und oberflächlich. Einer echten Auseinandersetzung mit diesen Themen geht der Autor aus dem Wege. Möglichweise sind meine Erwartungen an diesen Mini-Zyklus einfach auch zu hoch gegriffen.
Die Figur Rhodan scheint sich dem allgemeinen wenig anspruchsvollen Figurenequipment angepasst zu haben. Den Unsterblichen lässt Rüdiger Schäfer kaum nennenswerte Ideen beim Einsatz auf Tark beisteuern und der Fauxpas mit den Transmittern, die man nicht mehr nutzen kann, geht klar auf seine (des Autors) Kappe. Schäfer lässt den Helden plötzlich die Aussage tätigen, er hat damit gerechnet, dass sie nicht funktionieren würden. Einen Alternativplan lässt der Autor seinen Helden dennoch nicht entwickeln. Stellt sich bloß noch die Frage, wie man überhaupt per Transmitter nach Tark gelangen konnte? Die zuerst nach Tark abgestrahlten Roboter schickten einen Datenkristall zurück. Warum man nun diese Zwei-Wege-Verbindung für die Flucht nicht in Betracht zieht, hat sich ebenfalls nicht erschlossen. Ach nein, Rhodan wollte ja keine Sicherung für den Transmitter zurücklassen! Und schon wieder eine Fehlentscheidung des Serienhelden, bzw. des Autors.
Die Ungereimtheiten wurden nun immer zahlreicher. Am Anfang hatte man als Leser ja noch die Hoffnung, dass da irgendwann noch eine Erklärung nachkäme. Aber die Hoffnung erfüllte sich nicht. Rhodan und Co saßen fest, bzw. waren sie auf der Flucht. Dazu diese Passage:
„Auf ihrer Flucht auf Tark zerstören die Terraner so viel wie möglich und auch die Überwachungssysteme, dennoch wusste der Gegner immer, welchen Weg sie einschlugen.“
Na ja, vielleicht lag es ja daran, weil der Gegner nur der Spur der Zerstörung folgen musste. Oder die ausfallenden Überwachungssysteme haben dem Feind den Weg gezeigt! Interessant ist auch, dass es plötzlich was zum Zerstören gab. Vorher sind alle stundenlang durch leere Hallen gewandert. Und Überwachungssysteme hatten sie vorher auch keine gefunden.
Solche Ungereimtheiten gab es dutzendweise. Die STARA-Kampfroboter, 2,5 m große Ungetüme werden von den Pseudo-Jaroc problemlos ausgeschaltet. Die Soldaten in den SERUNS schienen besser geschützt zu sein. Als Kush der drohenden Vernichtung durch Amöbenschiffe gerade soeben entkommt, fragt der Kommandant der FUNKENREGEN, was mit Rhodan sei. Der Admiralin ist das Schicksal des Unsterblichen und der anderen Soldaten jedoch völlig egal. Obwohl die Amöbenschiffe zu diesem Zeitpunkt lahmgelegt sind! Diese Reaktion, die der Autor da seiner Figur gibt, war verworren.
Als dann die Freiwilligen in den Space-Jets sich auf Tark stürzen, um die Lenkzentrale zu vernichten, stellt Rhodan die Überlegung an, dass er diese Aktion verhindert hätte, denn auch Roboter alleine hätten die Attacke ausführen können. Hier sei nochmal daran erinnert, dass Funkkontakt zu den Stardustschiffen bestand. Warum wird nicht versucht, Tark auf diese Weise früher zu attackieren? Natürlich hat das Ende von Delgo und Co die vom Autor beabsichtigte Tragik. Aber die Handlung wurde auch bewusst dumm vorangetrieben, um zu diesem Ergebnis zu gelangen.
Ein „Einlassen“ auf die Geschichte war ab diesem Zeitpunkt kaum noch möglich. Der Autor hat eine in weiten Teilen nicht nachvollziehbare Handlung geschrieben. Zur Mitte des Romans zeigten sich die Widersprüche immer deutlicher. Der Geschichte mangelte es an einem Gerüst. Im Nachhinein wird deutlich, dass der Autor zwar das durch das Exposé vorgegebene Ziel erreicht hat, für den Weg dorthin aber der Plan fehlte.
Ein sehr enttäuschender Roman!
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