Ansichten zu Perry Rhodan Heft 2773

Der Kristalline Richter – von Michael Marcus Thurner – Handlung:

Perry Rhodan, Gucky und die verbliebenen Mitglieder des Venus-Teams sitzen auf Vlaera fest. Das Team möchte mehr über den Kristallinen Richter erfahren und auch Baucis Fender befreien. Dazu suchen sie den Hafen der Zelte auf. Unbemerkt können sie eindringen und eine Loge besetzen. Tausende Wesen strömen in das seltsam anmutende Zelt. Die Einkehr des Richters steht unmittelbar bevor. Auch der Quartiermeister Loitmahd und mehrere Neypashi sind vor Ort. Dann erscheint die Kristalline Wesenheit aus dem Nichts. Schicht über Schicht bildet sich eine kristalline Struktur, in deren Inneren es zu schneien scheint. Das Wesen ist dreigeteilt und über 4 m groß. Drei humanoid wirkende Geschöpfe, die Rücken an Rücken stehen. Gucky kann das Wesen mit seinen Sinnen nicht erfassen. Die Ankunft sorgt dafür, dass den Besuchern Wärme entzogen wird. Es wird bitterkalt im Hafen der Zelte. Bevor die SERUNS ausfallen, sorgen allerdings die Neypashi wieder für Wärmezufuhr.

Inzwischen erstattet Farye Sepheroa an Bord der RAS TSCHUBAI Bericht. Jawna Togoya schickt die beiden Haluter Icho Tolot und Avan Tacrol mit der LAURIN X, Eigenname TONDAR GHI nach Vlaera. Mit dabei zwei Drohnen und ein Hochleistungstransmitter. Die beiden Haluter landen unbemerkt außerhalb der Stadt. Die Drohen werden vorbereitet und anschließend begeben sich Tolot und Tacrol auf die Suche nach Rhodan.

Im Hafen der Zelte verkündet der Richter den Anwesenden, dass er sie inspirieren möchte. Den Bedürftigen wird geholfen werden. Dabei spricht das Wesen von sich selbst in der Mehrzahl. Sofort bilden sich lange Schlangen vor den Podium mit dem Kristallwesen. Rhodan erkennt, dass der Richter Heilungen vollziehen will. Und tatsächlich, Kranke und Kriegsversehrte stehen an. Die meisten in der Schlange werden fortgeschickt. Der Richter hat sie auf unbekannte Weise aussortiert. Drei Auserwählte dürfen vortreten. Ein krankes onryonisches Kind, zwei Insektoiden, die ein Geschwür verbindet und ein verletztes weibliches Fellwesen.

Im Assaree Dymae breitet sich andächtige Stille aus. Dann werden die Insektoiden in den Leib des Richters gezogen, verschwinden in dem Schneetreiben. Nach kurzer Zeit speit sie die Kristalline Wesenheit wieder aus. Das Geschwür ist verschwunden, die Wesen geheilt. Auch das Fellwesen und das Kind werden geheilt. Für das Kind benötigt der Richter einige Minuten. Das Wort Inspiration wird dabei nicht nur vom Richter sondern auch von den Anwesenden gerufen. Nach der Heilung bietet der Richter weitere Inspiration an. Wieder bilden sich Schlangen. Es kommt zu tumultartigen Szenen als die Phudphogs ihren verstorbenen Cuurem-Prinzen in seinem Sarg nach vorne tragen. Loitmahd sorgt für Ruhe und schließlich verkündet der Richter, dass eine Inspiration für den Cuurem-Prinzen angemessen erscheint. Der tote Körper wird in den Leib gezogen und der Prinz tritt lebend wieder daraus hervor.

Rhodan will kurzentschlossen den abziehenden Phudphogs folgen, um herauszubekommen, was tatsächlich geschehen ist. Da entdeckt Gucky, dass die schwer verletzte Baucis Fender in einem Kyrostasebehälter zum Richter gebracht wird. Rhodan entscheidet zu bleiben. Fender wird tatsächlich auserwählt und vom Richter geheilt. Danach wird sie an Bord von Loitmahds Schiff, der STAULCETT gebracht, die nach Shyor fliegen wird. Die Onryonin Velleshy Pattoshar, die das jüngere Besatzungsmitglied Clocc Otym als Ziehsohn und als Teil ihres Rudels angenommen hat, ist mit dem Vorgehen des Quartiermeisters nicht einverstanden. Sie möchte die Terranerin selbst befragen. Ihr Ansinnen wird vom Spochanen abgewiesen.

Unterdessen hat das Team die Veranstaltung verlassen und trifft auf die Haluter. Während die beiden Giganten im Raumvater VOOTHOY für Ablenkung sorgen sollen, wollen die anderen an Bord des Pfeilschiffes gehen. Velleshy Pattoshar wird aufgefordert, die Terranerin binnen drei Stunden freizugeben. Die Onryonin denkt nun, dass die Terraner glauben, dass Fender an Bord des Raumvaters ist. Die beiden Haluter stürmen den Raumvater und richten allerlei Zerstörungen an, wobei unbeabsichtigt auch Clocc Otym getötet wird. Rhodans Trupp schleicht sich in die STAULCETT, die ins Khochd-System abfliegt.

Während die Haluter zur RAS TSCHUBAI entkommen, die ebenfalls ins Khochd-System abfliegt, ersucht Pattoshar den Richter um Inspiration für Clocc Otym. Als das verweigert wird, schießt sie sich in den Kopf. Doch für sie beginnt ein zweites Leben, denn der Richter heilt sie.

Im Khochd-System leben Millionen von Onryonen auf zahllosen Schiffen. Sie beschützen die Kristalline Wesenheit auf Shyor, die den Planeten nie verlassen hat. Der Richter existiert multilokal und benötigt offensichtlich kein Schiff. Shyor wird von zwei Trabanten umkreist. In den Gedanken der Onryonen, die Gucky ausspäht, werden sie als Kosmogloben bezeichnet und sind das Herzstück des Atopischen Tribunals in Larhatoon.

 

Rezension:

In seinem Blog verrät Michael Marcus Thurner, dass er diesen Roman kurzfristig übernommen hat. Diese Info habe ich vor der Lektüre gelesen und sie hat mich höchst wahrscheinlich in der Beurteilung des Romans beeinflusst. Denn der Autor äußert in seinem Blog auch, dass er nicht einschätzen kann, ob ihm seine Geschichte gelungen sei. Als ich dann das Heft las, konnte ich mich nicht vollständig von diesen Äußerungen Thurners lösen.

Der Schwerpunkt des Romans liegt ganz eindeutig auf dem Geschehen im Hafen der Zelte und dem Wirken des Kristallinen Richters. Daneben bedient der Autor nur noch drei kleinere Handlungsstränge. In dem einen wird das Geschehen an Bord der RAS TSCHUBAI kurz thematisiert, im anderen steht Velleshy Pattoshar im Mittelpunkt. Die beiden Haluter bilden das dritte kleinere Element.

Zwar gehört der Onryonin Velleshy Pattoshar die letzte Szene im Roman, allerdings ist die Figur in diesem und auch im letzten Roman nicht so stark präsent gewesen. Von daher wird die Figur kaum noch eine größere Rolle spielen. Mit diesem Handlungsstrang bedient der Autor die Tragik in seinem Roman. Der Einsatz der Haluter war ebenfalls kurz und bedient die Action.

Mit den Szenen an Bord der RAS TSCHUBAI bedient der Autor das erweiterte Umfeld. Schließlich will man ja wissen, was das modernste Schiff der Menschheit mit 30.000 Besatzungsmitgliedern so tut, wenn Rhodan nicht an Bord ist. Wir erfahren, dass sich da nicht viel tut. Die Konferenz an Bord der RAS TSCHUBAI, in der es um die Planung und Durchführung einer Rettungsmission geht, gehört zu den Szenen, die als wenig durchdacht erscheinen. Wurde im Roman der Vorwoche noch ausgeschlossen, mit einem getarnten Schiff den Planeten mit dem Hafen der Zelte zu erreichen, so wird nun, da das Einsatzteam entdeckt und deren Schiff vernichtet wurde, auf eben dieses Instrument gesetzt. Nun aber sind die Onryonen noch aufmerksamer und es ist noch unwahrscheinlicher, dass eine solche Vorgehensweise erfolgreich sein könnte.

Bereits letzte Woche konnte man lesen, dass der Pseudo-Rhodan Freiheiten an Bord genießt. Diese Woche geht’s noch einen Schritt weiter. Der falsche Rhodan hat sogar Zutritt zur Leitzentrale und tauscht sich mit Mitgliedern der Besatzung aus. Ein überaus dümmlicher Plot. Geschaffen von einer Richterin der Atopen gelangt ein Geschöpf mit unbekannten Fähigkeiten und Absichten an Bord, nur um dort frei herumspazieren zu können? Die Absprachen der anderen Besatzungsmitglieder wirkten hölzern. Welche Absichten der Autor mit dem Abkanzeln der Figur Bostich durch die Posbi-Frau verfolgt, bleibt unklar.

Höhepunkt des Romans war zweifelsohne das Erscheinen des Kristallinen Richters, sein Aussehen und die Wunder, die er vollbringt. Die Beschreibungen der Örtlichkeiten, der Auftritt des Richters und das Verhalten des Einsatzteams konnten anfangs überzeugen. Und auch zum Ende hin, als Rhodan Entscheidungen treffen muss, ist die Geschichte gelungen. Dazwischen gibt es ein oder zwei Szenen, die nicht so überzeugen können.

Da ist zum einen Rhodans Frage im Hafen der Zelte an seine Gefährten, ob man irgendwie an den Kristallinen Richter herankommen könne. Angesichts der Umstände entbehrte diese Frage nicht einer gewissen Hohlheit. Bar jeder Information zum Richter und dessen Fähigkeiten, ohne Hinweise durch den einzigen Mutanten im Team, im Angesicht des Quartiermeisters und seiner Gehilfen, den Neypashi, ist diese Frage nur der Ausdruck einer besonderen Hilflosigkeit. Hätte der Autor parallel dazu einen resignierenden Rhodan geschildert, hätte das überzeugen können. Die Frage war aber ernst gemeint. Dazu darf man allerdings den Roman alleine nicht betrachten, man muss auch den Zyklusaufbau im Auge behalten. Der Gegner ist derart dominant geschildert, dass selbst die berühmt-berüchtigte Vorgehensweise unserer Helden getreu dem Motto „Frechheit siegt“ hier nicht mehr angewendet werden kann. Bislang ist in diesem Zyklus nämlich noch keine einzige Aktion geschildert worden, die den Gegner von einem seiner Vorhaben abgebracht hat. Alle sogenannten Erfolge der Verteidiger waren nur Nadelstiche, bewirkt oder verhindert haben sie nichts.

Mit dieser Frage Rhodans drohte die Geschichte daher ins Absurde abzugleiten. Glücklicherweise erspart uns der Autor dann doch eine überhastete Aktion. Seine Figuren richten ihr Augenmerk darauf, Baucis Fender zu befreien. Ein zweites Element im Hafen der Zelte streift der Autor in seinen Auswirkungen nur am Rande. Der Richter erweckt ein totes Wesen zum Leben. Aufgrund dieses Ereignisses sinniert Rhodan kurz über Seele und ÜBSEF-Konstante. Und auch den Swoon Benner lässt Thurner mit Spekulationen zum Zugriff auf verbundene Bewusstseinsstrukturen in parallelen Welten etwas beitragen. Das alles wirkte unausgegoren. Die Begriffe und Überlegungen werden nur in die Geschichte eingeworfen und nicht miteinander verbunden. So richtig wohl bei dem Thema schien sich der Autor nicht gefühlt zu haben. Von daher wäre eine rein medizinische Betrachtung der Vorkommnisse besser gewesen, als den unausgegorenen Gedanken Rhodans und des Swoons einen deutlich zu kleinen Raum einzuräumen. Möglicherweise haben die – durchaus berechtigten – Spekulationen der Figuren dazu beigetragen, dass sich Michael Marcus Thurner in der Beurteilung seines Romans so unsicher fühlt.

 


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