Ansichten zu Perry Rhodan Heft 2730

Das Venus-Team – von Oliver Fröhlich – Handlung:

Ein Trupp von Elite-Raumlandesoldaten des TLD bereitet sich auf der Venus auf einen Einsatz vor. Das Team stellt sich zunächst unter der Führung von Bruce Cattai der vielfältigen und mitunter auch gefährlichen Tier- und Pflanzenwelt der Venus, bevor es von Attilar Leccore in den Auftrag eingewiesen wird. Der TLD-Chef präsentiert dem Team, zu dem u.a. der Oxtorner Tacitus Drake und der Swoon Benner gehören, Aufzeichnungen der Venus-Klinik Huo-LaFayn und andere Aufzeichnungen des Raumhafens. Ins Visier des TLD ist das Linguidenschiff GATOIR BUTINNY geraten. Leccore vermutet dahinter die XYANGO des Gestaltwandlers Leza Vlyoth. Beim Kampf gegen die KRUSENSTERN ist das Schiff beschädigt worden und Aufzeichnungen lassen vermuten, dass der Jaj das Schiff verlassen hat. Das Team soll die XYANGO erobern.

Auf Terra hat sich Farye Sepheroa in dem Haus ihres Großvaters gemütlich gemacht. So recht weiß die Nichte von Perry Rhodan nicht, warum sie das Haus 746 Upper West Garnaru Road bewohnt. Ihre Treffen mit Rhodan waren eher distanziert und jetzt wo er weg ist, plagen sie Ängste, die Verbindung zu dem gerade erst gewonnenen Verwandten wieder zu verlieren. Mit den Eigenarten des Hauses hat sie sich abgefunden. Am Abend des 2. Januar 1515 NGZ macht sie jedoch eine seltsame Entdeckung. Ameisen haben trotz der herrschenden Kälte an der Außenwand des Hauses eine emsige Tätigkeit entwickelt. Sie lässt die Tiere gewähren und beobachtet deren Treiben. Ein Servoroboter berichtet, dass die Ameisen etwas ausscheiden. Diese Absonderungen lassen sich nicht entfernen.

Einige Tage später kommt Gucky zu Besuch. Nachdem das Gespräch anfänglich etwas unterkühlt ist, unterhalten sich die beiden nach einigen Stunden prächtig. Gucky lädt Farye dazu ein, mit ihm Neu-Atlantis zu besuchen, was Farye später auch gerne wahrnehmen möchte. Zunächst jedoch unterbricht der Servoroboter die Unterhaltung. Die Ausscheidungen der Ameisen haben zu leuchten begonnen. Als Gucky und Farye die Sache untersuchen, staunen sie nicht schlecht. Das, was da leuchtet, war eine Schrift. Technik ist Erlösung. In den Nachrichten erscheinen zur gleichen Zeit Meldungen, die von weiteren gleichlautenden Schriftzügen in ganz Terrania berichten.

Auf der Venus geht das Team von Bruce Cattai in den Einsatz. Ohne von den besonderen Fähigkeiten ihres Vorgesetzten informiert zu sein, gibt Attilar Leccore vor, die Maske eines Linguiden zu tragen. In Wirklichkeit hat der Gestaltwandler den Linguiden perfekt kopiert. Gegenüber der XYANGO will er sich so als Leza Vlyoth ausgeben. Leccore gibt vor, aufgeflogen zu sein und sich in sein Schiff absetzen zu wollen. Verfolgt von terranischen Raumsoldaten flüchtet Leccore zur XYANGO. Die Bordpositronik WISTER fällt auf den Trick herein und lässt Leccore, den sie für Vlyoth hält an Bord, nachdem er, um WISTER zu überzeugen, kurzzeitig seine Gestalt geändert hat. Das verfolgende Venus-Team wird paralysiert und auf Befehl Leccores an Bord gebracht.

Für den Positronik-Spezialisten Benner stellen die Systeme WISTERS jedoch ein unüberwindliches Hindernis dar. Leccore kann im Zusammenspiel mit Benner und Cattai den zentralen Kern WISTERS zerstören, jedoch nicht verhindern, dass WISTER den Befehl zur Selbstzerstörung der XYANGO gibt. Bevor das Schiff in einer gewaltigen Explosion vergeht, können jedoch wichtige Bereiche der XYANGO mit Schirmfeldern geschützt werden. Nach der Detonation können wichtige Bauteile und auch Speicherbereiche nach Terra zur Untersuchung geschafft werden.

Dort hat unterdessen Professor Wesserhaven eine Erklärung für die absonderlichen Ameisen gefunden. Die Tiere sind genmanipuliert und dem Erzeugen einer Schrift liegt eine geschickte Programmierung zugrunde. Als Urheber wird der Techno-Mahdi vermutet. Seine Anhänger versprechen sich durch die Technik von den Lasten des Lebens befreit zu werden und zu einem neuen Leben zu finden. Das Erscheinen des Techno-Mondes betrachteten die Anhänger als ein Hoffnungszeichne und die Verurteilung Rhodans und Bostichs wurde von ihnen begrüßt.

Ein Team um Sichu Dorksteiger macht sich an die Analyse der geborgenen Teile der XYANGO. Die Chefwissenschaftlerin der Liga kann diese Aufgabe angehen, da ihre Untersuchungen zu Abwehrmaßnahmen gegen die Linearraumtorpedos der Onryonen im Sande verlaufen sind. Es gibt keinen Schutz, so das Resümee ihres Abschlussberichts. Auch die Untersuchungen der Speicher der XYANGO sind langwierig und schwierig. Erst im Oktober 1515 gelingt ein Erfolg. Aus den Daten lassen sich drei Dunkelwelten namens Gorgesd, Onuper und Bootasha identifizieren, die als Gefängniswelten dienen. Am Ende des Jahres 1515 NGZ verbreitet der Techno-Mahdi nach Monaten des Schweigens eine neue Botschaft. Gleichzeitig bricht die modernisierte KRUSENSTERN unter dem Kommando von Jawna Togoya auf, um nach Rhodan zu suchen. Mit an Bord sind Farye Sepheroa, Gucky, terranische Elitetruppen und die beiden Haluter Icho Tolot und Avan Tacrol.

 

Rezension:

Selten war ich in der subjektiven Beurteilung eines Romans so unschlüssig, wie in diesem Fall. Der Roman konnte streckenweise unterhalten. Allerdings komme ich nach der Lektüre zu keinem eindeutigen Urteil. Der Roman war weder gut noch schlecht. Aber auch das Wort durchschnittlich wird der Geschichte irgendwie nicht gerecht. Doch von Anfang an.

Autor Oliver Fröhlich greift in seinem Gastbeitrag ein Thema auf, von dem ich beinahe schon davon ausging, dass es die Expokraten vergessen hatten. Es geht um das auf der Venus zurückgelassene Schiff des Gestaltwandlers Leza Vlyoth. Nach dem Kampf mit der KRUSENSTERN hat Vlyoth die XYANGO als Linguidenschiff getarnt auf der Venus zurückgelassen, um auf Luna den Widerstand zu infiltrieren. Dabei wurde er verletzt. Sein Schiff konnte er deshalb beim Aufbruch Lunas nicht mitnehmen.

Zu Beginn wird der Leser von der überbordenden blumenreichen Sprache des Autors fast erschlagen. Der Kampf des Venus-Teams gegen Flora und Fauna war gut choreografiert, beinahe zu gut, wie ich finde, denn die Abläufe griffen stellenweise chirurgisch perfekt ineinander. Angesichts der Gefahrenlage war das etwas übertrieben. Und insgesamt wären ein paar Adjektive weniger an einigen Stellen mehr gewesen. Der Darstellung des Venus-Teams haftetet etwas Archaisches (bezogen auf das Perryversum) an und der Trupp erinnerte in der Zusammenstellung an frühere Einsatzteams, die Menschen, Umweltangepasste und andere exotische Mitglieder in einer Gruppe vereinigte.

Nach dem fulminanten Einstieg kommt die ruhige Phase, in der uns der Autor erklärt, was das Ziel der Geschichte ist. Damit, und auch mit den weiteren Handlungsabschnitten, die sich mit dem Venus-Team beschäftigen, folgt der Autor einem klassischen Aufbau. Der Leser weiß früh um das Ziel und den Helden werden Steine in den Weg gelegt, die sie zwar gelegentlich stolpern lassen aber am Ende gibt’s wenigstens eine (klitzekleine) Belohnung, die den Weg für die nächste Geschichte bereitet. Von daher stellte Oliver Fröhlichs Roman keine Überraschungen parat.

Überraschend war allerdings, dass man ausgerechnet vom Schiff des perfekten Jägers Informationen erbeuten konnte. Wie schreibt man einen Roman, dessen Handlung das Ziel verfolgt, die bislang unüberwindliche Technologie des Atopischen Tribunals am Ende zu besiegen? Antwort: Indem der Gegner das tut, was bislang den Terranern vorbehalten war, d.h. sich dumm anstellen. Oder anders ausgedrückt, der Autor kehrt mal eben die Verhältnisse einfach um. Nun lag es am Gegner sich dumm anzustellen und die Terraner gewähren zu lassen. Gegen einen WISTER der Hefte 2709 und 2711 hätte das Venus-Team die Schleuse der XYANGO nicht lebend erreicht oder den Raum, in dem sie inhaftiert waren, nicht verlassen können. Dabei war die Idee, nämlich den Gestaltwandler Leccore auf die XYANGO zu bringen, eigentlich brillant. Die weiteren Aktionen waren nicht mehr so überzeugend.

Es lag sicherlich nicht in der Absicht des Autors aber er liefert unabsichtlich selbst ein Argument, warum die Terraner beim Einnehmen der XYANGO eigentlich hätten scheitern müssen. In einer Welt, in der Ameisen nicht unbeobachtet eine Hauswand vollkotzen können, hätten sich die Terraner an Bord von Vlyoths Schiff nicht so frei bewegen können. Bei dieser Art Roman muss man also Abstriche bei der Plausibilität der Handlungsabfolgen machen. Das wäre nicht nötig gewesen, wenn das Atopische Tribunal nicht ganz so übermächtig geschildert worden wäre, wie es in den ersten 30 Heften der Fall war und auf der anderen Seite die Terraner nicht so dümmlich beschrieben worden wären. Dass man mit der Technik eines überraschend auftauchenden Volks nicht mithalten kann, ist noch verständlich. Warum aber auch Abstraktionsfähigkeit, logisches Schlussfolgern und andere geistigen Fähigkeiten der Galaktiker regelmäßig in den ersten 98 Heften eines Zyklus einen Einbruch erfahren, ist nicht nachvollziehbar. Für den einzelnen Autor ist es natürlich einfach, sich seine Geschichte jedes Mal nach Gutdünken hinbiegen zu können aber es macht die Geschichte nicht besser.

Nun, die Selbstzerstörung der XYANGO kann auch das Venus-Team nicht verhindern. Hier wird es wieder realistischer und gleichzeitig auch wieder Unrealistisch. Denn um wenigstens einige Fragmente der XYANGO analysieren zu können, gehen Soldaten an Bord, um mit ihren Schutzschirmen einige Bereiche des Schiffes gegen die Zerstörung zu sichern. Ein Selbstmordkommando, doch oh Wunder, alle Soldaten überleben die Explosion des Schiffes. Das war Nonsens.

Nach dem Einsatz des Venus-Teams wird die Geschichte fahrig. Der Grund dafür ist schnell ausgemacht. Der Roman erstreckt sich über ein volles Kalenderjahr. Auf der einen Seite sind größere zeitliche Abfolgen durchaus plausibel, wenn es um die Gewinnung von wissenschaftlichen Erkenntnissen geht. Leider zerstören diese Sprünge aber auch die Grundstimmung des Romans. Von daher wäre es besser gewesen, diese zeitlichen Abfolgen als Rückblende an den Anfang des nächsten Romans zu stellen.

Fazit: Der Aufbau der Haupthandlung ist ohne Überraschung und teilweise arg konstruiert. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse hätten einen anderen Platz, sprich den nächsten Roman verdient gehabt.

 


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