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Ein Pfand für die Spenta – von Marc A. Herren – Handlung:
Prester Jellicoe ist Kommandant der LAERTES, einem Raumschiff der APOLLO-Klasse. Jellicoe fühlt sich fehl am Platze. Zwar erfüllt er alle Anforderungen, die an einen Schiffskommandanten gestellt werden, leidet aber darunter, dass er sich darin schwertut wichtige und unwichtige Aufgaben des Bordbetriebs zu delegieren. Er rechtfertigt sein Dasein als Kommandant, indem er sich in alle Entscheidungen des Bordlebens einmischt. Er sehnt sich nach Ruhe. Die wird er vorerst nicht bekommen. Der Bereitschaftsgrad seines Schiffes wird erhöht. Eine wichtige Mission steht bevor.
Shanda Sarmotte und Toufec sind mit der PÄRSTAIR ins Solsystem zurückgekehrt. Reginald Bull, Delorian und Henrike Ybarri werden über die Zerstörung des Informationskabinetts und die Erlebnisse mit dem SI-Korpus PAUTHOFAMY in Kenntnis gesetzt. Wer das Gills-Ghaulinc-System mit der Ephemeren Pforte kontrolliert, hält das Schicksal der Anomalie in den Händen, resümiert der Resident. Reginald Bull will die momentane Phase der Ruhe nutzen, um Schlüsselpositionen einzunehmen. Die Solare Flotte soll Positionen im Brückensystem besetzen, um eine gute Ausgangsposition für ein mögliches Eingreifen im Weltenkranzsystem und an der Ephemeren Pforte zu haben. Paichander soll ein Ultimatum bekommen. In einer Woche soll er Pläne vorlegen, wie und wann das Solsystem an seinen angestammten Platz verlegt werden kann. Andernfalls würden militärische Mittel ergriffen.
Bull plant außerdem einen Flug zu den Spenta in deren Heimatsystem. Chourtaird und Shanda Sarmotte sollen ihn begleiten. Ybarri stellt dazu den 800-Meter-Raumer LAERTES zur Verfügung. Vor dem Abflug lässt sich Bull nach eigenen Angaben „Erinnerungen“ auffrischen.
Zur gleichen Zeit gehen auch die Planungen der Sayporaner im Weltenkranzsystem in eine entscheidende Phase. Der Dekan der Akademie für Logistik hat die Terraner unterschätzt, wie die Zerstörung des Informationskabinetts gezeigt hat. Der Ausfall hat das System empfindlich getroffen. Er will mit weiteren Aktionen den Terranern einen Schritt voraus sein. Paichander plant das Unternehmen Weltenkranz-Plus, die Aufnahme des Planeten Terra in das Weltenkranzsystem, um die Moral der Terraner zu brechen. QIN SHI würde sich den Rest der Menschen auf den anderen Planeten des Solsystems einverleiben. Paichander entsendet zunächst eine kleine Flotte unter dem Kommando der Sayporanerin Paiyoma zum Solsystem.
Der Flug mit der LAERTES verläuft ereignislos. Durch die Einspeisung des SI-Korpus in die Ephemere Pforte hat sich der Raum weitgehend beruhigt. Im Lichtwirtsystem, das aus drei Sonnen besteht, schweben zwar mehrere Dutzend fremder Schiffe, darunter auch Sternengaleonen, doch sie lassen die Terraner unbehelligt. Nach Aussage Chourtairds handeln die Spenta souverän in ihrem System. Militärische Aktionen wird es nicht geben. Von Chourtaird erfährt Bull mehr über die Spenta. Nicht alle Spenta wissen, dass die Sayporaner diese Wesen dazu benutzen, andere Sonnen auszukundschaften und zu löschen. Die Sayporaner greifen auf eine kleine Gruppe rassistischer Spenta zurück, die Lichtwirte, die Planetenbewohner verachten und als Schmarotzer der Sonnen betrachten. Chourtaird und Shanda nehmen telepathischen Kontakt zu den Spenta auf. Die Terraner erhalten eine Einladung in die Plasmastadt, einer Begegnungsstätte in einer der beiden kleinen Sonnen des Lichtwirtsystems.
Unterdessen hat die Sayporanerin Paiyoma mit ihren Schiffen das Solsystem erreicht. Obwohl sie weiß, dass sie den Sextadimschleier nicht durchbrechen kann, lässt sie auf den Schirm feuern. Ihr geht es darum, eine Resonanz zu erzeugen und mit dieser Botschaft einen Empfänger im Solsystem zu informieren. Henrike Ybarri wird über den Vorgang informiert. Auch die Terraner erkennen, dass hier eine Botschaft übermittelt wurde.
In den untersten Schichten des Planeten Neptun wird die Resonanz empfangen. Vierzigtausend Zapfenraumer, vollgepackt mit 2000 Dosanthi pro Schiff sind dort direkt nach dem Erscheinen des Solsystems in der Anomalie und als die Energieausbrüche alle verräterischen Signale überlagerten per Transitparkett versteckt worden. Die Flotte erwacht, um die Terraner im Solsystem mit Panikausdünstungen zu überfluten.
Bull, Shanda, Jellicoe und Chourtaird werden von einer Fähre abgeholt und in die Plasmastadt gebracht. Die Zofe Isgrun und ein Junker begleiten die Gäste zum Großen Sprachgitter, einem kugelförmigen Objekt aus Ephemerer Materie. Von der Decke des Käfigs hängen mit dem Kopf nach unten zwei Dutzend Sayporaner und andere Wesen mit verhüllten Köpfen. Chourtaird trägt den Wunsch der Terraner vor. ARCHTIM wird freigegeben und die Ephemere Folie um Sol entfernt. Der mentale Kontakt macht Bull zu schaffen. Jellicoe wird ohnmächtig. Die Spenta lehnen das Angebot ab. Bull lässt daraufhin die Spenta an seinen Erinnerungen zur Zeit der MDI teilhaben. Es geht um die Vernichtung eines Sonnensechsecks mit Hilfe des Hyperinmestron. Bull hat die Erinnerungen gefälscht, eigentlich sind es Rhodans Erinnerungen, die er sich per Hypno-Schulung angeeignet hat. Die Spenta, die nun Respekt zeigen, willigen ein. Als Pfand soll Prester Jellicoe bei ihnen bleiben. Jellicoe, der durch den Aufenthalt im Sprachgitter schwere Schädigungen des Gehirns davongetragen hat, bleibt bei den Spenta.
Beim Abflug von der Plasmastadt bekommen Chourtaird und die beiden Terraner mitgeteilt, dass ARCHETIM aus Sol extrahiert wird.

Rezension:
Betrachtet man die Abläufe der Geschehnisse innerhalb eines Zyklus dann haben unsere Helden gegenüber der Bedrohung zu Beginn das Nachsehen, erobern sich nach und nach verlorenes Terrain zurück, müssen dabei Rückschläge hinnehmen und behalten am Schluss dennoch die Oberhand. Innerhalb eines Romans sind die Fronten jedoch zumeist klar abgesteckt. In dem einen Roman wird der Gegner stark gemacht, in dem anderen Roman die Terraner. Selten jedoch ergreifen beide Parteien zugleich in einem Roman die Initiative. Und noch seltener werden die Kräfte so geschildert, dass der Ausgang der Konfrontation offen bleibt. Marc A. Herren hat seinem Roman insofern eine interessante Gliederung gegeben. Er bringt beide Parteien in seinem Roman unter. Auf der einen Seite das Weltenkranzsystem und die Planungen dort zur Aufnahme Terras in das sayporanische System und als Sperrspitze die Flotte, die sich auf Neptun verbirgt. Auf der anderen Seite die Terraner, deren Planungen auf einen Angriff gegen das Weltenkranzsystem abzielen und die mit Reginald Bull eine Sperrspitze zusätzlich zu den Spenta entsendet haben.
Der Autor baut einen weiteren nicht erwarteten Aspekt in seine Geschichte ein. Die heimlichen Invasoren auf Neptun erlauben sich einen Fehler. Ob dieser Fehler Auswirkungen hat, wissen wir noch nicht.
Soweit die besonders hervorzuhebenden Aspekte von Herrens Roman. Ach ja, die Charakterisierung von Prester Jellicoe, dem Kommandanten der LAERTES konnte ebenfalls überzeugen. Der Ausflug ins Lichtwirt-System, bzw. die Geschehnisse dort reizten allerdings nur anfänglich. Ähnlich wie es Jellicoe anfangs empfindet, ging es auch mir als Leser. Etwas neues Unbekanntes wurde vom Autor beschrieben. Leider hat der Autor diesen Part doch recht kurz gehalten. Statt die Spenta, bzw. deren Zivilisation selbst zu erleben oder zu erforschen, werden die Protagonisten und damit die Leser von Chourtaird, bzw. vom Autor durch Beschreibungen „vor“ der eigentlichen Begegnung mit den wichtigsten Informationen versorgt. Die eigentliche Begegnung mit den Spenta, sofern man von Begegnung sprechen kann, viel demgegenüber recht kurz aus. Etwas Mystik wurde vom Autor mit der Einbringung von Zofe und Junker noch zusätzlich in die Geschichte eingebaut. Dennoch hätte der Part mit den Spenta umfangreicher ausfallen können. Stattdessen wurde der Dosanthi-Part auf Neptun für meinen Geschmack zu sehr betont. In meiner Zusammenfassung habe ich dazu wenig geschrieben. Dieser Abschnitt war im Roman dann aber doch sehr lang, trotz der Eiskriecher-Episode. Dosanthi hatten wir nun wirklich genug im Zyklus, von den Spenta lasen wir im Vergleich dazu recht wenig. Schade!
Und eines darf auch nicht verschwiegen werden. Mit der erneuten Invasion des Solsystems will sich Uwe Anton wohl ein Denkmal setzen als Expokrat mit den meisten Invasionsplots. Zugegeben, als Leser will ich überrascht werden und diese Wendung habe ich nicht erwartet. Leider, leider, leider ist es aber nur der x-te Aufguss eines Szenarios, das wir zur Genüge kennen und das uns hier präsentiert wird. Diese Wendung war nun wahrlich keine Offenbarung! Ein an und für sich gut geschriebener Roman bekam am Ende einen schalen Beigeschmack.


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