Ansichten zu PR 2664

Hinter dem Planetenwall – von Hubert Haensel – Handlung:
Admiral Ipthey-Hüriit von den Jülziish gerät mit seinem Flaggschiff APAS I und einem Teil seiner Flotte in einen Hypersturm und wird mit seinem Schiff von den anderen getrennt. Bei der Reparatur auf einer namenlosen Welt beobachten sie eine Gruppe fremder Diskusraumer, die mit hochwertigen Schutzschirmen und Triebwerken scheinbar ungefährdet den Hypersturm trotzen und anschließend aus der Ortung verschwinden. Der Schiffstyp hat 640 Meter Durchmesser und ca. 275 Meter Höhe.
Zur gleichen Zeit ist der Erste Terraner Arun Joschannan an Bord der TYLL LEYDEN, einem Schiff der APOLLO-Klasse und zwei Begleitschiffen auf dem Weg zu einer Eastside-Konferenz. Am Nabeg-Fünfeck trifft er mit Admiral Ipthey-Hüriit zusammen. Der Jülziish berichtet dem Ersten Terraner von seiner seltsamen Begegnung mit den fremden Diskusschiffen und stellt 50 Schiffe seiner Flotte als Geleitschutz ab und begleitet Joschannan bei seinem Flug ins Khamashnam-System, wo die Konferenz stattfinden soll. Unterwegs sichten nun auch die Terraner die fremden Schiffe, können allerdings keine Einzelheiten ausmachen.
Das Khamashnam-System, im Einflussbereich der Quicheramos, war einst von den Oldtimern zur Abwehr des Suprahet aufgebaut worden. 17 nahezu identische Welten umkreisen die Sonne auf einer gemeinsamen Bahn. Das System ist stabil, die Technik, die das ermöglicht, konnte noch nicht entdeckt werden.
Die TYLL LEYDEN landet auf K-1. Arun Joschannan hält auf der Eastside-Konferenz eine frei vorgetragene Rede, die ihm Sympathien der anwesenden Delegierten von verschiedenen Bluesvölker einbringt. Eine Analyse der Konferenzergebnisse durch seinen Assistenten Henar Maltczyk zeigt, dass den Bluesvölkern offenbar sehr daran gelegen ist, Terraner und Akonen näher zusammenzubringen, um dem Kristallimperium der Arkoniden besser die Stirn bieten zu können. Es werden Handelsverträge geschlossen und eine gemeinsame Explorerflotte soll die Southside der Milchstraße erforschen.
Arun Joschannan fliegt nach der Konferenz weiter zum Theatrum-System. Nach einer Linearflugetappe geht der Kontakt zu den 50 Schiffen von Admiral Ipthey-Hüriit verloren. Die Terraner empfangen Notrufe zweier terranischer Handelsschiffe. Arun Joschannan steigt in eine Korvette um, während die drei APOLLO-Schiffe dem Notruf nachgehen. Die Korvette wird von 3 plötzlich auftauchenden fremden Diskusraumern angegriffen. Schwer beschädigt landet das Beiboot auf einer Wüstenwelt. Die Terraner und einige Topsider aus der Delegation trennen sich, um den Feind in die Irre zu führen. Die fremden Diskusraumer schleusen Roboter mit ovalen Leib aus, die mit Paralysatoren Jagd auf die Terraner und Topsider machen. In einem riesigen Insektenbau können der Erste Terraner und seine Begleiter sich verstecken.
Schließlich trifft die TYLL LEYDEN ein und wenig später auch die Flotte von Admiral Ipthey-Hüriit. Zwei der drei Diskusraumer werden vernichtet, das dritte Schiff entkommt. Eine vorläufige Untersuchung der Trümmer erbringt kein genetisches Material. Die Technik basiert auf fortentwickelten galaktischen oder arkonidischen Standardlösungen. Arun Joschannan vermutet die Ark’Tussan hinter dem Angriff. Der Flug zum Theatrum-System wird fortgesetzt.

Rezension:
Der Zyklusaufbau verblüfft mich nach wie vor. Auf der einen Seite ist das gut, schließlich will ich ja überrascht werden. Auf der anderen Seite fallen interessante Themen unter dem Tisch, bzw. werden bestimmte Elemente nicht ausreichend thematisiert. Beispielsweise die Suche der Galaktiker nach dem verschwundenen Solsystem. Der erste 4er-Block „kümmerte“ sich um die direkten Auswirkungen des Verschwindens des Solsystems. Angerissen wurden damals auch winzige Ansätze, dem Verschwinden der Heimatwelt der Menschheit auf die Spur zu kommen. Der zweite 4er-Block war zu 100 Prozent dem Arkoniden Tormanac da Hozarius gewidmet und enthielt neben den politischen Inhalten ein paar zaghafte Hinweise auf QIN SHI. Und nun liefert Hubert Haensel nach dem Plejaden-Attentat und den Arkoniden-Intrigen eine weitere in der Michstraße angesiedelte Handlung mit politischen Motiven und den unvermeidlichen (?) Attentaten. Nichts gegen die Milchstraße-Ebene. Aber ein Themenwechsel weg von den politischen Motiven hätte dem neuerlichen 4er-Block gutgetan.
Der Einstieg in Hubert Haensels Roman bot zunächst eine wenig berauschende Kulisse. Der Weltraum brannte! Mal wieder. Mit der Hyperimpedanzerhöhung haben sich die Autoren ein Ei gelegt. Die Weltraumfahrt sollte interessanter, bzw. gefährlicher gestaltet werden. Mittlerweile ist es höchst verdächtig, dass bei den ständigen Zusammenbrüchen des Raum-Zeit-Kontinuums, bei Einbrüchen hyperenergetischer Natur, den permanent tobenden Hyperorkanen oder ähnlichen Ereignissen überhaupt noch ein Raumschiff sein Ziel erreicht. Planeten werden übrigens gar nicht gefährdet. Das liegt wohl daran, weil sie nicht im Weltraum umherfliegen! 😉
Zurück zum Roman. Nach Überwindung der ersten Schwierigkeiten kommt der Autor schnell zum Thema. Das Solsystem ist seit drei Monaten verschwunden und die Machtverhältnisse sind nach wie vor unklar. In der Folge begleiten wir den neuen Ersten Terraner auf seinem diplomatischen Flug in die Eastside der Galaxis. Wie schon bei allen anderen Konferenzen zuvor, bot auch dieser neuerliche Schauplatz, außer der permanenten Bedrohung durch Attentäter, wenig Konfliktpotential. Entsprechend brav gestaltete der Autor die ersten 40 Seiten. Warum seine Figur ausgerechnet auf einem Schiff mit dem Namen TYLL LEYDEN reisen musste, zeigte sich am Ort der Konferenz. Ein Überbleibsel der Oldtimer, bei deren Erforschung der Wissenschaftler Tyll Leyden in der Serien-Ur-Zeit maßgeblich beteiligt war.
Auf den letzten zwanzig Seiten lässt der Autor seine Figuren durch hausgemachte Fehler noch in Gefahr geraten. Die Verfolgungsjagd auf der Wüstenwelt war teils gut geschrieben und entschädigte etwas für die vorausgegangenen umständlichen Szenarien. Der Autor war allerdings in seinem blumenreichen und umfänglich alles zu schildernden Schreibstil derart gefangen, dass er selbst in lebensbedrohlichen Situationen seine Protagonisten durch langatmige Diskussionen und weitschweifende Gedankengänge das eine oder andere Mal ausbremste und das Tempo aus der Geschichte nahm. Etwas zu früh, denn plötzlich gerieten seine Figuren doch noch unter Druck und das Romanende drohte. Nun wurde es etwas hektisch. Die Szene mit dem vermeintlichen Tod der Topsiderin Ontrill-Gukzz habe ich mehrmals gelesen. Irgendwie ist dem Autor ein Satz verlorengegangen, etwa derart, dass die Topsiderin sich noch bewegte oder sich schließlich erheben konnte, nachdem die Angreifer von ihr abließen.
Den Abschuss einiger der zuvor den ganzen Roman über immer wieder erwähnten fremden Diskusschiffe erledigt der Autor in einem Nebensatz. Das folgende Gespräch zwischen Joschannan und Ipthey-Hüriit lässt mich genauso ratlos zurück wie es dem Admiral zunächst erging. Der Autor hat durch weglassen von Informationen zuletzt wieder eine Pseudo-Spannung aufgebaut. Geschickter wäre es gewesen, wenn Hubert Haensel die Vorbehalte Joschannans gegenüber dem Blue von Anfang an thematisiert hätte. Schon alleine deshalb, weil Hubert Haensel in die erste Begegnung der beiden Figuren derart viel Dossiers und Datenmaterial hineingepackt hat, dass die zum Schluss hervorgezauberten Fakten einfach nicht schlüssig zum Wissensstand und Verhalten der Figur Joschannan passten.
Die Schlussfolgerungen, die der Autor am Ende seine Figur Joschannan hinsichtlich subversiver Tätigkeit der Interessengruppe Ark’Tussan ziehen lässt sind ebenso überraschend. Auch hier scheint der Autor mehr Informationen zu haben, als er dem Leser im Roman gegeben hat.
Fazit: Erneut ein Roman, der Handlungen und Institutionen der Staaten und Gemeinschaften der Milchstraße zum Thema hat. Die geschilderten Veränderungen durch das Verschwinden des Solsystems sind brav und wenig konfliktträchtig geschildert worden. Für meinen Geschmack zu langatmig.

 


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