Ansichten zu PR 2642

Der Maskenschöpfer – von Michael Marcus Thurner – Handlung:
Alaska Saedelaere will nun auch den Rest von TANEDRARS Lebensgeschichte erfahren. Insbesondere interessiert ihn die Sache mit dem Kosmonukleotid TRYCLAU-3. Die SI hatte angedeutet, dass ihre Schwierigkeiten mit dem Kosmonukleotid in Zusammenhang standen. TANEDRAR hat jedoch die Lust an der Unterhaltung mit dem Terraner verloren und schickt einen ihrer Avatare. Der Bewusstseinssplitter namens Fartokal Ladore erzählt die Geschichte seines Lebens und die Geschichte der Superintelligenz aus seiner Sicht weiter.
Vor mehr als zehntausend Jahren war Fartokal Ladore ein Maskenschöpfer, wohl der Beste seiner Zeit. Der Lirbal fertigte insbesondere Masken für die Mitglieder des Geldadels. Seine Masken enthielten jede Raffinesse und besaßen einen hohen Schutzfaktor, der aufgrund der hohen Strahlungswerte in der postapokalyptischen Ära der Lirbaler auch benötigt wurde. Seine Gewinne machte der Lirbal jedoch mit Massenware. Dennoch hat der Maskenschöpfer seinen Zenit längst überschritten. Eines Tages meldet sich sein Escaran, der bisher nie zu ihm gesprochen hat. TANEDRAR möchte den Maskenschöpfer aufnehmen und als Avatar nutzen. Er soll am Wissen anderer teilhaben und quasi unsterblich werden. Fartokal Ladore geht in TANEDRAR auf. Aber sein Bewusstsein bleibt unabhängig. Er ist nicht vollständig Teil der SI geworden. TANEDRAR versetzt sein Bewusstsein in den Körper eines anderen Lirbal. Der Name des eher einfältigen Mannes ist Morrceta. Der Lirbal war zwar ein geschickter Techniker aber in der Hierarchie weit unten angesiedelt. Um das Wissen einzusetzen, das er im Geistespool der Superintelligenz erworben hatte, war der Geist Morrcetas zu schwach. Ladore sinniert nur kurz über moralische Bedenken dann verdrängt er den Verstand Morrcetas und übernimmt die Herrschaft über dessen Körper.
Obwohl einige hundert Planetenjahre vergangen waren seit er gestorben ist, kann sich Fartokal Ladore recht schnell zurechtfinden. Er setzt sein Geschick als Maskenschöpfer und sein Wissen aus dem Geistespool geschickt ein und wird berühmt. Er gibt seinem Volk Visionen und finanziert ein Raumfahrtprojekt zum Nachbarplaneten. Seine Heimatwelt Lirbe entwickelt sich prächtig. Nach einem langen Leben nimmt ihn TANEDRAR wieder auf, nur um ihn im nächsten Körper, einen Avoiden namens Bkelle wieder auszusetzen. Ein neuer Auftrag erwartet ihn, er soll dieses Volk fördern.
Nach Bkelle führen ihn weitere Aufträge in die vier Galaxien des Reiches. Er wird auch wieder in den Körper eines Lirbal, noch dazu eines Maskenschöpfers versetzt. Er erlebt, wie die Masken, seine Masken, auch von anderen Völkern getragen werden. Diese Entwicklung betrachtet er mit Sorge. Schließlich wird Fartokal Ladore Zeuge der Ankunft eines Boten der Hohen Mächte. Seine Individualität erlaubt es ihm, TANEDRAR zu warnen. Er wird nicht gehört. Angeführt von TAFALLA sind alle Teile der SI bereit für Aufgaben der Hohen Mächte. Als TAFALLA dem ersten Auftrag nachgeht ist sein Weggang nur schwer von TANEDRAR zu kompensieren. Dazu fordert Konstrukteur Sholoubwa mit seinen Technogarden Ressourcen zum Bau einer Waffe gegen die Mächte des Chaos. Das BOTNETZ wird geschaffen. Sholoubwa gewinnt an Präsenz, indem er Teile seiner selbst auf Mitglieder der Technogarden überträgt und an jedem der 4096 Verwaltungspaläste als Berater zur Verfügung steht.
Die Zusammenarbeit mit den Hohen Mächten forderte Tribut und das Reich begann auszubluten. Endlich waren die 48 Blütenblätter der Zeitrose fertiggestellt. TAFALLA sollte sie abtransportieren und Fartokal Ladore begleitete ihn. Die Reise führte zur Zwerggalaxis Tyr, wo mehrere kobaltblaue Walzen der Kosmokraten und andere Schiffe das Kosmonukleotid TRYCLAU-3 sicherten, belauert von Einheiten der Terminalen Kolonne TRAITOR. Renyi-Hemdebb überbrachte Informationen zur Installation der Zeitrose. Endlich, nach vielen Jahren des Baus steht die Aktivierung bevor. TAFALLA spürt eine Gefahr, die von der Zeitrose ausgeht. Er befürchtet, dass die Aktivierung mehr Schaden anrichtet als Nutzen. Als er sich zu nahe heranwagt, wird er durch einen Sog in das Innere des Kosmonukleotids gezogen. Das Geistwesen erlebt Visionen von Zukünften. Die Teil-Superintelligenz wird mit ausgesonderten Negapsiqs infiziert. Trotzdem kann TAFALLA dem Kosmonukleotid entkommen. Zurück in TANEDRAR wird die gesamte SI infiziert. TANEDRAR kann TAFALLA wieder ausstoßen, doch durch diesen Prozess leiden alle Bewohner Escalians und TAFALLA tötet Renyi-Hemdebb.
TANEDRAR kann schließlich TAFALLA von den Negapsiqs befreien. Die abgetrennte negative Komponente bildet das Geistwesen Tafalla, das im Leerraum verschwindet. Bei TANEDRAR bleiben Spuren zurück, die sich über die Escaran auf alle Bewohner der vier Galaxien auswirken. Misstrauen, Pessimismus und Paranoia beherrschen die Escalianer. Eines Tages begleitet Fartokal Ladore die Teil-SI ARDEN. Im Leerraum haben sie eine seltsame Begegnung. ARDEN spürt die Anwesenheit einer Superintelligenz namens KASSORR, die sich mit einem Boten der Hohen Mächte trifft. Seltsam ist, dass ARDEN von der anderen Superintelligenz und dem Boten nicht wahrgenommen wird. Die vier Teile der SI beraten die merkwürdige Begegnung. Sie finden keine Erklärung, warum ARDEN unentdeckt blieb und sehen sich betätigt in ihren Zielen das Reich der Harmonie nach außen abzuschotten.
Fartokal Ladore ist erschöpft. Er hat seine Lebensgeschichte dem Terraner erzählt und endlich erfüllt ihm TANEDRAR seinen Wunsch. Er geht endgültig in der SI auf. Alaska hat viele Fragen. Wie viel negative Substanz steckt noch in TANEDRAR? Was hat der Aufenthalt TAFALLAS in TRYCLAU-3 bewirkt? Wie war Renyi-Hemdebb gestorben? TANEDRAR wendet sich über die Puppe Arden wieder an den Maskenträger. Er soll einen Auftrag erledigen.

Rezension:
In der Fortsetzung der Lebensgeschichte TRANEDARS liegt der Schwerpunkt diesmal bei den Beobachtungen einer einzelnen Person. Das tut der Geschichte und dem Erzählfluss gut, wenngleich insbesondere die Darstellungen bei den Interaktionen zwischen einem Wesen niederer Ordnung und einer Superintelligenz die PR-typischen Ungenauigkeiten aufweisen. Das Leben folgt bestimmten Regeln, daran müssen sich die Wesen niederer Ordnung halten. Letztlich haben es die Autoren nie verstanden, den „höheren Wesen“, die sie so gerne schildern, ebenfalls eine Ordnung mitzugeben. Vielleicht wollen sie es ja auch gar nicht. Das erleichtert das Schreiben ungemein und so manche Dinge bleiben dadurch einfach herrlich unbestimmt. Die Geisteswesen die ich rief werde ich nicht mehr los! Goethes Gedanke leicht abgewandelt ging mir das eine oder andere Mal während der Lektüre durch den Kopf.
Nichtsdestotrotz hatte Michael Marcus Thurners Roman deutlich mehr Substanz als die Erzählung der vergangenen Woche. Die von mir letzte Woche noch schmerzlich vermisste Aufarbeitung der Entstehungsgeschichte des Maskenkults wird vom Autor jetzt ausreichend gewürdigt. Der Einstieg in die Welt der Lirbal und die Zeichnung des Maskenschöpfers Fartokal Ladore gelangen anfangs wirklich gut. Der Autor benötigt nur wenige Zeilen um dieses Szenario einer atomar verseuchten Welt lebendig werden zu lassen.
Danach verliert der Roman etwas an Fahrt ohne allerdings langweilig zu werden. Die diversen Erlebnisse seiner Figur Fartokal Ladore werden von MMT geschickt zu Papier gebracht. Zum Ende hin bemüht der Autor für meinen Geschmack die Hochstelltaste seiner Tastatur ein wenig zu häufig, soll heißen zu den eben nicht wenigen höheren Wesenheiten, die diesen Zyklus eh schon bevölkern, werden noch ein paar neue Namen hinzugefügt.
Am Ende geht es mir wie Alaska Saedelaere. Das Resümee, das der Autor auf Seite 60/61 seine Hauptfigur ziehen lässt, entspricht haargenau auch dem Fazit, das ich zu diesem Roman, bzw. zum Stand des Zyklus ziehe: Diese Erzählung bringt mich zwar ein wenig weiter und hilft mir die Verhältnisse im Reich der Harmonie zu verstehen … Aber all das täuscht nicht darüber hinweg, dass sich neue Fragen auftürmen und Unklarheiten bestehen bleiben.

 


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