Ansichten zu PR 2617

Der dunkelste aller Tage – von Hubert Haensel – Handlung:
Am 13. September 1469 NGZ trifft sich Homer G. Adams mit der Ersten Terranerin Henrike Ybarri und Vashari Ollaron, der Verteidigungsministerin. Die Nachrichten, die von Schiffen der Flotte um Sol kommen, sind alarmierend. Der Fimbul-Impuls wurde ausgelöst. Der Kontakt zu AMATERASU ist verloren gegangen. Die Sonnenstation scheint nicht mehr zu existieren. Adams glaubt nicht daran, dass Bull tot ist. Die Verteidigungsministerin will mit allen Mitteln einen Waffengang gegen die Spenta unternehmen.
In der Sonnenstation sind die Orter tot. Nicht das geringste Signal wird empfangen. Shanda Sarmottes letzte Wahrnehmung sind einige Nagelraumer, die der Station sehr nahe gekommen sind. Dann bricht sie bewusstlos zusammen. Der Effekt, der die Station aus dem normalen Raum-Zeit-Gefüge entfernt hat, wird diskutiert. Zwar könnten die Manipulationen der Spenta dahinterstehen aber Bull vermutet eher einen Sabotageakt. Eine Space-Jet soll die Umgebung erkunden. Unbemannt nähert sich das Klein-Raumschiff der Grenze der Wahrnehmung und wird durch mysteriöse Kräfte zusammengepresst und vernichtet.
Auf der Erde ist die Direktorin des Whistler-Museums in Forschungen vertieft. Toja Zanabazar wurde in diese Stellung versetzt, weil ihre Eigenmächtigkeiten in der Forschung im Whistler-Konzern ungern gesehen wurden. Ihr Robot-Assistent Pollux überbringt der Robotikerin eine handgeschriebene Einladung. Der Graue Graf denkt, es wäre an der Zeit, abwesender Freunde zu gedenken, ist es nicht?
Toja Zanabazar hat Jahre auf diese Nachricht gewartet. Sie räumt ihren Arbeitsplatz auf und verlässt das Whistler-Areal auf unbekannte Zeit. Neben Pollux nimmt sie zwei von Ihr entwickelte Roboter mit. OTHER und WISE haben die Form von Eiszapfen und basieren auf VARIO-Robotertechnologie. Beide besitzen Hochleistungs-Biopositroniken. Ihr Ziel liegt im südlichen England. In einem Landhaus trifft sie auf Homer G. Adams. Der Graue Graf und Unsterbliche serviert Ihr Earl Grey und eröffnet ihr, dass die Society of Absent Friends, die Gesellschaft der abwesenden Freunde in dieser Minute aktiv wird. Adams überreicht ihr zwei Umschläge und eine Visitenkarte. Die Karte soll sie an den Kapitän des Handelsraumers LADY LAVERNA übergeben.
An Bord der AMATERASU hat Shanda Sarmotte das Bewusstsein wiedererlangt. Sie identifiziert Korbinian Boko als den Urheber der Blase, die die Station einhüllt. Ein direkter Kontakt mit dem Koch ist nicht möglich. Korbinian ist in eine Aura gehüllt, die ihn der Realität entrückt. Shanda will außerhalb der Station den Kontakt zu Boko suchen. Bull begleitet die Telepathin. Die beiden finden sich in einer unwirklichen Umgebung wieder und werden Zeuge der Kindheitserinnerungen von Boko. Shanda versucht zu Korbinian vorzudringen und ihn zum Aufheben der Blase zu bewegen.
Auf der Erde hat Toja Zanabazar die Springerwalze LADY LAVERNA unter dem Kommando von Flint Surtland betreten. Sie übergibt dem Plophoser die Visitenkarte von Adams. Das Handelsschiff soll in die Antarktis fliegen und dort einen Eremiten namens Vergil Rifeshyd aufsuchen. Toja übergibt dem Einsiedler einen der Umschläge. Nachdem der den Brief gelesen hat, lässt er Maschinen, Aggregate und Baublöcke seiner Station in die LADY LAVERNA verladen. Die ganze Truppe nimmt Kurs auf den Jupiter. Im Orbit des Gasriesen befindet sich die größte Baustelle des Solsystems. Tausende von Raumschiffen sind an der Rekonstruktion des Jupitermondes Ganymed beteiligt. Enoch Godolphin ist der Empfänger des zweiten Briefs. Der leitende Senator des Synkopha, des Syndikats zur Konstruktion planetarer Habitate empfängt die Ladung der LADY LAVERNA. Er lässt die Aggregate ca. 20 km unter der Oberfläche des unvollständigen Mondes bringen. Dort wurde ein Asteroid ausgehöhlt. Der Bau des Kastells beginnt unter strenger Geheimhaltung. Am 29. September 1469 NGZ nimmt die Station die Arbeit auf. Die beiden Roboter OTHER und WISE verschmelzen zur Hochleistungspositronik OTHERWISE. Adams wird per Funk informiert. Der Unsterbliche geht nach nunmehr 2 Wochen ohne Nachricht von Bull von dessen Tod aus.
Shanda und Bull bringen Boko dazu die Blase aufzulösen. Der Mutant liegt im Sterben. Mittlerweile sind 2 Wochen vergangen. Die Sonne hat sich dramatisch verändert. Die aus Ephemerer Materie geschaffenen Maschinen der Spenta haben die Arbeit aufgenommen. Sie bewirken ein Aufblähen der Sonne um das Hundertfache. Die Sonne hat sich mit der Fimbul-Kruste überzogen. Die Photonen sind in dieser Kruste gefangen. Auch die Station ist noch innerhalb der Sonne gefangen und kann die Kruste nicht durchstoßen. Shanda bewegt Boko dazu noch einmal die Blase um die Station zu erzeugen, damit die AMATERASU die Fimbul-Kruste durchstoßen kann. Das Vorhaben gelingt. Boko stirbt und die Geretteten sehen zum ersten Mal Sol von außen. Eine schwarze Kugel mit einem Durchmesser von fünfunddreißig Millionen Kilometer. Der dunkelste aller Tage hatte begonnen.

Rezension:
Hubert Haensel hat einen eher stillen Roman geschrieben. Sicherlich hätte es dutzende Möglichkeiten gegeben, die Ereignisse zu schildern, die dem dunkelsten aller Tage vorausgehen. Aus Sicht eines Menschen der Erde, eines Außerirdischen, der zum ungünstigsten Zeitpunkt das Sol-System besucht hat, aus Sicht eines Kreuzerkommandanten, aus Sicht einer Therapeutin, der die verängstigten Menschen die Praxis einrennen. Aus Sicht eines Mitglieds des Krisenstabs oder aus Sicht von hunderten anderen Personen. Und natürlich hätte es auch dutzende von Stimmungen geben können, aus der der Autor hätte wählen können. Nun, er hat sich für eine sehr zurückhaltende Geschichte entschieden. Ohne Zweifel muss es hektische Aktivitäten an anderen Orten geben, der Autor geht aber darauf nicht ein.
Die Figuren seines Romans gehen ihren Tätigkeiten mit bemerkenswerter Ruhe oder soll ich sagen unglaubwürdiger Ruhe nach. Die Museumsdirektorin aus der Gesellschaft der abwesenden Freunde macht sich ein paar Gedanken über das Erlöschen der Sonne, mehr aber auch nicht. 60 Romanheftseiten sind verdammt wenig aber ein bisschen mehr Endzeitstimmung von den inneren Planeten hätten dem Roman gut getan. Auf den äußeren Welten hingegen scheint man von der bedrohlichen Lage nichts mitbekommen zu haben. Während anderenorts sogar über eine Evakuierung des Solsystems nachgedacht wird oder über eine Einleitung der Kernfusion des Jupiter, sind tausende von Raumschiffen und ihre Besatzungen emsig dabei, den zerstörten Jupitermond Ganymed zu rekonstruieren. Eine Arbeit, die noch Hundert Jahre oder mehr in Anspruch nehmen wird. Da will man doch keinen Tag versäumen, oder?


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