Ansichten zu PR 2609

Im Reich der Masken – von Christian Montillon – Handlung:
Alaska Saedelaere an Bord der ROTOR-G betrachtet fasziniert die Holoaufnahme seines Gegenübers. Die Maske seines Gesprächspartners ist im Gegensatz zu seiner eigenen Plastikmaske filigran gearbeitet und umschließt sanft geschwungen den Kopf ihres Trägers. Über die Maske der humanoiden Gestalt zieht sich ein fein gearbeitetes Muster, das sich zu bewegen scheint. Der Fremde stellt sich als Gardeleutnant Pridon aus dem Reich der Harmonie vor. Die Sprache, die Pridon verwendet, wurde auch vom Geistwesen Tafalla im System des singenden schwarzen Lochs gesprochen.
Saedelaere erfährt, dass die Fremden, die sich Escalianer nennen, auf der Suche nach dem Verwaltungspalast des Reiches sind. Das Schiff, auf dem sich Pridon befindet, ist Teil einer Schutzflotte und gehörte einem größeren Verband an. Pridon spricht von Piraten, die den Palast und die Herzogin entführt haben. Er vermutet den Palast im inneren der Anomalie. Beim Versuch in die Anomalie einzudringen ist sein Schiff in der Librationszone gestrandet. Andere Schiffe seines Verbands wurden zerstört oder konnten die Zone des Todes, wie er sie nennt, verlassen. Saedelaere bietet seine Hilfe an. Auf Gegenfragen seines Gesprächspartners reagiert der Terraner mit Zurückhaltung. Er erzählt nur, dass es die Technik der ROTOR-G ist, die es seinem Schiff ermöglicht in der Librationszone zu navigieren. Alaska erklärt auch, dass er auf der Suche nach der Frau Samburi Yura ist. Pridon scheint diesen Namen nicht zu kennen. Als der Terraner nach Orsen Tafalla und Gommrich Dranat fragt und der Gardeleutnant auch hier verneint, glaubt Saedelaere zu spüren, dass sein Gegenüber ihm etwas verheimlicht. Schließlich fragt Alaska nach Sholoubwa und bekommt überraschend die Auskunft, dass sich dieser an Bord des verschwundenen Palastes befindet. Alaska ist verwirrt, denn nach seinem Kenntnistand ist der Konstrukteur tot und das Museum in der Immateriellen Stadt Connajent wurde zudem erst nach dem Tode von Sholoubwa errichtet. Dennoch ist die Aussicht verlockend für Saedelaere mit dem Erfinder des BOTNETZES in Kontakt zu kommen.
Er schlägt dem Gardeleutnant ein Bündnis vor. Auf die verbliebenen Schiffe seines Verbands würde die ROTOR-G die Zone der Ordnung ausdehnen. Nach wie vor verheimlicht Alaska, dass sein Cappinfragment das Schiff schützt. Gemeinsam soll der Verband in die Anomalie eindringen. Die ROTOR-G unternimmt einen Testflug zusammen mit der EINKLANG des Gardeleutnants. Dieser verläuft erfolgreich. Saedelaeres Cappinfragment schützt nicht nur die ROTOR-G sondern auch die EINKLANG. Pridon besucht die ROTOR-G, um persönlich mit dem Terraner zu sprechen. An Bord wird deutlich, dass der Vertreter des Reichs der Harmonie nur Saedelaere als Gesprächspartner akzeptiert. Den Maskenlosen Eroin Blitzer ignoriert der Gardeleutnant. Die restlichen 7 Schiffe der Escalianer werden von der EINKLANG z.T. eingeschleust und z.T. an der Außenhülle verankert. Dann nimmt der kleine Verband Kurs auf die Anomalie. Die beiden Firibirim an Bord der ROTOR-G machen die Reise mit. Alle Versuche mit ihnen zu kommunizieren sind gescheitert. Allerdings können die beiden mit Hilfe eines Organs, dass sie Zenta-Organ nennen in einem gewissen Grad die Gedanken von Saedelaere lesen und verstehen.
Der Verband ist in die Anomalie eingedrungen. Es gab einige Schäden und Verluste. Der umgebende Raum ist leer. Es gibt keine Sterne oder Planeten. Die Orter können nichts entdecken. Mittlerweile leiden die Escalianer wie es scheint unter den Auswirkungen des seltsamen Raumes. Es treten Kopfschmerzen und Desorientierung auf. Schließlich kommt es zu einem Todesfall. Alaska Saedelaere erkennt zwar die Schwierigkeiten, kann den Escalianern aber nicht helfen. Eroin Blitzer kann die Struktur des Raumes nicht näher bestimmen. Die Strangness-Werte weichen nicht etwa vom Normaluniversum ab, sie sind anders. Allerdings kann der Commo´Dyr den Eisbrechereffekt, den Alaskas Cappinfragment ausübt dazu nutzen die Reichweite der Orter zu erhöhen. Die Orter erfassen nach einiger Zeit den Verwaltungspalast des Reiches. Das Schiff ist grob würfelförmig mit einer Kantenlänge von 500 Metern und von zahlreichen filigranen Türmen und Aufbauten übersät. Mit Hilfe der ROTOR-G kommt ein Funkkontakt zu Stande. Die Herzogin bittet Pridon an Bord zu kommen. Saedelaere, der auch die beiden Firibirim mitnimmt und Blitzer begleiten den Gardeleutnant.
Die Herzogin nimmt die Besucher in Empfang. Ihre Gestalt war nach Ansicht von Saedelaere perfekt. Schön wie eine altgriechische Statue mit idealem Körperbau. Ihre Maske erstrahlte in einem überirdischen Glanz und ein sinnverwirrendes Goldmuster schlängelte sich darüber. Der Palast selbst präsentierte sich mit verschwenderischem Luxus. Das folgende Gespräch zwischen Herzogin, Pridon und Alaska nimmt ein jähes Ende. Die Einflüsse der Anomalie machen den Escalianern zu schaffen. Die Herzogin bietet dem Terraner ein Quartier an. Auf die Frage nach Sholoubwa reagiert sie abweisend. Sie bezweifle, sagt sie, dass Sholoubwa Informationen zum Verbleib von Yura besitzt.
Die Stimmung im Palast schlägt um. Die Herzogin und Pridon vermuten, dass Saedelaere für die nun auch im Palast auftretenden Schwierigkeiten verantwortlich ist. Nicht zu Unrecht, wie sich herausstellt. Auch Eroin Blitzers Untersuchungen zeigen, dass die Probleme der Escalianer nicht von der Anomalie sondern von der Strahlung des Cappinfragments herrühren. Als Alaska diese Erkenntnis Pridon mitteilt, erleidet der Escalianer durch die Anwesenheit des Cappinfragments einen Kollaps und sogar einen Herzstillstand. Kampfroboter dringen gegen Saedelaere und Blitzer vor. Mit der Technik der Kosmokratenwalze kann der Androide die Angreifer mehrmals zurückdrängen. Da taucht zwischen den Kampfrobotern ein anderer spinnenförmiger Roboter auf. Eroin Blitzer empfängt eine Kennung des Spinnenroboters. Die Einheit nennt sich Sholoubwa!

Rezension:
Christian Montillons Roman kommt gleich mit mehreren Erzählperspektiven daher. Da ist zum einen die Ebene Alaska Saedelaere. Wie in der Vorwoche werden zum anderen auch den beiden Firibirim einige Kapitel gewidmet. Dazu gesellt sich noch die Sichtweise der Escalianer, genauer gesagt die Sicht der Dinge von Pridon, dem Gardeleutnant aus dem Reich der Harmonie. Auch Eroin Blitzer bekommt seine eigene Erzählebene und als wäre das nicht genug, gibt der Autor dem Androiden neben den drängenden aktuellen Problemen auch noch eine Erinnerungsebene mit, in der sich der Androide an eine sein Leben prägende Erfahrung entsinnt. Genauer gesagt versucht er in Rückblenden diese Erfahrung wieder lebendig werden zu lassen.
Das war leider alles etwas zu viel des Guten. Haben sich die Romane um Alaska Saedelaere bislang von den anderen Handlungsebenen wohltuend dadurch unterschieden, dass die Zahl der Handlungsträger minimal gehalten wurde, macht Christian Montillon es nun ganz anders. Die bisherige Reduzierung auf den Maskenträger als zumeist bestimmende Erzählperspektive unterstrich noch den Charakter des einsamen und kosmischen Menschen. Dieses Flair geht durch Montillons Roman etwas verloren.
Da der vorliegende Roman nur der erste Teil eines Doppelbands ist, wird wie so häufig die Auflösung oder zumindest ein Mehr an Informationen der einzelnen Handlungsfäden erst im zweiten Teil zu erwarten sein. Es wäre schön gewesen, wenn zumindest einer der Handlungsfäden im ersten Teil zu einem Ende geführt worden wäre. Passend wäre die Rückblendensicht des Androiden gewesen. Die zog sich sowieso schon etwas in die Länge. Nun wird sie auch noch im zweiten Teil fortgesetzt. Das ist etwas ermüdend.
Anders als Hubert Haensel im Roman der Vorwoche kitzelt Christian Montillon etwas mehr aus dem Gefühlsleben seines Haupthandlungsträgers heraus. Allerdings sind die Überlegungen, die der Autor seinen Protagonisten anstellen lässt, für meinen Geschmack noch etwas zu einfach gehalten. Insbesondere Überlegungen zu einer Kultur, die ihre Gesichter hinter Masken verbergen, fehlten mir in diesem Heft. Sicher, es gibt die eine oder andere Überlegung von Alaska zu den Masken und insbesondere sein Unbehagen, nicht in der Mimik seiner Gegenüber lesen zu können. Auch lässt der Autor ihn Vergleiche anstellen, wie er selbst auf die Terraner in seiner Umgebung mit seiner Maske gewirkt haben muss. Insbesondere diese Überlegungen Saedelaeres hätte der Autor noch vertiefen müssen. Aber vielleicht kommt das noch im zweiten Teil nächste Woche.

Was mir sonst noch aufgefallen ist:
„Großartige Stille dämpfte jedes Geräusch auf ein Minimum“. (Seite 39)

 


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