Ansichten zu PR 2608

Konflikt der Androiden – von Hubert Haensel – Handlung:
Die LEUCHTKRAFT, unter dem Kommando von Alaska Saedelaere stehend, erreicht die Galaxiengruppe, in der sich das Reich der Harmonie befinden soll. Nach dem Empfinden des Maskenträgers sind seit seinem Betreten der Kosmokratenwalze am 10. April 1463 nicht mehr als 10 bis 12 Monate vergangen. Da die LEUCHTKRAFT in einem eigenen Bezugssystem operiert, ist es dem Terraner unmöglich zu sagen, welches Datum aktuell geschrieben wird. Die Stimmung unter der Besatzung von Zwergandroiden ist von Misstrauen geprägt. Dem Zwergandroiden Fallun Vierauf ist die Entwicklung von Eroin Blitzer und dessen Verhältnis zu Alaska nicht verborgen geblieben. Er versteht die Loyalität nicht, die der Commo´Dyr dem Temporärkommandanten gegenüber zeigt.
Vorerst jedoch konzentriert sich die Besatzung auf die Auswertung sehr ungewöhnlicher Ortungsdaten. Das Schiff hat, wie Alaska erfährt, die Zielkoordinaten noch nicht ganz erreicht. Die Reise musste wegen nicht näher definierter Schwierigkeiten unterbrochen werden. In einem Seitenarm der nächstgelegenen Spiralgalaxie entdecken die Instrumente der LEUCHTKRAFT Sonnensysteme, deren Planeten nur noch ausgebrannte tote Schlackehaufen sind. Genauso beunruhigend ist eine von den Ortern entdeckte Anomalie, eine instabile Blase aus undefinierter Raumzeit, die sich zwischen zwei Schwarzen Löchern befindet. Da auch am letzten Aufenthaltsort der LEUCHTKRAFT ein Schwarzes Loch eine Rolle spielte, besteht Saedelaere gegen den Widerstand des Bordgehirns DAN auf eine Untersuchung der Anomalie.
An einem anderen Ort ist die Zivilisation der Firibirim von umwälzenden Veränderungen betroffen. Aufgrund verschiedener Vorkommnisse befürchtet das Wissenssammler-Firibirim Mel-anta-Sel, dass die Firibirim aussterben könnten. Die Firibirim-Zivilisation gliedert sich nach Kasten, deren Mitglieder sich durch die Farbe ihres Fells unterscheiden. Die violetten Firibirim sorgen für den Nachwuchs. Die jungen Firibirim werden mit weißem Fell geboren und erst mit dem Eintritt ins Erwachsenenalter färbt sich das Fell und bestimmt die Aufgabe, der das Firibirim nachgehen wird. Das Firibirim Mel-anta-Sel beobachtet, dass immer mehr rote Befehlshaber-Firibirim die Würfe verlassen. Gleichzeitig geht die Anzahl der violetten Firibirim zurück. Auch an sich selbst beobachtet Mel-anta-Sel eine Veränderung. In seinem schwarzen Fell entdeckt es immer mehr rote Haare, die es sich anfangs täglich ausrupft.
Mel-anta-Sel vermutet, dass der Einfluss auf den Stock von außen kommt. Die Lebensenergie des Alles scheint vergiftet. Das Firibirim vermutet, dass der Stock Feinde hat. Mit den Teleskopen blickt es in das Alles hinaus. Es erkennt seltsame Objekte, die die Struktur des Alles zu zerstören scheinen. Das Wissenssammler-Firibirim bittet den Stockwächter um ein Blasenschiff, um das Alles zu erforschen. Da der Stockwächter Mel-anta-Sel das Raumschiff verweigert, stiehlt das Firibirim ein Schiff zusammen mit dem Künstler-Firibirim Dom-helo-Rom und verlässt den Stock.
Alaska Saedelaere und Eroin Blitzer dringen mit der ROTOR-G in die Anomalie ein. Es kommt zu Maschinenausfällen im hinteren Bereich der Walze. Schnell finden sie heraus, dass in einem Umkreis des Maskenträgers von etwa 120 m die Librationszone der Anomalie durch das Cappinfragment gebrochen wird. Die zentrale Steuerung wird in die Mitte der ROTOR-G verschoben, damit der Einfluss, den das Cappinfragment auf die Umgebung nimmt, das Schiff schützt. Die Orter der ROTOR-G entdecken nach einiger Zeit ein nur etwa eineinhalb Meter langes walnussförmiges Raumschiff mit 2 Biowerten an Bord. Die ROTOR-G schleust das Schiff ein.
Die beiden Firibirim an Bord ihres Raumschiffs haben ein gigantisches Walzenschiff entdeckt. Von dem fremden Schiff geht ein unbekannter Einfluss aus, den die Firibirim als sehr angenehm empfinden. Sie haben daher keine Angst, als das fremde Walzenschiff einen Hangar öffnet und das Blasenschiff aufnimmt. Zum ersten Mal sehen die Firibirim fremde Wesen. Eines davon ist die Quelle der herrlichen Kitzelstrahlung.
Der Versuch von Alaska und Eroin mit den beiden orange- und schwarzfarbigen Fellkugeln zu kommunizieren scheitert an der vorerst nicht zu entschlüsselnden Sprache. Plötzlich geben die Orter Alarm. In der Zentrale angekommen zeigt sich ein etwa 100 Meter langes Raumschiff, das an einem Baumstamm erinnert. Als sich die ROTOR-G dem fremdem Schiff bis auf weniger als einen Kilometer genähert hat, kommt es zu einem Funkkontakt. In der Holosphäre erkennt Alaska mehrere humanoide Wesen in militärischen Uniformen. Allen gemeinsam war ein Merkmal – sie alle trugen Masken.

Rezension:
Bereits im Stardust-Zyklus wurde die Grundlage für diese 3. Handlungsebene des Neuroversum-Zyklus gelegt. Fast alle Romane der Handlung um den Maskenträger wurden dabei von Marc A. Herren beigesteuert. Nur das erste Heft (Nr. 2538) stammte von Uwe Anton, der ein Romanfragment von Robert Feldhoff fortschrieb.
Die Geschichten um den Maskenträger zählen meiner Meinung nach zu den besseren Romanen des vergangenen Zyklus. Das hat verschiedene Gründe. Es wurde eine völlig neue Erzählebene eingeführt. Das neue Unbekannte reizt natürlich am stärksten. Die Figur war allein unterwegs. Diese Konzentration auf einen Haupthandlungsträger unterschied sich wohltuend von den anderen Handlungsebenen, die unter einer Vielzahl an auswechselbaren Charakteren litten. Und natürlich trug auch der Schreibstil Marc A Herrens und seine Interpretation Saedelaeres viel zum Gelingen dieser Romane bei. Nun werden also auch andere Autoren des Teams die Geschehnisse um und mit Alaska Saedelaere fortschreiben. Keine leichte Aufgabe. Die Figur des Maskenträgers ist sensibel. Wenn mehrere Autoren den kosmischen Menschen „verwenden“ könnte die Figur darunter leiden.
Den Anfang macht Hubert Haensel. Im Auftakt dieser zunächst wohl 4 Hefte langen Ebene beschäftigt sich der Autor mit einem Konflikt unter der Androidenbesatzung der LEUCHTKRAFT. Ich hatte schon zu früheren Schilderungen dieser sich anbahnenden Streitigkeiten geschrieben, dass sie eigentlich überflüssig sind. Die Figur des Alaska Saedelaere birgt alleine genug Konfliktpotential, da braucht es nicht auch noch solcher Nebenkriegsschauplätze. Natürlich könnte dieser Konflikt den Autoren dazu dienen, dass Alaska über kurz oder lang die LEUCHTKRAFT verliert. Ein so mächtiges Schiff könnte beim Zusammenführen der drei Handlungsebenen zu einem Spannungskiller werden. Um das zu verhindern, schreiben die Autoren das Schiff rechtzeitig aus der Handlung. Andererseits zeigt die Kosmokratenwalze nicht erst in diesem Roman nicht ganz schlüssig beschriebene Probleme, die dafür sprechen könnten, dass das Schiff in der Handlung verbleibt.
Für ein Schiff, das seine eigene Zeit und seinen eigenen Raum mitbringt, ist die LEUCHTKRAFT doch erstaunlich häufig sonderbaren Einflüssen von außen ausgesetzt. Wenn also die LEUCHTKRAFT nicht im Vollbesitz ihrer technischen Möglichkeiten operiert, dann könnte sie auch nicht zum Spannungskiller werden. Allerdings sollte diese derzeitig zumindest zweifelhafte Darstellung der Kosmokratentechnologie zu passender Zeit plausibel aufgelöst werden. Dies ist ein Manko der Serie. Die Geister, die die Autoren riefen, werden sie nicht mehr los. Zumindest nicht, ohne einen Knoten in die Handlung zu schreiben. Siehe dazu auch die wenig gelungene Darstellung der Silberkugeln im Stardust-Zyklus.
Zurück zu Hubert Haensel und seinem Roman. Der Autor schildert Alaska Saedelaere recht nüchtern. Oder anderes ausgedrückt, der Autor vermeidet es, in die Tiefe der Psyche seines Handlungsträgers einzudringen. Eines der vordergründigen Probleme, der Konflikt zwischen den Zwergandroiden wird zwar nicht gelöst aber mit einem Kniff zumindest vorerst entschärft. Die andere Aufgabe, die sich der Besatzung stellt, geht der Autor pragmatisch an. Auch hier ist der „kosmische“ Mensch Saedelaere wenig gefordert. Die Perspektive der Anomalie und die Vorgänge darin aus Sicht der Firibirim lockern den Roman auf. Während die beiden anderen Handlungsebenen mit viel Getöns eröffnet wurden, bleibt dieser Start etwas ruhiger. Andererseits liegt die eigentliche Eröffnung der Reich der Harmonie-Ebene auch schon einige Hefte zurück.
Positiv bleibt festzuhalten, wenngleich es ein bisschen fies ist, wenn ich das jetzt sage, dass die Figur des Alaska Saedelaere durch Hubert Haensels Darstellung nicht gelitten hat. Der Autor hat dazu allerdings eine weitergehende Auseinandersetzung mit diesem Charakter schlicht vermieden. Mal sehen, wie Christian Montillon die Aufgabe bewältigt, der die Abenteuer des Maskenträgers nächste Woche fortsetzt.


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