Ansichten zu PR 2605

Die Planetenbrücke – von Verena Themsen – Handlung:
Reginald Bull hat die BOMBAY, einen Explorer der NEPTUN-Klasse, entsendet, um die nähere Umgebung des Solsystems erkunden zu lassen. Der Explorer fliegt die am nächsten gelegene Sonne in dem fremden Raum an. Das System, ca. 17 Lichtjahre entfernt und auf den vorläufigen Namen Next Stop getauft, wird im Kriechtempo angeflogen. Grund sind die sich ständig verändernden Bedingungen. Unterwegs gerät die BOMBAY in einen Raumsektor mit Gravoverwerfungen und Schwankungen der Vakuumenergie und des hyperenergetischen Hintergrundniveaus. Als sich die Spitzen dieser Schwankungswellen überkreuzen, wird die BOMBAY beschädigt. Während der Reparaturen sollen 4 Spezialschiffe, die SKARABÄEN, den Raum erkunden und Messungen an den Irrlichtern vornehmen, wie das Phänomen von den Wissenschaftlern getauft wird. Jenke Schousboe, die stellvertretende Kommandantin der BOMBAY übernimmt die Führung der Mission. Trotz der Low-Level-Technologie der SKARABÄEN wird eines der Schiffe beim Erkunden eines Irrlichts zerstört. Den anderen gelingt die Rückkehr zum Explorer.
Die BOMBAY setzt ihren Flug fort. Das Zielsystem entpuppt sich als eine weiße Sonne der F-Klasse mit elf Planeten. Zunächst gibt es kein Zeichen einer hoch entwickelten Technologie. Dann jedoch entdecken die Terraner einen weiteren Bestandteil des Systems. Zwei Planeten auf gleicher Umlaufbahn, jeweils perfekte Kugeln von 11.211 Kilometern Durchmesser. Der eine Planet mit einer von Menschen atembaren Sauerstoff-Stickstoff-Atmosphäre, der andere mit einer Giftgasatmosphäre. Die beiden Planeten werden an den Rotationspolen von einem Tubus mit ca. 1000 Kilometer Durchmesser und mit genau dem Zwanzigfachen ihres Durchmessers auf Abstand gehalten. Diese gigantische Hantel umkreiste die Sonne und auch der Tubus besaß eine atembare Atmosphäre.
Beim Versuch, sich dem Tubus zu nähern, fallen mehr und mehr Geräte an Bord der BOMBAY aus. Zuerst versagt die höherdimensionale Technik, zum Schluss auch die einfache Technik. Der Explorer muss vorerst auf Distanz bleiben. Die Annährung hat aber eine Ringstadt auf dem Tubus erkennen lassen, die von fortschrittlicher Technologie sein muss. Mit einem SKARABÄUS, der VAHANA will Jenke Schousboe den Sauerstoffplaneten erkunden. Dort erhofft man sich geringere Auswirkungen der Störstrahlung. Zudem wurde auf dem Planeten eine primitive Zivilisation festgestellt. Möglicherweise kann auf dem Landweg der Tubus erreicht werden. An der Mission nimmt auch Zachary Cranstoun teil. Der Kulturdiagnostiker hat noch einen Zwillingsbruder. Aiden Cranstoun bleibt an Bord der BOMBAY. Die Zwillinge haben telepathische Fähigkeiten. Allerdings können die Brüder nur sich selbst ihre Gefühle mitteilen. Beim Anflug versagt auch die Technik der VAHANA. Das Schiff wassert vor dem Nordkontinent des Planeten.
Auf dem Planeten mit der Sauerstoff-Stickstoff-Atmosphäre ist unterdessen der Favadarei Shimco Patoshin dabei, seine neueste Erfindung, die GHRUSSEV, ein Schiff, zum sicheren Befahren der Meere, zu testen und seinem Volk vorzustellen. Leider hat der Erfinder Pech. Seine von Dampf angetriebene Erfindung erleidet Schiffbruch. Wie es der Brauch der Favadarei vorsieht, sollen die Überreste seines Experiments zu Grabe getragen werden. Die Favadarei beobachten dabei die Notlandung des terranischen Schiffs auf Faland, wie die Einheimischen ihren Planeten nennen. Aus den Überresten der GHRUSSEV wird flugs ein Floss gebaut und die Favadarei um Shimco Patoshin nehmen Kontakt zu den Fremden auf.
Die Terraner erfahren, dass es schon immer ein Ziel der Favadarei sei, die andere Welt, die als der Hohe Horizont bezeichnet wird, zu erreichen. Doch alle Versuche, zur Planetenbrücke Shathrona zu gelangen, scheiterten. Auf dem Nordkontinent lauern zahlreiche Gefahren.
Mit Hilfe der Favadarei wird der SKARABÄUS umgebaut. Unter anderem werden dampfbetriebene Maschinen an der Hülle angebracht. Eine gemeinsame Expedition bricht zum Norden Falands auf. Nach und nach versagt selbst die einfachste Technik. Zum Schluss versuchen die Expeditionsteilnehmer sich dem Ziel mit Schlitten zu nähern. Als man schon in Sichtweite der Planetenbrücke ist, wird Zachary Cranstoun Opfer eines Fentoperaden. Sein Zwillingsbruder auf der BOMBAY erleidet einen Schock.
Die Expedition wird abgebrochen. Nach Brauch der Einheimischen wird das Gehirn dem Toten entnommen und nach Amgheuc, der Stadt der Toten, gebracht. Dort wird es dem „Kontinuierlichen Sediment“ zugeführt. Die Gehirne werden von den Gheucen, langen, primitiven wurmartigen Wesen, aufgenommen, bevor der Verwesungsprozess einsetzen kann. Plötzlich hat Aiden Cranstoun Kontakt zu einem neuronalem Netzwerk, das sich aus den Gehirnen der Verstorbenen gebildet hat. Auch Zachary ist Bestandteil dieses Netzwerks geworden. Aus dem Netzwerk bezieht Aiden Informationen zum Bau eines Schutzmechanismus, mit dem sich die Störstrahlung des Nordkontinents neutralisieren lässt. Das FATROCHUN wird gebaut. Es handelt sich um ein Gespinst aus Drähten und Hyperkristallen, das um die VAHANA gelegt wird und eine Art hyperphysikalischen Faraday’schen Käfig bildet.
Die Expedition der Terraner und Favadarei bricht erneut auf.

Rezension:
Verena Themsens Erstling in der Serie kann mit einem exotischen Schauplatz aufwarten. Den Einstieg beginnt sie jedoch mit bodenständiger SF. Ein Einsatz von Kleinraumschiffen, eine Notlage im Weltall, eine Rettungsmission. Das ganze untermalt mit einigen etwas verqueren Charakteren. Dazu die Schilderung einer fremden Zivilisation.
Damit hatte der Roman alles, was das triviale Leserherz begehrt. Dennoch hätte ich mir vom 1. Beitrag der Autorin zur Hauptserie etwas mehr Mut erhofft. Die Geschichte folgt zu sehr einem klassischen Aufbau. Die Figuren werden ins Unbekannte geschickt. Auf dem Weg zu einem vorläufigen Ziel werden ihnen Steine in den Weg gelegt. Anfangs kleine Steine, damit die Helden nicht sofort scheitern, später größere Steine, damit es nicht zu schnell voran geht, denn schließlich soll die Geschichte nächste Woche fortgesetzt werden. Dazu etwas absonderliche Figuren, natürlich nicht zu bizarr, damit auch konservative Leser nicht abgeschreckt werden. Alles in allem war mir das etwas zu brav. Verena Themsen wollte es wohl jedem Leser recht machen.
In der ersten Romanhälfte waren nach meinem Geschmack zu viele Elemente enthalten. Unter anderem brachte die Autorin auch sehr viele Nebenhandlungsträger in ihre Geschichte ein. Und jede dieser Personen wollte charakterisiert werden, sei es auch nur durch 1 Satz. Statt sich auf wenige, wiederkehrende Figuren zu konzentrieren und diese Protagonisten nach und nach zu zeichnen und zu entwickeln, verliert sich die Autorin z.T. in ihrer eigenen Vielfalt. Das machte den Roman anfangs auch etwas zäh zu lesen.
In der zweiten Romanhälfte wurde das spürbar/lesbar besser. Die Zahl der Protagonisten war begrenzt, die Kultur der Favadarei wirklich sehr liebenswert beschrieben und die Geschichte entwickelte sich geradlinig. Ich bin schon sehr gespannt auf die Fortsetzung.
Fazit: Insgesamt ein gelungener Einstand der neuen Teamautorin.


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