In den Katakomben von Rugyra – Wim Vandemaan
Wyco, die Sonne im Heimatsystem der Wyconder, ist zu einer tödlichen Gefahr geworden. Ausgelöst durch die Ereignisse beim Sternwürfel sendet der Stern eine tödliche Strahlung, die bei den Planetenbewohnern einen explosiven Zellzerfall auslöst. Einige fliehen in Raumschiffen, von denen es zu wenige gibt, um die Milliarden zu retten. So auch Parysam, der mit anderen seiner Sippe zum Nest Angorph aufbricht, einer unwirtlichen Dunkelwelt im Leerraum, etwa 39.500 Lichtjahre entfernt. Er nimmt die Regenuhr mit, ein Artefakt, von dem niemand mehr weiß, wie es in den Besitz der Wyconder geraten ist. Das Artefakt bewahrt seine Geheimnisse. Ihr Schiff, die DONN-DOE, wird zum Totenschiff. Keiner der Wyconder an Bord erreicht das Ziel lebend. Die Regenuhr bittet überraschend das Schiffsgehirn der DONN-DOE, sie nach Hause zu bringen. Millionen Lichtjahre entfernt. Das Schiffsgehirn erfüllt diesen Wunsch.
Derweil kämpft Meg Ontares in den Kuppelstädten auf Rugyra gegen die Krankheit. Ein Mittel, das den Körper schützt, wurde entwickelt. Die Wirkung hält nur sechs Stunden an und die Injektion muss dann wiederholt werden. Doch es gibt zu wenige Produktionsstätten, um das Serum in Massen zu produzieren. Immer häufiger stößt die Ärztin nur noch auf Tote. Zusätzlich kämpft sie gegen die Umstände, denn die Wyconder leben ohne Gesetze und Regeln. Dazu kommt, dass die vielen Toten einen Mangel an Rinathan verursachen. Die Wyconder erleben starke emotionale Schwankungen. Ontares hat einen Geistesblitz. Sie vermutet, dass die Ordensleute in den Katakomben nicht erkranken. Im Untergrund wären alle geschützt. Sie führt eine große Gruppe zu einem Ordenstempel und hofft, dass sich ihnen weitere anschließen. Die Ordensfrau Kelvygor, eine Vertreterin der Prälatin Kapetur, stellt sich ihnen entgegen. Der Orden versucht die Menge aufzuhalten, doch es strömen immer mehr Wyconder nach. Schließlich gibt der Orden seinen Widerstand auf und lässt die Verzweifelten in die Katakomben.
Sichu Dorksteiger und Terrybor, die Oberste Architektin, sind ebenfalls in den Katakomben von Rugyra. Die Ator hat ebenfalls erkannt, dass sie hier unten vor der Strahlung sicher sind. Sie kämpft ebenfalls darum, dass die Bevölkerung hier Schutz suchen darf. Es gelingt ihr schließlich Prälatin Kapetur zu überzeugen. Die Bevölkerung darf in die Katakomben, Terrybor darf eine Flotte zum Sternwürfel anführen. Bevor Sichu aufbricht, erlebt sie noch den Mord an Kapetur. Die neue Prälatin Kelvygor verabschiedet Sichu und Meg. Sie sollen nicht zurückkommen.
Am Sternwürfel nähert sich der PHOENIX System 5-5-5. Perry Rhodan ist mit der Schattenhand an Bord zurückgekehrt, ebenso Reginald Bull. Anzu Gotjian sorgt mit der Sextadim-Kapsel für Ablenkung. Doch Shrell kommt als Verfolgerin dem PHOENIX immer näher. Die Flotte der Wyconder unter dem Kommando von Terrybor erscheint und lenkt Shrell ab. Sichu Dorksteiger und Meg Ontares wechseln in den PHOENIX. In dem Tumult nach Auftauchen der Flotte, ist es wohl auch Foersh gelungen, in einen Korridor zu 5-5-5 einzufliegen. Plötzlich entwickelt das Wyconder-Aggregat an Bord des PHOENIX ein unheilvolles Eigenleben. Es entsteht ein gigantisches, sternwürfelweites Entmaterialisierungsfeld. Shrell hat den Antrieb manipuliert, um die Zwangsentstofflichung in Gang zu setzen. LEUN steht kurz davor, wieder zu entstehen!
Rezension
Im Mittelpunkt der Handlung von Wim Vandemaans Roman steht der Planet Rugyra, aktuelle Heimat der Wyconder, die durch eine tödliche Strahlung bedroht werden. Die Handlung teilt sich zwischen Meg Ontares und Sichu Dorksteiger auf. Die beiden Frauen erkennen unabhängig voneinander, dass eine Rettung nur in den geheimnisvollen Katakomben unter der Oberfläche möglich ist. Dieser Zufluchtsort wird jedoch vom Heiligen Orden der Datenkunde bewacht. Der Orden versucht, die in den Katakomben verwahrten Informationen zum Ursprung der Wyconder und deren Technologie vor der Bevölkerung zu verbergen. Obwohl die Bezeichnung „Datenkunde“ eher einen informationstechnischen Charakter hat, zeigen die Mitglieder des Ordens einen religiösen Wahn bei der Wahrung der Geheimnisse.
Dem setzt sich Sichu Dorksteiger mit einer wissenschaftlichen Begründung entgegen. Sie forscht in uralten Dokumenten zu den Ursprüngen der wycondrischen Technologie und stößt auf Hinweise, dass sie Überreste einer uralten, kosmischen Technologie sind. Es sind Überbleibsel eines Sternenschwarms. Diese Informationen waren schon bekannt. Aufgrund der Aufsplittung der Figuren auf mehrere Handlungsorte habe ich als Leser allerdings den Überblick verloren, wer von den Galaktikern, die in die Agolei gereist sind, wann und auch welche Erkenntnis gewonnen hat. Die Chronologie der historischen Ereignisse bringe ich ebenfalls nicht zusammen. Seis drum, Wim Vandemaan verbindet in seiner Geschichte einmal mehr den kosmischen Hintergrund mit einer Charakterentwicklung seiner Figuren. Während Sichu wissenschaftlich und auch philosophisch den Orden zu überzeugen versucht, fasst sich die Ärztin Meg Ontares ein Herz und kann als zweite Sperrspitze den Orden überrumpeln. Dabei kann sie insbesondere mit menschlicher Ethik die Wyconder überzeugen. Neben Sichus wissenschaftlichen Exkursen lässt der Autor die Gefährtin Rhodans auch ein wenig über ihren hybriden Zustand philosophieren. Sichus Gedanken über sich sind eindeutig tiefergehender als Rhodans Gedanken, der vergleichsweise banal anmerkt, dass er die Goldmuster auf ihrer Haut nicht so golden in Erinnerung hat. Der Autor gibt Sichu deutlich mehr Emotionalität und Tiefe als dem Titelhelden. Für den reicht es gerade mal wieder zu seiner bekannten Moralität, wenn er das Gespräch mit Shrell sucht.
Wim Vandemaan schreibt in einer dichten, fast schon poetischen Sprache. In gewisser Weise stellen die Katakomben das Unterbewusste der wycondrischen Zivilisation dar und fungieren nun als Zufluchtsort. Das Vor-, Zwischen- und Nachspiel über die Regenuhr ist beinahe schon eine meditative Expedition in das Fremde. Die Erzählung ist atmosphärisch dicht und philosophische Überlegungen wechseln sich mit Fragen nach Identität, Glaube und Ethik ab. Der Roman zeigt die Nuancen in der Figurendarstellung, die ich im Roman der Vorwoche vermisst habe. Sehr empfehlenswert!