Ansichten zu Perry Rhodan Kartanin 05

Die Kralle von Ingastaar – Lucinda Flynn

Die JENNIFER THYRON erreicht Ingastaar, die Zentralwelt der Kartanin und das Zentrum des Reichs der Ruhe. Unbemerkt landet das Schiff außerhalb der Hauptstadt Tragustaan. Perry Rhodan macht sich in Begleitung von Stayn, Miro Teik und Dao-Lin-H’ay auf dem Weg in die Stadt, um die dortigen Verhältnisse zu erkunden. Die Kartanin erinnert sich, wie sie Jahrhunderte zuvor aus Hangay kommend, den Planeten besiedelten und den Bedürfnissen der Kartanin anpassten. Auch an die Kontakte zu anderen Zivilisationen in Ursa Minor. Eine davon ist das Eruptiv von Lashan. Als Tragustaan immer weiter wächst und eine Universität gegründet wird, macht das Eruptiv den Kartanin ein Geschenk. Den Setzling eines Baumes, den die Lashani als Weltbaum bezeichnen. Dao-Lin-H’ay pflanzt den Baum auf einen Platz vor der Universität. Jahre später ist der weiße Baum mit seiner tiefroten Krone dank guter Pflege weithin sichtbar. Das Reich der Ruhe entwickelt sich. Es herrscht Frieden. Dennoch gibt es Kartanin, sie sich von der übrigen Bevölkerung abschotten. Ihr Stadtteil, zu dem auch die Universität gehört, wird von Mauern umgeben. Die Anführerin der Kralle, wie das Gebiet genannt wird, ist Sumolan. Dao-Lin-H’ay findet keinen Draht zu ihr, toleriert aber Sumolans Bestrebungen.

Nun kehrt die Unsterbliche in Begleitung von Perry Rhodan nach Tragustaan zurück. Schnell wird klar, dass das öffentliche Leben zum Erliegen gekommen ist. Überall entdecken sie Zerstörungen. Bewaffnete Kartanin bekämpfen sich in den Straßen. Es ist nicht erkennbar, wer von den Vantani übernommen wurde. Die Kralle ist von einem Schutzschirm umgeben. Dao-Lin-H’ay verlangt Einlass und sie und ihre Begleiter werden nach einer unangenehmen Überprüfung auch eingelassen und treffen auf Sumolan. Die Kartanin in den Forschungslaboren haben Verfahren entwickelt, mit deren Hilfe Übernommene identifiziert werden können. Nicht zu 100%, aber darauf lässt sich aufbauen. An einer Heilung hingegen ist noch nicht zu denken. Übernommene Wesen sterben, wenn der Vantani Suizid begeht.

Vor einer Übernahme durch einen Vantani steht auch Kantiran. Rhodans Sohn ist vor langer Zeit nach Tragustaan gekommen und hat den Kartanin um Dao-Lin-H’ay Unterstützung angeboten. Dao weiß allerdings nichts über die Hintergründe von Kantirans Erscheinen. Nun steht Rhodans Sohn vor der Übernahme. Er ist gefesselt und ein Vantani macht sich in seinem Körper breit. Mit seiner Fähigkeit der Instinkttelepathie versucht sich Kantiran gegen den Eindringling zu wehren. Tiere schalten seine Bewacher aus. Ein weiteres Tier wird von Kantiran angeleitet, den Vantani aus seinem Körper zu holen. Die schmerzhafte Prozedur bringt ihn beinahe um den Verstand.

In der Kralle werden die Verteidiger vor eine Herausforderung gestellt. Das Areal wird von immer mehr Infizierten belagert. Rhodan macht sich mit Stayn und Teik auf die Suche nach seinem Sohn. Bilder von Überwachungssonden haben seinen letzten Standort lokalisiert. Sie finden Kantiran, dem es gelungen ist, den Vantani aus seinem Körper zu entfernen. In der Kralle wird es ungemütlich. Der Schutzschirm bricht zusammen, zudem bekommt Rhodans Gruppe die Information, dass Infizierte das ganze Areal mit Sprengstoff zerstören werden. Die Zeit läuft den Kartanin davon. Die Forschungsergebnisse können aufgrund von Störungen nicht an andere Siedlungen übertragen werden. Rhodans Gruppe nimmt die Ergebnisse auf Speicherkristallen mit, während Sumolan ihren Rückzug deckt. Sie müssen dringend Labore finden, in denen sie die Forschungen fortsetzen können. Als eine Flotte der Monchai erscheint, ist das Ziel der JENNIFER THYRON das Eruptiv von Lashan.

Rezension

Mit Lucinda Flynn greift eine Autorin in die Miniserie ein, die bislang noch keinen Roman für das Perryversum geschrieben hat. Um es vorwegzunehmen: Das macht sie gut. Die typischen Begrifflichkeiten, die das Perry Rhodan-Universum prägen, werden von ihr so verwendet, als sei sie ein alter Hase in diesem Metier. Kleinere Ausrutscher kann ich verzeihen. Auf einen größeren Fauxpas gehe ich weiter unten noch ein.

Die Geschichte ist eine direkte Fortsetzung von Band 3 der Reihe. Ähnlich, wie in den Romanen zuvor, werden auch in dieser Geschichte Rückblicke in die Vergangenheit gemacht. Der Zeitpunkt wird eingefangen, als die Kartanin unter Dao-Lin-H’ay Ingastaar erreichen und damit beginnen, den Planeten zu besiedeln und eine Siedlung zu gründen, die später Tragustaan getauft wird. Diese Sichten in die Vergangenheit sind konfliktfrei. Selbst als Dao sich sehr viel später mit Sumolan auseinandersetzen muss, bleiben die Geschehnisse recht unspektakulär. Die Autorin setzt hier dennoch einige Akzente, z.B. als sie Dao-Lin-H’ay in der Natur des Planeten zeigt, wenn sie sich Herausforderungen stellt.

Die Geschichte ist insgesamt nicht besonders eindrucksvoll. Das Exposé, nach der die Autorin ihren Einstand schreibt, ist räumlich und figurenmäßig klar abgesteckt. Wenn ich oben schrieb, dass die Geschehnisse unspektakulär sind, dann trifft dies zum Teil auch auf die Figuren zu. Nicht alle Motive der Figuren und Gruppierungen werden so herausgearbeitet, dass ich davon beeindruckt werde.

Kantiran, immerhin eine Figur der Hauptserie mit einer schillernden Vergangenheit, taucht also auf und hilft den Kartanin ein wenig bei diversen Problemen. Er beseitigt bspw. Transportprobleme. Aha. Genau so habe ich mir die Rückkehr dieser Figur nicht vorgestellt. Das ist mir ein wenig zu anspruchslos. Natürlich wird es einen tiefer gehenden Grund geben, der zu seiner Anwesenheit im Reich der Ruhe führt. Der soll zu diesem Zeitpunkt nicht offenbart werden. Auch das ist klar. Aber etwas mehr Profil hätte man den Rückblicken, die von Dao-Lin-H’ay dazu angestellt werden, schon geben können. Mehr von diesem Profil bekommt die Figur, als es zu der Begegnung mit seinem Vater kommt. Hier wird nahtlos an Jahrhunderte in der Vergangenheit liegende Vater-Sohn-Konflikte angeknüpft. Leider hatten wir das schon dutzendfach. Siehe Michael Rhodan zuletzt in SOL. Immerhin, die Unbeholfenheit beider Figuren in der Begegnung, versetzt mit den Sticheleien von Stayn konnte mich überzeugen. Und am Ende setzt die Autorin dann für Vater und Sohn einen emotionalen Höhepunkt.

Daos „große Gegnerin“, Sumolan, die der Kralle vorsteht, wird nur wenig in ihrem Wesen und ihren Beweggründen geschildert. Welches sind ihre Charakterzüge? Aus welchem Milieu stammt sie? Was treibt diese Kartanin an? Wie wurde sie zu dem, was sie ist? Warum besitzt sie zahlreiche technische Implantate? Es ließen sich noch viele Fragen stellen. Im Roman scheint die „Charakterisierung“ dieser Figur einzig und alleine aus dem Konflikt mit Dao-Lin-H’ay zu bestehen. Die beiden treffen sich. Und es kommt zu der Abschottung in der Kralle, die Dao-Lin-H’ay nicht begrüßt, aber toleriert. Und dann treffen sie sich wieder im Kampf gegen die Vantani. Wenn am Romanende Sumolan den Rückzug von Perry Rhodan und Dao-Lin-H’ay deckt und dabei ihr Leben für ihre Ideale aufgibt, wie sie selbst sagt, wissen wir gar nicht genau, welche Ideale das sind, für die sie ihr Leben opfert. So betrachtet hatte die Figur schon vorher kein „Leben“ besessen. Ich hätte mir für die Figur mehr „Tiefe“ gewünscht. Am Ende verpasst die Autorin der Figur dann doch noch etwas mehr Profil. Es klingt die „Perfektionistin“ durch. Nicht alleine in Bezug auf die Forschungsergebnisse. Sondern auch in Bezug auf ihre Abgrenzung von den anderen ihres Volkes.

Stayn wird etwas näher beleuchtet. Und auch klarer. Die Figur sucht ihre Vorteile in der Auseinandersetzung ihrer Begleiter. Sie lernt und will letztlich Profit aus der Situation schlagen.

Eine Überlegung will ich noch zu Deflektoren anstellen. Siehe Eingang meiner Besprechung. Der Haluter verbirgt sich ebenfalls hinter einem Deflektorfeld. Nur dürften die Bewegungen in den engen Gängen, wie sie die Autorin schildert und die Geräusche, die der Gigant mit einem Gewicht von 2 Tonnen verursacht, sich mit der Unsichtbarkeit nicht kaschieren lassen! Also eine Verfolgung durch einen unsichtbaren Haluter hätte wirklich jedem auffallen müssen!

Eine weitere Überlegung muss ich zu den Raumschiffen anstellen. Die in der Geschichte nicht erwähnt werden, die die Kartanin aber unzweifelhaft haben. Es handelt sich bei allen Raumschiffen um Areale, die streng abgeschottet sind. Wenn einer Ausbreitung der Vantani Widerstand geleistet wird, dann sollte es an Bord von Raumschiffen dafür eigentlich die besten Voraussetzungen geben. Dieser Punkt wird nicht behandelt. Am Romanende erscheint eine Flotte der Monchai. Sie wird wohl auf keinen Widerstand treffen.

Die Autorin findet sich für ihren Einstand im Perryversum gut zurecht. Das Exposé besticht allerdings auch nicht mit aufsehenerregenden Inhalten. Die Geschichte konnte mich dennoch gut unterhalten.


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