Das Reich der Ruhe – Hermann Ritter
An Bord der JENNIFER THYRON sind Perry Rhodan, Dao-Lin-H’ay und Miro Teik auf dem Weg in das Reich der Ruhe. Die Zellaktivatorträgerin Stayn hat sich ihnen angeschlossen. Es ist der 18. Mai 2144 NGZ, als die Kartanin von den Ereignissen berichtet, die sich ab dem 05. Mai 2144 auf Ingastaar zutrugen, der Zentralwelt des Reichs der Ruhe. Dao-Lin-H’ay hatte nach einem langen Tag einen Spaziergang gemacht, als ihr zwei Monchai begegneten. Die beiden überrumpelten die Kartanin. Dao-Lin-H’ay wurde ein Tuch auf das Gesicht gedrückt. Die Unsterbliche ging davon aus, dass sie betäubt werden sollte. In Vertrauen auf ihren Zellaktivator tat sie so, als sei sie bewusstlos. Doch in dem Tuch verbarg sich etwas Fremdes. Ein schleimiges Wesen drang ihn sie ein. Als sie zu sich kam, war sie gefesselt. Mit dem Wesen, das ihn sie eingedrungen war, konnte sie keine echte Kommunikation führen. Es verstand sich als Vantani. Die Inhalte seiner Gedanken erschlossen sich Dao nicht. Die Begriffe Anholung und Anwacht fielen. Der ZA kämpfte gegen den Eindringling. Dao empfing noch Gedanken von Schmerz und Angst und darüber nicht zu versagen. Dann starb das Wesen in ihr und Dao konnte es ausspucken. Als die beiden Entführer zurückkehrten, hatte sich Dao von den Fesseln befreit. Sie überwältigte die Monchai. Doch beide starben.
Die Kartanin auf Ingastaar erkennen schnell, dass der Angriff auf Dao-Lin-H’ay kein isoliertes Ereignis ist. Immer mehr Kartanin verschwinden oder verhalten sich merkwürdig. Man erkennt, dass die Monchai nicht von sich aus so handeln. Verzweifelt versucht man mehr über die Hintergründe zu erfahren. Nur wenige Tage später wird klar, dass der Invasion kaum noch etwas entgegengesetzt werden kann. Schweren Herzens willigt Dao in den Plan ein, mit einem Schiff zu Perry Rhodan zu fliegen und um Hilfe zu bitten. Die Kartanin berichtet nun auch, vor welchen Herausforderungen ihr Volk in Hangay stand. Die Hyperimpedanzerhöhung führt zu einem Zerfall. Zwar gelang es, sich an die Bedingungen anzupassen, aber es bildeten sich viele kleine Reiche, die in starker Konkurrenz zueinander standen. Dann kam noch TRAITOR dazu. Als auch diese Gefahr überwunden war, sorgten die Hauri für Unruhe. Ein Gravitationsbeben, das ganz Hangay erschütterte, torpedierte die Rückkehr zu geordneten Verhältnissen. Dao-Lin-H’ays Versuche, das Reich der Kartanin zu kitten, blieben glücklos.
Auf der JENNIFER THYRON ist inzwischen der 19. Mai 2144, als man den Notruf des Monchaischiffes ROSTOR empfängt. Eine Monchai namens Marra Klimt berichtet, dass sie sich in der Zentrale verbarrikadiert hat. Die übrige Besatzung ist von etwas Fremden übernommen worden. Trotz der Gefahr gehen Rhodan und Stayn an Bord. Sie können einige noch lebende Monchai bergen, darunter auch Marra Klimt. Unter strengen Sicherheitsvorschriften werden sie in einem Isolationsbereich der JENNIFER THYRON untergebracht. Während Stayn das Wrack weiter durchsucht, beginnt Miro Teik mit der Untersuchung der Monchai. Er erkennt die Vantani, die sich wie eine Pflanze mit Ranken im inneren der Körper um die Organe schlingen. Eine Kommunikation ist nicht möglich. Die Monchai sterben und mit ihnen die Vantani. Nur Marra Klimt lebt noch.
Perry Rhodan erfährt nun auch den Rest von Daos Geschichte. Die Unsterbliche berichtet von einer Begegnung mit Carfesch im Jahre 1551 NGZ. Der Sorgore bezeichnet Hangay als einen unruhigen Hafen für das Volk der Kartanin. Dao müsse zumindest einen Teil der Kartanin woanders hin führen. Er würde für den Transport sorgen. Die Unsterbliche willigt nach einer Bedenkzeit von drei Jahren ein. Ein viertel Jahrhundert später hat Dao mit Getreuen viele Ausreisewillige zusammengetrommelt. Carfesch baut einen Sonnentransmitter und die kleine Flotte gelangt nach Ursa Minor. Dort wird das Reich der Ruhe gegründet.
Im Isolationsbereich der JENNIFER THYRON begibt sich Perry Rhodan in Gefahr. Um den Vantani der sterbenden Marra Klimt einen Ausweg zu eröffnen, lässt er es zu, dass das Wesen in ihn eindringt. Die Monchai stirbt dennoch. Rhodan erkennt, dass der Vantani Gefühle hat. Sie bleiben ihm fremd. Das Wesen stirbt, weil auch sein ZA dagegen vorgeht. Stayn hat im Wrack jedoch noch etwas entdeckt. Ein grüner Zellklumpen deutet darauf hin, dass die Vantani von einer höheren Instanz gesteuert werden. Die JENNIFER THYRON nimmt Kurs auf Ingastaar.
Rezension
Hermann Ritter stellt zunächst den Haluter Miro Teik in den Mittelpunkt. Mit der Perspektive des Haluters, der die Geschehnisse um sich herum beobachtet, steigt der Autor in seine Geschichte ein. Im weiteren Verlauf schreibt der Autor nicht nur eine Geschichte, er macht Geschichte selbst zum Inhalt seines Romans. Denn er lässt die Figur Teik als Chronist auftreten. Der uralte Haluter möchte der Nachwelt Geschichten zurücklassen.
Das Geschichten erzählen selbst, ist die Substanz von Hermann Ritters Geschichte. Und in der Gesellschaft von drei Unsterblichen bekommt seine Figur Miro Teik diese Erzählungen auch geliefert. Zunächst die Geschichte von den Anfängen der Invasion im Reich der Ruhe. Danach die Geschichte vom Werdegang der Kartanin in Hangay. Und schließlich ein Rückblick darauf, wie es zum Aufbau des Reichs der Ruhe überhaupt gekommen ist.
Der Autor unterbricht die Erzählung Dao-Lin-H’ays hier und da, um die Geschehnisse um die ROSTOR zu schildern, den Kampf gegen die invasive Spezies in den Körpern der Monchai und Rhodans Wagnis, der einem Vantani erlaubt, in ihn einzudringen.
Als Leser bekommen wir also sehr viel an Geschichten vorgetragen. Etwas „zu viel“ an Geschichte, wie ich finde. Grundsätzlich ist es Aufgabe der Geschichtenerzähler, ihre Zuhörerschaft, bzw. Leserschaft zu unterhalten und ihnen die Erlebnisse und Erfahrungen anderer zu vermitteln. Die Konflikte, mit denen sich Dao-Lin-H’ay hat auseinandersetzen müssen, sind nachhaltig. Aufgrund des knappen Raums, den der Heftroman einräumt, lassen sich nur wenige Episoden mit tiefergehenden Details unterbringen. Vieles bleibt oberflächlich. Der Auftritt Carfeschs hätte den Geschehnissen kosmisches Flair geben können. Tat es aber nicht. Der Autor legt seiner Figur Dao-Lin-H’ay diesen Satz in den Mund: „Ein Bote der Kosmokraten hätte sich einen würdigeren Rahmen aussuchen sollen.“
Genau das waren zuvor auch meine Gedanken, als ich den langatmigen Berichten zu Ereignissen, die sich vor Jahrhunderten zutrugen, folgen wollte. Und gelangweilt wurde. Der Rückblick auf die Geschichte der Kartanin in den vergangenen Jahrhunderten hätte Eventcharakter haben können. Erreichte das aber nicht.
Die Darstellung des Haluters hingegen gefiel mir sehr gut. Sicherlich untypisch für einen Haluter. Aber Miro Teik ist eben sehr alt. Und warum sollte nicht auch ein Haluter unter den Schwächen leiden, die auch andere Lebewesen im fortgeschrittenen Alter heimsuchen? Zudem blitzen in der Darstellung hin und wieder Gedanken auf, die zu den Geschichten, bzw. den Erzählungen dazu sehr gut passten. Wenn bspw. der Haluter mit seinen Gedanken abschweift. Wie es auch Geschichtenerzählern passiert. Siehe Roman. 😉
Spannend wurde der Roman erst, als Rhodan den Vantani in seinen Körper lässt. Die Geschichte, die vorher einige Längen hatte, gewann dadurch an Fahrt. Insgesamt aber gute Unterhaltung.