Flucht zur Erde – Michael Marcus Thurner
Auf Terra scheibt man das Jahr 2144 NGZ. Perry Rhodan beschäftigt sich mit dem SAN-Projekt, als er vom Haluter Miro Teik besucht wird. Der Sohn des legendären Fancan Teik ist inzwischen über 3000 Jahre alt und sucht ein letztes Mal eine Herausforderung. Perry Rhodan ahnt zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass er Miro Teik schon bald ein solches Abenteuer anbieten kann.
Nur kurze Zeit später wird der Unsterbliche von der Solaren Flotte kontaktiert. Ein Trimaran der Kartanin mit Dao-Lin-H’ay an Bord ist in das Solsystem eingeflogen. Das Schiff wird von einem anderen Schiff verfolgt und beschossen. Die Monchai, so der Wortlaut eines Funkspruchs von Dao-Lin-H’ay, stellen eine Bedrohung für das Reich der Kartanin und auch für die gesamte Milchstraße dar. Auf dem Trimaran LASAALA hat es inzwischen einen Sabotageakt gegeben. Die Kartanin Jar-Alim zerstörte alle Beiboote, die Hyperfunkanlage und die Waffen. Der Trimaran ist den Monchai nahezu hilflos ausgeliefert. Trotz allem kann Dao-Lin-H’ay eine Nachricht an Perry Rhodan senden. Schiffe der Solaren Flotte zerstören das Raumschiff der Monchai. Die LASAALA stürzt in der Region Spanien ab.
Perry Rhodan eilt zum Absturzort. Es ist gelungen, den Absturz im letzten Moment zu bremsen. Dennoch ist die LASAALA nur noch ein Wrack. Von den vielen hundert Besatzungsmitgliedern sind viele getötet worden oder schwer verletzt. Zu den Verletzten gehört auch Dao-Lin-H’ay. Sie berichtet Rhodan von einer Gefahr. Die Monchai sind von Symbionten befallen, den Vantani. Sie übernehmen Körper und Geist ihrer Wirtskörper und kontrollieren sie. Jeder Versuch der Kartanin, etwas über die Vantani herauszufinden, ist gescheitert. Die Befallenen begehen Suizid und der eingedrungene Vantani tritt als grünlicher Schleim aus dem Körper aus und zersetzt sich sofort.
Perry Rhodan ist alarmiert. Sollte es bei der Zerstörung des Monchai-Schiffes Überlebende gegeben haben, die auf Terra gelangen konnten, dann droht eine Epidemie. Der Unsterbliche schaltet Suyemi Taeb in die Untersuchungen ein. Die ehemalige TLD-Agentin ist in ihrem Handeln unkonventionell. Rhodan kann sich auf sie verlassen. Was er nicht weiß, Suyemi hat über eine neuronale Schnittstelle Zugriff auf ein Backup von Aurelia Bina, der ehemaligen TLD-Chefin. Die hat vor Jahren ihren Dienst quittiert und widmet sich neuen Aufgaben. Das Backup dient Suyemi als eine Art Extrasinn, mit dem sie kommunizieren kann.
Suyemi wird mit zwei Aufgaben konfrontiert. Sie soll die Kartanin Jar-Alim aufspüren, die womöglich den Absturz der LASAALA ebenfalls überlebt hat und sie soll nach überlebenden Monchai fanden. Währenddessen wehrt sich Perry Rhodan mit Händen und Füßen gegen die Aufforderung von Dao-Lin-H’ay, ihn zu ihrem Reich zu begleiten und sie dort gegen die Vantani zu unterstützen. Der Terraner ist überrascht. Die Kartanin ist nicht aus Hangay gekommen, sondern aus Ursa Minor. Dort hat sie sich vor Jahrhunderten mit anderen niedergelassen. Die Zellaktivatorträgerin trug selbst einen Vantani in sich. Der Symbiont teilte ihr lediglich den Namen seiner Art mit. Mehr hat Dao-Lin-H’ay nicht erfahren. Der Zellaktivator hat den Symbionten vernichtet. Aber andere im kleinen Reich der Kartanin sind befallen.
Suyemi Taeb kann Erfolge verbuchen. Sie tötet die Saboteurin Jar-Alim und kann auch überlebende Monchai eliminieren. Unklar ist jedoch, ob ein Befallener durchs Raster geschlüpft ist. Perry Rhodan wird von Dao-Lin-H’ay darüber informiert, dass sie in Ursa Minor einen Unterstützer hat. Sein Sohn Kantiran. Der wahrscheinlich befallen ist, aber nun kann Perry Rhodan seine Unterstützung für die Kartanin nicht länger verweigern.
Rezension
Wieder beginnt eine Miniserie mit den Worten, dass man in einer Zeit des Friedens lebt und es keine Konflikte gibt. Wenige Seiten weiter offenbart sich dann – wie immer – die Bedrohung. Sie fällt erstaunlich gering aus. Lediglich alle bewohnten Welten der Milchstraße sind bedroht. Da hatte ich Schlimmeres erwartet. 😉
Eine der Protagonistinnen in der Miniserie von Michael Marcus Thurner ist Dao-Lin-H’ay. Obwohl Zellaktivatorträgerin, ist diese Figur in der Hauptserie seit vielen Jahren auf Eis gelegt. Inwieweit die Darstellung, die Thurner dieser Figur angedeihen lässt, der früheren Darstellung entspricht, kann ich nicht sagen. Die Katze wird vom Österreicher als ziemlich kratzbürstig beschrieben. Suyemi Taeb hingegen ist mir noch in Erinnerung. Im Zyklus ab 3200 ist sie in den Romanen von Thurner dem Geheimnis um die Lichtträger auf der Spur. Der Autor verpasst seiner Figur ein Upgrade. Sie kann auf ein Backup der Posmi Aurelia Bina zugreifen und sich von ihr beraten lassen. Quasi ein künstlicher Extrasinn, wie ihn Atlan hat. Diese Zwiesprachen generieren damit eine weitere Figur im Roman. Mal sehen, ob der Autor in der Miniserie diesem Gedanken eine eigene Note verpassen kann. Zunächst fühlt es sich sehr extrasinn-mäßig an. Miro Teik wird wohl mit von der Partie sein. Ein altersgebeugter Haluter in einem letzten Einsatz. Und schließlich noch Kantiran. Von dem Friedensfahrer haben wir auch schon lange nichts mehr gehört und wie Perry Rhodan schnell im Kopf durchrechnet, müsste sein Sohn 831 Jahre alt sein. Selbst für den Abkömmling eines Zellaktivatorträgers wäre das eigentlich nicht möglich. Doch nun ist das Interesse des Serienhelden geweckt. Dass die Kartanin sich keine materielle Hilfe von der Liga erhofft, bzw. sie auch gar nicht anfordert, ist angesichts der Bedrohungslage nicht nachvollziehbar. Sie will nur Perry Rhodan als Berater. Damit scheint die Begründung gefunden, warum immer Perry Rhodan mit von der Partie sein muss. Verstehen tue ich es nicht.
Über den Auftakt lohnt es sich noch ein paar kritische Worte zu verlieren. Es wird das bekannte Muster abgespult. Die Heimatwelt der Menschen sieht sich einer Bedrohung ausgesetzt. Und stellt sich dumm, dümmer, am dümmsten an. Zunächst der Einflug in das vom Terranova-Schirm geschützte Solsystem. Das unbekannte Schiff der Monchai wird jedenfalls höflich durchgewunken. Anschließend darf es unbehelligt von den äußeren Planeten bis zur Erde auf den Trimaran feuern. Die Schiffe der Solaren Flotte halten sich vornehm zurück. Nur wenige Hundert Kilometer über der Erde wird endlich der Feuerbefehl erteilt. Oh je. Bei einem solchen Verhalten muss man sich schon wundern, warum die Erde überhaupt noch existiert.
Leider geht es mit den Ungereimtheiten weiter. Niemand bemerkt zunächst, dass auch das Monchai-Schiff auf die Erde stürzt. Und zwar in der Region Türkei. Als Grund nennt der Autor, dass NATHAN manche Regionen nicht überwacht. Agenten des TLD müssen quasi von Haustür zu Haustür gehen und fragen, ob da jemand zufällig einen Absturz mitbekommen hat. Die Schiffe der Solaren Flotte, die am Abschuss beteiligt waren, sind wohl anschließend in Feierlaune abgedreht und haben sich nicht mehr gekümmert. Die geschilderten Szenarien werden von einem an und für sich nachvollziehbaren Figurenhandeln überdeckt. Ausblenden kann ich das als Leser jedoch nicht. Auch nicht, dass Dao-Lin-H’ay sehr schweigsam ist. Die Figur will Hilfe und geht den Fragen von Rhodan aus dem Weg. Auch dieses Muster ist bekannt. Und es nervt.
Ein durchwachsener Auftakt zur diesjährigen Miniserie. Mein „ich bin gespannt, wie es weitergeht“ passt hier leider nicht. Ich werde dem zweiten Band aber eine Chance geben.