Ansichten zu Perry Rhodan Atlantis 2 – Heft 03

Der singende Berg – Roman Schleifer

Perry Rhodan hat Atlan und Sichu Dorksteiger auf Arkon III verlassen. Den beiden wird ein alter 60-Meter-Kugelraumer zur Verfügung gestellt. Weitaus schlechter ausgestattet als ihr Schiff zuvor. Die beiden müssen noch verdauen, was sie erfahren haben. Es ist keine andere Zeitlinie, in der sie existieren, sondern ein Paralleluniversum. Und es scheint Übergänge in das andere Universum zu geben, aus dem Perry, Sichu und die anderen stammen. Das verändert zumindest für Atlan einiges. Würde nur diese Zeitlinie gelöscht, wäre er in der anderen Zeitlinie ein Unsterblicher. So aber könnte er, wenn denn die anderen einen Rückweg finden, nicht mitgehen. Atlan und Sichu untersuchen weiter die Interferenzen. Ihr Ziel ist Ferrol. Dort befindet sich eine weitere Interferenz. Als Arkonide hat es Atlan schwer, in das System einfliegen zu dürfen. Beide benutzen die Brechstange und können Ferrol erreichen und den roten Palast betreten. Darunter soll sich die Interferenz befinden. Atlan hat viele Geschichten zum Galaktischen Rätsel gehört und ist entsprechend angespannt. Gibt es für ihn hier vielleicht die Chance auf Unsterblichkeit?

Sichu Dorksteiger ist davon nicht überzeugt. ES ist in der Tangente von Seth-Apophis assimiliert worden. Das Rätsel wurde nie aktiviert und dürfte nicht funktionieren. Die beiden gelangen tief unter dem Palast in Kavernen, die von Visionen des anderen Universums geflutet sind. In der Zeitgruft angekommen, bewahrheitet sich Dorksteigers Einschätzung. Die Gegenstände aus ihrem Universum sind hier immateriell. Sichu scannt die Interferenz, als beide plötzlich von Kol Mani gestellt werden. Sie werden jedoch nicht festgenommen, sondern des Planeten verwiesen. Sichu kann nun Atlan die Ergebnisse ihrer Scans mitteilen. Die Membran zum anderen Universum ist nicht nur offen, es strömen bereits Teilchen in dieses Universum. Sichu befürchtet, dass die Tangente überschrieben wird. Alles Leben hier wird ausgelöscht.

Auf der Erde schleppt unterdessen Koomal Dom den jungen Tyler in die Wüste Gobi. Der Junge soll ihm berichten, was er dort sieht. Unbemerkt kann Tyler Dante kontakten, der bei Rowena, Caysey und Perry Rhodan ist. Die drei machen sich auf, um Tyler zu befreien. In der immateriellen Stadt Terrania betritt Tyler das Stardust Memorial. Über ein Dokument, das eine kritische Betrachtung Perry Rhodans beinhaltet, bekommt Tyler eine andere Sicht auf seinen „Vater.“ Perry Rhodan und die anderen erscheinen, werden aber vom Ritter der Tiefe ausgetrickst. Der nimmt Tyler mit an Bord seines Schiffes. Dort entdeckt Tyler, dass er aus dem Stardust Memorial einen Gegenstand aus dem anderen Universum mitgenommen hat. Rhodans Rangabzeichen, das jener in den Sand der Wüste Gobi geworfen hatte.

Jahre zuvor in der Tangente. Sichu Dorksteiger sucht in den Daten nach Hinweisen auf Rico. Ihre Hackertätigkeiten bleiben nicht unbemerkt. Sie wird aber nicht bestraft, sondern als Datenkontrolleurin eingestellt. Nun kann sie effektiver forschen. Tatsächlich entdeckt sie Spuren von Rico und sie, Perry und Atlan brechen auf, diesen Spuren zu folgen. Die Spur führt zum Gigantplaneten Herkules. Atlan ist von den Geschichten darüber mehr als erstaunt. Perry hofft, in den Anlagen der Oldtimer eine Zeitmaschine zu finden. Sie landen auf Mond drei, hier Tanon genannt. In den Höhlen im Untergrund werden alle von einer Geiststimme begrüßt, die sie als Auserwählte willkommen heißt. Ihre Suche führt sie zu einem Zellaktivator, als plötzlich Koomal Dom erscheint. Der Ritter der Tiefe will den Aktivator an sich nehmen, da er sich für moralisch höherstehend einschätzt, als Atlan, Perry und Sichu. Es kommt zu einer Auseinandersetzung, in der Perry den ZA vernichtet. Koomal Dom macht daraufhin Perry Rhodan ein Angebot, das dieser annimmt.

Rezension

Als ich nach der Lektüre das Heft nochmal umdrehte, stach mir der letzte Satz des Klappentextes ins Auge: „Und welche Rolle spielt der Singende Berg bei alledem?“ Ja, das wüsste ich auch gerne. Und wo nochmal spielt in dem gerade gelesenen Roman ein „Singender Berg“ eine Rolle? Nun muss ein Romantitel nicht zwangsläufig etwas mit dem Inhalt zu tun haben. Für alle, die sich jetzt die Hand an die Stirn schlagen. Ja, ich weiß, dass das Planetarium im Singenden Berg auf Impos entdeckt wurde und dass hier das Planetarium eine Rolle spielt. Eine klitzekleine.

Aufgefallen ist mir der Schriftgrad. Größere Schrift, weniger Buchstaben pro Zeile und weniger Zeilen je Spalte im Vergleich zum Romanheft vor 14 Tagen. Ist der singende Berg herausredigiert worden? Eine Überarbeitung hätte der Roman an einigen Stellen aber auf jeden Fall hinsichtlich der Erzählperspektive nötig gehabt. Die war zuweilen verwirrend, als hätte der Text ursprünglich an einigen Stellen eine Ich-Perspektive oder personale Perspektive gehabt, die dann gegen einen auktorialen Erzähler ersetzt wurde. Allerdings nicht gründlich genug.

Auch im dritten Band der Miniserie wird nicht nur aus der Gegenwart der Figuren, also ca. 15 Jahre nach Ankunft in der Tangente, berichtet, sondern auch der eine oder andere Rückblick in die Jahre davor getätigt. Letztere dienen dem Verständnis der Situation in der Gegenwart. Beispielsweise warum die Figuren sich scheinbar auseinandergelebt haben.

Roman Schleifer rückt erstmals auch Atlan etwas zentraler ins Geschehen. Also den gealterten Atlan der Tangente. Der macht sich so seine Gedanken. Denn über den anderen Atlan, den unsterblichen Atlan, hat er viele Geschichten von Perry und Sichu erzählt bekommen. Die erste Einschätzung von ihm ist nüchtern. Können Perry und Sichu den Fehler Tangente korrigieren, geht er zwar drauf, hat aber die Gewissheit, in der Perry-Sichu-Realität ein tolles und vor allem unsterbliches Leben zu haben. Diese Einschätzung wandelt der Autor im Verlauf seiner Geschichte. Der Arkonide beginnt damit, sich in der Tangente nach der Unsterblichkeit zu sehnen. Sichu Dorksteiger erkennt Atlans Ansinnen und lügt ihn zuweilen an. Außerdem macht sie ihm nur Hoffnung, wenn man das bezeichnen kann, auf eine Zelldusche. Wenn die überhaupt möglich sein sollte. Denn wenn kein ES, dann kein Wanderer, dann kein Physiotron. Allerdings hatte Atlan nach den chronologischen Ereignissen in dieser Geschichte bereits Kontakt mit einem Zellaktivator, als er mit Perry und Sichu unterwegs war. Zwar wird er auch da belogen. Dennoch müsste er sich eigentlich, durch die vorher gemachte Erfahrung, dass man hier an ZA gelangen kann, von Sichu nicht so schnell abspeisen lassen.

Insgesamt kommt die Figurendarstellung, so mein Eindruck, nicht ganz an die Romane davor heran. Die Figuren sind einfacher gestrickt. Den Dialogen fehlt es an Pfiffigkeit und das Spiel zwischen den Figuren wirkt zuweilen etwas kindisch. Das wird in der zweiten Romanhälfte deutlich besser, so als hätte der Autor sich nun an die Figuren gewöhnt. Die Dialoge beinhalten nun auch Witz und kommen nicht so steif, wie zu Beginn des Romans daher. Auch die Darstellung des Tyler, als der versucht, dem Ritter der Tiefe zu entkommen, ist dem Autor gut gelungen. Man kauft ihm den 15-jährigen Jugendlichen ab.

Der Autor geht verstärkt auf das Dilemma von Zeitreisen, Paralleluniversen oder anderen Realitäten ein. Letztlich bleibt er schwammig darin, um was es sich bei der Tangente handelt. Setzt er anfänglich klar auf den Fakt Paralleluniversum, werden dann später in der Geschichte die Begriffe von Zeitebenen und andere Realitäten dann doch wieder als Ersatz für Paralleluniversum verwendet. Eines scheint allerdings festzustehen. Es gibt Verlierer in der Geschichte. Möglicherweise sogar eine Menge an Verlierern.


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