Das neue Utopia – Ben Calvin Hary
Perry Rhodan, Sichu Dorksteiger, Rowena und Caysey mit ihrem Sohn kehren durch den Zeittransmitter in die Zukunft zurück. Gestartet waren Perry und Sichu im Juni 2069 NGZ. Und zunächst glauben die Zeitreisenden auch an die Rückkehr in die angestammte Zeit. Aber schon das Auffinden des älteren Atlans, dessen jüngeres Ich in Atlantis zurückblieb, lässt Perry Rhodan ahnen, dass da etwas nicht stimmt. Dieser Atlan hier ist alt. Dorksteiger bestätigt den Verdacht ihres Mannes. Atlan trägt keinen Zellaktivator. Eine Gedächtnisblockade Atlans, die ihn in ferner Vergangenheit verpasst wurde, löst sich. Der Arkonide kann sich wieder an die Ereignisse erinnern. Die Blockade sollte verhindern, dass er das Wissen um die Hohen Mächte zu einer Zeit erhielt, die er bei normalen Werdegang nicht erhalten hätte. Nun berichtet Atlan von einem anderen Ablauf der Ereignisse. Der Kampf gegen die Maahks lief schlecht. Als die Druuf auftauchten und sich mit den Maahks verbündeten, war das Ende des Großen Imperiums der Arkoniden besiegelt. Atlan begab sich in Cyrostase und der Eindringlingsalarm hat ihn nun geweckt.
Die Gruppe flieht aus der desolaten Tiefseekuppel und erreicht das neue Utopia. Der Kontinent Atlantis ist nicht untergegangen. Ein alternatives Universum erwartet die Zeitreisenden und Atlan. Sichu nennt es die Tangente. Die Menschen teilen sich die Erde mit Druuf und Maahks und gehören der Druuf-Allianz an. Diese ist Teil einer mysteriösen Handelsförderation. Problemlos erhalten sie Wohnungen in Can Coronto auf Atlantis. Für die Einbürgerung erhält Cayseys Sohn den Namen Tyler und den Nachnamen Rhodan.
Einige Monate später haben sich Perry Rhodan und die anderen ein wenig an die Umstände gewöhnt. Sie versuchen herauszufinden, zu welchen Zeitpunkt die Scherung in diese alternative Zeitlinie einsetzte. Das muss ca. minus 8005 bis minus 8000 vor Christus alter Zeitrechnung passiert sein. Doch sie benötigen präzisere Daten. Und eine Zeitmaschine gibt es in der Tangente auch nicht an jeder Ecke, obwohl diese Zeitlinie technisch hoch gerüstet ist. Vielleicht könnte Rico helfen. Doch der Roboter ist verschwunden. Sichu Dorksteiger und Atlan machen sich auf die Suche nach dem alten Roboter.
15 Jahre später. Tyler Rhodan lebt bei Rowena und Caysey. Er hat Freunde und gemeinsam mit diesen Freunden spielt er Streiche gegen die Kol Mani der mächtigen Handelsförderation. Doch einer seiner Freunde empfindet das Kol-Manische Korrelat als Unterdrücker. Die Streiche eskalieren und Tyler gerät in Schwierigkeiten. Sichu und Atlan sind auf Arkon III. Der Robotregent existiert noch und die beiden versuchen an Daten zu gelangen. Dabei werden sie Zeuge einer merkwürdigen Erscheinung. Sichu und Atlan sehen Szenen einer anderen Welt. In ihrer eigenen Zeitlinie ist Arkon III längst vernichtet und durch einen neuen Planeten ersetzt worden. Und genau den sehen sie jetzt. Sichu spekuliert, dass eine Überlappungszone zwischen der ursprünglichen Zeitlinie und der Tangente existiert. Sie sieht eine Chance, auf die andere Seite zu gelangen. Doch beide werden auf Arkon III gefangengenommen.
Niemand Geringeres als Perry Rhodan holt sie aus der Patsche. Sichu hat ihren Mann Jahre nicht gesehen. Er ist ihr fremd geworden. Er verfolgt offensichtlich andere Ziele. Er ist im Auftrag der Superintelligenz Seth-Apophis tätig. Werden sie in ihre eigene Zeitlinie zurückkehren können?
Rezension
Autor Ben Calvin Hary, der schon die erste Atlantis-Serie als Exposé-Autor betreute, räumt im Auftaktband gleich eine Ungereimtheit aus der ersten Serie beiseite. Atlan wurde in der Vergangenheit eine Gedächtnisblockade verpasst. Damit sind seine Erkenntnisse über die Hohen Mächte, die er gewonnen hatte, unterdrückt worden. Ein wenig seltsam fand ich, dass der Eindringlingsalarm Atlan, der in Cyrostase lag, geweckt hat, obwohl sonst nichts in der Tiefseekuppel funktionierte. Der Alarm kann auch nur losgegangen sein, als Rhodan und Co. in der Kuppel materialisierten. Rhodan und seine Begleiterinnen erscheinen also und schwupps, liegt Atlan auch schon blutend vor ihnen auf dem Boden. Diese schnelle Abfolge an Ereignissen muss m.E. noch geklärt werden.
Genug der Kritik. Der Rest kann sich sehen, äh lesen lassen. Ich mag diese Art von Einstieg. Man wird abrupt ins kalte Wasser geschmissen. Anders als in meiner Zusammenfassung ist der erste Roman nicht chronologisch aufgebaut. Der Autor beginnt mit Perry Rhodan in seinem Prolog und lässt den Unsterblichen 15 Jahre nach Ankunft in der Tangente eine merkwürdige Handlung ausführen. Zuerst verstand ich nur Bahnhof. Aber nach und nach erschließt sich eine faszinierende neue Welt. Die ersten Ereignisse erschließen sich einem erst später in dem Roman. Dann nämlich, wenn Sichu und Atlan mit der Überlappungszone zwischen der ursprünglichen Zeitlinie und der Tangente in Kontakt kommen. Und auch Tyler hat ein entsprechendes Erlebnis. Da gibt es jede Menge zu klären. Haben unsere Helden die Zeitlinie unabsichtlich geändert oder sind sie Opfer einer Manipulation?
Dieser Auftakt ist natürlich ein tolles Betätigungsfeld für einen Autor. Er kann sich sein eigenes alternatives Rhodan-Universum stricken. Und das tut Ben Calvin Hary mit Leidenschaft. Der Autor greift tief in die Serienhistorie und gruppiert die Abläufe um. Bekannte Völker haben plötzlich eine andere Historie und neue Wesen schwingen das Zepter. Nichts ist mehr so, wie es die Figuren und die Leser gewohnt sind. Die Geschichte hatte einen tollen Schwung. Ich schätze, der Autor hatte viel Spaß, diese Geschichte so zu entwickeln und zu schreiben. Ich bin gespannt, ob der zweite Band uns schon ein wenig Aufklärung zu einigen Fragen liefert.