Ansichten zu Perry Rhodan Atlantis 03

Fluchtpunkt Venus – von Sascha Vennemann

In Arkonis ist es Perry Rhodan und Sichu Dorksteiger gelungen, eine Leka-Disk der Arkoniden zu stehlen und mit Caysey zusammen in den Weltraum vorzustoßen. Doch die Verfolger sind nicht weit. Sie benötigen dringend ein überlichtschnelles Raumschiff. Rhodan hat auch schon einen Plan, wie er an eines gelangen kann. Doch zunächst müssen die Verfolger abgeschüttelt werden. Die Flüchtenden manipulieren einen Roboter, der auf einem Asteroiden in einer großen Explosion vergeht, während auf der Leka-Disk der Energieverbrauch gesenkt wird, um nicht geortet werden zu können. Der Bluff gelingt.

Danach nutzt Perry Rhodan mehrmals den Swing-by-Effekt, um ihr kleines Schiff ohne verräterischen Energieausstoß zur Venus zu manövrieren. Auf Atlantis hatten sie eine Begegnung mit einem Arkoniden, der aus einer verlorenen Schlacht zurückkehrte, in der Atlan angeblich starb. Sein Schiff war die LT-IV. Die ist inzwischen zum Abwracken zur Venus gebracht worden. Wenn sich in der Positronik noch die Koordinaten der Schlacht befinden, dann muss dort mit der Suche nach dem Kristallprinzen begonnen werden. Rhodan will die LT-IV kapern.

Rowena durchschaut den Bluff der Flüchtenden und begibt sich ebenfalls zur Venus. Das Talagon führt sie mit sich. Sie will es niemanden anvertrauen. Perry, Sichu und Caysey werden auf der Venus vor Herausforderungen gestellt. Die Tier- und Pflanzenwelt stellt sich gegen sie und die LT-IV wird bereits ausgeschlachtet. Wird dieses Schiff überhaupt nochmal abheben, geschweige denn eine Transition durchführen können?

Die drei trennen sich. Caysey soll Rowena aufhalten, Sichu in der Venusfestung die Positronik umprogrammieren, damit sie ungestört von einem Traktorstrahler starten können und Perry will die LT-IV flugfähig machen. Werden diese Ziele erreicht?

Rezension  

Mit Sascha Vennemann greift ein Autor in die Serie ein, der bislang keinen Perry Rhodan-Roman geschrieben hat. Er hat allerdings Erfahrung mit der Bastei-Serie Sternenfaust gesammelt, die ich auch eine Zeitlang gelesen habe.

Gastautoren der Hauptserie bekommen nicht selten für ihren Beitrag ein Exposé vorgelegt, das den Schwerpunkt eher auf die Figurendarstellung legt und weniger auf technische Beschreibungen und schon gar nicht auf den kosmischen Überbau der Serie. Da in den Miniserien die Hohen Mächte kaum eine Rolle spielen und für den Technikeinsatz nicht selten klare Grenzen gesetzt werden, sind sie ganz gut für Autoren geeignet, den Rhodan-Kosmos erstmals zu betreten.

Sascha Vennemanns Geschichte setzt nahtlos an die Ereignisse des zweiten Bandes an. Auch der strukturelle Aufbau des Romans folgt der bisherigen Tradition. Der Terraner, die Ator und die Atlanterin werden abwechselnd geschildert. Obwohl inzwischen der dritte Autor diese Figuren einsetzt, werden die Hauptdarsteller homogen fortgeschrieben. Mit dem einen oder anderen Ausreißer. Als Perry die Atlanterin nach ihrem Einsatz gegen Rowena zurechtweist, habe ich schon ein wenig die Stirn gerunzelt. Vennemann lässt das Mitgefühl, das dem Unsterblichen im ersten Moment abging, dann zumindest gedanklich bei Rhodan zurückkehren, der sich selbst schalt, ob er zu hart reagiert hat. Allerdings ist Rhodan auch nicht gewillt, auf Caysey zuzugehen und den Konflikt aufzulösen. Beschreibt der Autor hier erste Anzeichen dafür, dass Caysey sich stärker emanzipiert, d.h. von ihren Begleitern loslöst? Oder dichtet Sascha Vennemann dem Titelträger Eigenschaften an, die da gar nicht hingehören?

Im weiteren Ablauf des Romans, müssen sich die drei Hauptpersonen verschiedenen Herausforderungen stellen. Dass sich Sichu und Perry trennen, ist durchdacht. Dass Perry die Atlanterin in den Kampf gegen Rowena schickt, ist unklug. Er selbst hatte bei seinem ersten Aufeinandertreffen mit der Arkonidin erhebliche Schwierigkeiten, sich durchzusetzen. Sie wird als erfahrene Kämpferin beschrieben. Und nun schickt Rhodan die schwangere Atlanterin ohne Erfahrung gegen Rowena los, damit sie ihm (Rhodan) mehr Zeit verschafft? Das war nicht glaubhaft.

Allerdings hatte der Autor nun die Möglichkeit, diese Situation, die er selbst heraufbeschworen hatte, durch gute Einfälle bei dieser Auseinandersetzung zu lösen. Die arkonidischen Siedlungen auf der Venus wurden, so steht es in der Geschichte, von einem außerordentlich starken Sturm bedroht. Und auch die aggressive Fauna stand für den Autor parat, um Rhodans, resp. des Autors Entscheidung, die unerfahrene Schwangere gegen eine Kämpferin in den Ring zu schicken, doch noch plausibel lösen zu können. Leider nutzte er beide Elemente nicht. Cayseys Einsatzanzug, den ihr Rhodan verpasst hatte, musste zudem mit geringen Energiereserven auskommen. Aus welchem Grund auch immer, verpasste der Autor dieses Manko auch dem Anzug von Rowena. Gleichzeitig fliegen und Schutzschirm aufbauen ging nicht und so konnte Rowena von Caysey besiegt werden.

Dass Rhodan nun erneut die Arkonidin zurückließ, ist beinahe schon ein Running-Gag innerhalb der Perry Rhodan-Miniserien. Ihr Funkarmband ließ er ihr auch. Oje! Interessant hingegen die versuchte Heilung, die von den Venus-Robben an der Atlanterin versucht wird.

Für Perrys Einsatz greift der Autor zu einem bewährten Mittel. Was Perry nicht schafft, muss eben ein anderer für ihn erledigen. RCO könnte durchaus als Basis für den späteren Rico dienen. Sichu ist hingegen auf sich allein gestellt. Für ihre Maßnahmen, die Venuspositronik zu infiltrieren und sie für ihre Zwecke umzuprogrammieren, lässt sich der Autor einiges einfallen.

Lediglich bei der Befreiung aus der misslichen Situation leistet sich der Autor einen Fehler. Denn es ist unklar, wie die Selbstschussanlagen in der Anlage der Venuspositronik die Roboter ausschalten. Paralyse kann es nicht gewesen sein. Dann also Energiegeschütze. Doch das steht da nicht. Bleibt noch die Frage, warum vier Kampfroboter es nicht schafften Sichu Dorksteiger auszuschalten. An einer anderen Stelle, etwas später, schreibt der Autor explizit darüber, dass Kampfroboter, die in der Station herumlaufen würden, betäubt würden. Die armen Roboter!

Gefallen hat mir die Idee des Autors, die Leka-Disk mittels Swing-by-Effekt auf Kurs Venus zu bringen. Alleine die zeitlichen Abläufe muss man hier allerdings ausblenden. Rowena hatte den Bluff mit der Zerstörung nicht geschluckt. Warum sie die Schiffe nicht angewiesen hat, genauer hinzuschauen, bleibt ihr Geheimnis. Inzwischen surft Rhodan um Jupiter herum, um Schwung zu holen. Zeit eigentlich genug für Rowena, ihn auf der Venus gebührend zu empfangen. Tut sie aber nicht.

Insgesamt bleibt nach wie vor offen, auf welcher Seite die verschiedenen Parteien stehen. Kors da Masgadan glaubt, auf Atlans Befehl zu handeln. Und Rowena will gar den Kristallprinzen um Hilfe bitten. Es könnte also sein, dass Rhodan gerade einen schönen Plan des jungen Atlan irgendwie torpediert.

Der Roman lies keine Langeweile aufkommen. Die Ungereimtheiten lassen sich nicht so ohne weiteres ignorieren. Die Figurendarstellung, Sichus Gedanken und auch Cayseys widersprechende Gefühle passten und belebten den Roman.


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