Die Wandlungen des Ossan Bak – von Leo Lukas
Auf der Hauptwelt der Cheborparner haben die Delegierten zahlreicher Sternenvölker der Milchstraße das Dritte Galaktikum ins Leben gerufen. Trotz der Attentate wurde übereinstimmend ein Verteidigungsbündnis gegründet. Und das Bündnis will sich auch extragalaktischen Mitgliedern öffnen. Pspopta, die Hauptwelt der Cheborparner, wird zum vorläufigen Amtssitz und Reichsverweser Nunnuyard Cheteszer zum vorläufigen Präsidenten ernannt.
Während im Hintergrund nun die Politiker Details ausarbeiten, ist Zeremonienmeisterin Phanay Gogosz noch mit der Aufklärung der Attentate beschäftigt. Sie interessiert vor allem das Motiv des Attentäters. Und nicht nur sie. Auch Atlan und Sichu Dorksteiger wollen die Geschichte des Attentäters hören. Es ist, wie schon lange vermutet, ein Gestaltwandler. Ein Koda Aratier. Sein Name ist Ossan Bak. Und er steht in Diensten der Yodoren. Seine Mission war es, die Bildung einer galaxisweiten Allianz gegen den Chaoporter FENERIK zu unterstützen und voranzubringen. Das Gehörte kommt den Zuhörern unglaublich vor. Um es zu verstehen, muss Ossan Bak seine Lebensgeschichte erzählen. Wie er für die Terminale Kolonne TRAITOR tätig war und wie er auf die andere Seite, zu den Kosmokratendiener, den Yodoren, wechselte. Die Wandlung des Ossan Bak zieht sich über Jahrhunderte und enthält auch ein Detail, das seinen Lebensweg mit dem von Iwán/Iwa Mulholland verbindet.
Am Ende steht eine erneute Einladung für Atlan an, die Yodor Sphäre zu bereisen. Iwán/Iwa Mulholland wird den Unsterblichen in der RA begleiten.
Rezension
Autor Leo Lukas knüpft an die Geschichte der Vorwoche an. Er eröffnet den Roman mit der Beichte des Attentäters. Wer er ist, warum er es tat und in wessen Auftrag. Wie ich schon zu einem der letzten Romane schrieb, ist mal wieder Druck auf dem Kessel. Die Völker der Milchstraße müssen ein Verteidigungsbündnis schmieden. Es ist wohl eine Utopie, dass ein Bündnis ohne Druck von außen nicht zustande kommen kann. Angesichts FENERIK sollte man meinen, ist genügend Druck da. Den Yodoren reicht das alleine nicht und sie setzen noch eins oben drauf. Ossan Bak mimt einen Agenten des Chaos. Was genau der anrichten könnte, erzählt dann der Autor aus der frühen Lebensphase seines Protagonisten, bevor die Wandlungen seine Figur auf die Gegenseite treiben.
Lebensgeschichten sind, ich schrieb es schon an anderer Stelle, so etwas wie das Salz in der Suppe der Serie. Zumindest geht es mir so. Meist sind es kosmische Figuren mit einer hohen Lebenspanne. Man erinnere sich an Ganerc (Callibso), Bardioc oder Laire. Aber auch verwurzeltere Figuren werden so beleuchtet, siehe Toufec oder Vetris-Molaud oder im letzten Zyklus die Figur Chariklis. Mit Ossan Bak wird keine schon bekannte Figur mit einer Vorgeschichte untermauert, sondern die Figur wird erst in diesem Roman geschaffen.
Für Freunde der Terminalen Kolonne TRAITOR – es soll da einen gleichnamigen Fan-Club auf Terra geben – ist die Geschichte ein Schmankerl. Für mich als Leser hat der Roman einige Längen. Der Autor verzichtet weitgehend auf Beschreibungen, bzw. Reaktionen seiner schweigenden Zuhörer. Atlan hat gewiss an der einen oder anderen Stelle den Geduldsfaden verloren. Das augenzwinkernde „Einbremsen“ des Autors an verschieden Kapitelübergängen half da nicht wirklich, zumal Leo Lukas auch die eine oder andere Beschreibung aus den Vorgängerromanen 1:1 in seine Geschichte übernahm. Das las sich etwas zäh. Seine eingestreuten spöttischen Betrachtungen zivilisatorischer Entwicklungen, waren mir ein wenig zu platt. Ich lese sowas gerne, aber gerne auch feinsinniger.
Zum Romanende hin taucht der Autor tief in die Serienhistorie ein, besucht eine der Immateriellen Städte, schlägt einen Bogen zu Anthuresta und platziert neue Geheimnisse, wie Mulhollands Herkunft. Abgesehen von der zeitlichen Einordnung, die auch Atlan hat stutzig werden lassen, sollte eine lebende Cyno schon einen Schatten werfen. Erst im Tod verwandeln sich Cynos in Obelisken, die keinen Schatten werfen.
Aber vielleicht gibt’s auch dafür eine Erklärung. Auch Atlan hat am Ende seine kleinen Geheimnisse, die er noch nicht mal Rhodans Ehefrau verrät. Nun allerdings geht’s zunächst zu Reginald Bull. Mein Fazit zu diesem Roman: Gute Unterhaltung mit einigen Längen.