Letzte Rast bei Mu Sargai – von Leo Lukas
An Bord des Supramentums verfolgen Opt-Atlan und Jasmyne da Ariga das Ziel, Atlan von der Ritteraura zu befreien. Doch zunächst versucht da Ariga mit ihren besonderen Fähigkeiten Atlans Erinnerungen an die Zeit hervorzuholen, als sich der Unsterbliche hinter den Materiequellen aufgehalten hat. Sie holt Atlan aus der Suspension und dringt über eine SEMT-Verbindung in sein Gehirn ein. Zumindest versucht sie es. Sie erkennt Pforten, die ihr verschlossen sind und klopft gewissermaßen an.
Außerhalb der THORA, genauer gesagt, außerhalb des Duplikats der THORA entwickelt sich die Lage dramatisch. Das Sternenrad driftet in Richtung der Bleisphäre und die Cairaner können ihr Machtinstrument nicht wieder unter Kontrolle bringen. Perry Rhodan verfolgt den Plan, mit Hilfe von Gucky und von Zemina Paath ins Supramentum vorzustoßen und den originalen Atlan zu retten. Das aufgerüstete Schiff Opt-Atlans setzt ihm jedoch mehr Widerstand entgegen, als ihm lieb sein kann.
Der originale Atlan kämpft inzwischen mit seinen Erinnerungen. Er findet sich in einer surrealen Umgebung wieder. Was er nicht weiß, die Bemühungen Jasmyne da Arigas, in seinen Geist einzudringen, hat zusammen mit anderen Effekten eine Erinnerung, ein Holofrakt der Kosmokratin Mu Sargai, aktiviert. Atlan kann mit den verschiedenen Erscheinungen der Kosmokratin kommunizieren. Dabei erfährt der Unsterbliche, warum er keine Erinnerungen an seinen Aufenthalt hinter den Materiequellen hat, wer dafür verantwortlich ist und wie Mu Sargai die cairanischen Aktivitäten beurteilt. Außerdem stellt sich Atlan der Situation, ob er seine Ritteraura weiter tragen möchte.
Rezension
Meine Leseeindrücke auf den ersten Seiten des vorletzten Romans des Zyklus waren zweigeteilt. Einerseits gefiel mir der Auftakt. Autor Leo Lukas lässt das Bioduplikat von Atlan auf das Original blicken und mich als Leser an den Gedanken von Opt-Atlan teilhaben. Sprache und Stil ließen mich in die Geschichte eintauchen. Der Autor riss eine interessante Story an. Die Ritter der Tiefe, ihre Aura, Atlans Aufenthalt hinter den Materiequellen und die Erkenntnisse zu diesem Thema. Synchronie, Pensor und andere Begriffe versprachen einen kosmischen Touch der zu erzählenden Geschichte.
Doch nach diesem verheißungsvollen Auftakt verlief der Roman zunächst ganz anders. Und nicht unbedingt besser. Der Autor begann damit, bei einem wenig plausiblen Plan Perry Rhodans, andere Begrifflichkeiten des Zyklus in den leeren Raum zu werfen, um sie lang und breit zu erklären. Wir erfahren die technischen Daten eines Kampfroboters ebenso wie die Daten der Bleisphäre, wie Thermokanonen funktionieren und einiges mehr. Waren die Szenen aus der Vergangenheit, die Atlans Ritteraura in den Fokus der Erzählung rückten, gewissermaßen das Salz in der Suppe, verdarben die anderen stereotypen Banalitäten den Genuss der Speise.
Atlans Abenteuer, genauer die Suche in seinen Erinnerungen, waren intensiver. Starke Bilder wechselten sich ab mit Szenen, die in Erinnerung bleiben werden und Einblicke in kosmische Zusammenhänge boten.
Dann wieder die Perry Rhodan-Ebene. Auch hier wurde es nun kosmisch, aber nicht besser. Weitere Elemente des Zyklus werden hervorgezerrt. Das hat man nun davon, wenn man einen Zyklus in den letzten zwei Heften beenden will. Zu vieles, was nicht abgeschlossen wurde und nun erwähnt werden muss, weil sonst der Leser danach fragt. Die Rhodan-Ebene verlangte nach Dramatik. Und Leo Lukas gab sie ihr. HATH’HATHANG ging zur Neige, ein endgültiges Verlöschen, verblassen, verwehen. Ein unkontrollierter Sturz des Sternenrads, ein Vergehen der Bleisphäre, ein verheeren von M13. Die Uhr tickte. Unaufhaltsam. Die Zeit drängte. Das alles auf einer Seite des Romans. Ent-dimensionieren, ent-realisieren. Schauderhaft in dieser Fülle.
Ich tat etwas, was ich sonst nie tue. Ich übersprang die Rhodan-Handlung. Las nur die letzten Zeilen davon und bin absolut davon überzeugt, nichts verpasst zu haben. Der Rhodan-Strang war unlesbar. So ziemlich das Schlechteste, was Leo Lukas je geschrieben hat. Sprechen wir nicht mehr davon.
Die Atlan-Ebene war Lichtjahre besser. Sie thematisierte nicht einfach nur den kosmischen Überbau der Serie, sie lud dazu ein, das Geschriebene mit Genuss zu verfolgen, weil die Geschichte auch Charme und Witz hatte. Diesen Part kann man auch nochmal ein zweites Mal lesen.