Ansichten zu Perry Rhodan Heft 3097

Der Golem – von Uwe Anton

Die Bioduplikate an Bord des Nachbaus der THORA verfolgen ein gemeinsames Ziel. Im Hintergrund spürt der optimierte Atlan noch immer den Drang, durch die Bleisphäre zu gehen und das Trajekt zu verwirklichen. Aber er will Freiheit und sich selbst verwirklichen. Die Besatzung ist von den Somnus-Organoiden befreit worden. Die Besatzung will sich nicht mehr instrumentalisieren lassen. Sie, die von der Cairanern erschaffen wurden, sehen sich selbst als bessere Menschen, als optimierte Menschen an. Doch will sich Opt-Atlan den Gegebenheiten stellen. Das Supramentum, als das die THORA vorgesehen ist, benötigt Vitalenergie. Die Ausweglosen Straßen der Cairaner werden angeflogen, um dort diese Energieform zu rauben. Die optimierte Besatzung hat auch das Schiff in vielen Bereichen verbessert. Augenschiffe der Cairaner haben gegen die Pseudo-THORA keine Chance. Mit dem Wachpersonal auf den Stationen machen die Bioduplikate ebenfalls kurzen Prozess.

Nach dem ersten Erfolg, setzt die Pseudo-THORA ihre Raubzüge fort. Die Bioduplikate sind berauscht von ihren Erfolgen. Ein starkes Überlegenheitsgefühl stellt sich bei der Besatzung ein. Einher geht auch eine Änderung in der Moral. Nachdem die Bioduplikate auf fünf Ausweglosen Straßen sämtliche Vital-Suppressoren bergen und eigenen Zwecken zuführen konnten, fliegen sie Trakarat an. Dort war der Supramentum-Prototyp explodiert. Opt-Atlan demonstriert auch bei den Báalols seine Überlegenheit und nimmt etliche Antis an Bord, die er aufgrund ihrer Gabe des Vorscheins für das Supramentum benötigt.

In Opt-Atlan wachsen Zweifel, ob er nicht doch noch instrumentalisiert wird. Denn er verfolgt die gleichen Ziele, wie die Cairaner. Er sieht die Zukunft im anderen Universum. Seine optimierte Besatzung hat inzwischen einen Extraktor entwickelt, der als Waffe eingesetzt, Lebewesen auf anfliegenden Schiffen die Energie entzieht und sie in kurzer Zeit altern und sterben lässt. Opt-Atlan integriert zwei Augenschiffe in die Zelle der THORA und sieht das Schiff und seine Besatzung als modernen Golem. In M13, in der Nähe der Bleisphäre nimmt er auch noch die Futuroskope der Signaten an Bord. Derweil entwickelt Jasmyne da Ariga einen Plan, wie sie die Ritteraura vom echten Atlan lösen kann. Das will Perry Rhodan unbedingt verhindern.

Rezension 

Autor Uwe Anton schildert die Ereignisse um den optimierten Atlan aus verschiedenen Blickwinkeln. Einige Schiffe des Galaktikums entdecken außerhalb des Lichtschirms ein seltsames Schiff und versuchen dessen Herkunft und die Identität seiner Besatzung zu klären. Diese Geschehnisse bilden die Endphase einer Entwicklung, die der Autor im zweiten Erzählstrang schildert, der früher einsetzt aber parallel vorangetrieben wird. Der Leser weiß daher früh, was es mit dem merkwürdigen Schiff auf sich hat, aber kennt noch nicht die Motive oder Ziele seiner Besatzung.

Diese Motive oder Ziele sind der Hauptbestandteil der Geschehnisse um Opt-Atlan. Nachdem sich die bioduplizierte Besatzung der lästigen Organiode entledigt hat, erschaffen sie das Supramentum. Damit erfüllen sie exakt den Plan, den die Cairaner für das Schiff und seine Besatzung vorgesehen hat. Uwe Anton steigert das Überlegenheitsgefühl seiner Figuren von Kapitel zu Kapitel. Nur in der Wortwahl beschränkt sich der Autor auf das Verb „optimiert.“ Es hätten sich sicherlich Synonyme finden lassen, um die Entwicklung zu beschreiben, wie bspw. herrschaftsbegierig, bedingungslos, herrisch, uneingeschränkt, bevormundend, unterdrückend, absolutistisch oder barbarisch. Aber Uwe Anton belässt es bei „optimiert“ und karikiert diese Handlung. Dazu Atlans „Reden“, die Empfänge in seinen „Privatgemächern“ und andere Selbstgefälligkeiten. Ich wäre schon überrascht, wenn die Duplikate am Ende Reißaus nehmen und sich anderswo einen Herrschaftraum schaffen und den Cairanern eine lange Nase drehen.

Ein typisches Muster der Serie ist auch das gleichzeitige Auftreten eines handlungseminenten Elements. Mit den Thesanit wurden ausgewählte Mitglieder des Volkes eingeführt, die Blicke in die Zukunft werfen können. Parallel dazu werden die Futuroskope platziert und Báalols, die die Gabe des Vorscheins haben. Diese Häufung einer bestimmten Fähigkeit bei unterschiedlichen Spezies zum Zweck der Vollendung des Supramentums mutet etwas konstruiert an.

Die Ritteraura spielt mal wieder eine Rolle. Interessant dabei ist, dass die Beteiligten, die sich dieser Aura bedienen wollen, ganz genau zu wissen glauben, dass sie sie brauchen, um in den anderen Zwilling des Dyoversums wechseln zu können. Wie schon seinerzeit beim Neuroversum werden einfach ein paar exotische Zutaten in einen Kessel Buntes geworfen, etwas köcheln lassen und das Richtige wird schon dabei herauskommen. Kein Rezept, keine Anleitung, noch nicht mal eine Ahnung, aus was die Zutaten bestehen. Einmal umrühren und fertig ist der Durchgang zum anderen Universum.

Der Roman erinnert mich entfernt an eine Geschichte von Philip K. Dick. In „Der Glaube unserer Väter“ versucht der Protagonist der Wirklichkeit zu entfliehen, indem er eine Droge einnimmt. Entsetzt muss er feststellen, dass er erst durch das Einnehmen der Droge in die Wirklichkeit gelangt. Die Bioduplikate haben sich der Organoide entledigt. Und handeln vielleicht erst deshalb genauso, wie es geplant war.


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