Brigade der Sternenlotsen – von Uwe Anton
Der Haluter Bouner Haad hat den Benshér Tenshuun befreit und bringt den ehemaligen Diener der Superintelligenz HATH’HATHANG zu einer Insel in der Nähe des Kontinents Ghalabaicos auf Ghibona. Zwei Cairaner, die dort leben, bieten den beiden Unterschlupf. Tenshuun erzählt die Geschichte des Sternenrads Emlophe. Tenshuun lebte auf Nou’Noinou im Gleißmeer, das den größten Teil des Planeten bedeckte und aus Bendo bestand, dem Lebenselixier der Superintelligenz HATH’HATHANG. Die Superintelligenz hatte in ihrer Mächtigkeitsballung eine Friedenszone geschaffen. Und sie schuf Sternenräder, um den Frieden auch in andere Regionen des Universums zu bringen. Doch es war lange her, dass HATH’HATHANG ein Sternenrad geschaffen hatte. Als endlich wieder der Auftrag dazu erging, gehörte Tenshuun zu jenen Auserwählten, die zur Brigade der Sternenlotsen gehören sollten. Jenen, die das Sternenrad, das den Namen Emlophe erhielt, steuern sollten. Die Freude über die Nachricht wurde getrübt. Denn Emlophe sollte das letzte Sternenrad sein. Die Superintelligenz will sich selbst abberufen und den Weg zur Materiequelle und zum Kosmokrat nicht einschlagen. Sie nimmt einen anderen Weg der Entfaltung.
Zahlreiche Hilfsvölker schufen die planetaren Anlagen und die Infrastruktur für das Sternenrad. Aber das planetare System mit einem Weißen Loch zu verschmelzen bewerkstelligte die Superintelligenz selbst. Dann ging das Sternenrad Emlophe auf Reisen. Die erste Versetzung führte in die Galaxis Xitandha. Dort fand eine Schlacht statt, die beendet werden sollte. Das Sternenrad setzte zur Konfliktlösung auch seine Primärwaffe ein. Dieses Vorgehen führte auch zu hitzigen Debatten unter den Sternenlotsen.
Eine weitere „Friedensmission“ sollte folgen. Auf dem Weg zum nächsten Ziel, der Galaxis Schenter, in der ein immerwährendes Gefecht tobte, wurden die Pläne geändert. Die Mission sollte nicht stattfinden. Jahrelang wartete die Besatzung des Sternenrads auf Anweisungen. Schließlich beschloss man eigenständig die Mission fortzusetzen. Doch auf dem Flug kam es zu einer Begegnung mit Cairanern. Diese überbrachten neue Befehle der Vecuia und der Kosmokratin Mu Sargai. Emlophe sollte stillgelegt werden. Die Mission in Schenter sollte die letzte sein. Die Erhöhung der Hyperimpedanz erschwerte die Mission. Vor Ort waren bereits die Cairaner im Einsatz der Vecuia. Die Cairaner eroberten mit einem Trick das Sternenrad. Begünstigt durch eine Verräterin unter den Sternlotsen. Bouner Haad kommt eine Idee. Er fragt Tenshuun, ob der noch immer das Sternenrad bewegen könne.
Rezension
Zum Romanende beschreibt Uwe Anton seinen Protagonisten Bouner Haad mit den Worten, er sei „sehr berührt“ nach der Lebensgeschichte des Benshér. Den jungen Haluter hatte zum ersten Mal der Hauch kosmischer Geschichte umweht, schreibt der Autor. Dem kann ich zustimmen. Der Roman folgt in seinem Aufbau der „Tradition“ von Lebenserinnerungen, in denen Wesen geschildert werden, die an großen, an „kosmischen“ Aufgaben mitgewirkt haben.
Der Reiz dieser Geschichte liegt in der Inszenierung einer fast schon religiös angehauchten sagenhaften Geschichte, die man auch passend zum Zyklustitel durchaus der Kategorie Mythen zuordnen kann. Gerade in den ersten Beschreibungen auf der Welt Nou’Noinou mit dem Gleißmeer, dem Lebenselixier einer höheren Wesenheit. Dazu dichtet der Autor ebenfalls sagenhafte Wesen, wie die Protozeitforscher, ohne die sich kein Sternenrad in Bewegung setzen würde. Auch die Beschreibung, dass sich das Sternenrad bis vor den Urknall zurückbewegt, um ein neues Ziel anzufliegen, passt in diese mythische Erzählung.
Etwas Moralität streut der Autor auch dazwischen, wenngleich er sich in dem Disput der Sternenlotsen, ob Gewalt ein vertretbares Mittel bei einer Friedensschaffung sein darf, letztlich nicht festlegen möchte und einen offenen Ausgang bevorzugt. Die klassische Fragestellung ob einer getötet werden darf, um tausend zu retten, wird in verschiedenen Ansätzen gespiegelt. Am Ende könnte „einer“ unter Milliarden vielleicht den Ausschlag geben beim aktuellen Konflikt in der Milchstraße. Tenshuun könnte noch einmal das Sternenrad bewegen. Ein detailverliebter und guter Roman von Uwe Anton.